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Im Test: The Deadly Tower of Monsters – eine dicke 70er-Hommage

Spiele, die sich selbst kaum ernst nehmen, können schnell in Fremdscham übergehen, dass es auch anders geht, zeigt The Deadly Tower of Monsters.

In The Deadly Tower of Monsters regiert ein furchtloser Herrscher, der seine Schergen wehrlosen Äffchen auf den Pelz jagd. Drei wackere Helden sollen einen tödlichen Turm erklimmen und ihn stoppen. Soweit klingt das Spiel nach klassischer Videospiel-Story, doch dem Action-Platformer wohnt eine Besonderheit bei.

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Schon ab dem Titelbildschirm wird klar, beim vom chilenischen ACE Team (u. a. Rock of Ages und Abyss Odyssey) entwickelten und von ATLUS vertriebenen Downloadtitel geht es etwas anders einher. Ein fiktiver Regisseur mit dem Namen Dan Smith führt hier nämlich einen konstanten (englischen und deutsch untertitelten) Audiokommentar durch das Spiel. Bei The Deadly Tower of Monsters handelt es sich nämlich um einen fiktiven 70er-Science-Fiction-Film und Dan Smith vertont das Geschehen passend zur DVD-Veröffentlichung.

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Nun ist ein ständig kommentierender Sprecher in Spielen – besonders aus dem Indie-Sektor – nichts neues. Bastion verschaffte dieser Erzählweise den Durchbruch, doch wir sehen den Kommentar in The Deadly Tower of Monsters als besonders an. Der Regisseur kommentiert nicht nur das Geschehen bis in’s kleinste Detail, es gibt auch diverse Seitenhiebe an die Filmindustrie, Eigenschaften moderner Blockbuster wie Lense Flare oder auch einige Dick-Jokes. Die waren beim Namen des Hauptdarstellers, Dick Starspeed, auch vorprogrammiert. Der Regisseur agiert genau so, wie man einen Erfolgsregisseur aus dieser Zeit sich vorstellt: erfolgsverwöhnt, narzistisch, frauenfeindlich, schlecht auf die vermeintlichen Stars zu sprechen und sparsam an jeder Ecke.

Deadly TowerDenn die Umgebungen und das Gegnerdesign spiegeln vortrefflich einen 70er-SciFi-Film wieder. Riesige Steinblöcke, die erst durch eine zusätzliche Fähigkeit weggesprengt werden können und so einige Passagen in Metroidvania-Natur versperren, bestehen nur aus Luft und werden dann buchstäblich ausgesaugt, die Palmen sind so plastisch, dass die Vermutung von Dan Smith später bestätigt wird, sie sind nur aus Plastik. Selbst die Kostüme der Gegner – von sperrlich animierten Dinos über Riesenschnecken bis zum Mecha-Gorilla ist alles vertreten – sind teils so schlecht und billig gestaltet, man nimmt dem Spiel das Setting sofort ab.

Unterstützt wird der Look von passenden Grafik- und Audioeffekten. So kann man auf Wunsch einen VHS-Filter sowohl für das Bild – mit allerlei Fehlern in der Optik – als auch für den Ton – der orchestrale Soundtrack und die fantastisch vertonten Stimmen klingen blechern – aktivieren. Doch selbst ohne diese Filter spielt sich The Deadly Tower of Monsters toll, da hinter der Fassade auch ein tolles Spiel steckt.

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Spieltechnisch kann man das chilenische Wunderwerk als Action-Platformer in der Iso-Perspektive verstehen. Ihr erklimmt den namensgebenden Turm und besiegt derweil allerlei Spinnen, UFOs und Flugsaurier. Regelmäßig finden sich fünf verschiedene Stationen zum Speichern (an diese könnt ihr euch jederzeit teleportieren was eine Menge Laufen und Springen erspart), Wechseln des Hauptcharakters, Ändern der Ausrüstung, Verbesserung der Waffen und zur Verbesserung der Werte.

Deadly TowerIhr könnt jederzeit zwischen drei Charakteren wechseln – dem Strahlemann-Gentleman, der kecken Abenteurerin und dem klonkigen Roboter. Spielerisch unterscheiden sie sich dadurch, dass die unterschiedliche Spezialtalente lernen. Während Scarlet Nova zum Beispiel einen Schutzschild generiert oder einen Supersprint loslegt, der an bestimmten Stellen im Spiel wieder in Metroidvania-Manier Belohnungen nach sich zieht, kann Dick Starspeed Minen legen, die wie erwähnt ebenfalls neue Wege eröffnen und auch im Kampf nützlich sind und der Roboter etwa die Zeit verlangsamen, um riesige Ventilatoren oder Gegner zu verlangsamen.

