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Zelluloitis - Filmecke

Zelluloitis: The Apprentice – The Trump Story

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The Apprentice – The Trump Story erzählt den Aufstieg eines jungen Immobilienunternehmers mit großen Ambitionen im New York City der 70er und 80er.

Das Drama basiert auf wahren Begebenheiten und Personen, die Darstellung ist allerdings fiktionalisiert. Während Ali Abbasi Regie führte, wurde das Drehbuch von Gabriel Sherman geschrieben. Der Film kam am 17. Oktober 2024 in die deutschen Kinos und wird ab 20. bzw. 31. Januar 2025 digital sowie auf DVD und Blu-ray erhältlich sein. The Apprentice beginnt mit einer Rede des 37. Präsidenten der USA Richard Nixon, der sich am 17. November 1973 in Walt Disney World in Orlando, Florida im Zuge des Watergate-Skandal verteidigt. Der spätere 45. US-Präsident und diesjährige Präsidentschaftskandidat Donald Trump (Sebastian Stan) macht derweil Hausbesuche im Trump Village in New York City, um die Miete einzutreiben und wird dabei auch von einem Herren mit Wahnvorstellungen und einem Topf voll heißem Wasser begrüßt. Zehn Jahre später wird Trump Tower auf den Ruinen des alten Commodore Hotels an der Fifth Avenue in der Nähe von Tiffany’s und des Empire State Buildings eröffnet. Der Film begleitet den Werdegang des Sohns des erfolgreichen Immobilienunternehmers Fred Trump (Martin Donovan), dessen Anerkennung er sich nie wirklich erarbeiten kann, und dabei insbesondere seine Beziehung zu Roy Cohn (Jeremy Strong).

Cohn soll als Trumps Anwalt die Familie in einem Rechtstreit mit der US-Regierung von dem Vorwurf, dass die Vermieter schwarze Mieterinnen und Mieter diskriminieren würden, befreien. Dabei befolgt Cohn stets drei Regeln, die er Trump – neben einem 1.100 US-Dollar teuren Anzug aus Merinowolle – mitgibt: „Angreifen, Angreifen, Angreifen.“ „Nie etwas zugeben, immer alles abstreiten.“ „Gib niemals eine Niederlage zu.“ Cohn verdient seinen Lebenshalt damit, Gerichtsverfahren um jeden Preis zu gewinnen und er schreckt dabei nicht vor Bedrohungen und Einschüchterungen von Staatsbediensteten zurück. Schnell macht sich Trump dieses Vorgehen zu Eigen, um die Finanzierung und Genehmigung des Baus seines 58-stöckigen Wolkenkratzers mitten in Manhattan zu erzielen, und entfernt sich in seinem Schönheitswahn inklusive Diätpillensucht und dem Plan, Atlantic City zum neuen Glücksspielmagneten zu machen, immer weiter von seinem Mentor während dieser mit seiner AIDS-Erkrankung kämpft. Immer wieder treten weitere reale Personen wie der Politikberater Roger „Spin Doctor“ Stone (Mark Rendall), das Cosa Nostra-Oberhaupt Anthony „Fat Tony“ Salerno (Joe Pingue) und der 105. Bürgermeister New York Citys Ed Koch (Ian D. Clark) auf, während Ausschnitte aus Reden der US-Präsidenten Nixon, Ford und Reagan im Original mit deutschen Untertiteln abgespielt werden.

Ein wesentlicher Bestandteil des Films ist auch die Beziehung zwischen den Brüdern Donald und Fred Jr. Scherzen sie zu Beginn des Films noch miteinander, verfällt der ehemalige Linienpilot Fred Jr. tragischerweise immer mehr dem Alkohol, während sein jüngerer Brüder wenig Sympathie für ihn übrig hat. Trump geht eine Beziehung mit Model Ivana Zelníčková (Maria Bakalova) ein, die er später auch heiratet und die sich als Innenarchitektin von Trump Tower mitverantwortlich zeichnet. Eine kontrovers diskutierte Szene zeigt einen sexuellen Übergriff gegenüber seiner damaligen Frau. In der nächsten Szene feiert er allerdings schon wieder die Eröffnung eines weiteren Immobilienprojekts zu kontemporärer Musik und die verstörenden Bilder spielen daraufhin kaum mehr eine Rolle. Die Diskriminierung von Minderheiten wird immer wieder im Film beleuchtet, etwa die Stigmatisierung von Homosexuellen während die AIDS-Pandemie an ihrem Höhepunkt war, welche ein öffentliches Coming-Out Cohns unmöglich machte und er bis zu seinem Lebensende daran festhielt, stattdessen an Leberkrebs erkrankt zu sein.

