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Im Test: Silent Hill – Downpour

Silent Hill: Downpour macht einiges besser als sein Vorgänger, mit älteren Ablegern kann es dennoch aus verschiedenen Gründen leider nicht mithalten. Wieso dies der Fall ist könnt ihr hier nachlesen.

Artikel-Autor: Merlin

Hier ist der zweite Teil unseres Horror Double Features!

Murphy Pendleton hat es wirklich nicht leicht. Er sitzt nicht nur eine Gefängnisstrafe ab, sondern landet nach einem gescheiterten Umzug in eine neue Hochsicherheitsunkunft auch noch in der berüchtigten Stadt Silent Hill. Neben Monstern und einigen Stadtbewohnern trifft er vor allem auf eine Person: sich selbst. Die nebeldurchzogene vom Regen geplagte Stadt kennt den Unglücklichen scheinbar besser als er selbst es tut. Zu allem Überfluss verschlägt es unseren geplagten Protagonisten auch noch von Zeit zu Zeit in die gar schreckliche Otherworld. Prinzipiell also wunderbare Voraussetzungen für ein spannendes und vor allem gruseliges Abenteuer in des Horror-Fans liebster Stadt. Doch gelingt dieses Unterfangen nach dem doch eher mäßigen Silent Hill: Homecoming? Zum größten Teil auf jeden Fall, doch was genau zeichnet den neusten Teil der Serie aus und was klappt nicht ganz so, wie es sollte ?

Zur eigentlichen Story möchten wir eigentlich nicht mehr Worte verlieren als ich es schon in der Einführung getan habe. Spoiler könnten nämlich einiges an Spielspaß kosten. Dies liegt vor allem daran, dass besonders die Geschichte dieses SH-Teils wunderbar erzählt wird, sei es nun durch scheinbar unwichtige Details in der Umgebung oder durch diverse Rückblenden. Bis zum Schluss fesselt euch vor allem die Geschichte an den Bildschirm. Wie diese endet liegt serientypisch ganz bei euch. Sechs verschiedene Enden können nämlich erreicht werden, eure Handlungen haben dabei eine direkte Auswirkung auf eben jenes. Leider gibt es jedoch nur eine Handvoll von “direkten” Entscheidung. Dies ist besonders schade, da eben jene vor allem in den ersten beiden zwei Stunden getroffen werden müssen. Dies suggeriert, dass eben jenes Element wohl des öfteren im Spiel vorkommen wird, was jedoch nicht der Fall ist.

Abgesehen von der Haupthandlung könnt ihr auch diverse Nebenquests annehmen. Doch Misanthropen müssen jetzt keinesfalls in Panik verfallen. Bis auf eine Aufgabe werden eben jene Nebenaufträge nicht durch NPCs aktiviert, sondern meist durch Zufall in der verlassen Stadt gefunden. Die meisten dieser Aufträge erzählen auch ihre eigenen, gut durchdachten und vor allem oftmals mit genialen Spielmechaniken versehenen Geschichten, vor denen auch die eigentliche Handlung etwas verblasst.

Leider schleichen sich jedoch auch in die Story einige Logikfehler ein. Beispielsweise versucht ihr zu Beginn des Spiels aus einem Wald zu fliehen. Folgt ihr jedoch dem falschen Weg, so wird eure Flucht entweder durch einen umgefallenen Baum (Was für ein unüberwindbares Hindernis!) oder einen See verhindert. Für einen flüchtenden Gefangenen ist Murphy also ziemlich wählerisch, was seinen Fluchtweg angeht… oder er ist einfach nur faul. Derartige Fehler schleichen sich noch einige Male ein, jedoch vermindert keiner davon den allgemeinen Spielspaß.

Oh, eine Metallstange… na das Messer kann ich dann wohl wegwerfen…

Wo die Geschichte überzeugt, da enttäuscht Downpour vor allem beim Gameplay etwas. Da wäre beispielsweise das recht holprige Kampfsystem. Zwar kommen Kämpfe nicht einmal annähernd so häufig vor wie bei Homecoming, allerdings kommt ihr der einen oder anderen Prügelei nicht aus. Für eben jene könnt ihr auf so ziemlich alles zurückgreifen, was sich in Silent Hill finden lässt. Dazu zählen Flaschen, Holzbalken oder auch simple Steine. Ein Problem stellt hierbei allerdings die Limitierung eures Waffeninventars dar. Murphy kann nämlich aus irgendeinem Grund nur eine Waffe tragen. Findet ihr also eine schwere Metallstange, wollt aber euer treues Messer nicht aufgeben, so müsst ihr euch entscheiden. Hiermit soll natürlich ein gewisser Realismus ins Spiel integriert werden. Dies wird vor allem dadurch untermauert, dass eure Waffen nach einigen Schlägen unbrauchbar werden. Jedoch ergibt das absolut keinen Sinn. Wieso kann Murphy nicht einfach das Messer einstecken und die Stange als Zweitwaffe mit sich tragen? Seltsamerweise kann unser Protagonist nämlich sonst so ziemlich jeden Müll mitnehmen, der sich im Verlauf des Abenteuers finden lässt. Spätestens, wenn ihr mit einer Urne, mehreren Filmbändern, mindestens sieben Medipacks sowie einigen anderen Items durch die Gegend stolziert und dennoch nur eine Waffe tragen könnt, verwundert dies doch stark. Neben allerlei Waffen zum Verknüppeln der Gegner findet Murphy im Verlauf seines Abenteuers allerdings auch, wenn auch selten, Schusswaffen. Diese kommen meist mit wenig Munition daher und stören deshalb das Gleichgewicht zwischen Action und Horror in keinster Weise. Allerdings kann Murphy hier seltsamerweise neben seiner Nahkampfwaffe auch einen Schießkolben mit sich tragen… sehr wählerisch…

