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Im Test: The Precinct

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Wir schreiben des Jahr 1983 und eure Aufgabe ist es, die kriminellen und korrupten Machenschaften in einer fiktiven US-Großstadt zu unterbinden.

The Precinct erscheint heute für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S. Neben einer digitalen Version auf Steam, im PS und Xbox Store wird für die beiden Konsolen auch eine Limited Edition für 39,99 Euro im Einzelhandel veröffentlicht, in der neben dem Spiel auf einer Disk eine Karte des Schauplatzes Averno City, ein Steelbook und der digitale Soundtrack enthalten sind. Das Spiel wurde von Fallen Tree Games (American Fugitive) entwickelt und von Kwalee (Wildmender) gepublished.

Zu Beginn des rund 10- bis 12-stündigen Spiels treten wir in der Rolle des jungen Officers Nick Cordell Jr. dem Averno City Police Department bei. Hier sollen wir nicht nur auf Streife diverse Ordnungswidrigkeiten und Straftaten vereiteln, sondern auch zwei Gangs dingfest machen, das Mordkomplott an unseren Vater, den ehemaligen Polizeichef, und eine Mordserie eines Serienkillers aufklären. Wir können zu Fuß, im Auto und später auch im Helikopter auf Streife gehen. Nach und nach schalten wir neue Distrikte und Aufgaben frei. Innerhalb der Bezirke können wir uns frei bewegen und können auch zufallsgenerierte Events bearbeiten, gehen wir allerdings unserer Hauptaufgabe nach hagelt es extra Erfahrungspunkte, mit denen wir neue Fertigkeiten und Waffen freischalten.

Auf Streife schreiben wir Knöllchen für Falschparker, ziehen Rasende aus dem Verkehr, sichern Unfallstellen ab, unterbinden Schwarzmarkt- und Drogenhandel und stoppen Gang-Shootouts. Das alles beobachten wir aus einer schrägen Verfolger-Perspektive ähnlich zu dem vorherigen Spiel von Fallen Tree Games, American Fugitive, oder den klassischen Grand Theft Auto (GTA)-Spielen. Dabei können wir mit Zeuginnen und Zeugen sprechen und die Beschuldigten identifizieren, sie durchsuchen, einem Alkoholtest unterziehen und ihre einzelnen Verstöße aufführen und ahnden – Ordnungswidrigkeiten mit einem Bußgeld und Straftaten mit einer Festnahme. Alternativ lassen wir das direkt das Spiel erledigen und die Tatverdächtigen von einer Geleiteinheit abtransportieren. Schrottautos oder Falschparker können wir nicht wie etwa in Police Simulator: Patrol Officers abschleppen lassen. Tatverdächtige haben unterhalb dem roten Balken für die Lebensenergie auch eine blaue Anzeige für die mentale Gesundheit. Plärren wir sie oft genug an, geben sie irgendwann auf, außer die hartgesottenen Kaliber.

Obwohl wir den Polizeifunk abstellen und uns unserer Hauptaufgabe widmen können – etwa der Unterbindung von Drogenkriminalität -, passieren dann doch immer wieder Zufallsereignisse, mit denen das Spiel so seine Probleme hat. So verändert sich das Ziel häufig automatisch und wir können die vorherige Tätigkeit nicht vollständig abschließen – etwa Zeuginnen und Zeugen befragen oder Tatverdächtige durchsuchen. Glücklicherweise können wir auch Unterstützung rufen, die größtenteils hilfreich ist – von einer Fußstreife über einen Bereitschafswagen bis hin zu einem Helikopter. Um die zusätzlichen Kräfte akquirieren zu können, müssen wir etwa durch das Dranbleiben bei Verfolgungsjagden einen Balken befüllen, der allerdings schon, wenn wir etwas im dichten Verkehr Averno Citys steckenbleiben, wieder arg schnell zurückgeht. Optionale Zeit-Herausforderungen (Checkpoint-Rennen gegen die Uhr) und illegale Straßenrennen, in denen wir undercover Erfahrungspunkte scheffeln können, sorgen für Abwechslung, allerdings ist die Künstliche Intelligenz (KI) viel zu aggressiv und die arcadige Fahrphysik kann für etwas Frust sorgen. Gleiches gilt für die Schussgefechte: Während wir mit einer der Verbesserungen dank automatischer Zielhilfe sogar mit einem Sturmgewehr während des Fahrens präzise ballern können, ist das Zielen per pedes etwas hakelig und gerade beim in Deckung gehen passierte es uns immer wieder, dass wir stattdessen über Barrikaden springen und im Kugelhagel sterben. Hier ist noch etwas Feintuning erforderlich, glücklicherweise gibt es allerdings fair verteilte Rücksetzpunkte.

