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Test

Im Test: Dead Space 3

Koop, Waffen-Crafting und ein ominöser Ingame Shop für Mikrotransaktionen sowie 12 Day One-DLCs. Derartige Punkte lassen bei einem betagten Gamer die Alarmanlagen schellen. Auch ich hatte vor dem Einlegen der Disc einige Zweifel und eines ist sicher: Dead Space hat sich verändert. Ob sich dies nun als gut, schlecht oder gar katastrophal erweist zeigt euch der Test als Einstieg in unsere Alien-Woche.

Artikel-Autor: Merlin

Dunkle Vorahnungen

Erinnert ihr euch noch an Dead Space 2? Dieser wunderbare Einstieg in welchem Isaac aus der Kyrostase befreit wird? In welchem seinem Retter von einem Necromorph der Kopf förmlich zerfetzt wurde? Was letztendlich dazu führte dass man in heller Panik an den heranstürmenden Necromorphs vorbei rannte da man aufgrund einer angelegten Zwangsjacke keine Möglichkeit hatte sich zu wehren? Bis heute erinnere ich mich an diese ersten Spielminuten welche brachial und perfekt in Szene gesetzt wurden. Wie im originalen Dead Space wird man mitten in das Geschehen geworfen und hat überhaupt keine Ahnung wo man sich nun eigentlich befindet. Diese Informationen werden euch erst in den folgenden Minuten häppchenweise gegeben. Isaac ist genauso ratlos wie der Spieler selbst, was diesen Prozess umso interessanter machte.

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Dead Space 2

Innerhalb der ersten halben Stunde wird man zur Flucht gezwungen, lernt den Schauplatz des Spiels, die Mondstation Sprawl kennen und wird letztendlich mitten in einen ausgewachsenen Necromorph Befall geschmissen. Die putzigen Aliens sind gerade damit beschäftigt die Wohngebiete der Sprawl mit Blut neu zu dekorieren und ihr steckt als verwirrter Ingenieur mitten drin. Was hat dies nun mit Dead Space 3 zu tun? Nun, diese kleine Erläuterung soll unterstreichen wieso Dead Space 3 in den ersten 30 Minuten die anfängliche Panik bezüglich eines puren Action-Shooters absolut bestätigte.

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Riecht es hier nach Bay ?

Wo wir beim Vorgänger eine kleine Einführung in die bisherige Story in Form einer Wahnvorstellung Isaacs bekamen, rattert in Dead Space 3 ein minutenlanges Video die Ereignisse bis zu diesem Punkt herunter. Man fühlt sich spontan an Call of Duty und Konsorten erinnert und dieser Eindruck wurde von der folgenden Szene bestärkt: Die ersten Spielminuten finden in einem Flashback statt welcher 200 Jahre in der Vergangenheit angesiedelt ist.

Jedoch bekommen wir in dieser Zeit keine wirklich wichtigen Informationen und letztendlich wirkt diese Sequenz wie ein gut gemeinter aber vollkommen fehlgeschlagener Versuch darin dem Franchise ein gewisses Hollywood-Feeling zu verpassen. Weiter geht es dann mit einer Überblende in das Jahr 2514. Ein ausgemergelter Isaac führt sich ein Audiolog seiner Ex Ellie zur Gemüte. Zum schrecklichen Herzschmerz gesellen sich jedoch auch noch zwei mit kompletter Körperpanzerung ausgestatteten Gentlemens die ihn recht ungehobelt in seiner heruntergekommenen Bleibe auf der Mondkolonie New Horizon besuchen.

Ellie ist scheinbar zu einem bisher unbekannten Planeten aufgebrochen da sich dort ein Lösung für das Necromorph Problem befinden soll. Ohne eine wirkliche Wahl schließt sich Isaac den beiden Burschen an und befindet sich innerhalb kürzester Zeit, wie für diesen armen Ingenieur üblich, in einem riesen Haufen Mist.

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Das Schicksal meint es nicht gerade gut mit Isaac

Dieser Einstieg wirk absolut aufgesetzt und kommt bei weitem nicht an die Vorgänger heran. Auch die werten Necromorphs lassen lange auf sich warten und erscheinen erst nachdem der neue Antagonist der Serie, Danik, einen auf der Station befindlichen Marker “befreit”. Nach ein paar dieser Biester bekommt ihr jedoch Ärger mit viel gruseligeren Gegnern: Menschen. Fanatische Anhänger der Unitology Splittergruppe Circle gesellen sich nämlich in Dead Space 3 zu den parasitären Aliens und stellen ganz klar einen der brutalsten Fehltritte seitens Visceral Games dar.

