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Zelluloitis - Filmecke

Zelluloitis: The Last of Us Staffel 2 Folgen 1-3

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Nach rund der Hälfte der zweiten Staffel der Videospielverfilmung von The Last of Us ziehen wir ein Resümee und vergleichen es mit der Vorlage.

Nach dem überwältigenden Erfolg der ersten Staffel von The Last of Us – die erfolgreichste Streaming-Serie aus dem Hause HBO aller Zeiten – ist es kein Wunder, dass wir nicht nur eine zweite sondern auch eine seit wenigen Wochen bestätigte dritte Staffel bekommen werden. Während die erste Staffel vor zwei Jahren die Geschehnisse des Videospiels aus dem Hause Naughty Dog nacherzählte, wird die die Verfilmung von The Last of Us Part II, von dem kürzlich ein Remaster für den PC erschienen ist, auf mehrere Staffeln aufgeteilt. Bislang wurden zwei Episoden der zweiten Staffel auf Sky in Deutschland und auf HBOs Max-Streaming-Service gezeigt und Produzent Warner Bros. Discovery hat uns die Möglichkeit gegeben, die dritte Folge bereits zu sehen. Wir werden auf wichtige Ereignisse aus beiden Staffeln eingehen, also Spoiler-Alarm für all diejenigen, die sowohl die Serie als auch die Videospiele noch erleben wollen.

Episode 1 „Future Days“ setzt da an, wo die erste Staffel aufgehört hat: Joel (Pedro Pascal) ist mit Ellie (Bella Ramsey) nach Jackson geflohen, nachdem er sie von den Fireflies in einem Blutbad befreite. Ellie weiß davon bislang nichts und sie beginnen sie einen neuen Lebensabschnitt in der Kolonie in Wyoming. Während sich bereits die erste Staffel zu Beginn relativ viele Freiheiten nahm, folgte sie danach jedoch meist der Vorlage. Ähnlich sieht es auch in Staffel 2 aus. Schon die zweite Szene unterscheidet sich grundlegend vom Videospiel, denn wir lernen bereits einen wichtigen neuen Charakter kennen: Abby (Kaitlyn Dever) trauert mit ihren Firefly-Kolleginnen und -Kollegen an einem Friedhof um die gefallenen Kameradinnen und Kameraden. Sie schwören Rache an Joel, den sie für ihren Tod verantwortlich machen. Im Videospiel werden Abbys Intentionen erst nach und nach verdeutlicht und das weit später im Verlauf der Geschichte. Danach ähneln die Szenen teils verblüffend 1:1 dem Videospiel, etwa die Party-Szene, in der Ellie Dina (Isabela Merced) küsst und von Seth blöd angemacht wird. Die Psychotherapeutin Gail ist hingegen eine neue Figur, die sowohl Joel als auch Ellie versucht zu unterstützen.

Die Serie wird großartig in Szene gesetzt: Jackson wurde getreu der Vorlage zum Leben erweckt, vor der spektakulären von einer weißen Schneedecke überzogenen Landschaft und von dem Vitalpilz Cordyceps infizierten Horden, die dazuzulernen scheinen und sich untereinander begraben und aus dem Verborgenen angreifen. Während Ellie im Spiel mit Dina auf Patrouille ein Weed-Lager des verstorbenen Gruppenmitglieds Eugene entdeckt, sucht sie in Episode 2 „Through the Valley“ mit Dinas Ex Jesse (Young Mazino) während eines Blizzards Unterschlupf in einem Supermarkt voll mit den grünen Gewächsen. Abby wird auf der Suche nach Joel von ihrer Gruppe getrennt und muss sich mit einer gewaltigen Gruppe an Infizierten herumschlagen. Das war bereits im Spiel packend inszeniert, doch in der Serie nimmt die Jagd mit der riesigen Menge an Widersachern eine neue Dimension an. Zwar wird sie wie im Spiel von Joel und seinem Bruder Tommy (Gabriel Luna) gerettet, der Angriff der Horde auf Jackson wird hier allerdings parallel bildgewaltig dargestellt. In der Vorlage erfahren wir davon erst später. Zudem wird in der Serie immer wieder ein merkwürdiges Gestrüpp gefunden, was wir so im Spiel gar nicht erlebt haben.

