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Test

Im Test: The Walking Dead – Michonne

Telltale Games kündigt für 2018 die letzte Staffel ihres erfolgreichen episodenhaften Games’ The Walking Dead an. Wir nehmen uns diesmal der Miniserie rund um den beliebten Charakter Michonne an.

The Walking Dead: Michonne ist eine drei-teilige Miniserie, die sowohl die Hintergrundgeschichte des beliebten TWD-Charakters während des Ausbruchs der Zombieapokalypse erzählt, als auch die Zeit danach beleuchtet. Die drei Episoden wurden monatlich von Februar bis April 2016 veröffentlicht. Es ist für Telltale Games eine Premiere eine Serie in so kurzer Zeit abzuschließen.

Story

Doch kommen wir zur Geschichte von Michonne. Episode 1 “in Too Deep” beginnt mit Rückblenden, in denen die Katana-Frau von ihren Töchtern Colette und Elodie heimgesucht wird. Als Spieler werden wir direkt vor die erste Entscheidung gestellt: Nimmt sich die Protagonistin direkt in den ersten fünf Minuten das Leben oder wird sie durch den Anführer der Gruppe, der sich Michonne angeschlossen hat, namens Pete davor gestoppt? Das setzt schon einmal den serientypischen düsteren Ton. Wir befinden uns auf einem Schiff und bekommen eine mysteriöse Funkbotschaft des Ortes Mobjack.

Die anderthalb-stündige Einstandsfolge nimmt sich nicht gerade viel Zeit dafür, dass wir die Crew-Mitglieder kennen lernen können. Das erfolgt im Laufe der Serie. Stattdessen wird das Fortbewegungsmittel direkt u. a. durch die gebrochene Takelage festgesetzt und beim Erkunden des Strandes entdecken wir eine Anlage, in der Menschen scheinbar für längere Zeit Unterschlupf gefunden haben. Die Szene erinnert uns etwas an Solid Snakes Landung auf der Insel Shadow Moses in Metal Gear Solid, nur mit einer Menge Untoten.

Das Setting der ersten Folge erinnert an The Walking Dead: Season One Folge 3, in der Lee, Clem & Co. auf die St. John-Farm gelockt werden und dort grauenhafte Zustände vorfinden. Während Norma die Rolle des Familienoberhauptvogels von Brenda St. John übernimmt, lässt das nicht zu bändigende Gemüt von Randall Erinnerungen an Andrew St. John aufkommen. Den Großteil der Folge über versuchen wir herauszufinden, ob Norma und Randalls Herrschaft über diesen riesigen Zufluchtsort wirklich so schrecklich ist, wie in Gerüchten verbreitet wird. Anders als in der referenzierten Episode gerät Michonne direkt in Gefangenschaft und das altbekannte Gefangenendilemma wird ausgespielt. Nachdem Norma uns ausgequetscht hat, wird auch Greg verhört. Greg und Samantha sind Geschwister und gehören zur Fairbanks-Familie, die eine tragende Rolle in der Miniserie einnimmt. Je nachdem, ob Michonne Norma die Wahrheit erzählt oder die Lügenmärchen durch Greg aufgedeckt werden, verteilen sich die brutalen Schläge Randalls. Das zählt zu den interessantesten Elementen von “In Too Deep”, vor allem weil Norma Michonne dazu zwingt, selbst die Fragen zu stellen und somit diese etwas steuern kann.

In Episode 2 “Give No Shelter” lernen wir endlich die Fairbanks-Sippe kennen, von denen wir so viel von Greg und Sam erzählt bekommen haben. Die Familie besteht außer den Genannten aus James (13), Alex (7) und John (55-59). Nachdem wir direkt seine Tochter Sam auf einen Tisch werfen und ihre Schusswunde mit einem glühend heißen Kohlestab veröden, machen wir auf ihren Vater John nicht gerade den besten Eindruck. Erstaunlich schnell ändert dieser aber, je nach Michonnes Wortwahl, seine Meinung.

Erinnert ihr euch an Folge 4 der ersten Staffel, in der sich die Beziehungen eingesperrt in einem Einfamilienhaus stärken? Genauso spielt sich “Give No Shelter” ab und zwar die vollen 60 Minuten über. Selbst die jüngsten Charaktere sind überraschend stereotypenfrei. Die Folge ist wesentlich ruhiger und ermöglicht es in Dialogen die Figuren besser kennenzulernen. Etwa lässt uns der kleine Alex in seinem begehbaren Wandschrank mit ihm und seiner Spieluhr chillen, die er von seinem Vater bekommen hat. Vater und großer Brüder scheinen für Alex und James wahre Lichtgestalten zu sein, wie es bei kleineren Geschwistern eben so ist. So wiegt es umso schwerer, wenn solche Figuren seriengetreu schlimme Schicksale erleiden.

Interessant ist, dass man die Gefangenensituation aus der ersten Folge umdreht und Michonne selbst entscheiden muss, wie sie mit dem am Schraubstock festgezurrten Übeltäter umgeht. Und das hat später sogar Auswirkungen auf den Verlauf der dritten Episode.

