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Im Test: To The Moon

Die tragische Geschichte um Johnny, der unbedingt zum Mond reisen will, hat schon viele eingefleischte Gamer berührt. Jetzt hat das Stimmungstief auch unsere Redaktion erreicht, nachfolgend ein Erlebnisbericht.

To The Moon handelt von dem ungleichen Forscher-Duo Dr. Eva Rosalene und Dr. Neil Watts , das den todkranken Johnny zum Mond schicken soll. Die beiden haben Zugriff auf eine Technologie, die es ihnen ermöglicht in die Erinnerungen eines Menschen einzudringen und diese künstlich zu beeinflussen. Normalerweise ein Routinejob, nimmt das Schicksal nicht nur die beiden Protagonisten mit, sondern auch beim Publikum bleibt keine Auge trocken. Doch mal ganz von vorn.

Johnny möchte zum Mond reisen und beauftragt Eva und Neil, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Doch so ohne weiteres geht das nicht, denn der liebe Johnny ist bereits sehr alt und gebrechlich. Also funktioniert das ganze nur in seiner Fantasie. Das Frivole dabei ist, dass Johnny dies in seiner letzten Erinnerung gar nicht mehr will und es ist, als hätte dieser Wunsch nie existiert. Mit einer Maschine dringen die beiden in seine Erinnerungen ein und manipulieren sie so, dass Johnny tatsächlich zum Mond reisen möchte, wenn auch nur in seiner Fantasiewelt. Ihr reist also in Johnnys Erinnerungen einen Lebensabschnitt nach dem anderen ab und erfahrt nicht nur mehr über Johnnys Leben, sondern lüftet auch ein dunkles gut behütetes Geheimnis.

Bei dem Indie-Game handelt es sich um eine lineare Angelegenheit, da jeder Schauplatz von der Story vorgegeben wird. Innerhalb davon könnt ihr euch wie in einem 16-Bit-Rollenspiel frei umherbewegen, per WASD oder Point & Click-Steuerung. Um von einer Erinnerung in die nächste zu gelangen müsst ihr stets Memory Links finden, also Objekte, die bei Johnny einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Das kann ein Regenschirm sein oder auch ein Fußball, mit dem er als Kind gerne gespielt hat. Anschließend löst ihr Mini-Puzzles, die eine schöne Abwechslung zur komplexen Story darstellen.

Auf eurer Reise in die Vergangenheit geht ihr – undercover – mit Johnny gemütlich einen trinken, erlebt dessen Hochzeit mit seiner großen Liebe River und lernt auch den jungen Johnny bis in seine früheste Kindheit hinein kennen.

Ihr baut also ein richtiges emotionales Band zu Johnny auf. Das ist was To The Moon ausmacht, nicht das auf das Nötigste reduzierte Gameplay. Gegen Ende hin nimmt die Story sogar noch einmal eine unerwartete Wendung und auch spielerisch wird einiges geboten. Hier müsst ihr euch als Neil sogar mit Schusswaffen zur Wehr setzen und gruselt euch durch eine verwunschene Schule. Interessant ist auch, welche kritischen Themen Freebird Games in dem Indie-Spiel behandelt. Kindheitstraumata, Asperger-Syndrom und Drogensucht sind keine Themen, die üblicherweise in einem Videospiel mit so viel Ernsthaftigkeit behandelt werden, wie in To The Moon. Doch keine Sorge: Das Spiel regt nicht nur ordentlich zum Nachdenken an, sondern bietet auch allerlei heitere Momente, wofür besonders das neckische Doktoren-Duo verantwortlich ist, zum Beispiel einer Rollenspiel-Parodie, in der Neil aus heiterem Himmel ein wildes Eichhörnchen angreift.

Fazit

Ob Johnny es wirklich schafft, den Mond zu erreichen, müsst ihr aber schon selbst herausfinden. Adventure-Hasen und Gamer, die sich gern einer emotionalen Handlung widmen, werden für rund fünf Stunden viele Tränen verdrücken, egal ob aus Freude oder Trauer. Neben Journey ist To The Moon eines der Indie-Spiele der/des letzten Jahre(s), das man gespielt haben sollte. Die Steam-Veröffentlichung wurde sogar liebevoll in’s Deutsche übersetzt. Eine Sprachausgabe findet ihr im Spiel keine vor. Die braucht es aber auch nicht, verzaubert euch doch der fantastische Soundtrack des Machers Kan Gao. Wir wünschen euch eine angenehme Reise und sehen uns auf dem Bauch des Hasens!

To The Moon
Genre: Adventure
System: PC/Mac
Preis: ca. 8 Euro (Entwickler, Steam, GOG, Origin) / ca. 15 Euro (Amazon.de)
Entwickler: Freebird Games
Publisher: Freebird Games

Patrick

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