Spiele, die sich selbst kaum ernst nehmen, können schnell in Fremdscham übergehen, dass es auch anders geht, zeigt The Deadly Tower of Monsters.
In The Deadly Tower of Monsters regiert ein furchtloser Herrscher, der seine Schergen wehrlosen Äffchen auf den Pelz jagd. Drei wackere Helden sollen einen tödlichen Turm erklimmen und ihn stoppen. Soweit klingt das Spiel nach klassischer Videospiel-Story, doch dem Action-Platformer wohnt eine Besonderheit bei.
Schon ab dem Titelbildschirm wird klar, beim vom chilenischen ACE Team (u. a. Rock of Ages und Abyss Odyssey) entwickelten und von ATLUS vertriebenen Downloadtitel geht es etwas anders einher. Ein fiktiver Regisseur mit dem Namen Dan Smith führt hier nämlich einen konstanten (englischen und deutsch untertitelten) Audiokommentar durch das Spiel. Bei The Deadly Tower of Monsters handelt es sich nämlich um einen fiktiven 70er-Science-Fiction-Film und Dan Smith vertont das Geschehen passend zur DVD-Veröffentlichung.
Nun ist ein ständig kommentierender Sprecher in Spielen – besonders aus dem Indie-Sektor – nichts neues. Bastion verschaffte dieser Erzählweise den Durchbruch, doch wir sehen den Kommentar in The Deadly Tower of Monsters als besonders an. Der Regisseur kommentiert nicht nur das Geschehen bis in’s kleinste Detail, es gibt auch diverse Seitenhiebe an die Filmindustrie, Eigenschaften moderner Blockbuster wie Lense Flare oder auch einige Dick-Jokes. Die waren beim Namen des Hauptdarstellers, Dick Starspeed, auch vorprogrammiert. Der Regisseur agiert genau so, wie man einen Erfolgsregisseur aus dieser Zeit sich vorstellt: erfolgsverwöhnt, narzistisch, frauenfeindlich, schlecht auf die vermeintlichen Stars zu sprechen und sparsam an jeder Ecke.
Unterstützt wird der Look von passenden Grafik- und Audioeffekten. So kann man auf Wunsch einen VHS-Filter sowohl für das Bild – mit allerlei Fehlern in der Optik – als auch für den Ton – der orchestrale Soundtrack und die fantastisch vertonten Stimmen klingen blechern – aktivieren. Doch selbst ohne diese Filter spielt sich The Deadly Tower of Monsters toll, da hinter der Fassade auch ein tolles Spiel steckt.
Spieltechnisch kann man das chilenische Wunderwerk als Action-Platformer in der Iso-Perspektive verstehen. Ihr erklimmt den namensgebenden Turm und besiegt derweil allerlei Spinnen, UFOs und Flugsaurier. Regelmäßig finden sich fünf verschiedene Stationen zum Speichern (an diese könnt ihr euch jederzeit teleportieren was eine Menge Laufen und Springen erspart), Wechseln des Hauptcharakters, Ändern der Ausrüstung, Verbesserung der Waffen und zur Verbesserung der Werte.
Der jeweils aktive Hauptcharakter führt dabei zwei Nahkampf- und zwei Fernkampfwaffen mit sich. Und diese sind herrlich kreativ: Es sind sowohl diese Waffen dabei, die man von einem 70er-SciFi-Film erwartet – von Lichtschwert über -peitsche bis hin zum Blaster und Flammenwerfer -, aber auch einige ungewöhnliche Waffen wie einer Tesla-Knarre und ein Schwarzes Loch-Gewehr. Cool ist, dass jede Waffe bei jedem Gegner unterschiedlichen Schaden ausgibt, das Spiel lädt also dazu ein häufig das Arsenal an den zahlreichen Stationen zu wechseln.
Jede Waffe kann in mehreren Stufen verbessert werden, die Laserpeitsche kann zum Beispiel bis zur Tentakelpeitsche hochgezüchtet werden oder das Lichtschwert beginnt blau, geht über rot und endet sogar im lila Kreuzdesign von Star Wars: Episode VII. Für diese Upgrades benötigt ihr Zahnräder, die in blauer, silberner und goldener Ausführung auf den Plattformen versteckt sind. Goldene Zahnräder sind recht selten, was später zu einem Engpass führt, dies lädt allerdings zur Erkundung ein und da jeder Charakter auch ein Jetpack bei sich hat, mit dem man kurz schweben kann, und die Umgebungen angenehm abwechslungsreich designt sind, macht die Erkundung auch Spaß.
Neben den immer kniffligeren Jump’n’Run-Elementen und sporadischen Kämpfen gibt es auch Zwischenbosse und richtige Bosse. Diese Kämpfe verlaufen leider meist nach Schema F (drei Phasen oder einfach wie wild draufschlagen), hier hätten wir uns mehr Kreativität und Mut gewünscht. Allgemein ist das Spiel doch recht leicht und nach vier bis sechs Stunden auch zu Ende. Einerseits ist es schön, dass somit auch Gelegenheitsspieler in den Genuss des ungewöhnlichen Abenteuers und des fantastisch unerwarteten Endes kommen, andererseits würde man sich einen schwereren New Game+ Modus durchaus wünschen.
The Deadly Tower of Monsters ist ein das ideale Sonntagsmorgen-Spiel. Wo man als Kind noch die üblichen Cartoons geschaut hat, spielt man diese gelungene Persiflage an 70er SciFi-Filme, die nebenbei auch ein tolles Action-Jump’n’Run ist. Die Geschichte macht auf all ihren Ebenen irrsinnig viel Spaß, auch wenn sie manches Mal recht stumpf wird, bekommt man am Ende doch wieder die Kurve den Bogen nicht zu überspannen. Das Gegnerdesign ist toll, die Umgebungen schön modelliert und das Spielsystem flott und durchdacht. ACE Team hat uns also ein dickes Ei gelegt, das digital ab sofort für PlayStation 4 und PC erhältlich ist.
The Deadly Tower of Monsters
Genre: Action-Adventure/Jump’n’Run
System: PC (getestet), PS4
Preis: 14,99 Euro (Steam & PSN – aktuell um 35% reduziert)
Entwickler: ACE Team (Zeno Clash)
Publisher: ATLUS
Alle Bilder wurden von uns anhand der Steam-Version erstellt. Einzig das Spiel-Logo haben wir von ATLUS zur Verfügung gestellt bekommen.
This game was provided by the publisher for review purposes, check our review policy for details.
Heute wurde der Deutsche Computerspielpreis in München verliehen. Hier sind alle Gewinnerinnen und Gewinner. (mehr …)
Am Donnerstag wird zum 16. Mal der Deutsche Computerspielpreis verliehen. Wir werden live aus München…
Morgen erscheint die Serienadaption von Fallout auf Amazon Prime Video und wir haben uns bereits…
Aufbausim? Einmal aber anders bitte! Wie wäre es mit Türmen, Luftschiffe und Strategie im Steampunk-Setting?…
Wir stellen euch monatlich die neuen in PlayStation Plus, Xbox Game Pass und weiteren Abodiensten…
Der Westen hat gerufen und wir folgen diesem in Aloys neuem Abenteuer, welches kürzlich für…