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In diesem surrealen Abenteuer helfen wir mit unserer treuen Vespa Leuten in Not und stellen uns unserer eigenen Vergangenheit.
A Pizza Delivery wurde von Eric Osuna entwickelt und heute von Dolores Entertainment zum Preis von 13,99 Euro auf Steam und Microsoft Store für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S (20 Prozent Rabatt derzeit auf Steam, Xbox und für PlayStation Plus-Mitglieder). Das Spiel kann man aufgrund der Teilnahme am Xbox Play Anywhere-Programm nach dem Kauf im Xbox-Store sowohl auf einer Xbox Series-Konsole als auch auf dem PC spielen.
Die passend zu ihrer gleichfarbigen Vespa in lila gekleidete Protagonistin B versucht in einem Mehrfamilienhaus mit auffälliger Tapete eine Pizza bei Ben zuzustellen, der allerdings partout die Wohnung nicht verlassen will. Wir können uns entweder damit abfinden oder noch einmal nachfragen, ob er nicht aufmachen will. Diese rudimentären Entscheidungen gibt es immer wieder im Spiel und je nachdem was wir auswählen, erhalten wir vielleicht eine zusätzliche Dialogzeile, doch mehr Einfluss scheinen wir dadurch nicht auf den Fortlauf der Geschichte nehmen zu können. Nachdem wir die Pizza mit der Dreieckstaste vor der Wohnungstür abgelegt haben, werfen wir einen Blick auf die antike Uhr auf einem Regal vor dem Fenster – einer von zahlreichen Gegenständen, die scheinbar mit uns selbst in Verbindung zu stehen und uns an vergangene Tage erinnern lassen, sei es die Lieblingsschallplatte unserer Eltern oder ein Schnuller der Nichte. Wir verlassen den Komplex und realisieren, dass wir mitten im Nirgendwo sind. Über eine Telefonzelle erhalten wir von unserem Boss Earl den nächsten Auftrag. Das fühlt sich ein bisschen wie ein Spin-off des Pizza Dudes in Hotline Miami an. A Pizza Delivery führt uns zu fantasievoll gestalteten Schauplätze wie eine düstere Stadt, in der wir von Asche bedeckt werden, sobald wir uns auf eine Bank setzen, einen in einem malerischen Küstengebiet angelegten Friedhof und ein von Polarlichtern erhelltes Fabrikgelände.
Die Areale sind mit endlos wirkenden Tunneln oder überirdischen Portalen miteinander verbunden. Manchmal hören wir das Geräusch, wie wenn jemand an einem laufenden Verstärker ein AUX-Kabel ein- oder abstöpselt – merkwürdig. Meist sind wir auf unserer wendigen Vespa unterwegs, doch ab und an müssen wir absteigen, um das ein oder andere Rätsel zu lösen. Oft müssen wir Hebel finden und sie an den richtigen Stellen platzieren, um etwa Wasser abzulassen oder Förderbänder in Bewegung zu setzen, die unsere Pizza transportiert, während wir uns durch enge Schlupflöcher zwängen. Dabei darf das leckere Gericht allerdings nicht zu feucht werden und so müssen wir etwa die Pizza im richtigen Moment auf das Transportband legen während es von einer Kiste darüber vom Regen geschützt wird oder Durchreichen und Unterstände nutzen. An einer anderen Stelle müssen wir ein Passwort knacken und einen Seestern in der richtigen Bewegungsabfolge verwenden. Diese Umgebungsrätsel lockern das Erforschen der Umgebungen gelungen auf, es könnte aber ruhig noch mehr davon geben und sie sind doch sehr leicht gehalten.
Auf unserer Reise können wir neben Erinnerungsobjekten auch Tagebuchseiten von anderen Pizzaboten und bis zu acht Spieluhren finden, die allerdings immer die gleiche Melodie von sich zu geben scheinen. Das Geschehen wird von einem stimmungsvollen Soundtrack von LaFrancesssa untermalt. Auch wenn die Umgebungen vor interessanten Details strotzen – etwa als wir ein riesiges „GEH WOHIN DU WILLST !“-Schild am Firmament erblicken während uns darunter zahlreiche Stoppschilder den Weg versperren -, wirken sie doch teils etwas zu leer und trist. Die Gespräche mit den Kundinnen und Kunden sind kurzweilig und schneiden immer wieder interessante Themen an. So treffen wir auf dem Dach des verlassenen Fabrikgebäudes auf die rothaarige mit Sommersprossen und Tattoos übersäte Pora, die von ihren Eltern verstoßen wurde, weil sie nicht deren Erwartungen entspricht. Am Strand flitschen wir in einer Abfolge von Quick-Time-Events mit einem Gitarre spielenden Wanderer mit roter Mähne, der mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, Steine um die Wette. Die optionale Zustellung eines Stücks einer zwar trockenen, aber eiskalten Pizza lässt uns mehr über die Charaktere erfahren und sie kurzzeitig ihren Frieden finden. Die Anzahl der Charaktere, auf die wir im Spiel treffen, lässt sich allerdings an einer Hand abzählen und nach einer Stunde – oder weniger – ist das Abenteuer auch schon vorüber.
A Pizza Delivery verwendet einen meist recht farbfrohen comichaften Grafikstil und sowohl die Charaktere als auch die Umgebungen sind schön gestaltet und animiert, allerdings bauen sich manche Details wie Gras und Laub sichtbar vor uns auf und wir können immer wieder unfreiwillig durch Gegenstände clippen. Beim Erkunden zu Fuß behält das Spiel auf der PS5 Pro zwar meist eine stabile Bildrate – wir gehen von 60 Bildern pro Sekunde aus -, sobald wir allerdings auf unserer Vespa das Gaspedal durchdrücken und die Kamera drehen, fühlen sich die Bewegungen nicht mehr so geschmeidig an. Entweder sinkt hier die Bildrate merklich ab oder das Frame Pacing scheint nicht zu stimmen. Das fällt allerdings nicht all zu schwer ins Gewicht, da wir die Kamera aufgrund der Wendigkeit des Gefährts ohnehin nicht unbedingt oft drehen.
Fazit
A Pizza Delivery ist ein interessantes narratives Abenteuerspiel, das immer wieder zu überraschen weiß und mit einer charmanten Präsentation punktet. Die Dialoge sind sowohl im Deutschen als auch im Englischen gut geschrieben und sprechen immer wieder spannende Themen an, allerdings wurden sie nicht vertont. Gerne hätten wir noch mehr davon erlebt und dafür einen Teil der leeren Spielwelt eingetauscht. Spielerisch ist der Titel ziemlich schlicht gehalten, die Vespa steuert sich angenehm unkompliziert und die kleinen Rätselpassagen sind ein netter Zeitvertreib, um zum nächsten fantasievoll gestalteten Schauplatz zu kommen, stellen Spielerinnen und Spieler allerdings vor keine großen Herausforderungen. Die kreative Selbstfindungsreise wird bereits nach einer Stunde zu einem befriedigenden Ende geführt, auch wenn noch einige Fragen offen blieben. Pizza-Fans und diejenigen, die gerne ungewöhnlich erzählte Abenteuer erleben, können sich diesen kurzen Leckerbissen gerne genehmigen, alle anderen können auch erstmal die kostenfreie Demo ausprobieren.
Das Spiel wurde uns in der PlayStation 5-Version von Dolores Entertainment zur Verfügung gestellt, mit der wir auf PS5 Pro die Screenshots erzeugt haben.









