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Test

Im Test: Dragon’s Dogma

“Schreie, Wehklagen und das Schlagen von gigantischen Schwingen: ein Strudel aus Unheil verheißendem Lärm lässt mich erstarren. Während um mich herum alles in Panik und Chaos versinkt, erkenne ich erst jetzt hinter den schwehenden Rauchfahnen und brennenden Hütten das Ungetüm, welches für all dies verantwortlich ist.”

Artikel-Autor: Merlin

 

Seite 1: Das Abenteuer dessen Grafik und Sounduntermalung

Seite 2: Charaktererstellung und Gameplay

Seite 3: Kampfsystem und kleine Vasallenkunde

Seite 4: Demolierte Bestien, Foto-Sharing und das Fazit

Dragon’s Dogma wirft euch sofort in die Action und versteht es den Anfang einer epischen Geschichte zu inszenieren. Nach einem obligatorischem Intro-Level, welches euch mit der Steuerung sowie dem prinzipiellen Kampfsystem vertraut macht und kurz das Pawn-System erläutert, findet ihr euch als ein von euch erstellter Charakter inmitten von Chaos und Flammen wieder.
Jedoch kümmert sich euer Alter-Ego relativ wenig um das nun knusprig gebratene Fischerdorf, steht er oder sie doch einem haushohem Drachen gegenüber, welcher ehrfurchtseinflößender kaum sein könnte. Gegen dieses Monstrum wirkt der Obermotz Alduin aus Skyrim wie ein Spielzeug, zumal euer schuppiger Gegenspieler durch sein durch und durch klassisches Design weitaus überzeugender wirkt als das zackenbewehrte Reptil aus dem hohen Norden.

Mutig (oder schlichtweg lebensmüde) wie ihr seid stürzt ihr euch nur mit einem popeligen Schwert bewaffnet auf das Monster. Zwar könnt ihr es noch schaffen einige Hiebe auszuteilen, allerdings juckt dies das Ungeheuer herzlich wenig. Ein Klauenschlag reicht aus, um euch zu Boden zu befördern, eine reichlich ungünstige Lage wie sich gleich herausstellen wird. Anstatt euch zu verschlingen oder einfach zu Kohle zu verarbeiten, krallt sich der Drache nämlich wortwörtlich das Herz aus eurer Brust.

“Die Stimme des Drachen ist das letzte, was ich vernehme, bevor die Dunkelheit mich umarmt. All die Anstrengung vergebens, die Heimat rettungslos verloren.”

Seltsamerweise endet der doch recht ungünstige Verlust eures Herzens jedoch nicht tödlich, vielmehr erwacht ihr einige Zeit später in eurem Haus und werdet von der bekannten Stimme des Drachen begrüßt. Ihr seid nun ein „Arisen“: ein nahezu unsterblicher Held, auserkoren, um die scheinbar übermächtige Bestie zu vernichten.

Schmeckt wie Hühnchen

Bei jedem Erscheinen des Drachen geht nämlich auch die Erwählung eines Arisen in Form des Herzdiebstahls hervor. Wie und wieso diese beiden Dinge in Verbindung stehen wird im späteren Spielverlauf erklärt.

Nach einer kurzen Erkundungstour durch eure Heimatstadt Cassardis, die das Auftauchen des Biests glücklicherweise relativ gut überstanden hat, lernt ihr auch schon euren ersten Pawn kennen. Diese den Menschen nicht unähnlichen Kreaturen leben in einer Art Zwischendimension, dem Rift, und können nur vom Arisen beschworen und befehligt werden. Zusammen mit eurem Begleiter macht ihr euch auf um euer Herz zurück zu erobern und das schuppige Monster zu erlegen.

Im Groben umfasst dies auch schon die Gesamtheit eures Abenteuers, welches rasant und wunderbar inszeniert anfängt, allerdings vor allem bis zum letzten Drittel einiges an Fahrt verliert. Jedoch macht das wirklich interessant inszenierte Finale diese Durststrecke verkraftbar, zumal euer Kreuzzug gegen den Drachen auf vielfältige Weise enden kann. Ein Cliffhanger-Ende wurde jedoch trotz des schon angekündigten Sequels vermieden.

 

Fantastisches Setting

„Endlich, das Zentrum Gransys zeichnet sich am Horizont ab. Das Blau des Meeres geht über in das Grün der saftigen Wiesen. Der Weg durch den Pass war beschwerlich und hatte unsere Gruppe einiges an Kraft gekostet. Seltsamerweise wirkten meine Vasallen jedoch nicht annähernd so erschöpft wie ich, allerdings handelt es sich bei diesen Wesen auch nicht um Menschen. Ich werfe einen letzten Blick auf meine blutverschmierte Klinge bevor ich sie mit einem Stück Stoff notdürftig säubere. Diese Goblins hatten sich tapfer gewehrt, garstige kleine Dinger. „Seht, Ser! Vor euch liegt Gran Soren, das pulsierende Herz Gransys.  Mercedes deutet in Richtung Horizont. Eine mächtige Stadt erstreckt sich vor unseren Augen.“

