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Special

Halloween Week: The Walking Dead – Episode 1-4

Was wäre Halloween ohne Zombies? Sicher sterbens langweilig. Deshalb haben wir die Walking Dead auf ihrer Tournee begleitet und schildern euch unsere spoilerfreien Eindrücke.

Eine Erklärung, was The Walking Dead ist, benötigt es im Grunde nicht mehr, wir erklären euch trotzdem grob, die Ursprünge der Franchise. Seit Oktober 2003 erscheint monatlich eine Ausgabe des Comics The Walking Dead aus der Feder von Robert Kirkman. In der Reihe dreht sich alles um den Polizisten Rick Grimes, der inmitten einer Zombie-Apokalypse um sein Leben kämpft. Doch was unterscheidet Walking Dead von ähnlich gestrickten Zombie-Survival-Geschichten? Zum einen sind die Untoten – genannt Walker – mehr als nur Kanonenfutter, jeder einzelne Walker stellt eine Bedrohung dar. Außerdem wird in The Walking Dead das Hauptaugenmerk auf die Beziehungen der wenigen Überlebenden untereinander gelegt und nicht etwa auf besonders effektreiche Splatter-Action.

Das sind die Hauptgründe, warum die Comics sich wie geschnitten Brot verkaufen und im Sommer vermeldet wurde, dass die 100. Ausgabe mit 383.612 verkauften Exemplaren der bestverkauftete Indie-Comic in diesem Jahrhundert ist. Seid fast auf den Tag genau zwei Jahren läuft die weltweit erfolgreiche TV-Adaptation und im April veröffentlichte die Adventure-Schmiede Telltale Games die erste Episode ihres Videospiels für PC, PlayStation 3 und Xbox 360. Während sich die drei TV-Staffeln noch grob an die Storyline des Comics halten, erzählt das Videospiel eine neue Geschichte im Universum mit neu erschaffenen Charakteren. Wollen wir doch mal sehen, ob sich die Versoftung hinter einem großen Namen versteckt oder ob auch Zombie-Unkundige einen Blick wagen sollten.

Episode 1: A New Day

Die erste Episode A New Day beginnt ihr in der Gefängniskluft von Lee Everett im Rücksitz eines Streifenwagens. Warum Lee einsitzen muss, wird sich im Laufe der Episoden offenbaren. Im Dialog mit dem Polizisten führt Entwickler Telltale das für Adventures neuartige Entscheidungssystem ein. Dieses wird euch im Laufe des Spiels unter gehörigen Zeitdruck setzen. In Form eines Ringmenüs wählt ihr unterschiedliche Dialogoptionen aus. Um Lee die von euch bevorzugten Wörter in den Mund zu legen, bleibt nämlich nur wenig Zeit und ihr müsst euch schnell über die Konsequenzen eurer Aussagen im Klaren sein. Dass das Spiel bislang nur in englischer Sprache verfügbar ist, macht es denen, die dem Englisch kaum bzw. gar nicht mächtig sind, nicht gerade leichter.

Nach etwas Smalltalk mit dem Beamten treffen wir auch schon auf den ersten Untoten, der sich wohl einen Verkehrspolizisten miemt. Da der Fahrer genau in dem Moment als der Zombie vor uns erscheint weg sieht und wie sein Kollege in Silent Hill: Downpour (Test) den Führerschein im Lotto gewonnen hat, endet die Fahrt abrupt im Straßengraben. Als wir im zerstörten Streifenwagen erwachen, dürfen wir Lee erstmals direkt steuern. Mithilfe von Quick-Time-Events (QTE) arbeiten wir uns nach draußen vor. Dort erwartet uns der erste Schockmoment im Spiel: Der Polizist hat sich in einen Untoten verwandelt, der nach unserem Blut lechzt. Doch wir wissen uns zu helfen und schlagen ihn in einer dramatisch inszenierten Sequenz mit der eigenen Schrotflinte.

Im Laufe der Episoden trefft ihr auch viele Charaktere, die euch teils freundlich gesonnen sind, teils aber auch nur dem Anschein nach auf eurer Seite stehen. Eine Figur, die euch über die komplette Staffel hinweg begleitet, ist das kleine Mädchen Clementine. Die 8-Jährige wurde von ihren Eltern allein im Haus zurück gelassen. Das weckt Lees und unseren Beschützerinstinkt und wir nehmen das Mädchen mit auf unsere Reise. Schon in der ersten Episode treffen wir gleich auf zwei Charaktere, die auch in der TV-Serie vorkommen. Auf Hershels Farm finden Lee und Clementine gemeinsam mit einer weiteren drei-köpfigen Familie Zuflucht. Während ihr zu Beginn noch gemütlich die Farm erkundet, überschlagen sich die Ereignisse schnell, als der Bauernhof von Zombies angegriffen wird. Das Spiel stellt euch hier erstmals vor eine schwere Entscheidung: In einem Bruchteil einer Sekunde müsst ihr euch entscheiden, ob ihr dem kleinen dümmlichen Jungen Doug oder Shawn,  dem Sohn von Hershel, zu Hilfe eilt.

