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Im Test: Danganronpa V3

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Nach dem enttäuschenden Ableger Ultra Despair Girls und dem unzulänglichen Anime Danganronpa 3 findet die Serie mit Danganronpa V3 zu ihrer gewohnt hohen Qualität zurück. Es mag nicht die erwartete perfekte Fortsetzung sein, Serienkenner werden mit V3 allerdings viel Spaß haben.

Danganronpa V3 beginnt in der Serientradition der Hauptteile. Kaede Akamatsu erwacht in einem fremden Klassenzimmer und er realisiert, dass er von einer unbekannten Gruppe entführt wurde. Er trifft auf die Studentin Shuichi Saihara und die beiden werden in die Sporthalle der Schule gejagt. Dort stellen sich ihnen die Welpen Monokumas und das Serienmaskottchen Monokuma höchstpersönlich entgegen.

Die Erinnerungen der Gruppe von 14 Studenten wurden weggesperrt und stattdessen wurden ihnen die ihrer “ultimativen Talente” eingepflanzt und so beginnt das nächste Killing Game. Die Anfangssequenz legt die Grundlagen für das weitere Spiel und beschreibt anschaulich die Hintergründe der einzelnen Charaktere. Zwar wird der beeindruckende Prolog von Danganronpa 2 nicht ganz erreicht, man will aber trotzdem erfahren, wie’s weitergeht.

Die Danganronpa-Serie legte schon immer seinen Fokus auf ein abwechslungsreiches Ensemble an Charakteren und das ist eines der Gebiete, in den V3 versagt. Zwar sind sie nicht schlecht, doch die Anzahl an Charakteren, mit denen ihr nicht sympathisiert, ist größer als zuvor. Viele davon nerven euch und so hat deren unvermeidbarer Tod kaum Auswirkungen auf eure Gefühlswelt. Einerseits sind die Interaktionen der Figuren untereinander unterhaltsam, andererseits fühlt es sich so an, als ob der Autor über das Ziel hinaus geschossen ist und sich darauf konzentriert hat, die Charaktere so besonders wie nur möglich zu machen, ohne die Reaktion der Spieler darauf mit einzukalkulieren.

Glücklicherweise werden diese Charaktere nie all zu nervig, das gilt aber nicht für einzelne Story-Kapitel im Spielverlauf. Sobald jemand umgebracht wird, müssen die Überlebenden das Beweismaterial dazu nutzen, den Mörder zu finden, ganz wie in Danganronpa 1 & 2. Das bringt uns zu den Klassenverhandlungen (“Class Trials”), die den Killer demaskieren und ihn vom Killing Game entfernen. So endet dann auch das aktuelle Kapitel und dieser Zyklus führt sich für das gesamte Spiel fort.

Die Ermittlungen verlaufen wie in den vergangenen Danganronpa-Spielen. Ihr durchsucht die Umgebungen nach Hinweisen, von Gegenständen bis zu Zeugenaussagen von anderen Klassenkameraden. Diese Sequenzen sind meist sehr linear gestaltet und erlauben euch erst in den nächsten Abschnitt voranzuschreiten, sobald ihr alle Hinweise im näheren Umkreis gefunden habt. So verpasst ihr keinerlei Indizien und werdet gezwungen, bekannte Bereiche erneut zu durchstöbern. Einige neue Spielelemente hätten die Detektivszenen auflockern können.

In den Klassenverhandlungen zeigen sich die größten Verbesserungen in Danganronpa V3. Die Bildschirmanzeigen sind diesmal dynamischer: Textboxen rotieren und ändern ihre Position, je nachdem wer spricht. Wie in den Vorgängern werden die Zeugenaussagen in Textform visualisiert, indem prägnante Begriffe hervorgehoben werden. Um die Sitzung voranzutreiben, beschießt ihr diese Wörter mit “Wahrheitskugeln” (“Truth Bullets”). Dabei handelt es sich um Beweise, die ihr während eurer Ermittlungen gefunden habt, und um Informationen, an die ihr während der Verhandlung gelangt seid.

Mit gelben Ausdrücken seid ihr nicht einverstanden, blaue entsprechen der Wahrheit. In Danganronpa V3 könnt ihr erstmals lügen, wodurch sich die Wirkung der Wahrheitskugeln umkehrt. An gewissen Punkten müsst ihr die Lügenmechanik benutzen, aufmerksame Spieler nutzen sie zudem, um optionale Ereignisse freizuschalten.