Die stattfindenden Kämpfe verlaufen meist gleich. Sinnt es einer höllischen Kreatur nach Murphys Fleisch, so könnt ihr euch auf verschiedene Weise wehren. Einerseits gibt es immer die Möglichkeit vor euren Gegnern zu flüchten, solltet ihr allerdings auf eine Prügelei stehen, so könnt ihr einerseits mit einem einfachen Angriff zuschlagen oder eben jenen für eine stärkere Attacke “aufladen”. Ebenso habt ihr die Möglichkeit mit eurer Waffe ankommende Schläge zu blocken, jedoch zehrt auch dies, wie jeder eurer ausgeteilten Treffer, an deren Haltbarkeit. Die Steuerung der Schusswaffen gestaltet sich als etwas ungenau. Euer Fadenkreuz zuckt in einem gewissen Rahmen hin und her und macht es deshalb vor allem schwer sich bewegende Ziele zu treffen. Natürlich soll dies die Spannung in den Auseinandersetzungen steigern, jedoch ist es schon etwas ärgerlich, wenn die Hälfte der ohnehin schon rar gesäten Munition nicht ihr Ziel findet.

Dadurch, dass fast jeder Gegenstand als Waffe verwendet werden kann, tut sich auch ein weiteres Problem in diesem System auf: oftmals liegen mehrere Gegenstände neben- oder übereinander. Bis ihr also an die gewünschte Axt kommt, müsst ihr teilweise erstmal einige Flaschen oder andere Objekte entfernen. Ebenso unterscheidet sich das Aufheben von storyrelevanten Items nicht sonderbar von der Waffenbeschaffung. Falls Silent Hill also gründlich durchsucht wird, kann es vorkommen, dass aus Versehen einmal die Waffe weggeworfen wird, obwohl man hier um einen wichtigen Gegenstand vermutete.

Ähnlich undurchdacht gestalten sich auch die Otherworld-Sequenzen. Diese können grundsätzlich in zwei Elemente eingeteilt werden: Fluchtsequenzen und die klassische Otherworld. Ersteres Element mag vielleicht beim zu Beginn noch spannend sein, leider wird dieses jedoch bei jedem Besuch in der Parallelwelt genutzt und wirkt daher spätestens beim zweiten Mal nur noch nervig. Im Prinzip geht es bei eben jedem Segment darum, vor einer roten Sphäre zu fliehen, die scheinbar die von ihr berührte Materie in Nichts verwandelt. Diese Sequenzen wirken weder schockierend noch gut durchdacht und stören daher den Spielfluss sowie -genuss ungemein. Die restlichen Aufenthalte konfrontieren euch oftmals mit tödlichen Fallen oder kleineren Rätseln. Diese wiederholen sich jedoch auch leider etwas zu oft und vor allem die Rätsel sind teilweise arg langweilig. Dies trifft  nicht nur für die Otherworld zu, sondern auch für Rätsel im realen Silent Hill.

Jedoch gibt es auch hier einige Glanzpunkte, welche durchaus als gelungen im Gedächtnis bleiben. Zur Erläuterung für Silent Hill-Neulinge: Neben der realen Stadt Silent Hill werdet ihr im Verlauf eures Abenteuers einige Male ungewollt in eine alternative Dimension “entführt”. Abgesehen von einem rostigen Look kommt dieses recht surreal anmutende Universum auch mit allerlei, meist in Murphys Psyche verankerten Symbolen daher.

Oh Monster du bist so….. dich kenn ich doch!

Eure Gegenspieler in Silent Hill Titeln repräsentieren meist die persönlichen Probleme oder versteckte Ängste der Protagonisten. Bei Silent Hill: Downpour trifft dies jedoch nicht zu…. Ehrlich gesagt könnten die Ungeheuer in diesem Titel generischer nicht sein. Wo in Silent Hill 2 noch ein komplexer Hintergedanke hinter jedem Monster steckte, das Design teilweise von surrealistischen Kunstwerken übernommen wurde, so glänzt Downpour nicht gerade mit Originalität. Ziemlich jeder eurer Widersacher war in jedem noch so klischeebehafteten Horrorfilm dabei. Zu allem Überfluss begegnen euch bis zum Ende eures Abenteuers auch nicht mehr als fünf (!) verschiedene Gegnertypen. Dies ist mehr als nur etwas enttäuschend. Noch dazu lässt das Verhalten eben jener Aushilfsgrusler euch teilweise am Kopf kratzen. So tuen sie sich beispielsweise zusammen, um mit Patroullienfahrzeugen die Stadt unsicher zu machen… Lasst euch diesen Gedanken einmal durch den Kopf gehen! Das wirkt einfach nur lächerlich. In unserem Testlauf geschah das aber nur einmal. Sobald eben jenes Automobil nämlich heranrauscht, bekommt ihr prompt eine Nebenquest, um diese Schmarrerei zu unterbinden.