Die Mark erschütternde Szene, die einen Wendepunkt in The Last of Us Part II dargestellt hat, findet sich so auch in der Serie wieder und wir dürfen dem großartigen Cover des Folkliedes Through the Valley von Ashley Johnson (Ellies Synchronsprecherin im Spiel) lauschen, das im ersten Trailer des Spiels enthalten war. Bereits die erste Staffel bestach mit einer gelungenen Mischung aus Tracks aus den Spielen von Komponist Gustavo Santaolalla, die wir im vergangenen Jahr im Rahmen des Game Music Festivals im polnischen Wroclaw live erleben konnten, und lizenzierten Songs wie Covers von A-has Take On Me und Depeche Modes Never Let Me Down Again. Ein ebenso schön aufbereitetes Vinyl-Set wünschen wir uns auch für die zweite Staffel. Drei Monate nach den Ereignissen der vergangenen Folge setzt Episode 3 „The Path“ (das gleichnamige ikonische Lied aus dem ersten Spiel hören wir auch im Abspann) an und dreht sich um die Auswirkungen des Angriffs auf Jackson in der letzten Folge. Dabei gelingt es der Serie noch besser als dem Spiel die desolate Situation Jacksons darzustellen. Anders als im Spiel flieht Ellie nicht mit der Einverständnis des Bürgermeisters, sie schleicht sich mit Dina nach einer ebenfalls neu hinzugekommenen Bürgerversammlung raus. Während wir im Spiel auf unserer Reise nach Seattle, um die Verantwortlichen für den Angriff auf Jackson zur Rechenschaft zu ziehen, am Wegesrand über menschliche Überreste stolpern und die Wandmalereien eines mysteriösen Kultes finden können, begleiten wir in der Serie eine Gruppe, die sich als Seraphiten herausstellen sollten. Die Serie bleibt zwar oft nahe am Original, fügt aber immer wieder kleine Details hinzu – von großen Gesten, die wir aus Spoilergründen nicht nennen bis hin zu kleinen Referenzen zu Frank Zappa und Green Day, die die Serie lebensechter machen. Am Ende der Folge sehen wir Panzer und Truppen der Washington Liberation Front (WLF) durch Seattle ziehen und wir sind gespannt, was die Serie der Geschichte des Spiels noch so alles hinzufügen wird.

 

Bislang ist unser Eindruck der zweiten Staffel sehr positiv: Das Pacing wurde im Vergleich zu Staffel 1 deutlich verbessert, die zusätzlichen oder geänderten Szenen haben größtenteils einen Mehrwert und die neuen Figuren fügen sich gut in das Gefüge ein. Auch wenn die Nebendarstellerinnen und -darsteller glänzen, gilt vor allem den beiden Protagonistinnen der Staffel Bella Ramsey und Kaitlyn Dever ein besonderes Lob für ihre großartigen Darstellungen von Ellie und Abby. Sowohl das Setdesign als auch die visuellen Effekte sind stimmig, etwas das wir Staffel 1 in der Endversion auch attestieren können. In der ersten Pressefassung, in der teilweise noch mit Stockfootage und unfertigen Tier-CG-Modellen gearbeitet wurde, war das noch nicht der Fall. Bei Staffel 2 kommen wir in diesen besonderen Genuss offenbar nicht und werden zu gegebener Zeit über den weiteren Verlauf der Serie berichten.

Warner Bros. Discovery hat uns den Zugang zur The Last of Us-Serie ermöglicht und die Szenenbilder der HBO-Serie zur Verfügung gestellt.