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Test

Im Test: Anker soundcore Liberty 5

Die In-Ear-Kopfhörer soundcore Liberty 5 bieten eine Akkulaufzeit von bis zu 48 Stunden und eine Schwemme an Features wie 3D-Audio, ANC und einen Gaming-Modus.

Anker hat die neueste Iteration der Liberty-Reihe im Mai in den Farben Tinten-Schwarz, Wolken-Weiß, Pfirsich-Rosa und Ozean-Blau zum Preis von ca. 100 Euro veröffentlicht (aktuell am Black Friday-Wochenende für 69 Euro zu haben). Die auf den Bluetooth 5.4-Standard setzenden In-Ear-Kopfhörer soundcore Liberty 5 verfügen über einen 9,2mm-Wollpapier-Membran-Treiber auf Basis der Astria Coaxial Acoustic Architecture (ACAA). Damit kommt man zwar nah an das vormalige Spitzenmodell Liberty 4 Pro ran, dieses hat allerdings einen dynamischen 10,5mm-Dual-Treiber geboten. In unserem direkten Vergleich zu dessen Vorgänger Liberty 3 Pro mit einem 10,6mm-Dual-Treiber fällt eine geringere Dynamik und weniger Druck in den Tiefen auf.

Das Liberty 5 verfügt allerdings weiterhin über satte Bässe, ein klares ausgewogenes Klangbild, eine gute Dynamik für Spiele, Musik und Filme. Die Liberty 5 neigen etwas zu Basslastigkeit, was allerdings über den Equalizer in der mit Android- und iOS-Geräten kompatiblen soundcore-App verändert werden kann. Hier können wir entweder eigene Equalizer-Profile anlegen oder ein vorgefertigtes verwenden, etwa für bestimmte Musikgenres, Podcasts und um Höhen oder Bässe zu verringern bzw. zu verstärken. Über einen umfangreichen Hear-ID-4.0-Klangtest können wir das Klangbild unserem Gehör anpassen.

Mit dem Dolby-Audio-Modus können wir Raumklang simulieren und auf Modi für Musik, Podcasts und Filme zurückgreifen. Beim Test im Zusammenspiel mit Filmen und Videospielen können wir zwar einzelne Elemente nun räumlich zuordnen, das klingt aber häufig sehr künstlich und trägt wenig zu einem natürlichen Raumklangerlebnis bei.

Einen wesentlich besseren Eindruck macht der Klangmodus für „Bevorzugte Audioqualität“. Standardmäßig verwenden die Liberty 5, je nachdem was das verbundene Gerät unterstützt, den AAC- oder SBC-Audiocodec (bis zu 320 Kbps). Im alternativen Klangmodus wird hingegen der High-Res-Audiocodec LDAC (bis zu 990 Kbps) aktiviert. Der Unterschied fällt deutlich aus, wenn wir ein kompatibles Gerät wie einen Windows-PC mit entsprechender Codec-Unterstützung oder ein aktuelles Android-Smartphone im Zusammenspiel mit Spotifys neuem Lossless-Modus verbinden. Der LDAC-Modus kann allerdings nicht im Zusammenspiel mit Dolby Audio und dem Gaming-Modus aktiviert werden und die Latenz mit diesem High-res-Audio ist spürbar höher als im standardmäßig aktivierten gemischten Klangmodus.

Der Gaming-Modus dient zur Verstärkung von Stimmen, Schritten und Schüssen und der Verringerung der Latenz. Wir haben diesen Modus mit der Nintendo Switch 2 getestet, da diese ohnehin den LDAC-Audiocodec derzeit nicht unterstützt. Wir können eine etwas geringere Latenz feststellen und manche Audiospuren werden tatsächlich verstärkt, allerdings sind das mitunter auch Hintergrundgeräusche und Musik. Da die Latenz der Liberty 5, getestet mit Android-Smartphone, Switch 2, PC und TV, selbst in schnellen Titeln wie Kirby Air Riders ohnehin ziemlich niedrig ist, und aufgrund der genannten Eigenheiten hängt es vom Inhalt ab, ob der Gaming-Modus einen echten Mehrwert bietet.