In Silent Hill da gruselts gar sehr

Abgesehen von eben jenen Mäkeln kann Downpour jedoch vor allem durch eine extrem dichte Atmosphäre überzeugen. Neben dem serientypischen Nebel bekommt ihr es in diesem Abenteuer auch mit dem namensgebenden Regen zu tun. Dieser verändert das Spielgeschehen zwar nicht merklich, verstärkt allerdings den trost- und hoffnungslosen Eindruck Silent Hills. Die gesamte Spielwelt wurde überdies mit einer unglaublichen Liebe zum Detail gestaltet. Von der ersten Sequenz, welche in einem verlassenen Bergwerk stattfindet, bis zum Erreichen eines verlassenen Diners sowie der letztendlichen Ankunft in Silent Hill floss eine Menge an Arbeit in die Ausleuchtung und allgemeine Architektur der Spielwelt. Dies macht sich auf jeden Fall bezahlt, erzählen so doch selbst einige in der Ecke stehende Gegenstände ihre ganz eigenen Geschichten – so muss sich ein Horror Spiel anfühlen. Auch die Otherworld hat designtechnisch einiges zu bieten, jedoch wiederholen sich einige Segmente des öfteren. Zudem fällt der Unterschied zwischen der realen und der höllischen Dimension teilweise erst beim zweiten Hinschauen auf. Nichtsdestotrotz kann letztendlich auch eben jene durchaus überzeugen.

Einige der besuchbaren Orte und Events lassen auch sogar betagte Spieler staunen. Tatsächlich wurden einige, teils geniale Ideen in Downpour integriert. Wann konnte man beispielsweise schon einmal durch ein Grammophon einen Mordfall aufklären? Wir möchten hierbei wirklich keine konkreten Beispiele nennen, lasst euch einfach überraschen.

Leider kann die allgemeine Qualität der Grafik nicht ganz mit dem wunderbaren Levelaufbau mithalten. Viele Texturen wirken verwaschen und teilweise einfach nur hässlich. Letztendlich schadet dies dem Spielspaß jedoch nicht im Geringsten. Dazu fesselt dieser Titel einfach zu sehr. Was jedoch auch fesselt sind gelegentliche Ruckler. Diese lassen das sonst recht flüssige Spielgeschehen als Diashow ablaufen, derartige Patzer sollte es eigentlich in der heutigen Zeit nicht mehr geben. Selbiges gilt auch für die teilweise recht langen Ladebildschirme. Diese sind zwar tolerierbar, aber dennoch ausufernder, als sie sein müssten.

Akira Yamaoka ist nicht mehr dabei ? Eine Katastrophe… oder auch nicht.

Trotz des Wegfalls des legendären Komponisten Akira Yamaoka kann die Soundkulisse von Silent Hill: Downpour vollkommen überzeugen. Daniel Licht, der beispielsweise schon für den Soundtrack von Dexter verantwortlich war, hat Yamaokas Werk eingehend studiert und seinen ganz eigenen Weg gefunden, um eben jenes mit seiner eigenen Arbeit zu verbinden. Heraus kam eine Soundkulisse, die teilweise etwas bekannt scheint, aber stets ihre eigene Identität beibehält. Im Großen und Ganzen findet sich eine gute Mischung zwischen klaustrophobischen Tönen und etwas offeneren Zusammenstellungen, enttäuscht sollte hier also niemand sein. Neben der Musikuntermalung trifft man natürlich auch in diesem Teil wieder auf die typischen Jingles. Für eine wunderbare Geräuschkulisse ist also auf jeden Fall gesorgt.

Fazit: Silent Hill: Downpour ist kein schlechtes Spiel. Jedoch ist es auch nicht der Kracher welches es durchaus hätte sein können. Vielmehr handelt es sich hier um einen Titel, der etwas hinter den Erwartungen bleibt. Einige Designentscheidungen wirken einfach nicht gerade gut durchdacht und die oftmals auftretenden Ruckler stören den Spielfluss durchaus. Der schlimmste Fehler wurde jedoch ganz klar bei den Kreaturen Silent Hills begangen. Derartig uninteressante und vor allem unpassende Gegner schlagen doch eine gewaltige Kerbe in das ansonsten unglaublich atmosphärische Gesamtbild. Vor allem aufgrund der tollen Story und der wunderbaren Umsetzung der Spiellandschaft kann Silent Hill: Downpour letztendlich doch überzeugen und darf sich, was durchaus ein Kompliment ist, auf jeden Fall als Silent Hill-Titel titulieren.

Silent Hill: Downpour

System: Xbox 360, PS3, PC
Genre: Survival-Horror
Preis: ab 44 Euro
Entwickler: Vatra Games
Publisher: Konami