Besser spät als nie haben wir uns gedacht und so erscheint die neue Ausgabe unserer wöchentlichen Rubrik zwar mit etwas Verspätung, aber dafür mit zwei äußerst interessanten Titeln.
Diesmal stellen wir zwei brandneue Spiele vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide stammen aus stets beliebten Genres und egal, ob ihr euch PC, Xbox 360 oder Playstation 3 verschrieben habt, wir haben für jeden etwas Passendes parat.
Skullgirls – Das Dark Souls der Beat’em-Ups
Beat’em-Ups kommen ja nie komplett aus der Mode. So haben sich die Reverge Labs überlegt, einen 2D-Prügler zu entwickeln, der mit einigen Eigenheiten daherkommt. Die augenfälligste Besonderheit von Skullgirls ist die wunderschön gezeichnete HD-Optik. Die detailliert gezeichneten Charaktere, die stets flüssig über den Bildschirm hüpfen, sind genauso schön und knackscharf dargestellt wie die hübschen Hintergründe. Neben einem Arcade- und Multiplayer-Modus (on- und offline), die wir noch nicht ausprobiert haben, kommt das 15 Euro günstige Downloadspiel auch mit einem Story-Modus daher.
Dabei gibt es gleich mehrere Kampagnen, die wir anwählen können. Je nach Charakter verändert sich auch die Story und die ausgefallenen Figuren, auf die wir treffen. In der Rolle von Prinzessin Parasoul müssen wir nicht nur stets der nervigen kleinen Schwester jeden Wunsch von den zuckersüßen Lippen ablesen, sondern auch das Canopy-Königreich in Schuss halten. Wie auch die anderen gut gebauten, spielbaren Mädels macht sich auch die rothaarige Parasoul auf, das Sagen umwobene Skull-Heart zu kontrollieren. Gerät dieses Artefakt nämlich an eine unreine Seele, verwandelt sich der Besitzer in ein Skullgirl, das die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt.
Jeder Charakter hat wie für ein Beat’em-Up typisch ein eigenes Bewegungsrepertoire. Der Entwickler hat sich hier diverse abstruse Attacken ausgedacht. Parasoul mit ihrer Armee an Black Egrets, die den Helghast aus Killzone verblüffend ähnlich sehen, gehört da noch zur unspektakulären Sorte. Die Krankenschwester Valentine hingegen führt direkt eine Operation am noch lebenden Gegner durch, Ms. Fortune trennt ähnlich wie im anderen Konami-Spiel NeverDead ihren Kopf von ihrem Körper und greift seperat an und Peacock zelebriert ihre Liebe für Cartoons, in dem sie Bomben verteilt. Die kreativ dargestellten Attacken führt ihr mit einem neuartigen Kampfsystem aus. Mit Kreis, Dreieck und R1 verteilt ihr niedrige bis hohe Schläge, während X, Quadrat und R2 Tritte ausführen. Preschen, Greifen, Werfen und Springen könnt ihr ebenfalls.
Im Arcade-Modus dürft ihr zudem noch zwei Mitstreiter in den Kampf führen. Entweder ihr wechselt die Figure komplett oder ihr ruft eine Kollegin für eine Attacke zu Hilfe. Die Spielmechanik wird in einem umfangreichen Tutorial gut erklärt. Die Moves müssen sehr schnell ausgeführt werden, wofür euch euer Controller sicher nicht danken wird. Das ist aber auch bitter nötig, da der Schwierigkeitsgrad sehr hoch angesetzt ist. Schon auf der Stufe “normal” regnen diverse Komos ohne eine einzige Verschnaufpause auf euch ein. Da lohnt es sich für Prügelspielnovizen, die Stufe auf “einfach” oder gleich auf “Schlafwandler” herunterzustellen. Es ist aber auch für Neulinge möglich, auf “normal” die Kampagne zu bestreiten und abzuschließen. Das kostet aber einige Nerven.
Die Story wird in sehr schönen Standbildern fortgeführt. Die Dialoge sind dabei zugleich witzig, als auch vielschichtig. Die deutsche Übersetzung hinterlässt hingegen gemischte Gefühle. Zwar wird der Sinn meist gut transportiert, es gibt aber häufig die Grammatik und Rechtschreibung betreffende Fehler. Ebenso stört, dass im Tutorial nicht einfach die Taste genannt wird, die zu drücken ist, sondern mit Abkürzungen wie MS für Mittlerer Schlag Verwirrung gestiftet wird. Zu Beginn muss man deshalb ständig in die Optionen wechseln und nachschlagen, was das Spiel eigentlich von einem erwartet. Hinzu kommt, dass das Arsenal an Schlägen und Tritten der Charaktere im ganzen Spiel nicht aufgelistet ist. Hierzu muss man auf eine Website gehen und eine PDF-Datei für die entsprechende Plattform herunterladen. Komfort sieht anders aus.
Skullgirls macht mit seinen liebevoll designten Charakteren und dem ausgearbeiteten Kampfsystem einen prächtigen Eindruck. Die Geschichten der Figuren im Story-Modus sind ebenfalls überraschend gut. Beat’em-Up-Fans sollten für den geringen Anschaffungspreis von 15 Euro (bzw. 1.200 MS Points) auf jeden Fall zuschlagen. Neulinge werden im Tutorial gut eingeführt, sollten etwas Zeit zur Eingewöhnung mitbringen und können ja mal die Demo Probe spielen. Das Game ist ab sofort im Xbox Live-Marktplatz und im US-amerikanischen PlayStation Network (sogar direkt eingedeutscht) erhältlich. Eine europäische PS3-Version folgt bald wie uns der Entwickler bestätigte.
