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In Selfloss bekämpft ein alter Mann mystische Kreaturen, um denjenigen zu helfen, die in Not geraten sind und gleichzeitig seine eigene Vergangenheit aufzuarbeiten.
Das Action-Adventure Selfloss wurde von dem kasachischen Entwicklerteam Alex Goodwin Games, welches lediglich aus drei Personen besteht, entwickelt und von Merge Games und Maximum Entertainment Anfang September 2024 für den PC (24,99 Euro auf Steam) und die Nintendo Switch (29,99 Euro im eShop; aktuell auf 20,99 Euro reduziert) veröffentlicht.
In einer von slawischen und isländischen Einflüssen inspirierten Welt schlüpfen wir in die Rolle von Kazimir, der scheinbar der einzig überlebende Mensch nach einem Krieg mit den Riesen ist. Der alte Mann verfügt über einen magischen Stab und ein Ruderboot, mit dem wir Rätsel lösen und die Kreaturen des Lichs – der Antagonist des Spiels – bekämpfen. Dazwischen wird in kurzen Traumsequenzen die traumatische Vergangenheit des Protagonisten aufgearbeitet. Immer wieder finden wir Schriftrollen und Sammelkarten, die uns mehr über die reichhaltig gestaltete Fantasiewelt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner erzählen. Kern- und Angelpunkt des Spiel ist das titelgebende Selfloss-Ritual, mit dem die Wunden eines Verlusts geheilt werden können. Hierfür ist die Essenz eines Fisches und ein Gegenstand, der für die verstorbene Person besonders wichtig war, erforderlich. So schippert Kazimir durch die abwechslungsreiche Spielwelt, um mit dem Ritual anderen Geschöpfen zu helfen und letztendlich mithilfe des Orcas auch selbst Frieden finden zu können.
Wir steuern das Action-Adventure aus einer isometrischen Perspektive und folgen grundsätzlich einem linearen Spielablauf. Immer wieder bietet uns das Spiel allerdings größere Bereiche an, in denen wir uns frei bewegen können. Den magischen Stab können wir in Verbindung mit dem Ruderboot als Segel zweckentfremden, Licht verschießen und damit auch nach vorne preschen, um Hindernisse zu überwinden oder Gegner zu bekämpfen. Per pedes bekämpfen wir kleinere und größere Gegneransammlungen, lösen Anordnungs-, Schalter- und Eskorträtsel und meistern kleinere Hüpfpassagen, wir können allerdings nur an vorgegebenen Stellen springen. Die Kämpfe sind grundsätzlich wenig herausfordernd, allerdings stoßen wir aufgrund der schwammigen Steuerung immer wieder auf Probleme, die den Spielfluss etwas stören. So lässt sich der Boost mit dem Schiff und das Schlagen nur in unregelmäßigen Abständen auslösen, was in Kämpfen für Irritationen sorgt, und das Sprungverhalten ist wenig berechenbar, glücklicherweise nehmen diese Passagen nicht den Großteil des Spiels ein. Sollten wir etwa wegen der unausgereiften Kollisionsabfrage doch einmal sterben, müssen wir nicht all zu viel erneut spielen, schließlich speichert das Spiel automatisch in regelmäßigen Abständen. Die spektakulären Bosskämpfe sind zwar abwechslungsreich gestaltet, allerdings bricht das Spiel nicht mit Videospiel-üblichen Techniken wie dem Drei-Phasen-System. Während die Rätsel auch nur wenige Kopfnüsse beinhalten kann es etwas frustrierend sein, dass das Spiel immer wieder nur einen bestimmten Ablauf zulässt. Kazimirs gemächliches Lauftempo lässt sich zwar mit seinem stolzen Alter begründen, die Expedition wird dadurch allerdings ab und an zur Geduldsprobe.
Der hübsche entsättigte Low-Poly-Grafikstil mit Pastelltönen passt gut zu der melancholischen Grundstimmung des Spiels, welche durch die tiefen Laute der Fantasiesprache des Sprechers und der Wesen sowie die orchestrale Musik von Arigto unterstützt wird. Das Bild wirkt insgesamt etwas weich, was in Bewegung allerdings nicht so sehr ins Auge sticht wie auf den Screenshots. Am PC scheint das Spiel auf 60 Bilder pro Sekunde begrenzt zu sein, denn wir haben keine Möglichkeit gefunden, höhere Bildraten zu erzielen. Dafür läuft das Spiel zumindest mit einem AMD Ryzen 7 5800X3D, einer GeForce RTX 4070 und 32 GB Arbeitsspeicher nahezu durchgängig flüssig. Ihr werdet circa sieben bis neun Stunden mit dem Spiel verbringen, je nachdem ob ihr euch auf den meist relativ deutlichen Hauptpfad beschränkt oder jede Ecke der Spielwelt erkundet und alle 22 Karten einsammeln wollt.
Fazit
Selfloss ist ein gelungenes narratives Action-Adventure aus der Iso-Perspektive mit einer dichten Atmosphäre und recht abwechslungsreichem Gameplay, bei dem wir allerdings nicht immer hundertprozentige Kontrolle haben. Solltet ihr in der kalten dunklen Jahreszeit auf der Suche nach einem melancholischen narrativen Erlebnis im Stil von Spiritfarer, Arise: A Simple Story und FAR: Lone Sails/Changing Tides sein, dürftet ihr mit Selfloss nichts falsch machen.
Die PC-Version von Selfloss wurde uns von den Publishern zur Verfügung gestellt, mit der wir die Screenshots erstellt haben.