In Kingdom Come: Deliverance II kehren wir in das Böhmen des 15. Jahrhunderts zurück und auf der gamescom konnten wir es erstmals anspielen.
Wir schreiben das Jahr 1403 und wir befinden uns im Heiligen Römischen Reich. Das kann nur eines bedeuten: Seit knapp einer Woche wissen Fans endlich, wann der Nachfolger des Mittelalter-RPGs Kingdom Come: Deliverance (2018) erscheinen wird, nämlich am 11. Februar 2025 für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S.
Die Spielwelt soll doppelt so groß als im Vorgänger ausfallen, dazu zählt auch die Stadt Kuttenberg, welche wir auf der gamescom erstmals erkunden konnten. Die handgezeichnete Karte verrät nicht nur wie groß die Stadt ausfällt, sondern die gesamte Welt. In Kuttenberg treffen wir auf den Schwertmeister Menhart von Frankfurt. Er fordert uns im feinsten Denglisch zu einem Duell auf. Wie im Vorgänger wird das Spiel im Original auf Englisch vertont und in unterschiedliche Sprachen wie auch Deutsch lokalisiert. Auf der Messe-Demo stand ausschließlich die englische Sprachausgabe mit deutschen Texten zur Verfügung. Mit dem Schwert haben wir wieder verschiedene Zonen, von denen wir aus angreifen können – links, rechts oben, unten. Wählen wir hingegen einen Streitkolben oder eine Axt, so haben wir weniger Zonen. So will man dem Fan-Feedback zur komplexen Steuerung entgegenwirken. Nach dem Duell tritt der Ratsherr auf den Plan und will Menhart aus der Stadt verbannen, da er illegalem Schwertkampf nachgeht. Da wir als Heinrich einen Brief von König Wenzel bei uns tragen, wird Menhart allerdings verschont.
In Dialogen haben wir zahlreiche Optionen, um die Story zu beeinflussen. Als Grund für den Kampf können wir dem Ratsherren erzählen, dass wir seine Kampfkunst beleidigt, seine Tochter verführt oder ihn beim Würfeln betrogen haben. Je nach gewählter Antwort, wird Menhart später im Wirtshaus auf uns mehr oder weniger explizit reagieren. Wir starten den spielbaren Abschnitt mit den Werten Stärke, Agilität, Vitalität und Redekunst. Überzeugen gelingt durch Redekunst, Charisma, Macht, Nötigen, Dominieren und Ängstigen – aus vier wurden sechs verschiedene Werte. Die Zustände Heinrichs betreffen Ausdauer, Gesundheit, Energie und Sattheit. Nach seiner Schelte dürstet es ihm nach Rache und so sollen wir das Gildenschwert der Kuttenberger für ihn stehlen und an der Außenmauer des Gildenhauses aufhängen. Damit wird symbolisiert, dass die Gilde für Kämpfe bereit ist und Menhart kann sie in einem Turnier stellen und möglicherweise bezwingen.
Wir schleichen uns in das Haus und müssen der Haushälterin ausweichen und möglichst wenige Geräusche verursachen. Wie im Vorgänger spielt die getragene Kleidung und Rüstung hierbei eine essentielle Rolle – das laute Kettenhemd sollte bei solchen Aufträgen lieber nicht angezogen werden. Das berühmt berüchtigte Schlösserknacken-Minispiel, bei dem wir einen golden Punkt mit der Maus finden und halten und gleichzeitig das Schloss per Tastendruck drehen müssen, ist wieder mit dabei. Mit etwas Eingewöhnung funktioniert das mit der Zeit ganz gut. Läuft alles glatt, platzieren wir das Schwert am Gildenhaus und das Turnier findet statt. Werden wir allerdings erwischt, bekommt die Gilde einen Bonus und darf sich auf Geheiß des Ratsherren für den Kampf besser ausrüsten.
Werdet ihr verfolgt, erscheint oben ein Hasensymbol. Die Wächter jagen euch quer durch die Stadt, ihr könnt ihnen aber auch mit etwas Geschick ein Schnippchen schlagen. Mit etwas Kleingeld könnt ihr euer „Gesucht-Level“ allerdings auch wieder zurücksetzen, allerdings habt ihr dann den Ruf eines Diebes inne und werdet von der Bevölkerung entsprechend behandelt – zumindest in der kurzen Sequenz. Es bleibt zu hoffen, dass eure Aktionen dauerhaft Auswirkungen auf die Reaktion der Bewohnerinnen und Bewohner haben werden. Jede Figur in Kingdom Come: Deliverance II soll einen eigenen Tagesablauf haben. Das ist besonders beeindruckend, da ganze 1.000 Nicht-Spieler-Charaktere unterwegs sein sollen. KCD II besticht durch seine dichte Atmosphäre, insbesondere weil Warhorse Studios ein großes Augenmerk auf Authentizität legt. Eine Vielzahl von Gebäude wurde originalgetreu nachgebaut und ebenso wie die Kirchenglocke wurden zahlreiche Sounds aufgenommen. Das Rollenspiel basiert auf der stark modifizierten CryEngine und sieht fantastisch aus – von den detailliert dargestellten und animierten Charakteren über das reichhaltig ausgestattete Interieur von begehbaren Gebäuden bis hin zu den betriebsamen Markplätzen. Erstmals fahren auch ganze Karawanen durch die Lande. Als Spielzeit werden derzeit 80 bis 100 Stunden angepeilt.
Vorabfazit
Mit Kingdom Come: Deliverance II versucht Warhorse Studios auf den Stärken des ersten Teils aufzubauen und das Rollenspiel-System zu erweitern, die Steuerung für Neulinge zugänglicher zu machen, die Story noch cineastischer zu präsentieren und die Spielwelt auszuweiten. In der Nebenaufgabe mit Schwertmeister Menhart wird deutlich, dass zumindest der Humor für deutsche Muttersprachler, die auch das Englischen mächtig sind, gut funktioniert. Die Dialoge bietet hier schon viele Optionen und der Kampf funktioniert angenehm gut. Beim Schleichen gab es noch kleinere Probleme, etwa dass uns die Haushälterin direkt neben uns nicht bemerkt hat, ein Ritter durch den Türspalt uns aber dann doch erblicken konnte. Besonders die lebendige Spielwelt hat uns in dem kurzen Anspielen bereits beeindruckt. Wir sind gespannt darauf zu sehen, wo uns Heinrichs Reise im Laufe von KCD II hinführen wird.