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Im Test: Mary Skelter – Nightmares

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Compile Heart ist nicht gerade als Goldschmiede bekannt. Die frühen Neptunia-Spiele, Agarest und Mugen Souls waren allesamt enttäuschende Spiele, aus ganz unterschiedlichen Gründen, doch in den vergangenen Jahren begannen sie sich zu verbessern. Wir können ohne jeglichen Zweifel feststellen, dass Mary Skelter das mit Abstand beste Game von Compile Heart ist, auch wenn es auch seine Fehlerchen hat, und hoffentlich ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft.

Bereits optisch zeigt sich gleich, dass Mary Skelter eine ganz andere Angelegenheit ist. Selbstverständlich gibt es wieder eine Riege an größtenteils aus jugendlichen Mädels bestehenden Charakteren, aber der Ton ist weitaus düsterer. Das bringt uns zur Ausgangslage der Geschichte. Das Spiel ist im albtraumhaften Knast (“Jail”), einem lebendigen Gefängnis das sich von den Emotionen gefolterter Insassen ernährt. Die beiden Gefangenen Jack und Alice werden von einem Mädchen namens Rotkäppchen (“Red Riding Hood”) befreit. Die Ausbrecher sind Blutjungfern (“Blood Maidens”), sie können gegen die Lakaien des Bösen kämpfen, welche sich passenderweise Marchen nennen.

Wir betonen nochmals, dass das alles viel düsterer ist als in Neptunia, aber sie zeigen sich auch eine eigene Grenze auf. Das Anfangskapitel ausgenommen passiert nichts wirklich Grausames und die interessantesten Ereignisse werden lediglich nebenbei erwähnt. So entsteht der Eindruck, dass man keine Geschichte für Erwachsene oder eine brutale Story erzählen wollte.

Die Geschichte lässt Raum für Verbesserungen übrig. Sie wird schnell banal und hat nur wenige Höhepunkte. Man konzentriert sich auf die Blutjungfern, die ihr bekämpft. Jede davon löst unterschiedliche Geschehnisse aus, die ihr durch Rangaufstieg oder einen hohen Zuneigungsfaktor freischaltet. Die Zuneigung steigt, sobald ihr einem Mädel etwas schenkt oder ihr Mobiliar aufpeppt. Gebt ihr ihnen was sie sich wünschen, gibt’s Boni, doch einfacher ist es, die gleichen Geschenke zu übergeben. Das ganze Spielelement besitzt keine Tiefe und fühlt sich aufgepropft an. Das gleiche Gefühl haben wir bei den “romantischen” Spielteilen.

So gibt’s etwa ein Säuberungssystem, welches euch erlaubt, eure Blutjungfern kurzzeitig zu stärken, indem ihr sie… reibt. Dieses Element kann man auch einfach ignorieren und es scheint ausschließlich für Fanservice eingebaut worden zu sein. Wo wir gerade bei diesem Thema sind, so steht der Fanservice überraschenderweise diesmal hinten an. Die Damen sind meist erstaunlich viel von Kleidung bedeckt, so bieder kennen wir Games von Compile Heart sonst gar nicht.

Spielerisch bleibt Mary Skelter dem Genre treu. Ihr durchforstet die aus mehreren Labyrinthen bestehenden Verließe aus der Ego-Perspektive. Zum Lösen von Rätseln und Meistern unwegsamen Terrains kommen die Kräfte der Blutjungfern ins Spiel. Alice etwa erlaubt euch fast überall zu speichern oder euch in die Stadt zu teleportieren. Einerseits nimmt uns das die Spannung einen Dungeon zu erkunden, anderseits freuen sich Genre-Neulinge über diese Hilfe.

Die Rätsel stellen keine zu hohen Ansprüche an euch und sie werden innerhalb der Dungeons mehrfach wiederholt. Das sehen wir als vertane Chance an, denn durch eine größere Vielfalt an Rätseln hätten die verschiedene Fähigkeiten der Mädels sinnvoll eingesetzt werden können und das Spiel über einen simplen Dungeon-Crawler hinaus hiefen können. Einige der Fertigkeiten werden kaum genutzt, was diese nochmals ineffektiver machen.

Während ihr die Verließe erkundet füllen sich drei Balken für Hunger, Libido und Schlaf. Durch Bestreiten von Kämpfen stillt ihr euren Hunger, die Libido freut sich über das Sammeln von Gegenständen und Schlaf erspart ihr euch durch gutes Ausweichen in den Kämpfen. Sobald diese Anzeigen voll sind, erscheint ein Roulette-Rad und ihr könnt Boni gewinnen. Diese wirken sich überwiegend gering aus, doch die Möglichkeit die Levels zu erweitern macht euch Bereiche zugänglich, die auf andere Weise nicht zu erreichen wären. Zwar gefällt uns dieses Zufallsgenerator-System (“RNG” = Random Number Generator) nicht, allerdings füllen sich die Anzeigen häufig auf und so ist es nicht schwer, die versteckten Areale freizuschalten.

Die einzig interessante Idee, die Mary Skelter in den Dungeons bietet, sind die namensgebenden Albträume (“Nightmares”). Diese riesigen Gegner tauchen plötzlich auf und jagen den Spieler. Ihr könnt ihnen nur entkommen, indem ihr deren Reichweite entflieht. Die Albträume bewegen sich in Echtzeit, sie unterbrechen Kämpfe und sie können nicht umgebracht werden, bis ihr den Kern des Verließes zerstört habt.