Der jeweils aktive Hauptcharakter führt dabei zwei Nahkampf- und zwei Fernkampfwaffen mit sich. Und diese sind herrlich kreativ: Es sind sowohl diese Waffen dabei, die man von einem 70er-SciFi-Film erwartet – von Lichtschwert über -peitsche bis hin zum Blaster und Flammenwerfer -, aber auch einige ungewöhnliche Waffen wie einer Tesla-Knarre und ein Schwarzes Loch-Gewehr. Cool ist, dass jede Waffe bei jedem Gegner unterschiedlichen Schaden ausgibt, das Spiel lädt also dazu ein häufig das Arsenal an den zahlreichen Stationen zu wechseln.

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Jede Waffe kann in mehreren Stufen verbessert werden, die Laserpeitsche kann zum Beispiel bis zur Tentakelpeitsche hochgezüchtet werden oder das Lichtschwert beginnt blau, geht über rot und endet sogar im lila Kreuzdesign von Star Wars: Episode VII. Für diese Upgrades benötigt ihr Zahnräder, die in blauer, silberner und goldener Ausführung auf den Plattformen versteckt sind. Goldene Zahnräder sind recht selten, was später zu einem Engpass führt, dies lädt allerdings zur Erkundung ein und da jeder Charakter auch ein Jetpack bei sich hat, mit dem man kurz schweben kann, und die Umgebungen angenehm abwechslungsreich designt sind, macht die Erkundung auch Spaß.

Deadly TowerSchön ist zudem, dass durch die verschiedenen Ebenen unterschiedliche Kämpfe entbrennen. Man muss beispielsweise auch auf die Plattformkanten achten und manches Mal ankommende Flugsaurierschwärme oder UFOs abwehren und außerdem findet man durch das Runtergucken auch Zielscheiben und Flugringe, die man durchfliegen kann. Das erinnert natürlich an einen gewissen blauen Igel, auch weitere Referenzen sind schnell zu finden, ACE Team geht in allen Bereichen des Spiels geschickt mit der Popkultur um.

Neben den immer kniffligeren Jump’n’Run-Elementen und sporadischen Kämpfen gibt es auch Zwischenbosse und richtige Bosse. Diese Kämpfe verlaufen leider meist nach Schema F (drei Phasen oder einfach wie wild draufschlagen), hier hätten wir uns mehr Kreativität und Mut gewünscht. Allgemein ist das Spiel doch recht leicht und nach vier bis sechs Stunden auch zu Ende. Einerseits ist es schön, dass somit auch Gelegenheitsspieler in den Genuss des ungewöhnlichen Abenteuers und des fantastisch unerwarteten Endes kommen, andererseits würde man sich einen schwereren New Game+ Modus durchaus wünschen.

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Fazit

The Deadly Tower of Monsters ist ein das ideale Sonntagsmorgen-Spiel. Wo man als Kind noch die üblichen Cartoons geschaut hat, spielt man diese gelungene Persiflage an 70er SciFi-Filme, die nebenbei auch ein tolles Action-Jump’n’Run ist. Die Geschichte macht auf all ihren Ebenen irrsinnig viel Spaß, auch wenn sie manches Mal recht stumpf wird, bekommt man am Ende doch wieder die Kurve den Bogen nicht zu überspannen. Das Gegnerdesign ist toll, die Umgebungen schön modelliert und das Spielsystem flott und durchdacht. ACE Team hat uns also ein dickes Ei gelegt, das digital ab sofort für PlayStation 4 und PC erhältlich ist.

The Deadly Tower of Monsters
Genre: Action-Adventure/Jump’n’Run
System: PC (getestet), PS4
Preis: 14,99 Euro (Steam & PSN – aktuell um 35% reduziert)
Entwickler: ACE Team (Zeno Clash)
Publisher: ATLUS

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Alle Bilder wurden von uns anhand der Steam-Version erstellt. Einzig das Spiel-Logo haben wir von ATLUS zur Verfügung gestellt bekommen.

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