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Im Test: New Star GP

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Passend zum Saisonstart in der Formel 1 steht der Arcade-Racer New Star GP in den Startlöchern und wir haben ihn ausführlich für euch gespielt.

New Star GP ist heute für PC (Steam), Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen. Wir haben uns für euch in die Startaufstellung eingereiht und haben die Karriere des Rennspiels durchlaufen.

In New Star GP stehen ein Karriere- und ein Meisterschaftsmodus zur Verfügung. Im Meisterschaftsmodus können wir uns im Erstellungsmodus einen eigenen Wettbewerb zusammenstellen, die Ära, das Auto und die Strecken wählen sowie die Spielregeln festlegen, etwa die Anzahl der Runden, dynamisches Wetter, Boxenstopps und (permanenten) Fahrzeugschaden an- und abschalten. Daneben stehen uns genauso viele vorkonfigurierte Meisterschaften zur Wahl, wie Strecken im Spiel vorhanden sind und teilweise erst freigeschaltet werden müssen. Alle Turniere im Meisterschaftsmodus können mit bis zu drei anderen Spielenden im lokalen Mehrspielermodus oder über Steam Remote Play über das Internet (siehe Video) gespielt werden. Ihr habt die Auswahl aus 17 unterschiedlichen Strecken, jeweils mit der offiziellen Grand Prix-Version, der Rückwärts-Variante und einer stark vereinfachten Version, die so auch in Mario Kart Tour erscheinen könnte. Nachfolgend eine Übersicht über alle verfügbaren Strecken und deren von uns identifizierte reale Vorbilder (nicht offiziell):

  • “Valencia” – Circuit de Barcelona-Catalunya (Spanien)
  • “Northampton” – Silverstone Circuit (England)
  • “Brüssel” – Circuit de Spa-Francochamps (Belgien)
  • “Cote D’Azur” – Circuit de Monaco (Monaco)
  • “Rhein” – Hockenheimring (Deutschland)
  • “Adriatisches Meer” – Autodromo Enzo e Dino Ferrari / Imola (San Marino)
  • “Wien” – Red Bull Ring (Österreich)
  • “Neapel” – Autodromo Nazionale di Monza (Italien)
  • “Donau” – Hungaroring (Ungarn)
  • “Krakau” (Polen) – Inspirationen für die Strecke könnte Tor Poznań (Polen) oder das Sochi Autodrom (Russland) gewesen sein.
  • “Kaspisches Meer” – Baku City Circuit (Aserbaidschan)
  • “Persischer Golf” – Yas Marina Circuit (Abu Dhabi)
  • “Tokio” – Suzuka International Racing Course (Japan)
  • “Brisbane” – Albert Park Circuit (Australien)
  • “Brasilia” – Interlagos Circuit (Brasilien)
  • “Texas” – Circuit of the Americas (USA)
  • “Quebec” – Circuit Gilles-Villeneuve (Kanada)

Während die einfachen Varianten der Kurse an Mario Kart Tour-Strecken erinnern, kommen die vollwertigen Rennpisten teils sehr nah an die realen Streckenlayouts heran. Während der Großteil der verfügbaren Kurse vom aktuellen F1-Kalender inspiriert zu sein scheint, ist es auch schön mal wieder ein paar Runden auf einer Strecke, die dem Hockenheimring sehr nahe kommt, drehen zu können. Auch die Teams und Fahrerinnen und Fahrer sind von realen Vorbildern inspiriert und verzeichnen über optische und sprachliche Ähnlichkeiten. Das ist vor allem im Herzstück des Spiels relevant, dem Karrieremodus.

