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Test

Im Test: Guacamelee!

Die umfangreiche Spielebibliothek des PSN hat mit Guacamelee! einen neuen Anfechter auf den Thron der besten Metroidvania-Spiele.

In Guacamelee! seid ihr Agave-Bauer Juan Aguacate, dessen mexikanisches Heimatdorf Pueblocho von einem tyrannischen Untoten namens Carlos Calaca unterjocht wird. Potzblitz wird er vom Geiste eines lang vergessenen Helden übernommen und tritt die Reise an als mächtiger Luchador (mexikanischer Wrestler) dem bösen Treiben ein Ende zu setzen und – wie soll es auch anders sein – die Prinzessin, pardon Tocher von El Presidente zu retten.

Guacamelee!

Luchador, Mariachi – Mexico!

Doch in Pueblocho ist nichts mehr, wie es einmal war. Das einst malerische Dörfchen ist nun buchstäblich eine Geisterstadt und von den riesigen Bauten ist nichts mehr übrig. Gut, dass der Luchador jederzeit zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden wechseln kann. So erschließen sich ihm kleine Aufträge, die außerhalb der Kampagne angesiedelt sind und den Dimensionswechsel sinnvoll einbinden um etwa dem verstorbenen Kind der untröstlichen Mutter seine Lieblings-Actionfigur zurückzugeben oder das verlorene Mitglied einer Mariachi-Band zu finden. Als Belohnung gibt es entweder Gold oder Puzzle-Stücke für Herz und Lunge (dazu später mehr).

Guacamelee!

Hüpf & Schlag

Guacamelee! spielt sich ganz klassisch wie ein side-scrollender Platformer/Brawler, hat aber ein sauber ausgearbeitetes Kampfsystem. Mit der Quadrat-Taste schlagt ihr, mit X springt ihr und Dreieck lässt euch Gegner greifen. In Kombination lassen sich eine ganze Reihe an Angriffskombos vollführen. Am Ende seiner Reise verfügt Juan über stolze sechs Spezial-Angriffe, die ganz wie in Metroid durch das Zerstören von Statuen freigeschaltet werden. Diese erlauben es euch nicht nur Gegner nach Belieben zu verhauen (vom Uppercut bis zum Slam), sondern auch farbig gekennzeichnete Türen zu öffnen.

Guacamelee!Guacamelee!

Reicht es zu beginn noch den normalen Schlag zu spammen, um die zahlreichen Skelettkrieger kleinzubekommen, steigt der Anspruch graduell an. Drachen-artige Geschöpfe wollen erst einmal auf den Boden der Tatsachen geholt werden und mit den riesigen Hammer schwingenden Kollegen wollt ihr lieber kein Schnippchen schlagen, da ist gutes Ausweichen Pflicht. Hinzu kommen Feinde, die sich eingraben und bald hat jedes Mitglied der Armee der Untoten auch ein farbiges Schild, das erst einmal zerstört werden will, damit dieser verwundbar ist. Auch hier sind die Spezialattacken enorm wichtig: Blaue Schilde werden mit dem Dash Punch vernichtet, gelbe mit Headbutts, rote mit Uppercuts und die grünen gehen nach einem kräftigen Slam zu Fall.

Euer Trip durch Drinkbox Studios’ (Mutant Blobs Attack) mexikanisches Brawler-Spektakel führt euch durch abgeschottete Areale wie die Wüste, den düsteren Wald und noch finstere Höhlen, in denen es mehrere Wege gibt, die durch neue Fähigkeiten schrittweise zugänglich werden und neue Hüpf-Rätsel und Schätze zugänglich machen. Kämpfe finden durch herumstreunende Gegner statt oder durch plötzlich sich versiegelnde Räume, in denen wellenweise Feinde erscheinen. Obwohl Einsteiger wohl erst einmal ein paar Tode sterben werden, bis sie sich an die hohe Spielgeschwindigkeit gewöhnen, ist die Balance dabei gelungen und der nächste Speicherpunkt ist nach heftigen Schlachten gegen dutzende Zeitbomben auch nicht weit.

