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Im Test: The Last Tinker – City of Colors

The Last Tinker: City of Colors ist ein neues Jump’n’Run aus dem Hause Mimimi Productions. Wir haben das erste große Projekt des Münchener Studios bereits in einer Vorschau kurz vorgestellt. Nun haben wir die Verkaufsversion durchgespielt und sind noch genauso begeistert.

Farbstadt könnte ein solch fröhlicher Platz sein, doch die Farbenvölker sind miteinander verfeindet. Während sich die roten Echsen-artigen Wesen wie Rabauken verhalten, sind die blauen bärigen Geschöpfe stets traurig und die grünen Hasen-ähnlichen Tierchen verschreckt. Der örtliche Bully will Kuro, den namensgebenden letzten Tinker, im Rennen besiegen, damit ihr weiter prahlen kann.

Doch der Stadt steht Grauen bevor: Der lila Geist, ein Bruder der drei Primärfarbgeister, will die Stadt zerstören und hetzt die gefürchtete Bleiche auf die Farbstadt. Es ist Kuros Aufgabe, als letzter Tinker der Stadt zu altem Glanze zu verhelfen.

Das geschieht nicht etwa wie in Okami mit Farbpinseln, nein ihr müsst die Farbgeister für eure Sache gewinnen und dazu allerlei Aufgaben erledigen, die euch die Dorfbewohner stellen. So will der Bauer seine Felder frei von Bleiche bekommen. Also schickt er Kuro mit Bigg los. Biggs spezielle Fähigkeit ist es als Pilzgeschöpf besonders feste stampfen zu können, was bei Schaltern sehr nützlich ist. Außerdem kann er durch Barrikaden brechen während Kuro an ihm klammert. Sein kleiner Bruder Bomber kann durch Explosionen Geröll vernichten.

An anderer Stelle will der Bürgermeister von Blaubach Verbrechen aufklären und schickt euch los, eure detektivischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Hier müsst ihr Beweise suchen, Spuren nachgehen und Verdächtige befragen. Sehr spaßig!

Doch neben diesen Aufgaben ist The Last Tinker auch ein Jump’n’Run. Allerdings dank Unity Engine könnt ihr nicht frei springen, sondern springt mit gedrückter Schultertaste automatisch von einem Vorsprung zum nächsten. Hier ist Timing gefragt, vor allem wenn ihr über die Tentakeln eines Oktopusses hüpft.

Apropos: Kämpfe spielen ebenfalls eine große Rolle. Je mehr Geister ihr absorbiert, desto größer ist die Auswahl an Fähigkeiten. Der rote Farbgeist, der für Mut und Tapferkeit steht, lässt euch Schläge verteilen. Ab dem fünften Schlag vollführt ihr einen Finnisher. Ähnlich der Kontertaste in den Batman-Spielen könnt ihr mit RB+B auch mit einem Satz ausweichen und einen Sprungschlag vollführen. Habt ihr den grünen Geist in eurer Farb-Party, so könnt ihr Gegner kurzzeitig einfrieren. Es gibt auch Attacken mit Flächenschaden und Spezialkräfte. Die Macht des blauen Geistes lässt euch beispielsweise kurzzeitig unverwundbar sein. Für diese Kräfte benötigt ihr Magie, die ihr an speziellen Totems aufladet.

Diese Angriffe und Mächte könnt ihr an Dojo-Automaten auch aufrüsten, um mehr Schaden zu verteilen oder Kräfte länger benutzen zu können. Dazu sammelt ihr die überall in Kisten und Fässern versteckten Kristalle ein. Ebenso gibt es in jedem Areal Pinsel zu entdecken. In der Hubwelt, dem Marktplatz, könnt ihr die Pinsel für Artworks oder lustige Spielereien wie den Big Head Mode verwenden.

Das Gameplay wechselt nicht nur stimmig zwischen Kampf, Rätsel und Hüpfereien, es gibt auch einige Minigames. So müsst ihr ein total verstimmtes Orchester dirigieren, was sich etwas kompliziert steuert, aber eine nette Abwechslung darstellt. Zudem ist die Stadt mit speziellen Transportschienen versehen, auf denen ihr ähnlich wie in Jak & Daxter grinden könnt. Zu Beginn ist das noch sehr einfach, später müsst ihr die Bahnen wechseln und Hindernissen ausweichen, was spaßig ist, aber dank einer gewissen Verzögerung etwas Übung erfordert.

Euer Geschick wird auch in drei verschiedenen Tempeln geprüft. Wie in The Legend of Zelda müsst ihr jeweils einen Tempel abschließen, um an die Kraft der Geister zu gelangen. Hier wird viel gekämpft und es stellen sich euch eine Vielzahl unterschiedlicher Bleichkreaturen entgegen. Die normalen Bleichgesichter stellen mit verbessertem Schlag kein Problem dar, doch dann gibt es noch deren größeren Brüder, die euch mit wenigen Schlägen ins Koma befördern. Ist eure Lebensanzeige aufgebraucht, erscheint ihr an den zahlreich gesetzten Checkpoints wieder, doch auch die Gegner treten gestärkt ins nächste Gefecht.