Für den Karrieremodus kreieren wir unsere eigene Pilotin oder unseren eigenen Piloten und treten in fünf Epochen gegen F1-Größen an, die an reale Piloten wie Nigel Mansell, Nikki Lauda, Ayrton Senna, Max Verstappen und Charles Leduck- pardon, Leclerc angelehnt sind. Um dem notorischen Frauenmangel in der Königsdisziplin des Motorsports entgegenzuwirken hat man manche der Fahrer zu Fahrerinnen gemacht. Jede Saison besteht aus zehn Events, daher fahren wir nicht jede Strecke in jeder Epoche – von der 1980ern bis in die 2020er. Die Reihenfolge der Kurse können wir erst ab der zweiten Saison selbst festlegen. Jedes Event umfasst nicht nur den Grand Prix, sondern auch andere Disziplinen, die sich von Event zu Event unterscheide, darunter Testfahrten, Zeitfahren, Checkpoint-Rennen, Ausscheidungsrennen, Rivalenrennen und Rückwärtsstrecken. Mit diesen Events lernen wir nicht nur die Strecke und unsere Gegnerinnen und Gegner kennen, wir sammeln auch Pokale und Geld. Mit Pokalen können wir neue Vorteile freischalten und mit Geld kaufen wir neue Autoteile ein. Zu den Vorteilen zählen etwa die Möglichkeit, Boxenstopps zu automatisieren, den Windschatten nutzen zu können (der vielleicht wichtigste Vorteil im Spiel) oder eine Summe an Geld für bestimmte Platzierungen zu erhalten. Letzteres ist an einen Sponsor gebunden und dessen Logo können wir an unserem Bolliden platzieren. Im Laufe der Karriere schalten wir auch Karosserien frei, die von realen Rennautos etwa aus dem Hause McLaren oder Williams inspiriert zu sein scheinen. Anders als im realen Formel-Sport, in dem es zu speziellen Anlässen manchmal Sonderlackierungen gibt, können wir das Chassis und unser Helmdesign jederzeit komplett ändern.

Bis zu fünf Vorteile können wir parallel aktivieren, wobei jeder Slot erst einmal teuer erkauft werden will. Das Spiel bietet eine Vielzahl an Vorteilen und Fahrzeugteilen, die an den eigenen Spielstil angepasst werden können. Kommt man in der Entwicklung des Autos allerdings ins Hintertreffen, spürt man dies im Grand Prix umso deutlicher. Mit der richtigen Boxenstoppstrategie kann man solchen Defiziten aber entgegenwirken und etwa bewusst weniger Sprit mitnehmen, um den automatischen magischen Nachfüll-Vorteil zu nutzen und mit einer Ein-Stop-Strategie als Sieger auf dem Podium zu landen. Automatisieren wir nicht einzelne Schritte oder den kompletten Pitstop, müssen wir jedes Mal per Quick-Time-Events die Reifen wechseln und auftanken. Das bringt noch mehr Spannung in die Rennen, anders als etwa in F1 2023, in dem wir nur eine Taste drücken.

Während die Rennen zu Beginn auf dem normalen Schwierigkeitsgrad relativ anspruchslos sind, wird New Star GP spätestens ab der zweiten Epoche deutlich kniffliger und auch das Streckendesign wechseln von den einfachen auf die realitätsnäher wirkenden Streckenlayouts. Mit jeder Ära nimmt nicht nur die Geschwindigkeit der Autos zu (was technisch aufgrund der sicherheitsbedingten Drosselungen nicht ganz der Realität entspricht), sondern auch die Kosten für Upgrades. Die Zufallsevents zwischen den Grand Prix’ werden dadurch noch prekärer. Eine Spende an eine Wohltätigkeitsorganisation, um das öffentliche Ansehen aufzuwerten, muss dann einer Investition in einen besseren Flügel gegenübergestellt werden. Manchmal müssen wir auch zwischen einem PR-Termin und einer wichtigen Besprechung mit unserem Renningenieur abwägen. Das Stimmungsbarometer jeder Abteilung lässt sich aber mit etwas Geld wieder nach oben treiben und so können die meisten Vorteile weiter verstärkt werden. Neues Personal dürfen wir nur als Teil dieser Ereignisse einstellen. Ein Stellenmarkt wäre eine willkommene Ergänzung zum Manager-Aspekt des Karrieremodus. Die genannten Zusatzevents nehmen auch an Relevanz zu, um sein Auto weiter stetig aufwerten zu können. Grand Prix-Siege alleine reichen eben nicht aus.

