Das Münchner Rundfunkorchester brachte die Musik aus Spielen wie Tomb Raider (2013), Rise of Ronin und Anno auf einer der größten Bühnen der Stadt.
Die orchestrale Aufbereitung von Videospielmusik wird immer populärer – mit The Witcher, PlayStation und Final Fantasy VII Rebirth werden einige der beliebtesten Franchises in diesem Jahr aufgeführt, doch selten gibt es ein Konzert, bei dem wir in unterschiedliche Franchises eintauchen können. Im vergangenen Jahr bot uns das Münchner Rundfunkorchester mit Stardirigentin Eimear Noone unter dem Thema Game On Symphony mit Tetris, Journey, The Witcher 3: Wild Hunt und Kingdom Hearts ein abwechslungsreiches Programm dar. Letzte Woche fand unter dem Motto Let’s play! Video Game Music in Concert die nächste Veranstaltung im Prinzregententheater mit Dirigent James Aaron Hardwick und Moderator Henrik Oerding statt.
Diesmal wurden Songs u.a. aus Blizzards Evergreen-Hero Shooter-Reihe Overwatch (Sam Cardon, Adam Burgess & Mark Petrie), Ubisofts im letzten Jahr wiederbelebter Action-Platformer-Reihe Prince of Persia und Team Ninjas Action-RPG Rise of the Ronin (beide Inon Zur) zum Besten gegeben. Die Performances waren auch für einige Überraschungen gut. So hat man sich bei der Darbietung der schaurig schönen Klänge aus The Chinese Rooms Gruselspiel Still Wakes The Deep wahrhaftig auf einer einsamen Ölbohrplattform vor der Küste Irlands wiedergefunden, für MOSS wurde die Ukulele ausgepackt und eine ikonische Melodie aus dem Tomb Raider-Reboot aus dem Hause Crystal Dynamics komplettierte das Best of Jason Graves. Hinzu kam, dass einer der Komponisten sogar selbst im Publikum saß. Julian Crowhurst zeichnet sich für die Musik im 2D-Horror-Boss Rush-Spiel Perennial Order verantwortlich.
Der imposante Auftritt hat einmal mehr bewiesen, dass die Musik in Strategiespielen oftmals erheblich unterbewertet ist. Die Kompositionen aus der Anno-Serie (Tilmann Sillescu), Europa Universalis IV (Andreas Waldetoft) und Knights of Honor II – Sovereign (Yannick Süß, Robin Birner) überzeugten mit imposanten Symphonien. Das cineastische Abenteuer Forgotton Anne (Peter Due) komplettierte das Programm. Zwischen den Tracks führte Henrik Oerding durch den Abend und versuchte vor allem dem tendenziell eher Videospiel-unerfahrenem BR-Klassik-Publikum an das Medium heranzuführen. Gerne hätten wir auch den großartigen Soundtrack eines gewissen mittelalterlichen Spiels gehört, welches Oerding gerade beschäftigt. Insgesamt war die Musikauswahl recht abwechslungsreich, von den ikonischen Videospiel-Franchises aus dem vergangenen Jahr hat man sich diesmal aber eher verabschiedet und sich dafür entschieden, vor allem Independent-Produktionen zu würdigen. Gerade für einen Komponisten muss es ein tolles Gefühl gewesen sein, das eigene Werk von dem riesigen und aus zahlreichen talentierten Künstlerinnen und Künstlern bestehende Münchner Rundfunkorchester interpretiert zu hören. Das gesamte Konzert ist jetzt auch über die ARD-Mediathek verfügbar.
Es ist zwar super, dass die Konzerte auch gestreamt und als VoD archiviert werden, live kommt die Performance natürlich ganz anders rüber, vor allem in einem so imposanten Veranstaltungsort mit einer so großartigen Akustik wie dem Prinzregententheater. Sollte das Orchester spätestens in einem Jahr wieder eine Aufführung planen kann ich nur allen Videospiel-Begeisterten dazu raten sich ein Ticket zu sichern. Wir kennen die tollen Performances der besten Spiele des Jahres während der Game Awards – das können wir doch auch in Deutschland, wie das Münchner Rundfunkorchester beweist. Es wäre doch mal ‚was, die Titelthemen der nominierten bzw. gewinnenden Titel beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) zu hören, insbesondere wenn sich München und Berlin ohnehin in der Austragung abwechseln.
Der Bayerische Rundfunk hat uns den Zugang zu dem Konzert ermöglicht.