Nach unseren Doppel-Tests von Episode 1 & 2 und Episode 3 & 4 erzählen wir euch, wie das Finale von Telltale Games’ Guardians of the Galaxy geworden ist.
Nachdem sich die Behüter der Galaxie in Episode 4 zerstritten haben ist es Peter Quills (alias Star-Lord) Aufgabe, die Truppe mit seinem… unschlagbaren Charme wieder zu vereinigen. Antennenlady Mantis gibt Peter die Möglichkeit, die einzelnen Personen über sein Unterbewusstsein aufzuspüren. Während Waschbär Rocket und Baum Groot nicht von unserer Seite weichen, gilt es Gamora zu suchen. Diese ist total zerstört, da ihre Schwester weggelaufen ist, sich mit Elektronik vollgepumpt hat und am Ende ihrer Schwester zwar für ihre Fehler verziehen hat, aber dann doch dahingeschieden ist. Gamora gibt sich die Schuld dafür, dass ihre Schwester von ihrem Vater Thanos korrumpiert wurde und am Ende gestorben ist.
Scheinbar haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen, dann am Ende kämpfen alle Seite an Seite gegen Hala, die von der sogenannten Eternity Forge konsumiert wurde und im Blutrausch ist, um ihren toten Sohn Bal’Dinn wieder zum Leben zu erwecken. Toll: In der Rolle Peters dürfen wir die Aufgaben an die Hüter verteilen. Da mag sich Gamora wundern, dass wir sie als Hackerin einsetzen, ein Waschbär dient aber, trotz Technikaffinität, unserer Meinung nach immer noch bestens als Ablenkung. Ob das wirklich so ist, solltet ihr selbst herausfinden.
In einer schnittigen Sequenz erleben wir den Endkampf gegen Hala. Telltale liest anscheinend unsere Tests, denn plötzlich als sich Star-Lord die ikonischen In-Ear-Kopfhörer in die Ohren steckt erklingt ein neuer Song: “Crazy On You” von der US-amerikanischen Band Hearts, die Gamern etwas jüngeren Semesters dank “Barracuda” in GTA: San Andreas bekannt sein dürfte. Abseits von dieser musikalischen Überraschung gibt es allerdings keine neuen Lieder. Der Score und die wirklich großartige Leistung der englischen Synchronsprecher trösten allerdings darüber hinweg.
In knapp zwei Stunden die Wiedervereinigung der Gruppe, einen imposanten Endkampf und ein zufriedenstellendes Ende auf den Bildschirm zu zaubern, ist nicht leicht. Telltale hat hier Abstriche machen müssen und das zeigt sich besonders beim Endkampf. Dieser ist in seiner Inszenierung fantastisch, dauert aber nur wenige Minuten an. Die Nachwirkungen werden ebenfalls nur kurz dargestellt: Ähnlich wie in Tales from the Borderlands finden wir uns in einem Flammeninferno wieder. Anders als im genannten Telltale-Spiel gibt es allerdings nicht einen epischen Endkampf, es bleibt einfach dabei. Fans werden von den anschließenden Szenen zwar trotzdem befriedigt, das Finale hätte jedoch wesentlich imposanter werden können, doch man ahnt, wie an vielen Stellen dieser Folge, dass man die Tür für eine zweite Staffel aufhalten möchte. Das ist kein Wunder, denn die benannte Kooperation mit Gearbox ist die einzige Telltale-Serie, von der noch keine zweite Staffel “bestellt wurde”.
Die Story überzeugt uns, das Ende allerdings nicht ganz. Die einzelnen Charaktere haben wirklich eine Entwicklung hinter sich gebracht: Drax wurde vom Raufbold zu einem verantwortungsvollen Mitglied der Truppe, der sich nur noch hin und wieder ein Blutbad anrichtet und Gamora versucht sich ihre Fehler zu verzeihen. Doch was ist mit Peter Quill? Hat sich auch der selbstgefällige eitle Protagonist des Spiels in irgendeiner Weise durch unsere Entscheidungen weiterentwickelt und ist gereift? Zugegebenermaßen ist das nicht einfach für Telltale, da es der spielbare Charakter ist und von euren persönlichen Entscheidungen lebt. Dass man trotzdem einen heranreifenden Charakter schreiben kann, zeigt Telltale mit der Figur, die sie groß gemacht hat: The Walking Deads Clementine. Star-Lord bleibt die gleiche Person, wie in Episode 1. Ein Schritt dahin das zu ändern wäre gewesen, mit der Vergangenheit und damit mit seiner Mutter abzuschließen. Am Ende gibt es zwar eine Sequenz, die ganz und gar nicht so ist, wie die vorigen Flashbacks, es wird aber überdeutlich, dass es in Staffel 2 weitergeht mit den Rückblenden. Das macht allerdings andererseits auch Sinn, denn schließlich spielt das Tapedeck seiner Mutter eine wichtige Rolle in der Serie.
Spielerisch überzeugt die Folge eingangs durch die Möglichkeit, Erinnerungen in Form von verschiedenfarbigen Energiebällen anzusteuern. Später gibt es allerdings nichts Revolutionäres, auch wenn der Endkampf positiv heraus sticht. Insgesamt gibt wenig Gameplay und das trotz einer Sequenz, in der Peter im Weltraum mit seinen ikonischen Raketenstiefeln unterwegs ist. Hier hätten wir uns mehr Interaktion versprochen.
Video: Die Serie im Let’s Play
Fazit
Mit kecken Dialogen, einem toll inszenierten Endkampf, wenig echtem Gameplay und eines bruchstückhaften Endes hinterlässt das Finale von Telltales und Marvels Guardians of the Galaxy einen gemischten Eindruck. Einerseits ist Gamoras und Peters Annäherung total knuffig, während Drax und Mantis aufgrund ihrer sonderbaren Art Lacher garantieren. Andererseits wären wir gerne tiefer in die Rolle eines Hüters geschlüpft. Die Telltale-Formel funktioniert auch noch mit mehr Gameplay und das wünschen wir uns für die zweite Staffel. Dass die Story ebenso viele Wendungen haben wird, wie die der ersten Staffel, zeigt bereits die After-Credits-Szene. Auch das System der Entscheidungen und deren Auswertungen am Ende, die nicht nur die Prozentanteile der von Spielern weltweit getroffenen Entscheidungen anzeigen, sondern auch die Sympathie unserer Weggefährten darstellt, gefällt uns sehr gut. Wir wünschen uns, dass sich Telltale Zeit lässt, nicht nur eine mitreißende Geschichte zu schreiben, sondern auch Mantis ihre Trinkfestigkeit anzueignen, die sie als Mitglied der Guardians benötigt.
Wir haben die Screenshots anhand unseres Gameplay-Videos aufgenommen. Aufgrund der Kompression des Videos und der Bilder weicht die Qualität leicht von der im Spiel ab.