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Im Test: American Arcadia

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American Arcadia versetzt uns in eine 70er-Jahre-Reality-Show. Ein Horror aus Plateauschuhen und Schlaghosen beginnt.

Der Puzzle-Platformer American Arcadia wurde von Out of the Blue Games (Call of the Sea) entwickelt und am 28. Oktober 2023 für PC, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S und Xbox One veröffentlicht. Gemeinsam mit The Cub ist es das einzige Spiel, welches Teil des Tribeca Spotlights 2022 war und bislang noch nicht erschienen war.

Als sein engster Kollege plötzlich aufgrund eines ominösen Reisestipendiums verschwindet und auf den Bildschirmen immer wieder merkwürdige Warnungen auftauchen, die nur er lesen kann, erkennt der 28-jährige Account-Manager Trevor Clarence Hills (Yuri Lowenthal) langsam, dass er gemeinsam mit 23.413 weiteren Einwohnerinnen und Einwohnern unter einer Wetterkontrollkuppel in der 70er-Jahre-Reality-Show American Arcadia lebt. Die Fernsehsendung läuft bereits seit 55 Staffeln und wer auf der Twitch-artigen Streaming-Plattform keine Zuschauenden für sich begeistern kann, wird radikal aussortiert. Fortan versucht mit der Hilfe der Bühnentechnikerin Angela Solano (Krizia Bajos; Deckname: Kovacs) aus dem einst so idyllischen Dasein zu entkommen. Walton Medias Host Vivian Walton versucht die beiden zu stoppen und schickt den beiden eine Armada an Mr. Smith-artigen Agenten auf die Pelle. Die Geschichte bietet viele überraschende Wendungen, lustige Dialoge, popkulturelle Anspielungen an Serien-Klassiker wie The Truman Show, The Prisoner und Westworld. Es ist interessant, wie Trevor Glück im Zeitalter des Drangs nach Popularität definiert und wohin sich die Story entwickelt, bis zu einem furiosen Ende, welches zum Nachdenken anregt.

Spielerisch bietet American Arcadia nichts grundlegend Neues, sorgt allerdings für viel Abwechslung. Während Trevor in einer 2D-Perspektive von seinen Verfolgern fliehen und allerlei Platforming bewältigen und Umgebungsrätsel lösen muss, ist es Angelas Aufgabe, ihn aus der Ferne mit ihren Hackingkünsten zu unterstützen. Das Spiel entfaltet sein Potential in den Momenten, in den es beide Perspektiven miteinander kombiniert, etwa als wir auf dem Bildschirm mit Trevor aus einem Kaufhaus fliehen während Angela ein knallhartes Verhör des Sicherheitschefs des Konzerns hinter der Reality-Show überstehen muss. Angela kann auch über CCTVs (Überwachungskameras) in die Szenen von Trevor eingreifen und Trevors so neue Wege eröffnen. Gerade zu Beginn wird diese Mechanik inflationär eingesetzt und das Spiel sorgt für einige Frustmomente, wenn wir in der Hektik in Sekundenbruchteilen den Kran richtig ausrichten und Trevor vor den Agenten fliehen lassen müssen. Die 3D-Sequenzen mit Angela lassen uns mehr von der spannenden Spielwelt hinter den Kulissen von American Arcadia erkunden, allerdings sind die Schleichpassagen etwas dröge und eine bestimmte Szene in Angelas Apartment, in der wir die Beweise unserer Unterstützung Trevors blitzschnell verschwinden lassen müssen, zerrt etwas mehr an unserem Nervenkostüm. Es wäre schön gewesen, wenn die Entwicklerinnen und Entwickler unterschiedliche Lösungswege für die zumeist kniffligen Rätsel zugelassen hätten. Drahte an einem Terminal zu verbinden und das Ausweichen von Laserstrahlen im Stil von Ethan Hunt in Mission: Impossible ist nicht innovativ, sorgt aber für Abwechslung. Die vielen kreativen Momente, in denen die Story und das Gameplay miteinander verschmelzen, lassen diese Unzulänglichkeiten verschmerzen.

American Arcadia wird in einem schicken farbenfrohen 70er-Jahre-Retro-Zukunftslook im Low-Poly-Stil präsentiert. Während die Umgebungen durchgehend überzeugen, fallen die fehlenden Details in den Gesichtern der Charaktere im späteren Spielverlauf auf und reißen uns aus der sonst so dichten Atmosphäre etwas raus. Die Inszenierung überzeugt mit gelungenen Schnitten und einer großartigen englischen Synchronisation. Der Cast ist bekannt aus Spielen wie Marvel’s Spider-Man 2, Cyberpunk 2077 und Firewatch. Der Score von Eduardo de la Iglesia Nieto unterstützt das cineastische 70er-Jahre-Flair und die Titelmelodie Don’t be a Fool von Merle Jefferson wird uns noch lange im Ohr bleiben.

In unserem circa fünf-stündigen Durchlauf haben wir auch einige Glitches feststellen können. Das Festhalten an Vorsprüngen wird öfters nicht richtig registriert, was zu zusätzlichem Frust führen kann. Die sonst überzeugende Präsentation leidet darunter, dass Charaktere übereinander reden und Untertitel oftmals fehlen, über den Bildschirm hinausgehen oder inkorrekt sind. Hinzu kommen Abstürze, Animationsfehler und Zwischensequenzen, die übersprungen werden. Das mögen alles Kleinigkeiten sein, beeinträchtigen insgesamt aber doch das Spielerlebnis.

Fazit

American Arcadia überzeugt mit abwechslungsreichem Platforming-/Hacking-Gameplay, bietet allerdings wenig Neues und verfügt zum Testzeitpunkt über einige technische Unzulänglichkeiten. Das Spiel überträgt das Setting aus der Kult-Serie The Prisoner in die Neuzeit und erzählt eine spannende Thriller-Story, die uns bis zum Ende bei der Stange hält.

Der Publisher hat uns die PC-Version von American Arcadia, mit der wir die Screenshots erstellt haben, zur Verfügung gestellt.