Hack Slash Loot – Diablo trifft auf Zelda
Hack Slash Loot ist ein Indie-Game für PC (Windows, Mac und Linux) von David Williamson. Ihr schlüpft in die Haut eines menschlichen Sarazenen, Ritters, Zauberers oder eines Elfenbogeschützens. Mit einer dieser vier Charaktere stürzt ihr euch in sechs seperat anwählbare Quests. Ihr steuert euren Charakter aus einer Vogelperspektive mit der Maus. Jede Aktion verbraucht einen Zug, in denen auch die zahlreichen Feinde agieren. Das Game spielt sich wie eine Mischung aus Diablo und The Legend of Zelda. Der 2D-Retrolook erinnert ebenso wie die verzauberten, euch attackierenden Truhen an die Zelda-Serie. Die verwinkelten, düsteren Level sind in ihrem Aufbau zufallsgeneriert.
Im ersten Szenario “Journey to the Kimon” müssen wir den Roten Oni, einen Dämonenoger, an seinem fiesen Plan hindern, die seit Unzeiten verschlossene Dämonenbarriere zu durchbrechen. Wir wählen einen Sarazinen, der auf Nahkampf spezialisiert ist. Schon zu Beginn stürzen uns eine Horde Goblins entgegen, die im Nahkampf mit ihren Bögen unserem Schwert nichts entgegenzusetzen haben. Doch schon bald rücken uns auch gemeine Kobolde und stinkende Ratten auf den Pelz.
Zum Glück erhalten wir auf unserer Reise, auf der wir übrigens selbst entscheiden, wo es lang geht, diverse Gegenstände und Waffen wie neue Rüstungsteile oder einen Kurzspeer. Ein Inventar gibt es nicht. Finden wir in einem Fass also einen Trank, der unseren Schaden verbessert oder unsere schnell zur Neige gehende Lebensenergie aufbessert, müssen wir ihn direkt schlucken. Dafür besteht die Möglichkeit stets eine Nah- und eine Fernkampfwaffe bei sich zu führen. Entscheiden wir un vom Streitkolben auf den Kurzbogen zu wechseln, vergeht jedoch ein Zug, in dem die Feinde auf uns zurücken.
Jeder Held hat nicht nur eine Spezialisierung, sondern auch individuelle Schwächen. Sind die einen gegen psychische Attacken besonders verwundbar, setzt einem anderen Gift besonders stark zu. Neue Helme oder besonders in der Quest “Tower of the Magus” stark frequentiert verteilte Bildzeichen verändern diese Resistenzwerte und auch verschiedene Schadens- und Energiezustände. “Verändern” deshalb, weil das nicht unbedingt eine Verbesserung darstellen muss. Treten wir auf eine Hieroglyphe, kann sich auch unsere Panzerung plötzlich halbieren. Hier ist also Vorsicht angesagt.
In der eben angesprochenen Quest ist es unser Ziel, aus einem von einem bösen Zauberer mit Fallen versehenen Komplex auszubrechen. Im Gegensatz zum Sarazinen kann der Ritter hier weniger Schritte pro Zug machen. Hier entdecken wir auch etwas Nützliches: Hinter einer Inschrift verbirgt sich die Fähigkeit, die umliegenden Räume aufzudecken. Wäre dies ein Strategiespiel, würden wir also den “Fog of War” lüften. So sehen wir schon frühzeitig, inter welchen Türen sich Kisten verstecken und welche Bereiche es zu meiden gilt, denn in dieser Mission treffen wir auf zahlreiche Skelette, Skorpione, Schlammwesen, Fledermäuse und Tausenflüßler.
Hack Slash Loot ist kein leichtes Spiel. Trotz des charmanten Looks bedarf es hier Vorsicht und Einarbeitung. Die Hatz nach neuen Items macht Rollenspiel-typisch süchtig, aber wie es früher üblich war, gibt es keine Möglichkeit, den Spielfortschritt zu sichern. Breißt ihr ins steinerne Gras, beginnt die Quest von vorn und ihr verliert alle Gegenstände sowie Werte. Es gibt zwar keine Erfahrungspunkte, aber auch die Erfahrung, welchen Weg es einzuschlagen gilt, nützt euch nichts, da der Aufbau ja stets zufallsgeneriert ist.
Wem mal wieder nach einem gut gemachten Dungeon Crawler in Retrooptik und mit ausreichendem taktischen Anspruch ist, der macht mit dem 7,85 Euro (Version ohne Kopierschutz plus Demo-Download) bzw. 5,99 Euro (Steam) günstigen Game nichts falsch.
Habt ihr eins der beiden Games schon gezockt. Wenn ja, was haltet ihr von den Spielen? Falls ihr noch keins der beiden Spiele besitzt, überlegt ihr nun diese zuzulegen?
Die Bilder von Skullgirls kommen vom Entwickler, alle Screenshots aus Hack Slash Loot stammen von uns. Eine höhere Auflösung als 1.280×960 wird nicht unterstützt.
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