Zu Beginn sorgen die Albträume dafür, dass ihr wachsam bleibt. Recht schnell wird klar, dass sie gar nicht so gefährlich sind, wie es das Spiel euch vermittelt. Die meisten Albträume verliert ihr dadurch, dass ihr – obwohl in den Jagdsequenzen keine Minikarte eingeblendet wird – mühelos weglauft. Einzig ein paar große üble Zeitgenossen erfordern es, sie Stück für Stück zu eliminieren.

Die Scharmützel entsprechen dem Genrestandard, doch Blutjungfern und Jack garnieren diese mit interessanten gut ausgearbeiteten Ideen. Jedes Mädel verfügt über eine Blutanzeige. Euer Blutlevel steigt durch erfolgreiche Angriffe oder Overkills an. Ihr könnt dann schließlich den Massakermodus aktivieren, welcher eure Werte massiv erhöht und euch Zugriff auf mächtige Angriffe verschafft. Da der Masskermodus so stark ist, werdet ihr dafür belohnt, die Schwachpunkte der Feinde zu erkennen und ihnen so viel Schaden wie möglich zuzufügen.

Stets den Massakermodus anzustreben hat aber seine Tücken. Werden die Mädels mit starken Angriffen oder ihre Schwachpunkte traktiert, verdunkelt sich die Blutanzeige. Dadurch werden sie korrumpiert und die Chancen steigen, dass sie in den “Blood Skelter”-Modus wechseln. Wie im Massakermodus erhöht dieser die Stärke der Mädels, doch zu deren Nachteil werden sie total unkontrolliert.

Um genau das zu verhindern, ist es Jacks Aufgabe von Beginn an das Blut der Mädels zu reinigen. Zwar lernt er im Laufe des Spiels auch die ein oder andere Attacke, doch eigentlich ist er der Heiler der Gruppe und kämpft nicht direkt. Durch das dynamische Zusammenspiel aus Blut und Korruption bleiben die Kämpfe spannend, da eine aus eurer Riege dem Blood Skelter verfallen und in einem Augenblick eure halbe Gruppe auslöschen könnte, wenn ihr nicht gut aufpasst.

Um eure Charaktere während der Kämpfe zu verbessern, habt ihr Zugang zu unterschiedlichen Einrichtungen. Eine der wichtigsten ist das Labor. Hier könnt ihr die Jobs der Jungfern ändern, ihre Skill-Slots anpassen und Blut-Devolution einsetzen. Für all das benötigt ihr Blutkristalle, die aus den Hosentaschen gefallener Feinde fallen und in der Umgebung verteilt sind. Jedem Mädel stehen sechs Arbeitsgebiete zur Auswahl, jeweils nur eines davon ist zu Beginn zugänglich. Die Jobs ändern nicht nur eure Werte, sondern verleihen euch neue Fertigkeiten.

 

Am meisten Anpassen könnt ihr im Fertigkeitensystem. Während die passiven Fähigkeiten an den Freischalt-Job gekoppelt sind, könnt ihr alle weiteren Fähigkeiten nach Belieben mischen. So könnt ihr einige kräftige Offensivfähigkeiten eines Jobs mit weiteren Buffs und anderen positiven Effekten paaren. Mary Skelters Kämpfe sind nicht allzu schwer, was euch in die Lage bringt, euren Charakter nach euren Belieben zu formen. Wir würden dieses Jobsystem gerne in anderen Spielen sehen, da es viel Raum für Individualisierung lässt und dabei nicht zu kompliziert gestaltet ist.

Die Blutdevolution ist ebenfalls Teil der Charakterentwicklung. Hier könnt ihr euren Level senken und erhaltet dafür eine dauerhafte Erhöhung eurer Werte und Fertigkeitenpunkte. Dadurch könnt ihr euren Charakter weiter stärken und erhaltet die Möglichkeit, freigeschaltete Kräfte zu verändern. Genau wie das Jobsystem besticht die Blutdevolution mit Einfachheit und trägt zur Spieltiefe hinzu.

Wie eingangs in diesem Test erwähnt sticht das Spiel allein visuell aus der Masse heraus. Das trifft sowohl auf die großartigen 2D-Grafiken (die kommen vom gleichen Künstler, der an Trillion gearbeitet hat) als auch auf die verschiedenen 3D-Umgebungen und die Gegner zu. Jeder Dungeon hat sein eigenes interessantes visuelles Thema und es ist daher eine wahre Freude sie zu erkunden. Das ist eine tolle Weiterentwicklung im Vergleich zu den trostlosen Umgebungen im eben genannten Trillion oder anderen Idea Factory-Spielen. Das Spiel hat einige Performance-Probleme, was aber aufgrund der rundenbasierten Kämpfe nicht schwer in’s Gewicht fällt.

Das Design der Gegner, im Besonderen die Albträume, ist kreativ und verleiht dem Spiel zusätzlichen Charme. Zwar werden einige Gegnermodelle in verschiedenen Farben präsentiert, allerdings ist die Grundschablone dafür so schön, da verzeihen wir das ausnahmsweise.

Fazit

Wir haben Mary Skelter ganz schön hart rangenommen, könnte man nach unserem Eröffnungsplädoyer meinen. Wir haben einfach mehr davon erwartet. Mit einer besseren Geschichte und mehr Fokus auf den düsteren Teil des Knasts hätte Mary Skelter richtig gut werden können. Mary Skelter ist ein kompetenter Dungeon-Crawler, doch er hinterlässt den Wunsch nach mehr.

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