Größere Probleme hatten wir hingegen mit der Partner-KI: Der kurz vor dem Ruhestand befindliche Kollege rennt gerne einfach davon oder eröffnet urplötzlich das Feuer auf friedliche Tatverdächtige. Da ist unser Partner dann plötzlich übereifrig und einer der Hot Dogs, die wir an Imbissbuden kaufen können, kickt rein. So müssen wir häufig alles selbst erledigen und stellen etwa einen Ladendieb und verhaften ihn, nur um uns dann dem anderen zu widmen und nachdem wir für eine kurze Zeit außerhalb des Radius des ersten Tatverdächtigen sind, wird er automatisch als geflohen erklärt, wodurch wir Erfahrungspunkte verlieren. Das passiert auch, wenn wir bei einer wilden Verfolgungsjagd einen aus allen Rohren auf uns feuernden Fahrzeugdieb leicht touchieren – „unerlaubtes Rammen.“ Sinniger sind andere Punktabzüge etwa, wenn wir eine verdächtige Person bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle rechts ranfahren lassen und erst ins Röhrchen pusten lassen, bevor wir uns  Führer- und Fahrzeugschein angesehen haben und ohne dass wir Anzeichen dafür haben, dass die Person Alkohol getrunken haben könnte.

Die Bedienung  ist dabei, abgesehen von dem mit dem Controller etwas hakeligen Gunplay, recht intuitiv. Selbst die Helikoptersteuerung, die in vielen Spielen eher weniger gelungen ist, überzeugt. Dabei müssen wir die Tatverdächtigen im Kegel unseres Suchscheinwerfers behalten und füllen so den genannten Balken auf, um Unterstützung anzufordern, darunter auch Nagelbänder und Straßensperren. Die automatische Platzierung dieser Sperren ist allerdings nicht immer nachvollziehbar und die KI-Streifen knallen lieber effektgeladen in den Verkehr, als die Übeltäterinnen und -täter auszuschalten. In unserer Version gab es noch Probleme die Rotorblätter des Helikopters richtig darzustellen. Die unterschiedlichen Autos unterscheiden sich spürbar im Fahrverhalten. Es stehen unterschiedliche Polizeiautos zur Verfügung, etwa ein Allradwagen oder ein Kombi, das Standardauto ist allerdings das mit Abstand beste Polizeifahrzeug, da die anderen einfach viel zu lahm sind. Mit einem Upgrade können wir auch im GTA-Stil jedes beliebige Fahrzeug beschlagnahmen und uns so deutlich schneller fortbewegen. In The Precinct bahnen wir uns dank größtenteils zerstörbarer Umgebungen unseren eigenen Weg, wovon auch die Gangster häufig Gebrauch machen.

 

