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Im Test: Shuten Order

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Shuten Order versucht sich daran, fünf verschiedene Spielstile einzubinden, die von einer Krimigeschichte miteinander verwoben sind.

Shuten Order spielt in einer Zeitlinie, in der die Menschheit fast am Ende ist. Es geht um die Heldentaten eines Kultführers, der kürzlich von den Toten auferstanden ist und den Weltuntergang verhindern soll. Da er keine Erinnerungen hat, muss er seinen Mörder im Rahmen von „Gottes Gerichtsverfahren“ zu einem Geständnis zwingen, bevor er ihn tötet, um seinen eigenen Körper zurückzuerlangen.

Der Eröffnungsfilm und der Prolog schaffen eine hervorragende Kulisse. Man erfährt von den titelgebenden Shuten, einem Kult, der das Ende der Menschheit feiert, und wird von zwei selbsternannten Engeln mit Informationen darüber versorgt, was als nächstes zu tun ist. Durch die Engel erfährt unsere an Amnesie leidende Protagonistin Rei auch von der „Macht Gottes“, die ihr angeblich dabei helfen kann, ihren Mörder zu finden.

Von hier aus wählt ihr einen von fünf Wegen (Englisch: Routes), einen für jeden Verdächtigen. Die besagten Verdächtigen sind die fünf Minister von Shuten, die alle in irgendeiner Weise mit Rei verbunden sind (die sie natürlich vergessen hat). Der Haupttrick von Shuten Order besteht darin, dass jeder Weg einen eigenen Stil haben soll, was im Spiel damit begründet wird, dass die Macht Gottes Reis Perspektive verändert.

Da der Fokus auf unterschiedlichen Wegen liegt, hielt ich es für angebracht, den Mittelteil meiner Rezension um sie herum aufzubauen. Shuten Order hat keine wirklich empfohlene Routenreihenfolge, also habe ich mich einfach nach meinem Gefühl gerichtet – zwar leitet einen das Spiel zu bestimmten Routen, nachdem wir andere abgeschlossen haben, es zwingt den Spielenden allerdings nicht dazu diese zu wählen.

Beachtet bitte, dass ich nicht näher auf die Geschichte der einzelnen Routen eingehen werde.

Ministry of Science Route: Multi-Perspective Novel

Ich entschied mich zunächst für die Route „Multiperspektivische Visual Novel“ mit dem genialen Wissenschaftler Teko Ion. Die Routenbeschreibung ist weitgehend selbsterklärend, da man sowohl Rei als auch einer Reihe anderer Charaktere aus der Perspektive folgt.

Diese Route ist eine der längsten im Spiel, was zum Teil daran liegt, dass sie fast ausschließlich aus Text besteht und das aktivere Gameplay der meisten anderen Routen überlagert. Wie ich später erfuhr, ist sie aufgrund der fehlenden Interaktion die mit Abstand beste (oder im schlimmsten Fall zweitbeste) Route des Spiels. Die Versuche, vom Visual-Novel-Gameplay abzuweichen, schaden den anderen Routen größtenteils.

Man hat genügend Zeit, die Hauptdarstellenden dieser Route kennenzulernen, was zum Teil direkt an ihrem Haupt-Gimmick liegt, und dieser Weg funktioniert auch unabhängig vom Rest des Spiels gut. Lustigerweise war dies auch die einzige Route, die von Kyohei Oyama entwickelt wurde. Wenn man bedenkt, wie sehr mir ihr Schreibstil in The Hundred Line gefallen hat, ist es wohl nicht allzu überraschend, dass ich hier ein Fan der Route des Wissenschaftsministeriums (Ministry of Science) war.

Trotz der starken Story krankt die Route an Shuten Orders größtem (nicht routenspezifischem) Problem – der Lokalisierung. Den englischen Dialogen kann man größtenteils gut folgen – es gibt keine englische Synchronisation, aber das Spiel bietet eine vollständige japanische Sprachausgabe. Es gibt jedoch einige Szenen mit Grammatikfehlern, seltsamen Übersetzungsentscheidungen und gelegentlich fehlenden Zeilen. Hinzu kommen grafische Probleme wie teilweise abgeschnittene Textfelder oder nicht übersetzte japanische Hintergrundtexte. Deutsche Texte gibt es indes nicht.

Zwar kommt man mit der Lokalisierung insgesamt schon zurecht, aber es gab genügend auffällige Probleme, die mich zeitweise aus dem Spielgeschehen gerissen haben. Einige dieser Probleme könnten zum Start behoben sein (ich habe die Version 1.0.3 gespielt), obwohl ich nicht erwarte, dass sich viel ändern wird.

Ministry of Education Route: Romance Adventure (?)

Nachdem ich die Route, die sich als die beste herausgestellt hatte, verlassen hatte, landete ich prompt in einer der schlechtesten. Die Route des Bildungsministeriums (Ministry of Education) handelt von Honoka Kokushikan, einem normalerweise emotionslosen Mädchen, das schließlich eine seltsame Faszination für Rei entwickelt.

Da alle fünf Routen unterschiedliche Stile haben mussten, wusste ich von Anfang an, dass sie keine richtige Dating-Simulation hinbekommen würden. Aber was man stattdessen bekommt, ist so oberflächlich, dass man diese Route im Grunde ganz überspringen könnte und im Großen und Ganzen wenig verpassen würde.

Hier klickt man einfach nur auf verschiedene Orte und versucht, alle Ereignisse innerhalb einer festgelegten Anzahl von Runden abzuschließen. Später kommt noch ein weiteres Gimmick hinzu, das aber kaum etwas Substanzielles beiträgt.

