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AbgestaubtTest

Im Test: Sniper Elite 3

Sniper Elite ist wieder zurück und hat dieses mal selbst in Deutschland die serientypischen Zeitlupenaufnahmen welche in möglichst detailgetreuer Darstellungsweise die Wirkung tödlicher Schüsse darstellen. Man tut jedoch Sniper Elite 3 Unrecht, wenn man diesen Shooter auf eben jenes Feature reduziert. Dem Spieler wird hier ein durchaus kompetenter Third-Person Shooter geboten der sich angenehm durch sein Szenario sowie dem recht taktischen Gameplay von Genrekollegen unterscheidet. Was hier trifft und daneben geht erfahrt ihr im Test!

Artikel-Autor: Merlin

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Karl Fairburne, der grimmige aber genretypisch flache Protagonist

Juni 1942, Afrika. Euer Name ist Karl Fairburne und euer Auftrag ist es General Vahlen auszuschalten welcher ein Projekt unter strengster Geheimhaltung verfolgt.  Dieser Satz reicht schon aus um die Handlung von Sniper Elite 3 zu beschreiben. Natürlich gibt es noch das ein oder andere Detail und eure Mission verläuft des öfteren nicht ganz wie erwartet, aber letztendlich bleibt es bei eben jenem kleinsten gemeinsamen Nenner.Stellt euch also nicht auf eine mitreißende Story ein deren Beendigung mit einem letztendlichen Erfolgsgefühl verbunden ist. Für mich zumindest war das Fazit bezüglich des Handlungsstrangs eher wie folgt: Meh.

Glücklicherweise ist dieses Manko jedoch nicht so fatal wie es den Anschein hat. Dies hat vor allem mit dem recht unverbrauchten Setting zu tun. Anders als bei altbekannten Shootern im zweiten Weltkrieg seid ihr während des gesamten Spiels in Afrika unterwegs, was durch eine Vielzahl an atmosphärischen Abschnitten untermalt wird. Dies verleiht Sniper Elite 3 eine ganz eigene Note die bis zum Ende der Kampagne wunderbar zum Tragen kommt. Bedauerlich ist nur, dass sich die Schauplätze optisch des öfteren ähneln. Wahrliche “Wow” Momente sucht man eher vergeblich. Dafür habt ihr es jedoch mit 8 groß angelegten Arealen zu tun die eine Menge Möglichkeiten für verschiedene Herangehensweisen offenbaren. Da oftmals mehrere Primärziele zum gleichen Zeitpunkt aktiv sind kann auch die Reihenfolge eben jener vom Spieler bestimmt werden.

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Auch grafisch hebt sich dieses Abenteuer angenehm von Kollegen des Third Person Shooters ab, graue zerschossene Städte weichen grünen Oasen oder einer Unmenge von Sand. Bei der kompetent umgesetzten Umwelt die durch eine Vielzahl an Details und einem feinen Sinn für atmosphärische Beleuchtung punkten kann ist es jedoch fast schon ein Schlag ins Gesicht, wenn die Gesichter Karls oder eurer Gegner eher Plastik ähneln. Auch die Animationen in den selten verwendeten Cutscenes fällt bedauerlicherweise negativ aus. Insgesamt wird jedoch ein grundsolides Gerüst geliefert welches zwar Grafikfetischisten nicht zum Jubeln bringen dürfte aber vollkommen für das Setting ausreicht.

Einem Problem werdet ihr jedoch ständig begegnen: Bugs. Sobald ich meinen Spielstand geladen hatte passierte es mir mehrere Male dass Fairburne scheinbar der Physik widersprach und durch die Karte fiel. Darauf folgte die Zurücksetzung meines Speicherpunktes auf die vorherige Mission. Ein absolut kurioser Fehler dessen Grund ich nicht wirklich nachvollziehen konnte und nach mehrmaligem Neuladen letztendlich behoben wurde bis er später wieder auftrat. Trotz dieser Probleme muss man jedoch anerkennen dass sich die Menge an schwerwiegenden Fehlern gegenüber V2 enorm verringert hat. Wer sich trotz der genannten Probleme letztendlich ins Spielgeschehen wirft bekommt bekannte Mechaniken vorgesetzt die glücklicherweise im Vergleich zum Vorgänger verfeinert wurden. Vor Beginn jeder Mission könnt ihr euch beispielsweise eure eigene Ausrüstung zusammenstellen.

Unverhofft kommt oft!
Unverhofft kommt oft!