Da es sich hierbei noch um die Einführungsphase handelt, macht die Entscheidung keinen Einfluss auf das Überleben und Sterben bestimmter Figuren. Egal wie ihr euch in dieser Situation entscheidet, Shawn stirbt, da er unter einem Traktor eingeklemmt ist und Dougs Vater Kenny sich dafür entscheidet, seinen Sohn in Sicherheit zu bringen. Versucht ihr Shawn zu helfen, rechnet euch das zwar Hershel hoch an, Kenny ist aber sauer auf euch. Bringt ihr hingegen Doug in Sicherheit, wirft euch Hershel lauthals von der Farm. In späteren Entscheidungen geht es dann wirklich um Leben und Tod und da die Charaktere allesamt eine eigene Persönlichkeit haben und einem langsam an’s Herz wachsen, schlagen euch diese Situationen sehr auf’s Gemüt.

Doch im Gegensatz zu anderen Spielen bleibt auch die Hauptfigur nicht stiller Teilhaber der Ereignisse und ist alles andere als eine blasse Figur. Nach und nach erfahrt ihr einiges über Lees Hintergrundgeschichte, beispielsweise dass er an der Universität Georgia Geschichte unterrichtet hat. Auch das Schicksal seiner Famile wird beleuchtet und offenbart einige schreckliche Tatsachen. Dreh- und Angelpunkt der The Walking Dead-Story ist die Beziehung zwischen Lee und Clementine. Clem ist nicht auf den Kopf gefallen, aber gleichzeitig eben auch noch ein Kind, das versorgt und beschützt werden will. Telltale gelingt das Kunststück, dass sich selbst sog. Hardcore-Gamer sehr um das kleine Mädchen sorgen und spielt oft bewusst mit den Emotionen des Spielers.

Episode 2: Starved for Help

Das wird einem anhand der großen Wendung in Episode 2 bewusst. Lees Gruppen an Überlebenden ist mittlerweile um Lilly und ihren cholerischen Vater Larry angewachsen, der Lee jede Situation ausnutzt, um Lee an den Kragen zu gehen. Sie haben ihr Lager in einem Motel aufgeschlagen. Nach einem großen Streit müsst ihr die Essensrationen an die hungrigen Mitbewohner verteilen – ein trauriger wie schwieriger Moment. Nach dem Zusammentreffen mit den St. John-Brüdern, verschlägt es die Gruppe auf eine Molkerei, die von Banditen belagert wird. Den Twist in dieser Episode hat viele Spieler unvorbereitet getroffen und gehört zum Schaurigsten, das die Serie bis dato bietet. Hier zeigt sich einmal, dass manchmal nicht die Untoten, sondern die Lebenden eine grausame Gefahr darstellen.

In Episode 2 gibt es einige Action-Sequenzen. Das Spiel schaltet dann in eine cineastische Perspektive, in der ihr aber völlig den Überblick behaltet. Entweder gilt es durch QTEs schnelle Tastenabfolgen in den Controller zu hämmern oder (mit der Maus bzw. dem rechten Analog-Stick) gezielt eine Nah- bzw. Fernkampfwaffe abzufeuern. Ihr könnt zwar auch sterben, diese Sequenzen sind aber nicht außergewöhnlich schwer und haben faire Checkpoints. Telltale-typisch gibt es auch ein paar Objekt-Rätsel, in denen ihr beispielsweise einen Strom-Generator zur Ablenkung deaktivieren müsst. Diese Puzzles treten deutlich weniger auf als beispielsweise im Back to the Future-Spiel oder Sam & Max, stellen aber einen guten Gegenpol zu den Dialog- und Actionszenen dar.

XTgamer-Video: Die ersten 60 Minuten

Episode 3: Long Road Ahead

In der dritten Episode macht sich Lees Gruppe auf, mit einem Zug in Richtung Küste zu reisen. Kennys Traum ist es nämlich, mit einem Boot auf’s Meer rauszuschippern und dort ein entspanntes Leben zu führen. So einfach ist das natürlich nicht und so treten einige schockierende Ereignisse auf, die diesmal besonders die Hauptcharaktere betrifft. Selbst, wenn ihr euch in Sicherheit wähnt, schockiert euch Telltale mit einer neuen Situation. Dadurch, dass man so viele Geschichten mit den Charakteren durchlebt, steigt die eigene Bindung zu den Figuren und das bekommt ihr in dieser Folge buchstäblich zu spüren.