Dragon’s Dogma als grafisches Highlight zu bezeichnen ist sicherlich etwas übertrieben, vor allem wenn man sich die Qualität der meisten Texturen zu Gemüte führt. Diese sind oftmals verwaschen und können nur selten überzeugen. Zumindest gilt dies für die meisten Charakter- und Gebäudemodelle.  Zu eben jenen Problemen gesellt sich auch die Lippensynchronisation, welche an schlechte Bauchredner erinnert, soll heißen: Sie ist quasi nicht vorhanden. Sprecht ihr mit einem Charakter, so öffnet und schließt dieser willkürlich seinen Mund und ähnelt dabei eher einem nach Luft schnappenden Karpfen als einer Person. Abgesehen davon fehlt der grafischen Gestaltung oftmals die gewisse Farbe. Die benutzte Farbpalette wirkt oftmals arg ausgewaschen und gräulich. Selbiges gilt auch für die Hauptstadt Gran Soren. Diese kommt zwar als recht großes Gebiet daher, ist allerdings  schwach bevölkert und bietet nur wenige optische Highlights. Jedoch passt diese Gestaltung wunderbar in das eher klassische Fantasysetting, übertriebene Bauten würden hier nur unnötig stören.

Punkten kann Dragon’s Dogma jedoch mit dem überzeugend umgesetzten Design der Spielwelt. Auch wenn diese grafisch etwas zu wünschen übrig lässt, so sorgt die vom Manga Berserk inspirierte Welt für ein glaubhaftes und klassisches Fantasysetting, welches sich wunderbar von der Masse abhebt. Die Hauptstadt bietet von außen gesehen einen imposanten Anblick, jedoch wirkt die nach klassisch-mittelalterlicher Vorlage gebaute Festung von innen eher zerfallen. Während die wenigen Mitglieder des Adels in einem abgeschiedenen Bereich nahe des Schlosses leben, so fristen die ärmeren Bewohner ihr Leben in den verfallenen Slums oder der Kanalisation. Auch das Umland der Anlage kommt ebenso rau daher. Saftig grüne von Rindern bevölkerte Wiesen beherbergen die Ruinen von ehemals gigantischen Anlagen, welche nun dem harschen Wind ausgesetzt sind. Diese Mischung zwischen Schönheit und Verfall begegnet einem des öfteren im Verlauf des Spiels und sorgt für eine ganz eigene Atmosphäre der Melancholie, welche bis zum Schluss überzeugend wirkt. Trotz der teils schlechten Texturen kommen aufgrund dessen recht eindrucksvolle Landschaftsbilder zustande.

Gransys ist auch nicht unbedingt klein. Lange Laufwege und Unmengen an Gebieten sowie Höhlen, Gruften, versteckte Kisten und anderweitige Sehenswürdigkeiten erwarten den neugierigen Abenteuer. Das genaue Untersuchen eurer Umwelt lohnt sich dabei übrigens immer: Hinter jeder Ecke könnte sich eine geschickt versteckte Schatztruhe oder eine Höhle verbergen. Dadurch dass euer Charakter auch springen und somit zum Beispiel auch von Dach zu Dach springend Städte erkunden kann, hat sich auch die Gestaltung der Welt in diese Richtung angepasst. Oftmals findet ihr sogar auf Dächern Schätze.

Was jedoch weitaus neuer und noch überzeugender herüberkommt als die Gestaltung der Welt, ist das absolut gelungene Monsterdesign. Hier hat sich Capcom an klassischen westlichen Mythen orientiert und lässt euch daher mit so manchem Biest aus eben jenen plänkeln. Hierzu zählt natürlich der eingangs erwähnte Drachen welcher direkt aus mittelalterlichen Buchmalereien entspringen könnte. Allerdings kämpft ihr im Verlauf des Spiels auch gegen Greifen, Chimären oder Basilisken, nur um ein paar zu nennen. Deren Gestaltung entspricht wie schon beim großen Drachen sowie seinen kleineren Verwandten oftmals den mythischen Vorlagen.

Ein weiterer Punkt welcher das Gesamtdesign abrundet: die Sprachausgabe. Zwar erreichen die Sprecher nicht unbedingt Hollywood-Niveau, allerdings werden Dialoge mit eingestreuten altenglischen Wörtern aufgepeppt. Dies mag anfangs etwas störend wirken, jedoch gewöhnt man sich seit der Zeit an diese recht spezielle Vertonung. Die Sprachausgabe ist übrigens Englisch, jedoch könnt ihr deutsche Untertitel einblenden.

Anders als bei der grafischen Gestaltung leistet sich Dragon’s Dogma beim Sounddesign keine Fehler – den J-Rock Titel des Hauptmenüs einmal ausgenommen. Neben epischem Liedgut, welches eine Mischung aus Chorgesängen mit eingestreuten Gitarrenriffs beinhaltet, bietet das Spiel auch einige ruhige Titel, welche zum Beispiel Carradis oder auch Gran Soren etwas heimeliger erscheinen lassen. Der gesamte Soundtrack umfasst übrigens über 80 Titel deren Gesangselemente größtenteils auf Griechisch dargebracht werden. Trotz der teils recht wuchtigen Melodien drängt sich keine der Kompositionen zu sehr in den Vordergrund, vielmehr wird jede Situation passend untermalt. Spätestens wenn ein gigantischer Drache vor einem Sonnenuntergang Feuersalven auf euch abfeuert, nur um kurz darauf majestätisch auf einer Turmruine zu landen und jene Situation von Chorgesang untermalt wird, fällt die sehr hohe Qualität des Soundtracks auf.

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