Dies liegt vor allem daran dass eure menschlichen Gegner strunzdoof sind. Selbst wenn diese von kuschelwütigen Necromorphs reihenweise weggeknuspert werden konzentrieren sie sich lieber auf Isaac als ihre Flanke zu sichern. Abgesehen davon wurde für Feuergefechte ein neues Deckungssystem implementiert. Durch einen Druck auf den rechten Stick duckt sich Isaac und kann so hinter strategisch platzierten Gegenständen in Deckung gehen. Diese Funktion ist allerdings absolut nutzlos da die meisten Gefechte schneller vorbei sind als dass man sich ducken könnte.

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Glücklicherweise finden Kämpfe gegen menschliche Gegner selten statt.

Leider haben die Unitologen anscheinend die Memo nicht bekommen, was dazu führt dass die werten Herren oftmals im Freien stehen bleiben und hirnlos auf euch feuern. Fanatiker scheinen wirklich nicht gerade die hellsten zu sein. Zu allem Überfluss gesellt sich auch noch eine gehörige Menge an Explosionen und eine Zugfahrt inklusive Rettungsaktion in letzter Minute zu diesem ohnehin schon grauenvoll actionlastigen Gesamtpaket und erinnert ehrlich gesagt mehr an Michael Bay als an Dead Space.

Glücklicherweise ändert sich dies jedoch nach dem Prolog und zwar gewaltig.

Ganz schön kalt hier

Nach eurer Rettung verschlägt es euch nämlich zum Eisplaneten Tau Volantis in dessen Orbit sich eine Flotte zerstörter Raumkreuzer befindet. Wieso findet man an diesem eigentlich unbekannten Ort ein gigantisches Schrottfeld? Was ist hier denn bitte geschehen? Was hoffte man hier zu finden? Endlich hat man wieder das Gefühl sich in einem Dead Space-Titel zu befinden und auch die von den Vorgängern bekannte, exzellente Atmosphäre stellt sich wieder ein.

In den nächsten Stunden erkundet ihr die ramponierten Raumschiffe, kloppt euch mit massig Necromorphs und lernt nach und nach mehr über das Dead Space Universum und dessen Historie. Das beste daran: Bis ihr euch auf die Planetenoberfläche begebt vergehen knapp 10 Stunden und dies ist gerade mal die Hälfte der Kampagne. Selbst wenn ihr alles stehen und liegen lasst dürftet ihr um die 16 Stunden für die Beendigung von Dead Space 3 benötigen, dies stellt eine verdoppelte Spielzeit im Gegensatz zum Vorgänger dar. Ich habe unsere Testversion beispielsweise in knapp 22 Stunden zusammen mit einem Freund durchgespielt und muss sagen dass sich trotz der enorm erhöhten Spielzeit kein Leerlauf bemerkbar macht. Ein weiterer Pluspunkt: Ihr trefft erst auf der Planetenoberfläche auf weitere menschliche Gegner, diese Gefechte sind jedoch enorm selten und werden eh meist durch Necromorphs unterbrochen welche die gegnerischen Reihen brutal dezimieren.

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Zwar nicht mehr ganz frisch aber immer noch gefährlich.

Greifbare Geschichte

Die Stärken der Serie kommen weiterhin zum Einsatz: Im Verlauf der Kampagne werden wieder Audio- und Textlogs eingesammelt welche dieses mal nicht nur zusätzliche Informationen zur Hauptstory liefern sondern auch die Ereignisse vor über 200 Jahren näher beleuchten. Aus dem Dead Space-Universum welches bisher für Fans die sich nur mit den Spielen befasst haben aus der Ishimura und der Sprawl bestand wird auf einmal eine detailreich ausgearbeitete Welt. Ich möchte hier nicht zu viel verraten aber ihr verpasst einiges wenn ihr nicht nach den verstreuten Logs Ausschau haltet. Als neue Form der Informationsvermittlung wurden Artefakte eingeführt. Diese sind im Grunde genommen weitere Logs die jedoch Informationen beinhalten welche Isaac nicht zugänglich sein dürften, quasi ein Bruch der vierten Wand.

