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Test

Im Test: Thirty Flights of Loving

Eine möglichst spannende und eindrucksvolle Geschichte in Form eines Videospiels zu erzählen und dabei vorrangig cineastische Elemente zu verwenden, im selben Atemzug aber einen gewissen interaktiven Freiraum zu lassen, das haben mit Dear Esther (Test) und Datura (Download Donnerstag) schon ein paar Spiele erfolgreich gemeistert. Mit Thirty Flights of Loving will Blendo Games etwas ähnliches schaffen. Ob und wie das den Kaliforniern gelingt, lest ihr in unserem Test.

Nuevos Aires ist ein kalter Platz. Während offiziell die Prohibition ausgerufen wurde, verkaufen Barkeeper unter der Hand massenhaft Alkohol an das verarmte Volk. Ihr schlüpft in die Haut eines Ganoven, der gemeinsam mit der Konditorin und Profi-Schützin Anita und dem Piloten und Fälscher Borgers einen Raubzug auf einen Flughafen plant. Also macht sich das Trio auf, dort mit einem Wasserflugzeug hinzureisen und die Sache mit automatischen Waffen durchzuziehen. Doch wie immer läuft alles anders: Die Crew wird verwundet und muss flüchten. Wie genau es dazu kommt und welche Machtkämpfe hier eine Rolle spielen, bleibt offen. Ihr spielt hingegen die Ereignisse, die sich vor- und nachher abgespielt haben.

Thirty Flights of Loving basiert auf der Quake 2-Engine und ihr betrachtet das Geschehen stets aus der Ego-Perspektive. Erwartet hier ob des Ego-Shooter-Grundgerüsts aber kein waschechtes Ballerspiel, denn die Action entsteht durch Verfolgungsjagden und Jump Cuts, die Filmemacher gerne einsetzen, um den Zuschauer von einer Szene, einem Areal bzw. sogar einer anderen zeitlichen Epoche in die nächste zu schicken. Und das ist den Entwicklern super gelungen. Im einen Moment schiebt ihr noch den blutverschmierten Kollegen in einem Gepäckwagen zu treibender Musik durch den von teilnahmslosen Touristen überlaufenen Flughafen, im nächsten befindet ihr euch in entspannter Atmosphäre mit Anita beim Orangen mampfen. Obwohl das Spiel mit knapp 15 bis 30 Minuten sehr kurz bemessen ist, befindet sich viel Substanz darin und es werden viele Brücken zu vorherigen Spielen von Schöpfer Brendon Chung geschlagen.

Zwar kommt das Spiel komplett ohne Dialoge und Textboxen aus, es beeindruckt aber stets durch neue Situationen und vor allem durch den visuellen Stil. Die Figuren sehen mit ihren eckigen Körpern denen aus Minecraft sehr ähnlich und der Einsatz von Farbe und Stilmitteln gibt Thirty Flights of Loving einen unwirklichen und einzigartigen Look. Auch der Kontrast aus asiatisch angehauchten Einflüssen und Hightech-Gerätschaften wie fliegende Überwachungsroboter macht einiges her. Ultimativ erfährt man im optional anwählbaren und sehr interessanten Entwicklerkommentar (da gibt es dann doch Textkästen!), wie viele der magischen Momente entstanden sind und wie Fleiß, Makel und eine gute Portion Glück mancher Szene das besondere etwas gegeben haben.

Für etwa fünf Euro (direkt beim Entwickler oder Steam) bekommt ihr auch noch das fünf Jahre alte Vorgängerspiel Gravity Bone mitgeliefert, das ihr auch separat kostenlos herunterladen könnt. Hier ist die Interaktivität etwas direkter, ihr müsst etwa Fotos von Vögeln machen oder eine mysteriöse Frau verfolgen. Anweisungen und Arbeitsmaterial bekommt ihr in bester Auftragskillermanier per anonymen Aktenkoffer übermittelt. Auch hier liegt die Würze in der Kürze und wir können euch nur empfehlen hier einmal reinzuschauen.

Fazit

Wir werden hier nicht einmal mehr die Frage stellen, ob solch eine Story-basierte interaktive Erfahrung als Videospiel durchgeht und dadurch einen geringeren Wert besitzt. Stattdessen meinen wir, dass Thirty Flights of Loving eine packende Geschichte in visuell beachtlicher Art und Weise auffährt, die unterschiedliche Auslegungsarten hervorruft und bis zum Ende hin motiviert.

Es gibt keine unterschiedlichen Lösungswege oder versteckte Räume, dafür sind aber eine Menge Hinweise in den Level versteckt, was das Herz erkundungsfreudiger Naturen höher schlagen lässt. Spielt ihr beide mitgelieferte Games durch und lasst auch nicht den Entwicklerkommentar außer Acht, vergehen rund anderthalb Stunden, was auf damit auf Dear Esther-Niveau ist.

Zum schmalen Preis von fünf Euro finden wir das in Ordnung und Fans von Raubgeschichten (sog. Heist-Stories) werden mit Sicherheit ihren Spaß haben. Kein Pflichttitel, aber unbestritten schön gemacht.

Alle Bilder wurden von uns persönlich in 1.920×1.080 und maximalen Details gemacht.

Thirty Flights of Loving
System: PC
Genre: Adventure
Preis: ca. 5 Euro / 4 Pfund / 6 US-Dollar (Download)
Entwickler: Blendo Games
Publisher: Blendo Games

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