Episode 3 “What We Deserve” handelt von der Konfrontation zwischen den Fairbanks und der Schiffscrew mit Normas Gruppe. Hier zieht sich die Narration erstmals in die Länge, bis beide wirklich aufeinander treffen. Doch eine Folge TWD: Michonne sollte nun einmal mindestens 60 Minuten dauern. Wie so oft in den Konfrontationen zwischen zwei Gruppen, entscheidet im Zweifel eine riesige Zombie-Horde darüber, welche von Dannen zieht und wer mit einverleibt wird. Im Laufe der Miniserie wird Michonne auf immer eindringlichere Weise von ihren Töchtern heimgesucht und das endet in einem dramatischen Finale.

Gameplay

Spielerisch besinnt sich Telltale Games in der Miniserie auf altbekannte Systeme. In Dialogen dürfen wir per Aktionsknopf Dialogentscheidungen treffen, die sich meist zwischen Wahrheit, Lüge und Boshaftigkeit unterscheiden. Entscheidungen wirken sich wie immer in der initialen Reaktion und in manchen Szenen darauf auf, wie ihr von den Charakteren eingeschätzt werdet. Alternative Story-Pfade gibt es hingegen keine.

Michonne ist cineastisch inszeniert. Die Figur ist in Comic und TV-Serie bekannt dafür, in gewaltsamen Tänzen ihre untoten oder quicklebendigen Widersacher blitzschnell mit ihrem Katana auszuschalten. Telltale Games stellt diese martialischen Choreographien in mit zusätzlichen Breitbildbalken versehenen Szenen dar, in denen die Aktionsknöpfe in die Spielwelt eingebettet sind. Die Quick-Time-Events laufen zudem schneller ab als für unbetagte Kämpfer wie Clem und Lee. Zusätzlich macht man sich auch ihre Eigenschaft zu Nutze, dass sie gefesselte und unterkieferlose Walker vor sich hertreibt, um durch große Horden zu gelangen – Michonnes Variante des mit Gedärmen Einschmierens aus The Walking Dead: Season One.

Das Erkunden von relativ offenen Arealen ging schon in Season Two zurück und ist in Michonne fast völlig unter den Tisch gefallen. Das ist aber kein Wunder, schließlich handelt es sich um eine Miniserie, bei der die Storyschreiber selbst das Tempo vorgeben und sie lebt von den famos inszenierten Set-Pieces. Das Spieltempo ist sehr ausgeglichen mit schnellen actionreichen Kampfszenen und ruhigen Momenten der Besinnung und der Trauer.

Technik

Die The Walking Dead-Spiele sind nicht gerade für einen idealen technischen Unterbau bekannt. Auch Michonne wurde mit dem Telltale Tool kreiert. In Der Steam-Version können wir ab und an Nachladeruckler und vor allem teils immens lange Ladezeiten feststellen. In einer Ladesequenz in Episode 3 warten wir einmal mehrere Minuten darauf, dass eine actionreiche Konfrontation mitten im Höhepunkt fortgesetzt wird und werden so total aus der Stimmung des Moments gerissen.

Visuell sieht Michonne mit verwaschenen Farben und detaillierten Gesichtszügen stimmig aus, worin sich auch die Hintergründe integrieren. Uns gefallen besonders die Kameraeinstellungen, die maßgeblich für die cineastische Inszenierung verantwortlich sind. Ein opulentes Grafikfestival ist in Serientradition aber auch die Michonne-Miniserie nicht.

Fazit

The Walking Dead: Michonne bricht erstmals mit mehreren Traditionen der Telltale-Serie. Zum Einen fokussiert man sich auf einen bereits toughen Charakter, der einiges durchgemacht hat, anstatt eine Figur anhand ihrer Schicksalsschläge aufzubauen. Zudem ist die gesamte Laufzeit mit rund 3,5 Stunden wesentlich kürzer als die 5 bis 8 Stunden umfassenden Kampagnen. Lohnt es sich für Fans der Telltale-Walking Dead-Spiele trotzdem, Michonne eine Chance zu geben? Definitiv, schließlich findet man alle Elemente, die Anhänger dieser Spiele lieben gelernt haben, wie eine toll ausgearbeitete Story, emotionale Dialogszenen und euch in Situationen zu werfen, aus denen ihr so schnell wie möglich entfliehen wollt, wieder. Die Kehrseite ist aber, dass auch altbekannte Probleme wie die verbesserungswürdige Spielengine und dass sich die vermeintliche Entscheidungsfreiheit wie ein alternatives Take in einem Film mit gleichem Ergebnis herausstellt. Haben euch Telltale-Spiele bislang nicht gefallen, wird sich das mit The Walking Dead: Michonne nicht ändern. Habt ihr hingegen begeistert die ersten beiden Staffeln gezockt, können wir euch diese Miniserie wärmstens empfehlen.

Verpackung von The Walking Dead: Michonne

Spieletitel: The Walking Dead: Michonne

Genre: Adventure

Veröffentlichungsdatum: 23.02.2016

Plattformen: PC | PlayStation 3 | PlayStation 4 | Xbox 360 | Xbox One | 

Entwickler: Telltale Games

Publisher: Telltale Games


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Video: Die gesamte Serie im Let’s Play