Rätselspiele aus der Ich-Perspektive sind derzeit beliebter denn je. Egal ob Portal, Q.U.B.E., Portal 2 oder das kommende FRACT – Gamer lieben es Physikrätsel zu lösen und sich gleichzeitig mitten im Geschehen zu befinden. Kim Swift und Airtight Games versuchen mit Quantum Conundrum im umkämpften Feld mitzumischen. In unserem Test klären wir, ob das ambitionierte Projekt mithalten kann.
Das Spiel startet damit, dass ihr als 12-jähriger Neffe in der Villa des für gleichzeitig genial als auch verrückt erklärten Professor Fitz Quadwrangle ankommt. Dieser ist aber völlig überrumpelt, führt er doch gerade wieder eines seiner dubiosen Experimente durch. Der Versuch geht natürlich schief und eure Aufgabe ist es, den gedächtnislosen Onkel aus einer Parallel-Dimension zu befreien. Dazu müsst ihr in den unterschiedlichen Flügeln der imens großen und aus den Fugen geratenen Villa das sogenannte IDS-Device benutzen. Dieser Handschuh erlaubt es euch unterschiedliche Dimensionen zu aktiveren, derer es vier an der Zahl gibt und die ihr – ihr habt es erraten – nach und nach freischaltet.
Fügt man die zweite Fähigkeit hinzu, werden die Level schon progressiv komplexer. Die Heavy-Dimension ist das direkte Gegenstück zum Plüschlook. Plötzlich sind die Wände mit Stahl überzogen und Objekte wie Sofas und Sessel sind schwer wie Blei. Das ist aber insofern nützlich, da ihr in einem von Kabel durchzogenen Raum Pappkartons auf bestimmte Schalter legen müsst und diese ohne die schwere Dimension nicht das erforderliche Gewicht besitzen. Anschließend spucken DOLLI-Geräte (Duplikator von Objekten durch ein lineares Ligations-Interface), die wie statische mechanische Hunde aussehen, Tresore aus, die euch zum Ausgang führen müssen. Es sind also auch Knobelfähigkeiten gefragt, da ihr nicht wisst, welche Schalter welches Gerät aktiviert. Außerdem können von Stahl überzogene Objekte Laserstrahlen aufhalten, was euch auch das ein oder andere Mal weiterbringen respektive das Leben retten wird. Beispielsweise müsst ihr auf zwei parallel angebrachten Laufbändern Mobiliar benutzen, um euch vor gefährlichen Lasern zu schützen.
Mit zwei Dimensionen kann man zwar schon viel Spaß haben – etwa eine abgewandelte Form von Basketball, bei dem ihr die gewichtssensitiven Schalter mithilfe von Kisten als Trampolin missbraucht und eine energiespeichernden Ball in Behälter werft -, die beiden übrigen Kräfte erzeugen mit den bereits vorhandenen Dimensionen ganz neue Aufgaben. Vortan werden die Schluchten, die es zu überwinden gibt, größer, die Höhen luftiger und das Timing essenzieller. Als nächstes erhaltet ihr die Kontrolle über die Zeit. Mit der Slow-Dimension verlangsamt ihr das Geschehen um euch herum, bewegt euch selbst aber gleichzeitig in normaler Geschwindigkeit, da die Dimensionen keine Auswirkung auf euch haben.
Umso weiter wir voranschreiten, desto größer werden die Räume und verfallener die Architektur des Anwesens. Natürlich möchten wir euch auch Couch-Surfing, einer der gelungenen Wortwitze im Spiel, nicht vorenthalten. Um die immer mehr von gefährlichen Substanzen überfluteten Parcours zu bewältigen, müsst ihr greifbare Objekte, die gleichzeitig euer Gewicht aushalten, wie Tische, Stühle oder eben Sofas vor euch in den Abgrund werfen, die Zeit verlangsamen und könnt dann auf dem zweckentfremdeten Objekt gemütlich gen Ziel reisen.
Obwohl die finale Dimension im Bunde euch etwas warten lässt, sorgt sie nochmal für erfrischende Impulse. Im letzten Spielabschnitt könnt ihr die Gravitation umkehren. Ein Level ähnelt sehr den Magnetismus-Schaukästen im Puzzlespiel-Konkurrenten Q.U.B.E. Ihr müsst eine Kiste durch ein mit Hindernissen gespicktes Feld führen, das im Gegensatz zum Abschnitt im angesprochenen Spiel nicht in 3D, sondern von der Seite aufgebaut ist. Ihr müsst die Kiste mithilfe von Fließbändern, die mal an der Decke, mal ungewöhnlich konventionell am Boden angebracht sind, durch den schmalen Gang bugsieren. Dabei gilt es Laserstrahlen durch den Wechsel in die Reverse Gravity-Dimension, die die Kiste in die Luft befördert, auszuweichen oder durch den Stahlüberzug der Heavy-Dimension die Energie einfach abzuwehren. Doch das Ganze nimmt buchstäblich bald größere Dimensionen an.
Um des Gamers Sammeltrieb zu befriedigen, sind auch allerlei Objekte im Spiel versteckt. Es gibt kleine Roboterfiguren und Blaupausen zu finden. Mit den Plänen könnt ihr in einem Forschungslabor allerlei Schabernack treiben. Schönes Detail: Die einzelnen Kapitel tragen Titel wie “Der mit den Robotern tanzt” oder “Fang mich, wenn du kannst” in Anspielung an Filmklassiker.
Dazu trägt auch der Cartoon-artige Look bei, der farbenfroh und stets etwas überzeichnet daher kommt. Statt der sterilen Versuchslabore in Portal und Q.U.B.E. erwartet euch in Quantum Conundrum eine hübsche Kombination aus heimeliger Wohnanlage und hochtechnisierten Anlagen. Ein kleiner Knackpunkt des Spiels ist die Performance. Die PC-Version beansprucht die Hardware ziemlich, habt ihr aber ein bisschen gespielt, normalisiert sich die Bildrate spürbar.
Quantum Conundrum ist ein witziges Abenteuer für Fans von Physikknobeleien. Die Story ist nicht außerordentlich komplex, hält die Rätsel aber gut zusammen. Je mehr Dimensionen ihr im Repertoire habt, desto komplexer und fordernder werden auch die Aufgaben, die euch sechs bis acht Stunden sehr gut unterhalten und die Investition von circa 15 Euro in jedem Fall rechtfertigt. Das Ende ist zwar sehr abrupt, lässt dafür auf einen Nachfolger hoffen. Falls dieser wieder frische und interessante Ideen wie der aktuelle Titel bietet, hätten wir nichts dagegen. Verrückte Wissenschaftler brauchen schließlich immer jemanden, der ihnen aus der Patsche hilft.
Wie steht ihr zu Ego-Puzzlespielen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen. Wir werden nächste Woche unsere Tests zu Portal 2 und Q.U.B.E. aus dem vergangenen Jahr neu auf dem Blog veröffentlichen.
Alle Bilder wurden von uns in einer Auflösung von 1.920×1.280 und maximalen Details gemacht. Wir hoffen, sie sind für euch in ausreichender Menge vorhanden.
System: PC, PS3, Xbox 360
Verwendetes System: PC
Genre: Puzzlespiel
Preis: ca. 15 Euro (Steam, PSN, Xbox Live)
Entwickler: Airtight Games
Publisher: Square Enix
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