Visceral Games hat sich offensichtlich Mühe gegeben eine etwas komplexere Story zu integrieren. Dieses Vorhaben geht zumindest zum Teil auf, auch wenn man mit manch einem Klischee leider rechnen muss. Allerdings passt dies recht gut zu den offensichtlichen Vorlagen wie Alien oder The Thing. Wo wir bisher alleine als Isaac unterwegs waren und nur selten weitere Menschen trafen so lernt man in Dead Space 3 eine gesamte Gruppe an Personen kennen die sich als Widerstand gegen die Unitologen vorstellt. Dass ein großer Teil von eben jenen recht fix über den Jordan geht überrascht dabei nicht wirklich, allerdings baut man keine wirkliche Beziehung zu den neuen Charakteren auf. Zu dieser recht losen Zusammenkunft gesellt sich noch eine Dreiecksbeziehung zwischen Isaac, Ellie und dem Chef der illustren Gruppe. Allerdings wirkt diese vollkommen aufgesetzt und stört die Handlung mehr als dass sie sinnvolles beiträgt.

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 So lala

Auch der neue Antagonist Danik bleibt bis zum Schluß dermaßen klischeebehaftet dass er nie eine wirklich ernstzunehmende Bedrohung darstellt. Noch dazu wurde der Anführer des Unitolgen Aufstands absolut eindimensional geschrieben. Gegen ihn wirkt selbst der Bösewicht Tiedmann aus Dead Space 2 wie ein verschlagenes Genie. Allerdings dürfte diese Darstellung durchaus absichtlich sein, schließlich könnte  es sich bei Danik um  eine Hommage an Erich von Däniken handeln. Seines Zeichens ein fast schon militanter Vertreter der Prä-Astronautik.

Dieses höchst spekulative und rein theoretische Gedankenkonstrukt sagt aus dass der Mensch nur aufgrund von außerirdischem Eingreifen derartig entwickeln konnte. Dass jede seiner Theorien widerlegt wurde und von keinem ernsthaften Wissenschaftler auch nur im geringsten ernst genommen wird ist eine ganz andere Sache. Jedenfalls wirken einige Anekdoten Daniks wie aus einem Buch seines Vorbilds zitiert und sorgt daher vor allem bei Kennern dieser Schundwerke für den ein oder anderen Lacher. Wer sich jedoch mit dieser Theorie nicht auskennt dem wird mit Danik nur ein weiterer austauschbarer Fanatiker präsentiert der sich eben ab und zu meldet um Isaac den Tag zu vermiesen. Auch das recht lächerliche Charakterdesign bestehend aus einer Schneejacke sowie schwarzer Sonnenbrille erinnert mehr an Boris Becker in St. Moritz als an Dead Space. Hier gibt es noch eine Menge Luft nach oben.

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Danik- ein Anblick den selbst Isaac nur schwer verkraften kann

Jenseits der Charaktere wird jedoch eine recht stimmige Story präsentiert welche sich stärker als bei den Vorgängern an H. P. Lovecraft orientiert. Die Rahmenhandlung von unbeschreiblich mächtigen Wesen, dem unbändigen Interesse der Menschen an eben jenen und der oftmals damit einhergehende Wahnsinn sowie das Setting des Eisplaneten erinnert sehr an die Kurzgeschichte Mountains of Madness von besagtem Autor. Vor allem die letzten Gebiete des Spiels überzeugen mit einer fast schon surrealistischen Architektur und stellen ganz klar die atmosphärischen Glanzpunkte in Dead Space 3 dar. Doch auch der Weg dorthin kann sich sehen lassen: Das Schicksal der vor über 200 Jahren verstorbenen Planetenbesucher wird im Verlauf des Spiels häppchenweise an euch herangetragen und die AH-Momente verteilen sich angenehm über die gesamte Länge eures Spieldurchlaufs. Dennoch hätte mir diese Geschichte ohne den recht seltsamen Flashback zu Beginn des Spiels besser gefallen, da das Mysterium nicht schon im Vornherein zumindest ansatzweise angeschnitten worden wäre.

