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Im Test: State of Decay

Die neue Konsolengeneration steht kurz bevor und die Vorfreude auf die Möglichkeiten und Power der rein technisch schon längst überfälligen Geräte lenkt etwas von den noch bevorstehenden Erscheinungen unserer altgeliebten Begleiter ab. Genau zu diesem Zeitpunkt erscheint nun also State of Decay, ein Open World-Titel, welcher durch das Setting der Zombieapokalypse punkten möchte. Mit der Wahl dieses Szenarios sticht dieser Titel allerdings nicht unbedingt heraus, allerdings verbindet Undead Labs mit dem ausgelutschten Setting einige höchstinteressante Innovationen, welche State of Decay zu einem der interessantesten Arcade-Titel überhaupt macht.

Artikel-Autor: Merlin

Das hab ich doch schon unzählige Male gesehen, oder etwa doch nicht?

Die Ausgangssituation spricht nicht unbedingt für State of Decay: Wir haben es hier wieder einmal mit einem Open World-Titel zu tun, ein Genre welches vor allem in den letzten Jahren regen Zuwachs gefunden hat. Noch dazu kann weder das Setting noch die eher weniger spannende Story überzeugen, was macht State of Decay nun also so besonders?

Dies liegt einerseits an der geschickten Kombination von altbekannten Elementen in diesem Genre mit Strukturen welche eher im Bereich der Strategiespiele angesiedelt sind. So kämpft ihr beispielsweise nicht allein ums Überleben, sondern als Mitglied einer Gruppe. Der Clou besteht nun darin dass ihr nicht auf eine Figur festgelegt seid sondern vielmehr nahezu jeden verfügbaren Charakter selbst steuern könnt. Besonders interessant ist dieses Konzept, da verschiedene Vorraussetzungen über euer letzendliches Schicksal bestimmen. Verletzte Personen sollten beispielsweise eher nicht in den Kampf geschickt werden und je müder eure Truppe ist, desto schneller macht euer Überlebender schlapp. Besonders wichtig ist eine Achtsamkeit in dieser Hinsicht da jeder eurer Gruppe sterben kann. Der Tod ist dabei nicht nur ein temporärer Zustand sondern permanent. Wirft man also noch den Fakt dazu, dass jeder einzelne Charakter für sich selbst bestimmte Attribute auflevelt, so wird der ganze Spaß schnell komplex.

Dieses Set von steigerbaren Attributen stellt beispielsweise der Umgang mit Schusswaffen, Steigerung der Ausdauer und anderweitiger Schmu dar. Eine Verbesserung eben jener verbessert allerdings nur die Fähigkeiten dieser Person, die Wahl, welchen Charakter ich spiele um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, ist also ungemein wichtig. Leider ist es nicht möglich zusammen mit anderen Charakteren loszuziehen, die Gründe dafür sind etwas schleierhaft. Falls ihr jedoch bei einer eurer Plündertouren auf Baumaterial oder ähnliches treffen solltet könnt ihr jederzeit einen eurer Kumpanen herbeirufen welcher die gewünschte Lokalität durchsucht und wertvolle Gegenstände zu eurer Basis befördert.

State of Decay (3)
Rule 1: Cardio State of Decay übernimmt einige Elemente des Films Zombieland.

Bob der Baumeister

Diese kann übrigens mit Hilfe von Baumaterial euren Ansprüchen entsprechend umgebaut werden. Im Verlauf des Spiels werdet ihr einige mögliche Behausungen entdecken die eure Basis beherbergen könnten. Auch bei der letztendlichen Auswahl der zukünftigen Herberge lohnt es sich genau hinzuschauen. Einige Räumlichkeiten könnt ihr nämlich beispielsweise nur in bestimmten Behausungen vorfinden, allerdings habt ihr in jeder möglichen Basis auch die Freiheit eure eigene Kombination aus verschiedenen Elementen zu errichten. So könnt ihr beispielsweise eine Küche, Schlafplätze oder auch einen medizinischen Bereich integrieren um das Überleben eurer Sippe zu garantieren. Allerdings steht euch nur eine gewisse Anzahl an freien Flächen zur Verfügung, alle Bereiche können also nicht abgedeckt werden.

Neben dem schon erwähnten Baumaterialien ist es auch eure Aufgabe weitere Rohstoffe wie beispielsweise Munition, Medizin oder auch Nahrung zu sammeln. Baumaterialien werden wie schon gesagt als Variante von klassischen Rohstoffen für den Basisaufbau verwendet, Nahrung hält eure Gruppe satt und fit, wer gut mit Medizin ausgestattet ist muss weniger Angst vor Krankheiten haben. Der Nutzwert von Munition ergibt sich schon aus dem Kontext. Wie auch bei Strategiespielen ist es wichtig die Menge an verfügbaren Materialien möglichst hoch zu halten. Hunger leidende neigen eher dazu eure Gruppe zu verlassen als es bei einem gut gefüllten Bauch der Fall wäre. Neben Zombies stellt auch eine mysteriöse Krankheit euren ärgsten Feind dar. Diese kann bei einer schlechten medizinischen Versorgung schnell zum Tod einer Person, deren Transformation zum  Zombie und einer Weiterverbreitung auf den Rest der Gruppe führen. Einen kranken Überlebenden in den eigenen Reihen zu haben ist also ein ständiges Risiko.

