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Angespielt: Deadly Premonition – The Director’s Cut

Vor drei Jahren erschien ein Spiel, das sowohl Videospielkritiker als auch leidenschaftliche Gamer spaltete und für erhitzte Gemüter sorgte.

Es handelt sich um Deadly Premonition. Das Kultspiel erschien im Frühjahr 2010 für Xbox 360 und PlayStation 3. Die PS3-Fassung erschien allerdings nur im Mutterland Japan. Nun erscheint ein Director’s Cut im Westen für selbige Konsole, bei dem sich Schöpfer Swery65 und Entwickler Access Games den Kritikpunkten und technischen Unzulänglichkeiten des Originalspiels annehmen will. Das schafft es aber, soviel nehmen wir vorweg, nicht ganz.

In Deadly Premonition deckt ihr als FBI-Agent Francis York Morgan den Mord von Anna Graham in der US-amerikanischen Kleinstadt Greenvale auf. Die Welt ist klar von David Lynchs Twin Peaks inspiriert. Nicht nur der Hauptdarsteller gleicht Special Agent Dale Cooper in vielen Charakterzügen, die Kleinstadt atmet das Flair von Twin Peaks mit verschrobenen Charakteren und mysteriösen Vorkommnissen. Sogar einige der Lokalitäten erinnern frappierend an die 90er-TV-Serie, wie der ikonische Wasserfall, das Hotel und das Diner. Im ursprünglichen Konzept gabe s noch viel mehr Ähnlichkeiten, die aber aufgrund der Kritik an der Unoriginalität verworfen wurden.

Deadly Premonition: Director's Cut
FBI-Agent Francis York Morgan führt ein Mord nach Greenvale.

Rainy Woods: So sollte Deadly Premonition einmal aussehen

Willkommen in Greenvale

Ihr könnt euch in der Kleinstadt und im weitläufigen Umland frei bewegen und euch sogar hinter das Steuer verschiedener Polizeiautos schwingen. Neben den story-relevanten Hauptmissionen gibt es auch eine Reihe an Nebenaktvitäten. Ihr könnt der hübschen Polizistin Emily beim Backen helfen, der Barkeeperin einen aufdringlichen Gast vom Leibe halten oder einfach mal gemütlich Angeln gehen. Deadly Premonition ist nicht randvoll mit solchen Minispielen wie etwa Yakuza 4, die die es bietet, sind aber gut umgesetzt.

Deadly Premonition: Director's Cut
Die Fahrzeugsteuerung ist auch auf PS3 sehr träge.

Die Missionen finden meist an speziellen Locations statt und müssen wie in GTA zu bestimmten Uhrzeiten besucht werden. Hier gehen Rätsel, Dialoge und Kämpfe Hand in Hand. Zu Beginn trefft ihr Sheriff George Woodman im örtlichen Polizeitrevier. Um Zugang zu Anna Grahams Akte zu erlangen, gilt es einen speziellen Schlüssel ausfindig zu machen. In den Räumen der Sheriff Station befindet sich jedoch unzählige Schlüssel mit unterschiedlichen Streifenhörnchen. Hier kommt das unorthodoxe Design von Deadly Premonition einmal mehr zum tragen. Apropos: Ein Großteil der Story dreht sich auch um Zach, Yorks imaginären Freund.

Deadly Premonition: Director's CutDeadly Premonition: Director's Cut

Das Intro von Deadly Premonition

Von Pläuschen und Fäusten

Genauso seltsam sind auch die Charaktere. George arbeitet ständig an seiner Fitness und scheint für die nächste Olympiade bereit zu sein. Im Supermarkt treffen wir auf einen punkigen Verkäufer, der ständig im Groove ist und unaufhörlich headbangt. Der Gärtner hingegen hat ständig eine ausgemärgelte Topfplanze im Schlepptau. Sogar auf ein Äquivalent der Log Lady aus Twin Peaks treffen wir. In Gesprächen in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln erfahren wir mehr über Greenvale und deren Einwohner. Wir erfahren von der Legende des Raincoat Killers (Mörder im Regenmantel), der einst umgegangen und wahllos Zivilisten umgebracht haben soll. Der neue Mordfall scheint in einer Form damit verbunden zu sein.

Deadly Premonition: Director's Cut
Siren lässt grüßen: Jäger und Gejagter im Blick.

Doch außerhalb der Pläusche im Community Center gibt es auch einiges an Action. Eine Spur führt euch beispielsweise zum Sägewerk, wo Agent York die Kontrolle über die Ermittlungen übernimmt. Folglich betritt er als erster das heruntergekommene Gebäude und findet seltsame Gestalten wieder. Diese menschenähnlichen Kreaturen haben verbogene Gliedmaßen und haben den starken Wunsch zu sterben. Als Zyniker durch und durch erfüllt York ihnen diesen Wunsch natürlich. Zu euren Waffen zählt eine Pistole mit unendlich Munition, eine Maschinengewehr und Nahkampfwaffen wie Messer und sich abnutzende Stahlrohre.