Heute in der Hobbythek: Waffenbau leicht gemacht

Spielerisch orientiert sich Dead Space an den Vorgängern, jedoch wurde enorm an manchen Mechaniken gedreht. In den ersten beiden Teilen wurden nach und nach neue Waffen freigeschaltet welche dann durch das Einsetzen von Power Nodes verstärkt wurden. Dieses System wurde vollkommen über den Haufen geworfen und durch ein Crafting-System ersetzt. Ebenso gestrichen wurde beispielsweise auch die Credits. Anstatt von Geld sammelt ihr Rohstoffe ein, welche dann an einer Bench in Waffenteile umgewandelt werden können oder zum Crafting von Medipacks, Munition oder Stasemodulen verwendet werden. Eure Waffe besteht dabei immer aus folgenden Komponenten:

  • Waffenrahmen
  • Oberer Waffentyp
  • Unterer Waffentyp
  • Oberer Zusatz
  • Unterer Zusatz
  • Upgrade-Schaltkreise für beide Typen
  • obere Waffenspitze
  • untere Waffenspitze

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Der obere Waffentyp bestimmt euer Primär und der zweite euer Sekundärfeuer. So können beispielsweise die aus den Vorgängern bekannten Waffen nachgebaut werden oder, was viel spannender ist, eigene Schießprügel das Licht der Welt erblicken. Verrückte Kombinationen wie ein Sniper-Raketenwerfer sind da noch recht oberflächlich. Allerdings ist dies noch nicht alles. Zusätzlich zu eurem Waffentyp könnt ihr nämlich auch aus mehreren Spitzen wählen. Diese bestimmen auf welche Art und Weise der Waffentyp verwendet wird. So könnte man beispielsweise aus einem Sturmgewehr ein Sniper oder eine SMG basteln. Derartige Modifikationen sind für jeden Waffentyp möglich und erweitern somit die Variation an herstellbaren Wummen enorm.

Zu all jenem Variantenreichtum gesellt sich auch noch die Möglichkeit dazu den Typus eurer Waffe zu wählen. Rahmen gibt es nämlich als ein- oder zweihändige Version, beide haben ihre Vor- und Nachteile welche die Handhabung je nach Waffe verändert.

Auch die Mikrotransaktionen sollten in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Zwar ist es ärgerlich dass diese überhaupt existieren, jedoch sind sieRohstoffpakete keinesfalls notwendig. Zwar bekommt ihr zu Beginn des Spiels nur wenige verwertbare Materialen, sobald ihr jedoch euren ersten Suchroboter gefunden habt und ihn an den passenden Stellen absetzt ändert sich dies schlagartig. Wer dennoch mehr Rohstoffe braucht kann diese auch in Form einer Ingame- Währung, sogenannter Ration Seals erwerben.

Oftmals sind eure selbst gebauten Waffen sogar übermächtig, daher empfehle ich euch Dead Space 3 mindestens im schweren Schwierigkeitsgrad zu spielen. Munition ist übrigens nicht mehr variabel sondern kommt für alle Waffen verwertbar im Spiel vor. Diese Änderung macht jedoch aufgrund des neuen Crafting- Sytems Sinn und belastet das Balancing nicht wirklich. Raketenwerfer, Sniper und andere massive Schadensverteiler verbrauchen pro Schuss einen weitaus höheren Munitionsanteil, allein dadurch wird eine gewisse Balance gewahrt.

Auch  Waffenaufsätze und die wichtigen Schaltkreise können aus den gefundenen Rohstoffen hergestellt werden. Allerdings bekommt ihr im Verlauf des Spiels auch wenn ihr nicht jede Ecke durchsucht eine Unmenge an Waffenteilen und Schaltkreisen. Diese stellen quasi den Ersatz für die Power Nodes aus dem Vorgänger da. Die Waffenzusätze verleihen eurem Arsenal zusätzliche Eigenschaften. So  könnt ihr durch eben jene zum Beispiel eure Schüsse mit Säure, Elektrizität oder Feuerschaden ausstatten. Für den Koop gedachte Aufsätze bewirken beispielsweise dass auch der Mitspieler bei der Benutzung eines Medipacks geheilt wird.