Euer Arsenal wird dabei im Spielverlauf immer größer. Neben mehreren Gewehren, Pistolen und Sekundärwaffen könnt ihr auch auf Minen, Granaten oder TNT zurückgreifen. Die Möglichkeiten sind dabei angenehm vielseitig und ermöglichen euch eine Mannigfaltigkeit an Herangehensweisen. Am meisten Spaß macht Sniper Elite 3 jedoch, zumindest meiner Meinung nach, wenn man sich dem Szenario unterwirft und leise vorgeht. Spätestens, wenn man geschickt die Lärmbelästigung einer Artilleriekanone  ausnutzt um aus 120 Metern Entfernung einen doppelten Kopfschuss zu verpassen welcher dann noch herrlich brutal in Zeitlupe zelebriert  wird stellt sich doch ein gewisses Erfolgsgefühl ein.

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Autsch! Die Zeitlupenaufnahmen sind wie immer auf groteskte Art und Weise faszinierend.

Bleiben wir doch gleich mal bei den schon fast berüchtigten Zeitlupenaufnahmen. Schaltet ihr einen Gegner mit besonderen Schüssen wie beispielsweise einem Kopf, Nieren, Lungen oder auch dem besonders fiesen Testikeltreffer aus so wird aus dem simplen Abdrücken ein seltsam beeindruckendes, wenn auch verstörendes Spektakel. Heikle Details wie zerplatzende Organe oder auch durch den Aufprall zersplitternde Schädel werden in einer Detailgetreue dargestellt die definitiv einen Eindruck hinterlässt. Dies ändert allerdings nichts daran, dass die dargestellte Gewalt fast schon zu realitätsnah über den Bildschirm flackert und ehrlich gesagt oftmals für ein flaues Gefühl sorgte. letzten Endes ensteht daraus jedoch ein näherer Bezug zur eigenen Handlung, die Auswirkung der vom Spieler ausgewirkten Brutalität wird schonungslos reflektiert. Für Spieler die etwas empfindlicher auf derartige Inhalte reagieren gibt es glücklicherweise die Möglichkeit jene Sequenzen zu überspringen.

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Dies bedeutet jedoch nicht dass sich Sniper Elite 3 nur auf die Brutalität dieser Aufnahmen beschränkt. Das Spielgefühl ist vielmehr eine gekonnte Weiterentwicklung des Grundgerüsts aus Sniper Elite V2. Dies bedeutet dass es sich nicht um einen reinen Actionshooter á la Gears of War oder Konsorten handelt sondern vielmehr um ein Erlebnis welches sich bedeutend langsamer und auf Taktik ausgerichtet präsentiert. Natürlich könnt ihr auch bis an die Zähne bewaffnet in den weitläufigen Leveln Chaos verbreiten, allerdings wird dies aufgrund eurer recht empfindlichen Lebensleiste, dem Fakt dass eure Lebenspunkte sich nicht automatisch regenerieren und den recht zielsicheren Gegnern enorm erschwert. Abgesehen davon werdet ihr durch das Level-System auch dazu motiviert möglichst überlegt vorzugehen da dieses Verhalten durch diverse Bonuspunkte belohnt wird. Je höher euer Level, desto mehr Gegenstände schaltet ihr für euer Arsenal frei.

Leisetreter haben es in Sniper Elite 3 weitaus leichter.
Leisetreter haben es in Sniper Elite 3 weitaus leichter.

Die Missionsstruktur stellt bekannte Kost dar: Meist verfolgt ihr ein Hauptziel und könnt im Verlauf der Schlacht weitere, sekundäre Ziele freischalten die euch entweder mit Erleichterungen im weiteren Kampf wie beispielsweise eine geringere Gegnerdichte oder zusätzliche Lärmquellen für lautlose Gewehrschüsse belohnen. Gerade kaputte Transformatoren oder auch Artilleriegeschütze stellen diesbezüglich beste Freunde dar, erlauben diese  euch doch durch ihre periodisch auftretenden Lärmspitzen für die perfekte Möglichkeit um auch in dicht bewachtem Gebiet Feinde auszuschalten ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wer jedoch lieber auf diese Unterstützung pfeift und einen Schuss abfeuert macht die Soldaten im Umfeld aufmerksam und wird bei weiterem Feuer schnell entdeckt und brutal verfolgt.

