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Test

Im Test: Through the Woods

Die Fjorde Norwegens zu erkunden, das war uns bislang höchstens in Commandos oder dem Euro Truck Simulator 2 möglich. Through the Woods zeigt, dass die mysteriösen Wälder Skandinaviens interessante Geschichten zu erzählen haben.

Das Third-Person Horror-Adventure Through the Woods der in Oslo, Norwegen beheimateten Entwickler namens Antagonist beeindruckte uns am 1C-Stand auf der gamescom 2016 durch seine schaurige Atmosphäre. Weniger Monate später erschien das Spiel auf Steam und wir haben es im Rahmen unserer Schauergeschichten-Halloween-Reihe näher angesehen (siehe Video unten). Jetzt haben wird das Game endlich durchgespielt, verwunderlich aufgrund seiner kurzen Spielzeit, und können euch in unserem Test verraten, was die Stärken und Schwächen des Spiels sind.

Optische Höhepunkte wie diese Nordlichter werten die lineare Erfahrung auf.

Story

Through the Woods ist an der norwegischen Westküste angesiedelt. Wir beginnen das Spiel zwar in der Rolle des Jugendlichen Espen, schlüpfen aber fortan in die Haut seiner Mutter. Das Verhältnis zwischen Espen und seiner Mutter wurde durch diverse Katastrophen, die man im Laufe des Spiels aufdeckt, stark strapaziert. Um das Band zwischen Mutter und Sohn wieder zu festigen, machen die beiden einen Ausflug in eine verlassene Hütte mitten im Wald. Horrorfans ahnen bereits was passiert: Der Junge wird verschleppt.

Anstatt in die Krimi- oder Science Fiction-Richtung zu gehen, ist die Geschichte von Through the Woods wesentlich geerdeter. Wir erfahren, dass ein gewisser Erik diese Wälder durchkämmt und Kinder verschleppt. Die ganz persönliche Leidensgeschichte der verzweifelten jungen Mutter ist eng verknüpft mit einem auf nordischer Mythologie aufgebautem Hintergrund. In den verlassenen Holzhütten zerstörter Dörfer finden wir Aufzeichnungen, die nicht nur auf den Handlungsstrang Eriks hinweisen, sondern auch seltsame Kreaturen beschreiben, die die dichten Fichte- und Pinienwälder durchstreifen. Diese meist in Hütten versteckten Tagebuchseiten erinnern an die Manuskriptseiten eines gewissen Konkurrenzproduktes, das wir später noch weitere referenzieren werden.

Orks haben euch zum Fressen gerne – offizieller Screenshot des Herstellers.

Als wir erstmals auf einen riesigen jaulenden Ork in einer in das schummrige Licht von Fackeln getauchte Licht treffen, erweisen sich die Sagen als wahr. Auf unserer Reise treffen wir zudem auf eine Sumpfhexe, die sich an unserem Leid nährt, und zwei Wolfsbrüder, deren Vertonung sich nicht vor Smaug aus Der Hobbit verstecken muss. Mit ihren rauen markdurchdringenden Stimmen, die von Gräueltaten jenseits unserer Vorstellung sprechen, jagen sie uns einen Mordsschrecken ein.

Der Entwickler heißt Antagonist, doch wer ist der Bösewicht in Through the Woods? Erik, man man zu Beginn denken, doch ohne zu viel vorwegzunehmen, ändert sich die Meinung bei näherer Betrachtung hierzu gerne. Ein weiterer Untertane einer bösen Macht scheinen die Wälder zu sein. Das erinnert an ein weiteres Third-Person Action-Adventure aus dem nicht all zu weit entfernten Finnland, Alan Wake (XTgamer-Test).

Zwar gibt es eine Hand voll Filmsequenzen, der Großteil des Spiels wird jedoch im Unterschied zum oben genanten Game direkt in der Engine erzählt, ihr behaltet also Kontrolle über die Kamera. Das macht die toll ins Englische und Norwegische vertonten Dialoge umso intensiver. Gerade zum Ende hin hätten wir uns aber mehr Fleisch in der Story erwartet. Die Geschichte nimmt plötzlich eine Wendung und endet abrupt. Hier hätten wir uns im Sinne von Alan Wake einen ausgedehnteren Epilog gewünscht. Das hätte die kraftvolle Haupthandlung verdient.

Im Sumpf führt uns die Hexe ein einschneidenes Erlebnis im Stil von Everybody’s Gone To The Rapture vor Augen.

Gameplay

In Through the Woods wird nicht gekämpft. Als Mutter von Espen haben wir keine Navy-Ausbildung genossen, daher ist es nur sinnvoll, dass wir außer einer Taschenlampe und später einer Fackel über keine benutzbaren Gegenstände verfügen. Das Spiel ist sehr linear aufgebaut. Wir folgen vorgegebenen Pfaden durch den Wald und selbst in den wenigen Dörfern, die wir besuchen – so detailliert sie auch gestaltet sind -, gibt es nur eine Weg. Zu Beginn haben wir es trotzdem geschafft, uns zu verlaufen, da wir die Abzweigung direkt vor der Höhle des oben beschriebenen Orkes schlicht aufgrund der Dunkelheit nicht gesehen haben. Der weitere Spielverlauf gestaltet sich allerdings eindeutig.