Schaltkreise verändern wiederum die Nützlichkeit eurer Waffe. So könnt ihr beispielsweise Schaltkreise für mehr Schaden oder einer verringerten Nachladezeit integrieren oder auch euer Magazin vergrößern. Auch eine schnellere Feuerrate ist mit diesen nützlichen Items möglich. Allein diese kleinen Ergänzungen können aus einer wertlosen Waffe eine Tötungsmaschine machen. Nur eure Fantasie beschränkt die Wahl der Waffe, so muss ein Crafting- System aussehen.

Schade ist jedoch dass man in Medipacks und Munition geradezu ersäuft. Während meines Spieldurchlaufs hatte ich vielleicht zu zwei Zeitpunkten nicht mehr als 3 Stück von beiden in meinem Inventar. Das oftmals spannende Item Management aus dem zweiten Teil und die damit einher gehende Panik fällt also leider aus.

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Romantische Zweisamkeit

Eine weitere, oft kritisierte Neuerung stellt der Koop-Modus dar. Dieser wurde recht clever integriert und kommt weitaus besser weg als ich vermutet habe. Anders als bei anderen Genre Vertretern könnt ihr nämlich Dead Space 3 alleine spielen ohne dass ein dämlicher KI-Kollege euch die Nerven raubt. Vielmehr seid ihr wie gewohnt alleine mit Isaac unterwegs und bekommt vom Koop-Charakter Carver nur per Funk etwas mit. Jedoch bedeutet dies auch dass ihr einiges an optionalen Inhalten die mit eben jenem Charakter zusammenhängen nicht erfahrt.

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Carver kämpft nämlich mit einer düsteren Vergangenheit und wird von allerlei Wahnvorstellungen geplagt. Diese sieht jedoch nur der Koop-Partner, Isaac bekommt von eben jenen also nichts mit. Dieses asynchrone Spielgefühl wurde wunderbar eingesetzt, so gibt es beispielsweise einige Passagen in denen Carver in seiner Vorstellung derart gefangen ist dass er sich gegen reale Gegner nicht mehr wehren kann. Während Carver also versucht sich aus diesen Gefängnissen zu befreien muss Isaac sich und seinen Partner beschützen. Diese Abschnitte kommen zwar nur in den optionalen Missionen vor, dennoch bleiben sie in Erinnerung. Wie Isaac in Dead Space 2 versucht auch Carver sich von seiner Vergangenheit und vor allem dem Einfluss durch die Marker zu befreien. Insofern ist dessen Entwicklung im Verlauf des Spiels weitaus interessanter, Isaac bleibt irgendwie blass.

Jedoch hat Visceral Games sich wirklich Mühe gegeben Isaac als gemarterten und schlichtweg absolut gebrochenen Mann darzustellen. Mit tiefen Augenringen, ergrauten Haaren und blutunterlaufenen Augen wirkt Isaac nicht gerade wie der typische Action Held. Dies spiegelt sich auch zum Großteil im Spiel wieder. Isaac reagiert meistens durch

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Mimik und seltener mit einer Stimme. Allerdings gibt es auch hier einige unschöne Ausnahmen welche wieder voll in die Richtung des typischen Action Klischees bewegen. Hier wirkt Dead Space 3 etwas unentschlossen. Die wenigen Momente in denen man auch in der Einzelspieler- Kampagne mit Carver konfrontiert wird wirken aufgrund der vorher nicht vorhandenen Auseinandersetzung mit diesem Charakter aufgesetzt und verfehlen ihre Wirkung dadurch völlig.

Toll ist allerdings das zugrunde liegende Prinzip des kooperativen Spielens. Anstatt selbst zu speichern kommt Dead Space 3 mit einer Autosave Funktion daher. Dies mag vielleicht für einige unter euch störend sein, allerdings sind die Checkpoints bis auf wenige Ausnahmen recht fair gesetzt und Frust kommt daher selten auf. Allerdings erlaubt dies auch die Einbindung eines Drop In-/Drop Out-Systems. Wenn ihr beispielsweise mit einem Freund spielt und dieser eure Sitzung verlässt so wird euer Spiel nicht unterbrochen. Ihr könnt vollkommen normal weiterspielen. Falls euer Partner zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsteigen möchte so passiert dies einfach beim nächsten Checkpoint.