Wenn man genau darauf achtet können aufgrund der Latenz Filme oder Zwischensequenzen in Games nicht mehr ganz lippensynchron sein, in der Regel stört das die Immersion allerdings kaum. Um das zu vermeiden müssten die Kopfhörer und auch die Switch 2 wohl Audiocodecs mit noch geringerer Latenz wie aptX HD nutzen können. Mit PS5 und Xbox Series X|S können BT-Kopfhörer nicht direkt verbunden werden, aber über den TV ist das kein Problem und die Liberty 5 überzeugen auch hier mit hoher Klangqualität.

Einen Mehrwert haben Android-User, da sie dank Google Fast Pair-Unterstützung auch ohne Öffnen der soundcore-App im Benachrichtigungsbereich den derzeitigen Akkustand einsehen können.

Wir können jederzeit den ANC-Modus mit Adaptive ANC 3.0 (Active Noise Cancelling) zur Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen und Umgebungslärm aktivieren, in fünf Stufen regeln und Transportmodi für Flugzeug und Auto nutzen, in denen sich die Geräuschunterdrückung der Umgebung anpasst. Das funktioniert ausgesprochen gut und Windgeräusche können wir auf Knopfdruck – wie auch im Transparenzmodus – reduzieren, allerdings sind sie meist immer noch etwas hörbar.

Den Transparenzmodus können wir dazu nutzen, um Gespräche führen zu können, ohne die Kopfhörer herausnehmen zu müssen – oder etwa um beim Musikhören die Hausklingel zu hören. Hierfür werden die sechs integrierten Mikrofone verwendet. Bei gesenkter Lautstärke funktioniert das beeindruckend gut.

Wie der LDAC-High-Res-Audiocodec ist mit der Zwei-Punkt-Verbindung ein weiteres wichtiges Feature in der App hinter dem kleinen Zahnrad versteckt. Wir können die Liberty 5 mit zwei unterschiedlichen Bluetooth-Empfangsgeräten wie einem Smartphone und der Nintendo Switch 2 gleichzeitig verbinden. Praktisch: Sobald die auf dem Smartphone abgespielte Musik endet und wir ein Spiel auf der Switch 2 starten, wechseln die Kopfhörer automatisch die Audioquelle. Beide Inputs können allerdings nicht gleichzeitig abgespielt werden. Sobald ein Gerät einmal in der Liste eingetragen ist, können wir es komfortabel direkt über die App verbinden. Einige Features wie der Gaming-Modus scheinen auf einem weiteren Gerät wie der Switch 2 nur zu funktionieren, wenn wir gleichzeitig mit einem Gerät mit der App verbunden sind – auf Kosten der Akkulaufzeit.

Per Berührungssteuerung können wir den aktuellen Song pausieren, zum nächsten Lied springen, die Lautstärke regeln, den Sprachassistenten aktivieren oder ein Foto machen. Hierfür halten oder tippen wir ein bis drei Mal die Rille am Stiel der Kopfhörer an. Es stellt sich als etwas knifflig heraus, die Druckpunkte schnell zu finden und die Kopfhörer haben in unseren Tests das Problem gehabt, zwischen ein- und mehrfachem Antippen zu unterscheiden, mit etwas Übung kann die Berührungssteuerung aber funktionieren.

Sogar den Anpressdruck der in den sechs Größen XS bis XL beigelegten Ohrstöpseln können wir über die App regeln, einen großen Unterschied merken wir hierbei allerdings nicht.

Die Klangqualität der eingebauten Mikrofone ist wie bei vielen Bluetooth-In-Ear-Kopfhörern in Ordnung, professionelle Podcasts würden wir aufgrund nicht damit aufnehmen. Die Verbindungsqualität blieb bei uns stets stabil, auch wenn wir weit vom Eingabegerät entfernt waren oder eine Wand dazwischen war.