Guacamelee!Guacamelee!

Von sprechenden Ziegen und flambierten Cowboys

An Altaren, die fair in den Level verteilt sind, speichert ihr wie in Outland euren Fortschritt automatisch und könnt dort ähnlich den Shops in Hell Yeah! Schritt für Schritt eure Attribute (Maximalgesundheit, Ausdauerwert, Regenierung der Ausdauer) erhöhen und auch einen von vier Wrestlingwürfen kaufen. Suplex oder Piledriver gefällig? Sie sind alle vertreten, nur leider sind sie teils seltsam in’s Deutsche übersetzt worden.

Recht bald müsst ihr den Dimensionswechsel sowie Headbutt, Dash Punch & Co. auch in den Sprungpassagen einsetzen, um klaffende Abgründe zu überwinden oder an höher gelegene Ebenen zu gelangen, was uns ebenfalls an den eben genannten Ubisoft-Titel mit der blauen und roten Dimension erinnert. Die Moves bekommt ihr übrigens von einem schrägen Ziegenmenschen beigebracht Dem scheint das Leben als Grasfesser zugesetzt zu haben, gehen ihm doch am Ende sogar die Namen für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten aus und er hängt dem Namen einfach ein “derp derp” hinten an.

Natürlich dürfen auch Bosskämpfe nicht in einem solchen Spiel fehlen. Ihr tretet gegen einen riesigen Drachen, eine zwielichtige Hexe und einen flambierten Cowboy mit dem passenden Namen Ghost Rider… Flameface an. Beweisen die Macher zu Beginn noch Feingefühl, so sind die späteren Zwischengegner wahre Brocken. Sie hetzen euch zwar nicht unzählige Schergen wie in vielen anderen Spielen auf den Hals, dafür jagen sie euch eine Attacke nach der anderen um die Ohren. Hier sind nicht nur Reflexe, sondern auch Ausdauer und Erinnerungsvermögen gefragt. Die Mischung aus Spezialangriffen und Ausweichen wird in diesen Kämpfen auf die Spitze getrieben und die Erfolge sind aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades umso befriedigender.

Guacamelee!

Der Tod war nie schöner

Guacamelee! macht nicht nur auf spielerischer Seite einen tollen Eindruck, auch der Humor stimmt. Es finden sich zahlreiche Anspielungen auf Videospielhelden aus vergangenen Tagen (Super Mario, The Legend of Zelda: Majora’s Mask, Mega Man) und aktuelle Spielekost (Castle Crashers, Mutant Blobs Attack). Die Anleihen und Witze in Richtung Metroid sind ebenso offensichtlich. Schließlich ist sogar der Morph-Ball in etwas anderer Form wieder mit dabei: Ihr verwandelt euch in ein Huhn und trotzt damit ironischerweise noch viel größeren Gefahren als in ausgewachsener Form. Ähnlich wie in Retro City Rampage gehen die Entwickler würdevoll mit den Lichtgestalten der Videospielgeschichte um und dienen nicht nur dem Zweck einer billigen Pointe.

Guacamelee!

Drinkbox versetzt euch in Guacamelee! in’s übernatürliche Mexiko und diese Stimmung wird hochklassig transportiert. Nicht nur das wundervolle Visuelle ist aus einem Guss, auch die Musikuntermalung im Mariachi-meets-Elektro-Stil ist fantastisch. Jeder Ort im Spiel steckt voller Leben und kleiner Details, sodass ihr bald vergesst, dass ihr in einer untoten Dimension euer Dasein fristet.

Das komplette Spiel kann auch im lokalen zwei Spieler-Koop durchgespielt werden. Jederzeit kann durch die Betätigung der Start-Taste ein zweiter Spieler in die laufende Partie ein- und aussteigen. Die Fähigkeiten entsprechen dabei dem des ersten Spielers inklusive aller Upgrades.

Guacamelee!Guacamelee!