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Schöne Aussichten

Visceral Games hat es glücklicherweise immer noch nicht verlernt durch Licht- und Soundeffekte eine beklemmende und besonders dichte Atmosphäre zu erschaffen. Wenn Isaac auf sich allein gestellt durch schwach beleuchtete Raumschiffwracks schleicht und jedes Geräusch einen anstürmenden Necromorph ankündigen könnte dann fühlt man sich nach wie vor vollkommen daheim. Allerdings habt ihr es in Dead Space 3 mit weitaus mehr Gegnern zu tun als bei den Vorgängern. Ruhephasen zwischen den Kämpfen gibt es zwar noch, aber diese sind merklich kürzer als man es gewohnt ist. Einen enormen Unterschied in Sachen Action ist jedoch im Vergleich mit Dead Space 2 nur bedingt gegeben. Natürlich ist dieses Design der Koop-Komponente des Spiels geschuldet.

Gruselig wird es daher recht selten, was aufgrund des wirklich ansprechenden Settings durchaus schade ist. Dieses wurde nämlich mit einer besonderen Liebe zum Detail umgesetzt.  Texturen sind selbst auf der Xbox 360 gestochen scharf sodass selbst vergilbte Notizzettel problemlos lesbar sind. Von diesen kleinen Nachrichten gibt es eine Menge und auch wenn diese meist nur den Alltag der Schiffsbewohner illustrieren und von den meisten Spielern höchstwahrscheinlich ignoriert werden so sind derartige Details dennoch erfreulich.

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Auch das Leveldesign kann an sich überzeugen. Von den Wracks im Orbit bis zu der Oberfläche des Eisplaneten Tau Volantis erwarten euch detailverliebte Umgebungen die es auf jeden Fall mit denen der Vorgänger aufnehmen können. Wo sich Dead Space 3 allerdings einen enormen Patzer leistet sind die teilweise recht unmotiviert umgesetzten Nebenmissionen.

Zum großen Teil sind diese wunderbar gestaltet und können absolut überzeugen, jedoch sind mindestens 4 von diesen 10 Aufträgen schlichtweg geklonte Levelabschnitte. Hier hat man das Gefühl dass eben jene Missionen vielleicht erst in einem späten Entwicklungsstadium hinzugefügt wurden. Leider wurde hier Potenzial verschenkt.

Dies trifft jedoch auf die necromorphe Bedrohung nicht zu. Wieder einmal wird hier ein illustrer Haufen an makaber ausgearbeiteten Gegnern präsentiert. Diese sind jedoch aufgrund der 200 vergangenen Jahre sagen wir einmal nicht ganz so fleischig wie es in den Vorgängern der Fall war. Ein Großteil der Necromorphs in der ersten Spielhälfte kommt also recht mumienhaft daher, was diese jedoch nicht minder widerlich erscheinen lässt. Wie bei jeder Fortsetzung üblich gesellen sich natürlich in Dead Space 3 auch ein paar neue Gegner hinzu. Diese können überzeugen und überraschen wie bei Dead Space üblich durch ihre detailreiche Modellierung.

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Auch alte Bekannte mischen wieder einmal mit.

Spielerisch kann man sich größtenteils auf bekannte Strategien verlassen. Die üblichen Gegnerkombinationen machen auch in Dead Space 3 einen Großteil der Kämpfe aus, allerdings bringen die neuen Gegnertypen eine willkommene Abwechselung mit sich die verhindert dass der Spielablauf allzu vorhersehbar wird. Apropos vorhersehbar: Jenseits der Nebenmissionen lässt sich auch dieser Titel nicht unbedingt anmerken wann denn nun der nächste Batzen an Gegnern an euer Leder will. Die Jumpscares wirken also auch weiterhin, wenn auch nicht so effektiv wie bei den Vorgängern. Allerdings gibt es auch einige recht spezielle Gameplay Mechaniken welche den Spielverlauf erfrischend bereichern. Diese spielen sich auch im Koop- Modus etwas anders als alleine, mehr will ich jedoch nicht verraten.

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Space! Spaaaaaaaaace!