Später trefft ihr sogar auf zielsuchende Laser und Kristallgolems, deren Schwachpunkt immer jene Farbe darstellt, die gerade nicht in ihren Kristallen zu finden ist, was nochmals Abwechslung ins Spiel bringt.

Was das Gameplay angeht, kommt also so schnell keine Langeweile auf. Auch das Pacing, also die Spielgeschwindigkeit, ist gut gelungen. So treffen wir in der Nacht im Hauptquartier von Admiral Blaubart ein und müssen zuerst seine treuen, aber verzweifelten Soldaten für den aussichtslos erscheinenden Kampf gegen das monströse Kraken gewinnen. Haben wir das getan, geht es in die Schlacht und plötzlich regnen regelrechte Bleichgewitter auf euch ein, ihr müsst euch der Tentakel erwehren und mit Kanonen auf das Schiffe fressende Ungetüm schießen. Ruhige Passagen wechseln sich also mit fetter Action ab, wobei es zum Ende hin einen etwas zu lang gestreckten Bosskampf gibt.

Auch die Geschichte wird nett erzählt. Jedes Farbvolk hat so seine Eigenheiten und wirklich nahezu jeder Bewohner hat einen interessanten Spruch auf Lager. Da es in The Last Tinker bis auf genau zwei Zwischensequenzen keine wirkliche Sprachausgabe gibt, müsst ihr also lesen. Das hätte extrem trocken werden können, ist es aber nicht aus genau drei Gründen. Erstens haben die Entwickler jedem Volk je nach Stimmungslage eine eigene Fantasiesprache verpasst, was extrem gut zum quirligen Figurendesign passt. Außerdem sind der Groß der Dialoge optional. Sie erscheinen in Textboxen innerhalb der Spielwelt, was nicht stört und zur Imersion beiträgt. Drittens sind die Texte so lustig und farbenfroh wie die Welt ist geschrieben, dass ihr doch den Drang dazu verspürt, alles zu lesen. Der Sidekick von Koru, ein Minielefant namens Tap, hat auch stets einen kecken Spruch auf den Lippen.

Schön ist auch, dass das Spiel nicht wie viele Games einfach endet, sondern einen schönen Spannungsbogen hat und sogar die Motive des vermeindlichen Schurkens erklärt. The Last Tinker ist dabei auf eine Weise gesellschaftskritisch, die Erwachsene zum Nachdenken anregt, aber auch Kindern eine schöne Geschichte erzählt. Aus diesem Grund ist es auch nachvollziehbar, dass das Spiel nicht unfassbar schwer ist, aber doch an manchen Stellen eine gewisse Herausforderung darstellt, wie ihr in unserem Video-Durchgang seht (wir haben das komplette Spiel aufgenommen und rund 7-8 Stunden dafür gebraucht).

Über das Visuelle von The Last Tinker könnten wir jetzt noch einmal ebenso viel erzählen wie über das spielerische. Der Aquarell-Look sieht toll aus, die Figuren sind plastisch und stecken voller Details, auch die Häuserkonstruktionen der Papp-Bauten ist super. Anfangs mag, wie in unserer Vorschau angemerkt, ein gewisser Paper Mario/Tearaway-Abkupferungseindruck entstehen, doch recht schnell merkt ihr, dass Mimimi hier einen eigenen Weg eingeschlagen ist und ein prächtig inszeniertes Spiel auf die Beine gestellt hat, auch wenn die Optik selbst in ihren Next Gen-Portierungen im Sommer die Konsolen nicht vor allzu große Herausforderungen stellen sollte. Auch der Soundtrack hat je nach Stimmung eine passende Melodie auf Lager.

Komplettes Let’s Play ohne nerviges Geplapper (14 Teile)

Fazit

The Last Tinker: City of Colors ist ein, bitte entschuldigt das Wortspiel, farbenfroher Mix aus Abenteuer und Hüpfspiel. Das kindgerechte Spiel erzählt eine auch für erwachsene Zocker interessante Handlung und wird in einem einzigartigen Grafikstil präsentiert. Die Kämpfe machen Spaß, auch wenn es an manchen Stellen etwas weniger sein könnten, und die Welt ist so interessant gestaltet, dass man sie noch gern weiter erkunden möchte. Hier schränkt die Unity-Basis die Entdeckerlust etwas ein, auch wenn es einige Verstecke zu finden gibt. Wir würden gern weitere Geschichten aus der neu erschaffenen Tinkerworld hören und tiefer in die Welt der Farben eintauchen.

The Last Tinker: City of Colors
Genre: Jump’n’Run
System: PC/Mac/Linux, PS4/Xbox One (Sommer)
Preis: ca. 20 Euro (digial)
Entwickler: Mimimi Productions (daWindci)
Publisher: Unity Games

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