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Test

Im Test: Nobody Wants To Die

Nobody Wants To Die kommt mit schicker UE5-Optik und einer einzigartigen Stilmischung daher. Im Test klären wir, ob es ein kompetentes Detektivspiel ist.

James Karra ist ein geschundener Detective im New York des Jahres 2329. In seiner schwebenden 30er-Jahre-Karosse macht er sich am liebsten im Autokino hoch über dem Times Square gemütlich, während er von Visionen seiner verschiedenen Frau Rachel geplagt wird. In der dystopischen Zukunft verschreibt jeder Mensch mit Vollendung des 21. Lebensjahrs seinen Körper dem Staat. Der Geist wird in Form eines Gestrüpps namens Ichorit per Bewusstseinsübertragung kurzerhand in den neuen Körper verfrachtet. Wer das Zwangs-Abo nicht zahlen kann, verliert sein Anrecht auf seinen eigenen Körper. James befindet sich zwar im Körper eines 42-Jährigen, hat aber in Wahrheit schon 120 Jahre auf dem Buckel und war im vergangenen Leben Baseball-Profi. Zwei Wochen nach einem Zwischenfall, der James dazu gezwungen hat seinen Körper zu tauschen, bekommt er vom Polizei-Chief mit Sara eine Babysitterin an die Seite gestellt. Gemeinsam sollen sie das plötzliche Ableben von Edward Green untersuchen. Dahinter verbirgt sich ein ganzes Komplott, welches es gilt in den kommenden fünf bis sechs Spielstunden aufzudecken.

 

In zahlreichen Dialogen entscheiden wir über den Fortgang der Geschichte und erleben hierdurch einige unterschiedliche Enden. So können wir die Partnerin etwa anlügen oder sie in unsere Pläne einweihen und eine Polizeistreife von unseren verrückt klingenden Ermittlungsergebnissen erzählen oder uns als verwirrter Trunkenbold präsentieren. Das Geschehen wird durchgängig von der tiefen Stimme des Protagonisten begleitet, ähnlich wie in den Max Payne-Spielen. Nobody Wants To Die ist ein Zukunfts-Thriller, der Elemente von Cyberpunk und Noir in einem einzigartigen Stil miteinander vermengt. Wir erkunden James Apartment in Brooklyn, die Slums auf Liberty Island rund um die zerstörte Freiheitsstatue, einen entgleisten Zug in Harlem und nehmen uns einige Pausen hoch über Manhattan, während der Verkehr ohne jegliches Sonnenlicht über und unter uns unentwegt durch die Schluchten fließt.

Durch die Metropole dürfen wir uns nicht wie etwa in Cloudpunk frei bewegen. Wir folgen der fest vorgegebenen Level-Struktur und dürfen uns an den Tatorten frei umsehen. Hier kommen immer wieder die gleichen Mechaniken zum Einsatz: Zunächst suchen wir nach Hinweisen wie Blutspuren und folgen ihnen mit UV-Licht oder folgen Leitungen mit einem Röntgen-Gerät, um Verteilerkästen damit zu finden. Dann nutzen wir unsere Smart Watch der nächsten Generation, um ein Kraftfeld zu erzeugen und die Zeit zu manipulieren, um den Tathergang zu rekonstruieren. Wer schon einmal ein Batman Arkham-Spiel gespielt hat, dürfte eine grobe Vorstellung von der Mechanik haben. Auch wenn es manchmal etwas zu frickelig ist, die Objekte zentimetergenau anzuklicken, machen die Ermittlungen überwiegend Spaß, fordern euch aber selten heraus. Ein Hinweissystem sorgt dafür, dass ihr gar nicht stecken bleiben solltet. Auf einem Taktik-Board verbinden wir ähnlich wie in Alan Wake II die gefunden Hinweise miteinander, um den Fall aufzuklären. Aufgelockert wird das Ganze besonders gegen Ende hin durch ein paar Actionszenen, in denen wir auch mit unserer treuen Sulivan 2030-Pistole zu Gange sind. Das gesamte Spiel läuft in der Ego-Perspektive ab, was enorm zur Immersion beiträgt. Selbst zielen dürfen wir allerdings nicht.

Die englische Synchronisation ist fantastisch, allen voran die Stimmen der beiden Hauptfiguren James und Sara. Die deutschen Texte sind insgesamt gut gelungen, verwenden ab und an aber nicht nachvollziehbare Begriffe wie etwa “Perverslinge” statt “Abweichler” für “Deviants”. Auch passen manchmal die Animationen nicht zu den Bewegungen, etwa wenn wir ein Paket abholen und Sara erst danach ihren Geheimcode sagt, den wir bereites eingegeben haben.

Nobody Wants To Die sieht großartig aus. Der Unreal Engine 5-Titel sorgt dafür, dass wir die Skalierung der Metropole wirklich erahnen können und die schicken Lichteffekte sorgen ein ums andere Mal für Postkartenmotive. Der Titel läuft mit einer GeForce RTX 4070 in 1440p mit aktiviertem DLSS 3.5 (Qualität) oder dem Unreal-eigenen Upscaler TSR angenehm flüssig. Intels XeSS und AMDs FSR werden ebenfalls unterstützt.

Fazit

Das dystopische Zukunftsszenario in Nobody Wants To Die mit der eigenständigen Stilmischung aus 30er-Jahre-Look und Cyberpunk-Ästhetik wird mit der Unreal Engine 5 grandios in Szene gesetzt und die Story hält über die vergleichsweise kurze Laufzeit von fünf bis sechs Stunden bei der Stange, auch wenn sie aufgrund der vielen Charaktere und deren Verstrebungen ab und an für Stirnrunzeln sorgt. Gerade weil wir einen Detective spielen hätten wir uns hier eine nachvollziehbare Ermittlung gewünscht. Die allgegenwärtige Thematik der Bewusstseinsübertragung wird hochspannend vermittelt. Gerne hätten wir noch mehr Flyer und PDAs wie in Deus Ex in der Spielwelt gefunden, um mehr Hintergrundwissen zu sammeln. Eine höhere Erkundungsfreiheit wäre ebenfalls schön gewesen. Die Level sind meist doch recht klein und der Protagonist sehr an der Hand gehalten. Anders als bei vergleichbaren Spielen haben die Entscheidungen teils deutliche Auswirkungen auf eure Beziehungen zu anderen Figuren, dafür gibt es nicht allzu viele davon. Mögt ihr Detektivspiele wie Murdered: Soul Suspect oder LA Noire, ein stark an Blade Runner erinnerndes Setting und den spielerischen Gehalt eines Quantic Dreams-Spiels, dann solltet ihr Nobody Wants To Die eine Chance geben.

Nobody Wants To Die ist für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S zum Preis von circa 25 Euro erhältlich.

Plaion hat uns eine PC-Version von Nobody Wants To Die zur Verfügung gestellt, mit der wir die Screenshots angefertigt haben.