Ein Dead Space ohne die serientypischen Sequenzen in der Schwerelosigkeit passt einfach nicht. Dies dachten sich scheinbar auch die Entwickler, schließlich stellen eben diese Abschnitte einen nicht gerade geringen Teil der Spielzeit in der ersten Hälfte der Handlung dar. Die verschiedenen Schiffswracks befinden sich in jeweils einem frei erforschbarem Areal welches zum Entdecken einlädt. Diese können zwar an sich recht schnell passiert werden, allerdings entgehen einem dann nicht nur Nebenmissionen sondern vielleicht auch die ein oder andere versteckte Kiste die wertvolle Materialien oder Waffenteile beinhaltet. Auch wieder dabei : Verfolgungsjagden in der Schwerelosigkeit. Diese werden nahe

zu inflationär eingesetzt und verlieren daher schnell an Reiz. Das gesamte Feature an sich wurde zwar wieder einmal wunderbar integriert, allerdings nutzt es sich doch nach all den Jahren doch etwas ab. Für einen eventuellen Nachfolger wären hier einige Neuerungen wünschenswert.

Ich will nochmal!

Wie schon bei den Vorgängern findet man auch in Dead Space 3 die Möglichkeit des New Game+. So könnt ihr nach der Beendigung des Spiels eine weitere Partie mit euren kompletten Inventar starten. Allerdings gibt es neben den 4 Schwierigkeitsgraden auch noch einige Sondermodi wie zum Beispiel dem klassischen Modus welcher nur alleine gespielt werden kann. Abgesehen davon könnt ihr durch das Zertreten von Leichen keine Rohstoffe oder andere Gegenstände mehr erhalten, ihr seid also auf jede noch so kleine Ressourcenquelle angewiesen. Desweiteren könnt ihr auch keine eigenen Waffen mehr basteln sondern seid auf die vorhandenen Baupläne beschränkt. Dieser Modus dürfte vor allem für diejenigen ein Geschenk sein die etwas von der Atmosphäre des ersten Teils erleben wollen. Abgesehen davon gibt es auch noch einen Survival-Modus sowie den berüchtigten Hardcore Schwierigkeitsgrad. Anders als in Dead Space 2 wird hier normal gespeichert, allerdings müsst ihr das Spiel von vorne beginnen falls ihr sterben solltet.

Hier wird also für so ziemlich jeden Spielertyp eine Menge an Wiederspielwert geboten. Abgesehen davon wurde auch die Anzahl an freischaltbaren Gegenständen enorm erhöht. Collectibles wie Audiologs oder Artefakte belohnen euch zum Beispiel mit Schaltkreisen oder neuen Anzügen. So macht das Erforschen Spaß!

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Fazit: Dead Space hat sich verändert. Aus dem ehemals auf subtilen Grusel spezialisiertem Franchise wurde spätestens mit diesem Teil eher ein Action-Adventure als ein Horrorspiel. Natürlich macht dies von der Handlung her Sinn, allerdings ist es schon bedrückend wenn ein weiterer Titel sich von dem ohnehin schon verdammt dünnen Genre des Survival Horrors derart entfernt. Dennoch hatte ich mit Dead Space Freude, sehr viel Freude sogar. Sei es nun im Einzel- oder Mehrspielermodus.

Dies liegt daran dass die grundsätzlichen Gameplay-Mechaniken beibehalten wurden aber durch interessante Änderungen wie beispielsweise dem kongenialen Crafting erweitert worden sind. Ein weiterer Glanzpunkt ist die enorme Erweiterung des Dead Space-Universums. Allein dafür hat sich dieser Titel definitiv gelohnt, handelt es sich doch um eine Welt die zumindest mir absolut gefällt und nun endlich durch wichtige Details erweitert wurde.

Auch die Handlung kann durch mehr Feinschliff und vor allem durch mehr Inhalte glänzen, leider wird diese dennoch durch einige Klischee Momente etwas gedämpft. Als Dead Space-Fan ist dieser Titel absolut empfehlenswert, wem jedoch schon der zweite Teil etwas zu sehr in Richtung Action abdriftete und nach einem waschechten Horrorspiel Ausschau hält sollte sich lieber anderweitig umschauen. Wer einfach nur zusammen mit einem Freund Spaß haben will kann bedenkenlos zugreifen, Dead Space 3 ist im Koop-Modus ein absoluter Kracher.

DS3 PackshotDead Space 3
Genre: Horror-Adventure
System: Xbox 360, PlayStation 3, PC
Getestete Version: Xbox 360
Preis: ca 60 Euro
Entwickler: Visceral Games
Publisher: Electronic Arts