Jeder Abschnitt wird von diesen schmucken Totems eingeläutet – offizieller Screenshot des Herstellers.

In Dörfern entdecken wir wie bereits erwähnt spannende Nebengeschichten, die am Ende mit dem Hauptplot zu einer großen Geschichte zusammengeführt werden. Da wir nicht kämpfen können, lösen wir die wenigen Konfrontationen des Spiels mit unseren Lichtquellen, ein Schelm wer dabei wieder an einen New Yorker Krimiautor denkt. Positiv ist daran, dass jeder Figur eine Geschichte spendiert wurde und es kaum Personen gibt, die eine Lücke füllen. Zudem vermitteln die wenigen Interaktionen mit Menschen und Wesen die Isolation, in der sich die Mutter auf ihrer Reise befindet. Negativ ist dabei die Tatsache, dass es einige Passagen gibt, in denen wir ohne Musik fest vorgegebene Routen ablaufen. Zwar unterstützt die Soundkulisse das gruselige Erlebnis in diesen Momenten, etwas öde waren diese Laufpassagen aber schon.

Ganz anders die erinnerungswürdigen Momente, wenn uns etwa ein Steineber anfällt, wir zwei riesige kämpfende Orks beobachten oder uns mit den hinterlistigen Wölfen herumschlagen. Ebenfalls der Atmosphäre zuträglich ist die Tatsache, dass wir wie in Starbreeze’ Brothers: A Tale of Two Sons (XTgamer-Test) aufgrund der Levelarchitektur auf bereits betretene Pfade aus der Distanz zurückblicken. Backtracking gibt es nicht. Negativ aufgefallen ist uns, dass wir trotz der Geradlinigkeit des Level Designs immer wieder an Kanten hängen bleiben, was die Spannung aus manchen tollen Momenten nimmt.

In dieser Höhle finden wir die Spielsachen unzähliger verschleppter Kinder – verstörend.

Technik

Zur Veröffentlichung war die Through the Woods nicht gut optimiert. Unser potentes System hatte seine Mühen unter größten Anstrengungen eine flüssige Bildwiederholungsrate auf den Monitor zu zaubern. Doch Antagonist schaffte schnell Abhilfe. Unsere lange Pause, bis wir das Spiel zu Ende führten, hat sich also bezahlt gemacht. Aktuell stehen eine ganze Reihe von Grafikoptionen zur Verfügung. Regelt man die Schattenqualität etwas herunter, läuft das Spiel problemlos in 60 Bildern pro Sekunde. Abstürze haben wir keine vorgefunden.

Die Tonabmischung ist interessant. Durch den punktuellen Einsatz von Musik und der Vielzahl an Audioquellen, die authentisch die Situation in einem lebendigen Wald zu stehen, wiedergeben, entsteht eine tolle audiovisuelle Stimmung. Die Schrei herannahender Biester lassen sich lokalisieren, allerdings nicht zu gut, was aufgrund der Beschaffenheit des Settings und in Anbetracht der Protagonistin sinnig ist.

Lieber ein angebissener Mond als einer mit einem gruseligen Gesicht, Nintendo.

Gameplay-Video

Fazit

Through the Woods ist ein gruseliger 2- bis 3-stündiger psychologischer Gruseltrip für Spieler, die ein ungewöhnliches Setting erleben möchten. Die Geschichte wurde sorgsam aus Missing Persons-Story, nordischer Mythologie und Fantasy-Elementen zusammengestrickt und ist trotz ihrer übernatürlichen Facetten geerdet und nachvollziehbar. Wir hätten uns einen ausgedehnteren Epilog und mehr versteckte Belohnungen und Nebengeschichten gewünscht. Die Charaktere sind gut durchdacht und toll vertont, haben aber teils ein “Monster of the Week”-Charm. Ein mysteriösen Wesen wechselt sich mit dem nächsten ab, eine Interaktion untereinander wäre reizvoll gewesen. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Download-Inhalte und Extended Cut sind das Stichwort. Uns hat der Trip nach Norwegen gefallen. In unserer nächsten Tour durch Euro Truck Simulator 2: Scandinavia werden wir darauf achten, ob im Wasser sich nicht eine vermeintliche Insel in Bewegung setzt und uns die Ladung abluchst.

Die Sonne taucht das Gebirge in ein angenehmes Licht, doch die Stimmung trügt.

Wir haben hier noch Steam-Codes der Inhalte der Collector’s Edition für Euch:

  • Game: BMG4Y-27C2Y-A3GQE
  • Artbook DLC: AM8NQ-G8J30-TEPCB
  • Soundtrack DLC: DEZDB-679PA-GC2NE

Through the Woods
Genre: Horror-Adventure
Systeme: PC
Preis: ca. 20 Euro (Steam)
Entwickler: Antagonist
Publisher: 1C Company

This game was provided by the publisher for review purposes, check our review policy for details. Mit Ausnahme der gekennzeichneten Bilder wurden alle Screenshots von uns anhand der Steam-Versionen in hohen Grafikeinstellungen erstellt.

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