Das Gegnerdesign ist etwas unkreativ. Man hat stehts das Gefühl gegen untote Village People zu kämpfen, da sich Polizist mit Bauarbeiter und Soldat abwechseln. Die Widersacher, die anscheinend nur York sehen kann, werden immer resistenter und setzen sich später sogar mit Schusswaffen zur Wehr. Der Kampf war in der Xbox 360-Version noch ein Dorn im Auge vieler Spieler. Zum einen musste man stehen bleiben und mit dem linken Stick zielen (ähnlich wie in Yakuza: Dead Souls), andererseits war die Steuerung sehr schwammig und erschwerte das Anvisieren ungemein.

Deadly Premonition: Director's Cut
Neu: Verbesserte Steuerung, übersichtlicheres HUD, frische Kostüme.

Der Director’s Cut nimmt das Green aus Greenvale

Im Director’s Cut steuert sich York nicht gerade wie ein ausgewachsener Panzer und auch das Zielen ist nun wesentlich genauer möglich. Die Bedienung ist immernoch weit davon entfernt perfekt zu sein, wurde aber im Vergleich zum Original wesentlich verbessert. Sogar Sonys Bewegungssteuerung PlayStation Move wurde implementiert. Während sich so noch genauer zielen lässt, gelingt es nur mit Müh und Not die Kamera so auszurichten, dass man nicht blindlinks in den nächsten Gegner läuft. Hier hätte etwas Feinschliff bei der Sensitivität Wunder gewirkt. Die Steuerung der Fahrzeuge mit Move ist miserabel. Besitzer von stereoskopischen 3D-Fernsehern freuen sich über die Unterstützung eben jener. Wir werden bis zum großen Test auch dieses Feature unter die Lupe nehmen. Dort werden wir euch auch von den anderen Neuerungen berichten.

Deadly Premonition: Director's CutDeadly Premonition: Director's Cut

Optisch war Deadly Premonition keine Schönheit. Für den Director’s Cut hat man sich einiges versprochen und das Spiel sieht tatsächlich etwas besser aus als auf der Xbox 360. Der Grünfilter, mit dem die Macher die grobe Auflösung der Texturen kaschieren wollten, wurde abgelegt und Objekte und Umgebung sehen nun detaillierter und schärfer aus. Auch an den Charaktermodellen hat man gefeilt, nur erscheinen diese nun noch blasser und dank fehlender Reflektionen in den Augen “sehen sie nun aus wie Zombies”, wie ein YouTube-User es treffen beschrieb. Ganz so schlimm ist es nicht, etwas Wahres ist da aber schon dran.

Design-Entscheidung oder Bug?

Der Publisher nimmt Stellung.

Erscheint die Technik bislang noch in einem guten Licht, so fällt gleich zu Beginn des Spiels, in dem sich York in einem roten Raum mit zwei Zwillingen befindet, die niedrige Bildwiederholungsrate auf. Findige Gamer haben die Framerate gemessen und sie befindet sich bei 15 bis 20 Bildern pro Sekunde. Ein flüssiges Spielerlebnis ist daher momentan unmöglich. Hier geht der Detailgrad von Objekten und Charakteren wohl auf Lasten der Performance und ein ruckeliger Spielablauf wurde billigend in Kauf genommen. Dass das Spiel auch besser laufen kann, zeigt sich wenn ihr mit einem Fahrzeug in die Prärie fahrt. Dann läuft das Spiel in butterweichen 60 Bildern pro Sekunde. Nur beim kleinsten Anzeichen von Zivilisation bricht die Framerate wieder in ungenießbare Regionen ein. Das Spiel ist dadurch zwar nicht unspielbar, bei vielen Gegnern auf dem Bildschirm fällt es aber schwer angemessen zu manövrieren und man spielt einmal mehr gegen das Spiel, so wie es wegen der schlechten Steuerung auf der Xbox 360 schon der Fall war. Das darf heutzutage bei einem Vollpreistitel einfach nicht sein.

“Drink the Co-ffeeeee” Launch Trailer

Fazit

Deadly Premonition fasziniert nun auch westliche PS3-Zocker mit seinem unnachahmlichen Charme. Die Mischung aus knallharter Horror-Action und idyllischem Vorstadt-Flair macht das Spiel zu einem besonderen Erlebnis. Technisch gibt es noch einiges aufzuholen, aber in Sachen Story ist Deadly Premonition eins der interessantesten Spiele dieser Generation. In Greenvale werden viele interessante Geschichten gesponnen, die ein homogenes Gesamtkunstwerk schaffen und stehts zum Weiterspielen motivieren. Obwohl es auch diesmal wieder die Zockerlandschaft spalten wird.

Diese Vorschau basiert auf der fertigen Verkaufsversion aus dem US-amerikanischen PlayStation Network. Denkt ihr über den Kauf nach, seid gewarnt, dass die US-PSN-Version keine deutsche Lokalisierung (Texte und Untertitel) beinhaltet. In Europa ist das Spiel derzeit nur auf Blu-ray Disc erhältlich, die PSN-Version erscheint hierzulande am 8. Mai.

Unser Plan für ein Let’s Play steht noch. Wir werden es dann mit der hoffentlich perfomanteren deutschen Fassung machen.

Deadly Premonition: Director's Cut
Ein Performance-Update, das wär’ was, nicht wahr Zach?
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