ICH BIN ERROR

Leider stoßen wir auf unseren Abenteuern auch auf die ein oder anderen Ungereimtheiten. Trotz der Flut an Fortbewegungsmöglichkeiten und des verwinkelten Leveldesigns, haben wir es nicht geschafft, uns in eine ausweglose Situation zu begeben. Dennoch ist uns das Spiel ein paar Mal stecken geblieben und in einem entscheidenden Bosskampf, den wir zuvor Dutzende Male als Verlierer verlassen haben, blieb die Kamera plötzlich im Dialogausschnitt und der vormals widerspenstige Kontrahent ist friedlich wie eine Taube. Gern namen wir dieses Geschenk an, um nur wenig später festzustellen, dass es definitiv ein technischer Fehler – oder sehr kruder Gag der Entwickler – war, denn danach hing sich das Spiel auf.

Cross-Features: Das Zusammenspiel zwischen PS3 und Vita

Guacamelee! ist ein Cross-Buy-Titel. Das bedeutet, ihr kauft das Spiel ein einziges Mal im PlayStation Network und könnt es ohne zusätzliche Kosten auf eure PlayStation 3 und PlayStation Vita laden. Zudem wirbt der Entwickler mit Cross-Save und Cross-Controller-Funktionen. Seid ihr mit eurer aktuellen Partie an der PS3 fertig, könnt ihr den Speicherstand über das Menü an die Cloud übertragen, auf der PS Vita herunterladen und anschließend unterwegs weiterspielen. Umgekehrt funktioniert das natürlich ebenfalls tadellos. Hier wäre eine direkte Übertragung ohne Internet wie bei der Metal Gear Solid: HD Collection eine sinnvolle Ergänzung gewesen.

Guacamelee!

Cross-Controller funktioniert in diesem Spiel gänzlich anders als etwa in Sly Cooper: Jagd durch die Zeit oder LittleBigPlanet 2. Ihr startet das Spiel auf der PS3 sowie Remote-Play auf der Vita und könnt fortan den zweiten Spieler über den Handheld steuern. Dieser hat den Vorteil, dass er über eine Karte auf dem Bildschirm der PS Vita verfügt. Wollt ihr jedoch ganz normal alleine mit Juan euer Abenteuer bestreiten und dabei sowohl die Karte auf der Vita haben, als auch mit dieser steuern, wird es etwas komplizierter. Wählt ihr nämlich Cross-Controller im Vita-Menü an, passiert gar nichts. Ihr müsst zuerst euren DualShock 3-Controller ausschalten und dann mit der Vita beitreten. Nun ist der Handheld nämlich im Spieler 1-Slot der PS3 und es kann los gehen. Das ist nicht optimal gelöst und wird auch an keiner Stelle im virtuellen Handbuch oder den Optionen erwähnt, funktioniert aber immerhin.

Fazit

Guacamelee! präsentiert uns ein Videospiel-Setting der anderen Sorte und setzt dieses fantastisch um. Dass wir innerhalb dieser Welt dann auch noch eine hervorragende Levelarchitektur, knifflige Rätsel und motivierende Kämpfe vorfinden, lässt uns aufgrund der kurzen Spielzeit von 5 bis 8 Stunden beinahe ungläubig die Augen reiben. Zwar ist dieser Leckerbissen manchmal schwer verdaulich, die grandiose Stimmung machen das aber bald wett. Liebhaber von Metroidvania-Spielen sollten dem Spiel auf PS3 auf jeden Fall eine Chance geben und wegen der noch verhältnismäßig kleinen Bibliothek für den Handheld halten wir Guacamelee! für einen Pflichttitel für jeden PS Vita-Besitzer.

Wollt ihr die 10 bis 13 Euro (PS Plus lohnt sich mal wieder) sparen, gewinnt einfach einen von zwei Codes in unserer Wochenend-Verlosung – für PS3 und Vita.

Guacamelee!Guacamelee!
Genre: Action
Systeme: PS3/PS Vita
Preis: 12,99 Euro / 9,99 GBP / 14,99 USD (20 Prozent Rabatt via PS+ bis 23.04.)
Entwickler: Drinkbox Studios (Tales from Space-Serie)
Publisher: Drinkbox Studios

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