Im Laufe des Spiels sammeln wir Hinweise, um zwei verfeindete Gangs zur Rechenschaft zu ziehen. Hierfür müssen wir die Hierarchie der Banden aufsteigend die führenden Mitglieder bis hin zu den Bossen identifizieren und dingfest machen. Des Weiteren werden wir immer wieder zu Tatorten gerufen, an denen ein mysteriöser Serienmörder sein Unwesen treibt und diverse Kriminelle auf martialische Art hinrichtet. Diese Aufgabe können wir auch nachdem der Abspann über den Bildschirm flimmert in einer Art Neues Spiel+ abschließen. Mit Erfahrungspunkten schalten wir Verbesserungen wie größere Magazine, eine höhere Schussfrequenz, robustere Vehikel und Quick-Time-Events zur schnellen Regeneration der Ausdauer während des Sprintens frei. Zu unserer Ausrüstung zählt neben Revolver, Schlagstock, Taser, Schrotflinte, Cantius-Gewehr, AK-47, M16 und Maschinenpistole auch ein Feuerlöscher, mit dem wir brennende Autos vor der Explosion bewahren können. Mit dem freischaltbaren Artefakt-Tracker finden wir die makabren Exponate, die aus einem Museum gestohlen wurden, deutlich schneller.

Die Stadt ist grundsätzlich recht abwechslungsreich designt, mit einem pulsierenden Chinatown-Bezirk, einer Innenstadt mit vielen Passanten und den Projects, in denen der Drogenhandel florierte und wo wir uns wünschten, wie in der HBO-Serie The Wire Wanzen verwenden zu können. Auf den verkehrsstarken Autobahnen rund um den beiden Inseln, aus denen Averno City besteht, können wir selbst im Helikopter Geschwindigkeitsmessungen vornehmen. Ganz wie im realen Polizeialltag passiert auf manchen Streifen allerdings auch einfach fast gar nichts oder Dinge wiederholen sich öfters, was das Spiel auf Dauer etwas dröge machen kann. Der dynamische Tag-/Nachtwechsel und das zufallsgenerierte Wetter tragen zum Realismus bei.

 

In den wenigen Zwischensequenzen sehen wir etwas mit dem Grafikstil des Spiels brechende Artworks der Charaktere und lauschen der gelungenen englischen Sprachausgabe mit ihrem starkem New Yorker Dialekt. Während der teils langen Fahrten, welche durch Schnellreisen mit der U-Bahn abgekürzt werden können, können wir im Übrigen nicht mit unserem Partner plaudern, was ziemlich immersionsfördernd gewesen wäre. Auch ein Radio fehlt. Unsere Patrouillen durch Averno City wird allerdings von stimmiger Synthwave-Musik untermalt, die zum Neo-Noir-Stil und dem 80er-Setting des Spiels passt. Technisch lief The Precinct auf unseren Testsystemen mit GeForce RTX 4070 und RTX 4080 Laptop GPU flüssig in höchsten Details in 1440p und mit kleinen grafischen Abstrichen in 4K ohne jegliche Abstürze und unterstützt dabei auch den AMD-Upscaler FidelityFX Super Resolution (FSR) in der dritten Iteration, allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt nicht Nvidias Äquivalent Deep Learning Super Sampling (DLSS). Selbst mit der integrierten Grafikeinheit AMD Radeon 780M ist das Spiel lauffähig in Full HD mit hohen Details unter Nutzung von FSR3 mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde. Ein 30 FPS-Grafikprofil für Handhelds ist ebenfalls verfügbar, verfügt allerdings über geringere grafische Qualität als unsere Einstellungen. Für eine teils erhebliche Verbesserung der Bildrate kann die Beleuchtungsqualität gesenkt werden.

Fazit

Fallen Tree Games lässt euch vom Verbrecher in American Fugitive in die Polizeiuniform wechseln und bietet dabei einen einsteigerfreundlichen Polizei-Simulator an. Während wir schnell neue Gebiete und Verbesserungen freischalten und flugs unsere Bearbeitung von Straftaten optimieren, steht uns das teils unvorhersehbare Verhalten der KI und das automatische Abbrechen von Missionselementen entgegen. Sollte das Entwicklerstudio diese Ungereimtheiten in den Griff bekommen, können wir The Precinct allen Fans von Polizei-Simulatoren wie Police Simulator: Patrol Officers oder dem Autobahn Polizei Simulator empfehlen – ein Lichtblick in dem Genre nach dem immer noch ruckeligen und verbuggten Highway Police Simulator.

The Precinct wurde uns von Kwalee für den PC zur Verfügung gestellt. Mit dieser Version haben wir die Screenshots angefertigt.