Ein paar Mal kommt eine „Echtzeit-Sprech“-Mechanik zum Einsatz, bei der man innerhalb eines Zeitlimits zwischen zwei Optionen wählen kann und seine Auswahl gelegentlich mit einer bestimmten Dialogzeile abstimmen muss. Eine originelle Idee, wenn sie auch zu wenig genutzt wird.

Bei dieser Route wurde mir klar, dass das Spiel sein Gimmick möglicherweise nicht auf allen Routen richtig umsetzen kann. Wie sich herausstellte, haben die nächsten beiden Routen diesen Punkt noch einmal einstrichen.

Ministry of Security Route: Stealth Action Horror

Diese Route stellt gegenüber der vorherigen nur aufgrund einiger Enthüllungen zur Gesamtgeschichte eine Verbesserung dar. Das Gimmick hier ist ein mittelmäßiges Top-Down-Stealth-Spiel, bei dem man den einzigen Feind schon von Weitem kommen sieht.

Es fühlte sich mit Abstand wie die kürzeste Route an, dank der Geschwindigkeit, mit der man durch die einzelnen Abschnitte rast. Die Sicherheitschefin Manji Fushicho ist als Charakter ganz nett, aber die Geschichte ist so kurz, dass sie sich nicht wirklich entfalten kann.

Immerhin fühlte sich diese Route nicht wie ein Lockvogelangebot an, im Gegensatz zu …

Ministry of Health Route: Extreme Escape Adventure

Aufgrund des Namens und des Gameplays dieser Route hatte ich etwas Ähnliches wie Zero Escape erwartet. Ihr wisst schon, Räume erkunden und interessante Rätsel lösen. Stattdessen habe ich mich in einem leblosen Labyrinth wiedergefunden, in dem sich die meiste Zeit dieselben drei Rätseltypen wiederholt haben.

Ich kann immer noch nicht fassen, wie schrecklich das Gameplay dieser Route ist. Selbst mit einigen teilweise starken Texten ist es unübersehbar, wie lahm alles dazwischen ist. Am Ende zeigt das Spiel kurz, wie man es hätte besser machen können, aber das reicht für mich nicht aus, um die Route zu retten.

Zumindest bietet die Handlung genügend Zeit, um mehr über den Verdächtigen dieser Route, Yugen Ushitora, und einige der vielen Charaktere zu erfahren, die man kennenlernt. Ich würde behaupten, dass Yugen in seiner eigenen Route tatsächlich von einer Reihe anderer Charaktere in den Schatten gestellt wird, obwohl es insgesamt trotzdem funktioniert.

Ministry of Justice Route: Mystery Adventure

Während die Route des Gesundheitsministeriums (Ministry of Health) spielerisch ein totaler Flop war, bietet diese hier zum Glück tatsächlich das, was man von einem Mystery-Adventure erwartet. An der Seite des rätselhaften (und oft highen) Kishiru Inugami werdet ihr in einen Kampf um ein großes Erbe verwickelt, der bald tödlich endet.

Diese Route besteht aus der Erkundung einzelner Gebiete, bei der ihr Hinweise findet und Charaktere befragt, und Treffen, bei denen ihr Beweise zusammenfügt, um die Wahrheit herauszufinden. Sie ähnelt stark der Ace Attorney-Serie, hat allerdings wie die anderen Routen ein wesentlich höheres Erzähltempo.

Es ist eine Freude, diese Route zu spielen, und das Mysterium funktioniert gut, obwohl es in eine einzige Route gequetscht ist. Kishiru ist außerdem ein unterhaltsamer Partner für Rei. Ehrlich gesagt hätte ich kein Problem damit, einen Ableger mit ihm als Protagonist zu spielen.

Mein größter Kritikpunkt (abgesehen von einigen Lokalisierungsproblemen) sind die gelegentlichen Logiksprünge. Es gibt einen bestimmten Moment, in dem man etwas herausfinden soll, ohne jegliche Hinweise darauf zu haben. Das wird einfach als Tatsache hingenommen, ohne dass man konkrete Beweise vorlegen kann. Das könnte einfach ein Übersetzungsfehler sein, ist allerdings auffällig, da so ziemlich alles andere in dieser Route gut gehandhabt wird.

Fazit

Natürlich kann ich nicht zu sehr ins Detail gehen, wie alles zusammenhängt. Shuten Order gelingt es, seine Hauptmysterien zu lösen. Man wird dafür belohnt, in jeder Route auf bestimmte Details zu achten, und es fühlt sich nicht so an, als kämen die großen Enthüllungen aus dem Nichts.

Das letzte Kapitel entschädigt die schwächeren Routen wirklich, obwohl ich mir eine insgesamt einheitlichere Spielqualität gewünscht hätte. Ehrlich gesagt wäre es besser gewesen, wenn sie bei allen Routen einfach an den Multiperspektiven- und Mystery-Spielstilen festgehalten hätten. Shuten Order ist am besten, wenn man nicht von mittelmäßigem Gameplay unterbrochen wird, was im Finale nur allzu deutlich wird.

Rückblickend ist Shuten Order wirklich ein merkwürdiges Spiel. Trotz der Mittelmäßigkeit vieler Routen würde ich nicht sagen, dass ich es schlecht fand. Die Haupthandlung gleicht die schwächeren erzählerischen Aspekte aus und ich habe während meiner Zeit in Shuten viele Charaktere lieb gewonnen.

Spike Chunsoft hat uns einen Nintendo Switch-Testcode für Shuten Order zur Verfügung gestellt, den wir zum Aufnehmen der Screenshots verwendet haben.