Zu den weiteren Neuerungen in V3 zählen die “Panik und Gedränge”-Debatten (“Panic and Scrum Debates”). Sobald mehrere Personen durcheinander plappern, startet die Panik-Debatte. Der Bildschirm teilt sich und jeder Charakter redet gleichzeitig. Obwohl die Lösung meist nahe liegt, lockern die Panik-Debatten das Spieltempo immerhin die sonst so ordentlichen Konversationen auf.

Die Gedränge-Debatten entstehen, sobald sich eine Gruppe nicht auf einen Standpunkt einigen kann. Hier ist es eure Aufgabe, unterschiedliche Stichwörter den Argumenten der gegnerischen Gruppe zuzuordnen. Der Anspruch hält sich wie bei den Panik-Debatten gering, dafür tragen diese Debatten zur spielerischen Abwechslung während der Klassenverhandlungen bei.

Weitaus weniger beliebt sind die Minispiele, die während der Sitzungen erscheinen. Das einzige wiederkehrende verbesserte Minispiel ist Hangman’s Gambit Ver. 3.0. Dabei fliegen verborgene Buchstaben in Kugeln über den Bildschirm. Der Spieler kann diese kurzzeitig aufdecken. Das Ziel ist es, mit Unterstützung durch Tipps Wörter zu bilden. Es gibt deshalb bereits die dritte Version von Hangman’s Gambit, weil es sich um das frustrierendste Minispiel handelt, denn ihr müsst für gewöhnlich sehr lange Wörter oder Sätze entschlüsseln. Die neue Fassung ist weitaus einfacher und vermeidet die zuvor entstandenen Ärgernisse, ist aber gar nicht mehr herausfordernd und verspielt daher seine Chance ein zufriedenstellendes Minispiel zu sein.

Die weiteren Minispiele, mit Ausnahme des gegen Ende jeder Verhandlung angesetzten Rhythmus-Games Rüstungsstreit (“Argument Armament”), sind einfach nicht gut. Psychotaxi (“Psyche Taxi”) ist ein Rennspiel der alten Schule und einfach zu langwierig. Geistesmine (“Mind Mine”) ist der Tiefpunkt der Auflockerungsspielchen. Hierfür sind weder Verstand noch Talent erforderlich.

Psychotaxi ist ein gutes Beispiel für alles, das in Danganronpa V3 falsch läuft: uns wird die Lösung schon präsentiert, bevor die Charaktere diese herausgefunden haben. Oftmals findet ihr etwas ‘raus bevor die Verhandlung begonnen hat und dadurch gestalten sich die Verhandlungen besonders bis zur Mitte des Spiels weitaus weniger spannend und dauern unnötig lange an, damit die Charaktere gedanklich mitkommen.

Diese schwächeren Kapitel haben einen negativen Einfluss auf die gesamte Handlung, allerdings ist diese so gut geschrieben, dass sie den Spieler auch während dieser uninteressanten Phasen bei Laune hält. Geduldige Zocker, die sich durch die faderen Phasen, freuen sich über ein unerwartetes aufregendes Finale.

 

Wie eingangs erwähnt gestaltet sich Danganronpa V3 visuell dynamischer als die vorigen beiden Spiele, besonders während der Klassenverhandlungen. Die Charaktere bewegen sich und vermindern daher statische Szenen. Auch die Darstellung der Texte ist abwechslungsreicher, da sich Animationen dem Inhalt der Dialoge anpassen. In den Nahaufnahmen stellt sich heraus, dass die Charakterzeichnungen etwas grob aufgelöst sind.

Das Spiel läuft insgesamt gut auf der PS4, denn die Bildwiederholungsrate ist meist stabil. Das trifft allerdings nicht auf die Vita-Version, in der es zu Problemen beim Laden von neuen Charakteren oder beim Kamerawechsel kommt, zu. Anfangs fällt das kaum auf, das ständige kurze Nachladen summiert sich nach ein paar Stunden allerdings. Der Grund dafür ist offensichtlich: V3 ist deutlich effektreicher als die vergleichsweise minimalistisch dargestellten Danganronpa 1 & 2.

Der Soundtrack von Danganronpa V3 schlägt ähnliche einzigartige Töne an, wie die Serienvorläufer. Viele Lieder sind Remixe von bekannten Danganronpa-Stücken, doch es sind genug neue Songs vertreten, um Plagiatsvorwürfe von sich weisen zu können. In den Gedränge-Debatten übertrifft die Melodie sogar die Spielmechanik.

Fazit

Trotz der gelegentlichen Fehltritte, bietet Danganronpa V3 so viel Neues, dass es sich von seinen Vorgängern abhebt. Die visuell dynamischen Verhandlungen und das eindringliche Ende hinterlassen bei Spielern einen bleibenden Eindruck für die kommenden Jahre.

Patrick

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