Während Long Road Ahead storytechnisch sicherlich zu den Höhepunkten zählt, ist spielerisch recht wenig zu tun, außer den obligatorischen Entscheidungen. Und diese werden immer wichtiger, worauf wir später nochmals zu sprechen kommen. Mittlerweile habt ihr euch auch an den Cel-Shading-artigen Look des Spiels gewöhnt, der einher geht mit den bisherigen Spielen von Telltale Games. Diese Comic-Grafik passt natürlich perfekt zur Vorlage und fällt zu keinem Zeitpunkt negativ auf.

XTgamer-Video: Die komplette Episode 3

Episode 4: Around Every Corner

Die aktuelle Episode, Around Every Corner, ist mit knapp drei Stunden Spielzeit die bislang umfangreichste Folge der Staffel. Ihr seid endlich an der Küste angekommen und versucht nun, an ein Boot zu kommen. In dieser Folge trefft ihr wieder auf eine ganze Reihe neuer Charaktere, u. a. die kämpferische Molly und eine Gruppe von Krebskranken, die sich im Untergrund versteckt halten. Doch ähnlich wie in Episode 2 gibt es wieder einen großen Twist, der uns diesmal nicht so stark getroffen hat, aber die Geschichte spannend fortführt.

Die Passagen, in denen ihr Lee frei steuert, spielen sich diesmal gänzlich anders. Ihr müsst durch Lüftungsschächte an Zombies, die ihr ablenken müsst, vorbei schleichen oder aber die Knarre auspacken und in Ego-Shooter-Manier mit dem rechten Trigger Dauerfeuer geben. Die Story bietet wieder eine Menge interessanter Aspekte und auch eure Entscheidungen wirken sich aus. Das war ja die Prämisse von The Walking Dead: Jede eurer Entscheidungen soll die Story beeinflussen. Wir können da nur teilweise von einem Erfolg sprechen. Während manche Entscheidungen nur eine leicht veränderte Videosequenz abspielen, entscheiden andere über das Schicksal einer Figur oder sogar, ob euer Gegenüber euch unterstützt, wenn es darauf ankommt.

Seid ihr immer unfreundlich zu allen Charakteren, ist es kein Wunder, wenn ihr eure Pläne allein verwirklichen müsst. Hilft ihr hingegen einer Figur besonders oft, ruft das in der Gruppe Neid hervor. Ihr müsst eure Handlungen also stehts hinterfragen und die Vor- und Nachteile abwägen. Richtige und falsche Entscheidungen gibt es meist nicht, was uns gut gefällt und in der alles andere als schwarz/weiß-gezeichnete Welt fehl am Platz wäre

XTgamer-Video: Die komplette Episode 4

Fazit

Telltales The Walking Dead-Serie erzählt eine spannende Geschichte von menschlichen Charakteren in einer unmenschlichen Welt. Die Figuren sind nicht nur visuell mit Liebe zum Detail gezeichnet, sondern auch charakterlich. Doch auch die Geschichte ist glaubhaft und passt perfekt in’s von Robert Kirkman erschaffene Universum. Entscheidungen sind ein wichtiger Teil des Spielprinzips und wirken sich auf nachfolgende Episoden aus. In den meisten Fällen ist das nicht spielentscheidend, doch manche Situationen verlangen euch einiges an Überlegung ab und erhöhen den Wiederspielwert, da auch der andere Weg sehenswert ist. Mit neun Stunden Spielzeit ist das Abenteuer bislang auch angenehm umfangreich.

Fans der Comics und TV-Serie besitzen das Spiel sowieso schon und fiebern der finalen Episode Ende des Monats entgegen. Doch auch wenn ihr mit der Vorlage noch nichts am Hut habt, ist The Walking Dead ein Spiel, das wir euch bei einer Veranlagung für spannende, Story-basierte Games und Zombies nur strengstens empfehlen können. Zum Staffelfinale werden wir natürlich gerne in die düstere Welt von The Walking Dead zurückkehren und sind gespannt, wie das Spektakel enden wird.

Damit ist unsere Spezialreihe anlässlich Halloween am Ende angelangt. Doch keine Sorge: Horror-Fans werden auch künftig bei uns auf ihre Kosten kommen – wenn es denn welche gäbe.

olp/kk

The Walking Dead
Genre: Horror-Adventure
System: PS3, Xbox 360, PC
Getestet mit: PC und Xbox 360
Preis: ca. 5 Euro pro Episode (PSN, Xbox Live, Steam)
Entwickler: Telltale Games
Publisher: Telltale Games

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