Im ständigen Aufrüstkampf gegen die anderen Teams müssen wir auch noch Zeit einplanen, um Fahrzeugteile zu reparieren, denn diese verschleißen während der Rennen. Ein Saison-übergreifende Abnutzung haben wir im Karrieremodus nicht festgestellt, diese gibt’s wohl nur im Meisterschaftsmodus. Besonders auf den Stadtkursen sind unser Getriebe und unsere Bremsen gefragt und so ist es keine Seltenheit, dass beide etwa an der “Cote D’Azur” oder am “Kaspischen Meer” schnell zur Neige gehen. Das Fahrverhalten wird vom Zustand der Fahrzeugteile und der Reifen stark beeinflusst: Zu Beginn eines Stints müssen wir erst einmal unsere Reifen aufwärmen, wie es vor der Einführung der heutzutage üblichen Heizdecken üblich war, und wenn der Regen einsetzt, sollte man zwar schnell auf die Regenreifen wechseln, allerdings auch nicht zu fix damit zu Gange sein, da sonst die Rundenzeiten leiden. Große Pfützen sorgen für Dreher, wenn wir zu früh zurück auf Trockenreifen wechseln. Das Wettersystem hat auf den Großteil unserer Karriere keinen Einfluss gehabt, es war also konstant sonnig. Gerade dieses dynamische Wetter macht aber die Rennen umso spannender, da die Boxenstoppstrategien angepasst werden müssen. Ohne diese Abwechslung können Genrekenner doch etwas Monotonie verspüren, da jedes Rennen mit sechs Runden und ähnlicher Reifenabnutzung relativ gleich abläuft. Eine Unwägbarkeit ist die Künstliche Intelligenz, die ihren Platz uns gegenüber und gegen die KI-Konkurrenz verteidigt, uns allerdings auch gern mal ins Heck rauscht. Moderne Überholhilfen wie ERS oder DRS sind hier nicht zu finden, allerdings verfügen wir über einen Boost, der jederzeit aktiviert werden kann und sich zu Beginn jeder neuen Runde automatisch voll auflädt.

Während im Meisterschaftsmodus alle menschlichen Spielerinnen und Spieler den Windschatten nutzen und sich so ziemlich stark nach vorne saugen können, wenn sie knapp hinter einem vorhergehenden Fahrzeug fahren, muss dieser Vorteil in der Karriere erst freigeschaltet und ausgerüstet werden. Da die Vorteile zu Beginn jeder neuen Saison größtenteils ausgetauscht werden, ist einem der Windschatten aber nicht garantiert. Die KI scheint den Windschatten hingegen gar nicht nutzen zu können. Fahren wir knapp hinter einem anderen Auto kann es passieren, dass einen die hohe Sogwirkung ins Kiesbett katapultiert. Das führt zu großen Frustmomenten und sollte noch einmal überarbeitet werden. Zusätzlich sollte es möglich sein, die Todeszone (Deadzone) für den Analog-Stick einzustellen, da dieser schon etwas stark bewegt werden muss, um die filigranen Kurvenkombinationen meistern zu können. In jedem Rennen steht euch für solche Fälle glücklicherweise die Möglichkeit zur Verfügung, bis zu drei Mal zurückzuspulen. Vorsicht: Manche Sponsoren sehen das aber nicht gerne und kennen euch dadurch die Prämie ab.

Grafisch sieht New Star GP wie aus einem Guss aus und erinnert an klassische Arcade-Racer. Einerseits ist viel Liebe zum Detail in die Gestaltung der Autos, der Animationen und der Elemente abseits der Strecke geflossen, andererseits darf man von dem knapp zwei Dutzend Frauen und Männer umfassenden Indie-Team keine Grafikwunder erwarten. Es ist ungewöhnlich, dass es so gar keine Grafikoptionen gibt. So ist das Kantenflimmern sowohl an einem hoch gezüchteten PC als auch auf der Konsole deutlich zu vernehmen und hier würden wir eine Nachbesserung erwarten. Zu dem Retro-Feeling passt auch der von Synthesizern geprägte gelungene Soundtrack im 8oer-Stil, der sich etwas zu schnell wiederholt.

Fazit

New Star GP ist ein gelungener einsteigerfreundlicher Arcade-Racer mit einem kompetenten und motivierenden Karrieremodus. Es ist ein unfassbar befriedigendes Gefühl, wenn die Boxenstoppstrategie in “Brüssel” perfekt aufgeht und man vor dem Erzrivalen, welcher durch ein aus den Ohren rauchendes Portrait dargestellt wird, wieder auf die Strecke geht und ihn dank der neuen Reifen im eigenen Qualm der zur Neige gehenden Reifen zurücklässt, oder aber die Konkurrentin im Herzschlagfinale auf der Start-Ziel-Linie in “Brasilia” knapp überholt. Verbessert man noch kleine Ungereimtheiten wie das Kantenflimmern, das Windschattenverhalten in Kurven, die Aggressivität der KI und fügt einen Namens- und Team-Editor (laut eines Posts im Steam Community Hub gerade in der Mache) oder gar einen Online-Multiplayer-Modus hinzu, dürfte das Spiel noch mehr Motorsportfans begeistern können.

New Star GP wurde uns von New Star Games für PC und PlayStation 4 zur Verfügung gestellt. Die Screenshots haben wir mit der PC-Version angefertigt.