Sowohl die Kopfhörer als auch die quadratische Ladeschale sehen dem Vorgängermodell Liberty 4 Pro ziemlich ähnlich. Während wir auf der Vorderseite des wesentlich kleineren runden Etuis der Liberty 3 Pro, die noch ohne Stiele und dafür mit den gerne verrutschenden Kunststoffplättchen auskamen, den Akkustand in Form von LED-Punkten anzeigte, visualisiert die aktuelle Farbe einer LED-Leiste auf der Vorderseite des Liberty 5-Case den derzeitigen Akkustand. Die Schale des Liberty 4 Pro hat den Prozentstand über Displays im Innenraum angezeigt und über einen Druckknopf verfügt, dessen Wegfall das Öffnen des neuen Cases etwas kniffliger machen kann. Apropos: Der Verbindungsknopf befindet sich anders als beim Liberty 3 Pro auf der Innenseite der Ladeschale.

Die Liberty 5 sind nach IP55 gegen Staub und Wasser geschützt und auch das Ladecase soll wasserdicht sein.

Mit dem beigefügten recht kurzen USB-C-Kabel können wir mit einem kompatiblen, nicht beigelegten Netzteil auch schnell laden. Laut dem Hersteller können wir nach zehnminütiger Ladezeit die Kopfhörer fünf Stunden lang nutzen und mit einer Akkuladung eine Laufzeit von bis zu 12 Stunden (8 mit ANC) und in Kombination mit der Ladeschale 48 Stunden (32 mit ANC) erreichen.

Wir sind bei unseren Tests mit hoher Lautstärke und in Verbindung mit Spotify Lossless auf einem Android-Smartphone im Standard-Klangmodus auf rund 10,5 Stunden (ca. 7 Stunden mit ANC auf der höchsten Stufe) und im High-res-Audio-Modus auf rund 6,5 Stunden gekommen.

In weniger als einer Stunde konnten wir die Liberty 5 in der Ladeschale voll aufladen und das Case verliert dabei rund ein Fünftel seiner Akkukapazität. Mit einem gewöhnlichen 18 Watt-Schnellladegerät konnten wir die Liberty 5 in 10 Minuten zu 70 Prozent laden. Da die Schale bei 10 Prozent Akku blieb gehen wir davon aus, dass sie erst nach der vollständigen Aufladung der Kopfhörer aufgeladen wird. Nach 40 Minuten waren die Kopfhörer vollständig und die Ladeschale zur Hälfte geladen und eine weitere Stunde später war auch die Schale voll.

Anker empfiehlt, den Akku der Liberty-Kopfhörer nicht immer vollständig zu entleeren, um die Leistung auf lange Sicht aufrecht erhalten zu können. Solche Maßnahmen sind auch bitter nötig. Die Akkuleistung der Liberty 3 Pro hat sich bei regelmäßiger Verwendung über mehrere Jahre hinweg deutlich verringert und die Akkuanzeige des Ladecases ist mittlerweile nicht mehr zuverlässig.

Fazit

Die soundcore Liberty 5 bestechen mit guter Verarbeitung, hohem Tragekomfort, einem ausgewogenen Klang (wenn auch etwas basslastig), einer effektiven Geräuschunterdrückung, einer langen Akkulaufzeit, vielen Anpassungsmöglichkeiten und nützlichen Features wie der Unterstützung des High-res-Audiocodec LDAC, Schnellem Laden und Google Fast Pair.

Nach unseren Tests im Zusammenspiel mit der Nintendo Switch 2 können wir dem Gaming-Modus nicht gerade eine Daseinsberechtigung attestieren, da weder wie angekündigt Stimmen, Schritte und Schüsse spürbar verstärkt werden noch die Latenz wesentlich reduziert wird. Der Dolby-Audio-Modus klingt in vielen Fällen übersteuert und künstlich, etwa als ob eine Kuppel über das Audiosignal gestülpt und einzelne Signale verteilt wurden. Die Berührungssteuerung funktioniert auch noch nicht ideal und es bedarf etwas Eingewöhnung.

Wenn ihr auf der Suche nach qualitativ hochwertigen In-Ear-Kopfhörern seid, ihr sie insbesondere zum Musikhören verwenden wollt und über die genannten Mängel hinwegsehen könnt, können wir euch die soundcore Liberty 5 wärmstens empfehlen.

Anker hat uns ein Testexemplar der soundcore Liberty 5 und die Bilder zur Verfügung gestellt.