The Apprentice wird immer passend zu der Ära, in der das Drama gerade spielt, in Szene gesetzt. So beginnt der im 1,33:1-Format gehaltene Film in einem 16mm-Look der 70er und übernimmt dann ab der Hälfte den analogen Stil einer VHS-Kassette aus den 80ern. Zusammen mit der großartigen Ausstattung, was Makeup, Kostüme und die Sets betrifft, und dem zeitgenössischen Soundtrack mit Liedern u.a. von Baccara, The Consumers, George McCrae, KC & The Sunshine Band, Pet Shop Boys und New Order wird das New York City der 70er und 80er authentisch auf die Leinwand gebannt. Ein besonders Lob gebühren auch der Kameraführung und dem Schnitt, die neben der großartigen Leistung der Darstellerinnen und Darsteller (vor allem das Trio Stan, Strong und Bakalova) maßgeblich zur Motivation des weiteren Zusehens beitragen, auch wenn der Protagonist zusehends mächtiger und gleichermaßen unsympathischer wird. Der von Synthesizern, Gitarren-Riffs und breiten Drums geprägte Score von Martin Dirkov, David Holmes und Brian Irvine klingt nach einer Mischung aus Tangerine Dreams GTA V-, David Julyans Memento- und Giorgio Moroders Scarface-Scores.

Die deutsche Synchronisation ist insgesamt recht gelungen, allerdings nimmt sich die Lokalisierung so manche Freiheit. In einer Szene gesteht Cohan eine mögliche Niederlage im Rechtsstreit über die Diskriminierung von schwarzen Mieterinnen und Mietern ein, weil die die Mietverträge mit einem „C“ markiert wurden. Eine solche Bewertung einer Immobilie signalisiert, das sie mitunter veraltet sein kann und Renovierungen dringend nötig sein können. In der deutschen Übersetzung wurde das „C“ mit einem „N“ ersetzt, um wohl die Verwendung des N-Worts zu implizieren – völlig unnötig. An anderen Stellen ist die Übersetzung wiederum recht kreativ und gelungen, etwa als Cohn bei einer Rede feierlich verkündet: „If you’re indicted, you’re invited“ (wörtliche Übersetzung: „Wenn du angeklagt wurdest, bist du eingeladen“), was in der deutschen Fassung zu „Mit einem Bein im Knast? Sei mein Gast!“ wird.

Fazit

The Apprentice – The Trump Story stellt das New York City der 70er und 80er Jahre eindrucksvoll und authentisch dar und erzählt die Origin-Story eines jungen Immobilienunternehmers mit großen Ambitionen. Die Darstellung ist ab und an so, wie Ivana im Film Trump bei ihrem ersten Kennenlernen bezeichnet – ein Stereotyp, etwa wenn Sebastian Stan in der Rolle von Trump zum wiederholten Mal in einem wichtigen Moment eine überzeichnet aussehende Schnute zieht. Stan und vor allem Jeremy Strong als zwielichtiger Anwalt Roy Cohn gelingt es insgesamt aber, drei-dimensionale Figuren darzustellen und in privaten Momenten auch ein Bröckeln der sonst sehr maskulinen, von Homophobie und Misogynie geprägten Fassade zuzulassen. Maria Bakalova stellt als Ivana Zelníčková den nötigen Gegenpol dar: Sie strotzt vor Lebensfreude und Zukunftsplänen, wird allerdings schnell von der bitteren Realität eingeholt. Die Darstellung Bakalovas erinnert zuweilen an die von Michelle Pfeiffer als Elvira Hancock in Scarface. Hierzu passt neben den schmierigen Hinterzimmer-Deals und den opulenten Residenzen der Charaktere auch die großartige authentische 70er-/80er-Musikuntermalung des Films. Insgesamt ist The Apprentice – The Trump Story ein unterhaltsamer Film, der zwar schockieren kann, aber wenige Überraschungen bietet.

Der Verleih DCM Film Distribution hat uns The Apprentice – The Trump Story und die Bilder zur Verfügung gestellt.