Daher ist es eine bewährte Taktik persönlich vorzugehen, sich an Gegner heranzuschleichen und diese mit einer Nahkampfattacke auszuschalten. Wenn eure Feinde mal ungüngstig patroullieren sollten, besteht immer noch die Möglichkeit diese durch Steinwürfe auf falsche Fährten zu locken. Die Spannung des ständigen Katz und Maus Spiels wirkt sich fesselnd auf das Geschehen aus, was glücklicherweise durch das recht solide Stealth System unterstützt wird. Es dürfte dennoch des öfteren vorkommen dass  KI Schnitzer euch oftmals einen Strich durch die Rechnung machen. Falls beispielsweise Soldaten auf Leitern herumklettern, ist es nicht ratsam sich diesen zu nähern da ihr unweigerlich entdeckt werdet, unabhängig davon ob diese mit dem Rücken zu euch kraxeln oder nicht. Das macht gewisse Manöver wertlos und stört etwas den Gesamteindruck.

Da helfen nur noch Minen: Panzer stellen besonders hartnäckige Gegner dar
Da helfen nur noch Minen: Panzer stellen besonders hartnäckige Gegner dar

 

Besonders nervenaufreibend kommt dieses Problem zum Tragen, wenn es bei einem ohnehin kompliziertem Abschnitt  auftritt. Hier wird man quasi zum Neuladen gezwungen, außer man schafft es den Gegner schnell und leise zu erledigen. Glücklicherweise habt ihr jedoch außerhalb des Kampfes jederzeit die Möglichkeit zu speichern, was Frustmomente merklich reduziert.

Leider schlampt  die KI jedoch auch an anderer Stelle und spinnt teilweise merklich.  So klettert manch ein Soldat gerne mit zwei Kollegen eine Leiter simultan hoch und runter, was letztendlich dafür sorgt dass das Gespann steckenbleibt und tatenlos ihr Dasein fristet. Zusammen mit dem vorher genannten Bug stellt dies eine frustrierende Lage dar da ein lautloses Überwinden dieser Situation nahezu unmöglich ist.

Auch die bekannte Krankheit dass gerne einmal gegen Wände gelaufen wird hat scheinbar in Afrika ihre Spuren hinterlassen und sorgt höchstwahrscheinlich für eine Menge Beulen bei den armen deutschen Soldaten. Jenseits dessen werden euch die Gegner vielleicht nicht als Genies im Gedächtnis bleiben, aber von den Pappkameraden in Call of Duty sind sie glücklicherweise weit entfernt.  Zusammenfassend ist jedoch das allgemeine Spielgefühl weitaus stabiler als noch bei Sniper Elite V2 und auch die genannten Bugs wirken sich glücklicherweise meistens nicht Fatal im Bezug auf den Spielspaß aus. Lediglich eingangs genannte Speicherbug hat bei mir für gewaltigen Ärger gesucht, allerdings kann dies natürlich auch ein unglücklicher Einzelfall sein. Es ist dennoch recht frustrierend zu sehen dass trotz aller Feinarbeit immer noch derartige Probleme auftreten, das hat man sich anders gewünscht.

Abschließend sollte auch noch erwähnt werden dass die gesamte Kampagne im Koop-Modus bestritten werden kann. Ich hatte jedoch leider keinen Kollegen um dieses Feature ausführlich zu testen, aber aufgrund des rechts offenen Leveldesigns dürfte dies einer der Hauptgründe sein, um auch nach der Beendigung der Kampagne einen weiteren Blick auf Sniper Elite 3 zu werfen.

Eure besten Freunde
Eure besten Freunde

Fazit

Mit Sniper Elite 3 bekommt man eine weitere Portion eines bekannten Gerichts vorgesetzt, allerdings wurde die Rezeptur grundlegend aufgefrischt und verbessert. Zwar kann die Handlung nicht wirklich überzeugen, aber der unverbrauchte Schauplatz sorgt für einen frischen Wind der auch dann bestehen bleibt, wenn sich die Level selbst im späten Spielverlauf etwas zu sehr ähneln. Die brutalen und Zeitlupenaufnahmen sind diesmal auch bei uns in Deutschland mit dabei, allerdings ist die Beurteilung eben jener recht kompliziert. Wer nicht gerade eine Handlung wie bei Wolfenstein erwartet und mit der recht zerstückelten Gesamtstruktur des Spiels sowie der teilweise fragbaren KI und dem technisch etwas wackeligen Gerüst leben kann wird mit Sniper Elite 3 seinen Durst nach Heckenschützen-Action zufriedenstellend stillen können.

jaquette-sniper-elite-3-xboxone-coverSniper Elite 3
Genre: Shooter
Getestet auf: Xbox One
System: Xbox 360, Xbox One, Playstation 3, Playstation 4, PC
Preis: ca. 55 Euro
Entwickler: Rebellion Oxford
Publisher: 505 Games

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