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Zelluloitis - Filmecke

Zelluloitis: Hardcore – Adrenalin pur aus der Ego-Sicht

Ein Film, der komplett in der Ego-Perspektive geschossen ist und keine Kompromisse macht, klingt vor allem für “uns” Gamer spannend, doch was steckt wirklich hinter Hardcore.

Hardcore ist ein Film von Ilya Naishuller, der gerade durch die Fantasy Filmfest-Szene geht. Wir konnten den Film vor dem offiziellen Start in der englisch-sprachigen Originalfassung ansehen.

Hardcore

HardcoreWir erleben die actiongeladenen 90 Minuten aus der Sicht des augmentierten Henry. Ähnlich dem Intro von Deus Ex: Human Revolution werden wir nach einem nicht näher beleuchteten Unfall wieder zusammengesetzt. Das fehlende Bein wird durch eine mechanische Prothese ersetzt, auch der Arm wird von einer riesigen Maschine ausgetauscht. Dabei werden wir von einer Frau begrüßt, unsere Frau (Haley Bennett), wie sie sagt. Doch der Protagonist erinnert sich an nichts. Ein weiteres Gimmick, das an klassische Videospiel-Erzähung erinnert.

Natürlich läuft alles schief und der stimmenlose Protagonist muss aus dem High-Tech-Labor fliehen. Das Fehlen der Stimme hat hier sogar einen Sinn, denn die muss erst zugeordnet werden. Das zuständige Forschungspersonal spielt mit ein paar Stimmen herum, darunter der Dauerbrenner “I am your father” in tiefer Stimme, der erste Lacher des Films. Den Grund, warum alles schief läuft, verraten wir euch noch. Der Hauptbösewicht wird schnell etabliert: Ein russischer Blondschopf attackiert das Labor mit einer Armee an Söldnern, will sich unbedingt den abtrünnigen Protagonisten schnappen. Er besitzt übernatürliche Fähigkeiten, kann durch Psi-Kräfte Gegenstände verschieben oder den Darth Vader-artigen Würgegriff anwenden. Warum er diese Fähigkeiten hat, klärt sich im gesamten Film leider nicht auf.

HardcoreHardcoreHardcore

HardcoreHenry ist den Film über auf der Suche, herauszufinden was ihm widerfahren ist, will natürlich die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen und wird getrieben von einem eisernen Überlebenswillen. Egal ob der Bus, den er inmitten einer russischen Metropole benutzt, mit Flammenwerfern angegriffen wird, ihm ständig in allen möglichen Situationen Kugeln um die Ohren fliegen oder sogar ganze Schwadrone an Supersoldaten an die Metalllegierung will, er findet immer einen Weg siegreich von Dannen zu ziehen.

Und das ist eindrucksvoll in Szene gesetzt: Viele der Sequenzen sind “One-Shot”, also ohne Schnitt gedreht oder kaschieren den Schnitt zumindest. So wird aus einer Auto-Verfolgung plötzlich ein Häuserkampf oder ein Gebäude wird erklommen, um anschließend in Zeitlupe den als Kanonenfuttern agierenden Gegnern auf möglichst brutale Weise ein jähes Ende zu bereiten. Habt ihr Filme wie Drive, Crank oder Universal Soldier gesehen oder etwa Hotline Miami (XTgamer-Reviews) sowie das noch aktuelle SUPERHOT (XTgamer-Test) gespielt, wisst ihr ungefähr was auf euch zukommt. Auch der Musikeinsatz ist gelungen, vor allem der Finalsong von den Stones. Doch man muss sich an die Rasanz und die hektische Kameraführung gewöhnen. Wer an Motion Sickness leidet, sollte sich am besten drei Mal überlegen, ob er den Film sehen will. Zwar ist die Kamera weniger wacklig als beispielsweise in den Bourne-Filmen, in den Kampfszenen wird es aber schnell etwas unübersichtlich. Auch die Brutalität ist teils verblüffend explizit und es bleibt die Frage offen, ob die FSK da bei einer Freigabe mitspielt.

Hardcore

Geschichtlich besteht sicher noch Verbesserungspotential, etwa manche Motivationen und Hintergründe zu erklären, bei dieser Adrenalin-Orgie tritt der Stellenwert der Story hingegen etwas in den Hintergrund. Man lacht in der einen Sekunde über eine Slapstick, graust sich an den Gräueltaten im nächsten Moment und fühlt in manchen Szenen mit den Charakteren. Richtig emotionale Momente sind eher rar, hier hilft Henrys Sidekick Jimmy (Sharlto Copley), der über sehr interessante Fähigkeiten verfügt, die wir euch an dieser Stelle nicht verraten. Hardcore verkommt jedoch nicht zur reinen sinnlosen Brutalo-Orgie, wenn man sich die imposante Kameraführung und den Witz des Films vor Augen führt. Sieht man jedoch nur Ausschnitte des Films, kann der Eindruck der Gewalt als Selbstzweck durchaus entstehen.

Fazit

Hardcore ist ein adrenalingeladener Action-Film mit ungewöhnlicher Kameraführung, aufwendig inszenierten Kampfszenen und vielen Überraschungsmomenten. Zartbesaitete sollten genau wie diejenigen, denen bei schnellen Bewegungen übel wird, den Film eher meiden. Wer sich auf Videospiel-artiger Action mit viel Abwechslungsreichtum an Locations und Kamerapositionen steht, der ist mit Hardcore genau richtig und bekommt 90 Minuten non-stop Action serviert. Für ein nächstes Projekt des Regisseurs würden wir uns eine etwas tiefergehende Story und ein paar mehr Momente der Entspannung wünschen.

Der deutsche Kinostart von Hardcore am 14. April 2016. In den USA heißt der Film Hardcore Henry und startet bereits am 8. April 2016.

One comment
  1. Exxoz Zockt

    Irgendwie muss ich nun spontan an einige Sekunden dnken… achja Doom der Film 😀 Einen ganzen Film in der Optic… na mal schauen °,O

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