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Leider stellen nicht nur die Zombies eine Gefahr dar.

Neben den Storymissionen könnt ihr auch verschiedene zufällig auftretende Quests erfüllen, bei denen ihr beispielsweise einer befreundeten Gruppe von Überlebenden dabei helft einer Zombiehorde Einhalt zu gebieten oder auch eine Belagerung durch eben jene zu überstehen. Helft ihr einer dieser Gruppen oft genug, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich eben jene eurer Sache anschließen, was wiederum eine erstarkte Gemeinschaft in eurer Basis zur Folge hat. Die Verfassung eurer erweiterten Familie hängt übrigens von mehreren Faktoren ab: Stirbt einer eurer Überlebenden, so stellt dies einen massiven Dämpfer für die allgemeine Moral da. Auch äußere Faktoren wie beispielsweise eine enorme Menge an Zombiehorden oder von Untoten besetzte Häuser wirken sich auf diesen Wert aus. Je niedriger der Moralwert ist, desto höher fällt auch die Chance aus dass Mitglieder der Gemeinschaft abhauen, stehlen, oder den letzten Ausweg durch Selbstmord suchen.

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Ein Garten versorgt eure Überlebenden mit einigen Rationen Nahrung pro Tag.

Anfangs ist es relativ leicht die Moral oben zu halten, je weiter ihr allerdings in der Story voranschreitet desto schwerer wird das Überleben. Die Menge an Zombiehorden sowie Anzahl an Untoten im Allgemeinen machen euch das Leben nicht gerade einfacher. Zu allem Überfluss trefft ihr auch des öfteren auf spezielle Zombies die wiederum eine besondere Herausforderung darstellen. Neben der recht offensichtlichen Gefahr durch untote Horden sorgt allerdings auch eine Krankheitsepidemie für Sorgen. Wer sich mit dieser Krankheit infiziert ist ohne einer dementsprechenden, medizinischen Behandlung dem Tode geweiht. Als Spieler bleibt euch bei einer Infizierung die Wahl diesen Charakter durch einen Gnadenschuss zu beseitigen, ihn aus der Gruppe zu werfen oder auf eine Heilung, beziehungsweise sein Dahinscheiden zu warten. Falls die betreffende Person allerdings das zeitliche segnen sollte, so bedeutet dies einen Zombie direkt in euren Reihen. Dies kann katastrophale Folgen haben. Wer sich also lieber eine Werkbank hinstellt anstatt auf die medizinische Versorgung seiner Gruppe zu achten muss mit den Konsequenzen leiden.

Sno-Balls? Sno-Balls? Sno Balls? Where’s the fucking Twinkies?

Besonders da bei einem Gnadenschuss die Tat nicht einfach durchgeführt werden kann. Vielmehr müsst ihr den Todgeweihten eskortieren um ihn in einer abgeschotteten Lokalität zu erledigen. Sobald ihr dort ankommt, fleht der Kranke um Gnade und euer Missionsziel lautet wortwörtlich euren Freund zu töten. In diesem Moment mussten wir doch der ansonsten nur recht rudimentär ausgebauten Komponente des Überlebenskampfes verbunden mit Menschlichkeit und Ethik ein wenig schlucken. Letztendlich handelt es sich nämlich wirklich bei jedem eurer Charaktere um einen Freund, welcher auch mit seinen Eigenheiten daherkommt. Aufgrund der persönlichen Erfahrungen mit jeder Figur und deren, während eures Abenteuers weitergegebenen Hintergrundgeschichten baut sich eine anfangs nicht merkbare Verbindung mit den Überlebenden auf. Als unser erster Charakter das Zeitliche segnete, weil er aufgrund eines zu riskanten Manövers meinerseits durch einen der speziellen Zombies regelrecht zerfetzt wurde, reagierten wir doch entsetzt. Es handelte sich nicht nur um den besten Kämpfer der Truppe, sondern auch um eine der Figuren, mit der wir am meisten erlebt hatten. Manch einer könnte entgegnen, dass die Charakterentwicklung eurer Gruppe nur ansatzweise bis gar nicht vorhanden sind, dennoch fieberten wir in gewisser Weise mit meiner Gruppe mit.

State of Decay (2)
Schnell aber laut: Fahrzeuge und Materialen respawnen in State of Decay nicht. Was zu Schrott gefahren wird, ist also ein permanenter Verlust.

State of Decay setzt auf die CryEngine 3, welche auch bei Crysis 3 verwendet wurde. Ein grafischer Leckerbissen wird dem Spieler allerdings leider nicht präsentiert. Neben flackernden und verwaschenen Texturen sowie ein eher niedriger Detailgrad der Charaktermodelle fallen auch technische Mängel auf. Die Beleuchtung sollte allerdings positiv herausgehoben werden und sorgt vor allem in der Nacht für schön schaurige Szenerien. Abgesehen davon ist auch der Detailgrad bei der Verletzung von Untoten ein durchaus positiver Punkt. Diese fallen nämlich unter Beschuss regelrecht auseinander, was wirklich nett aussieht.

Neben kleineren grafischen Mangelerscheinungen leidet State of Decay auch an einigen Bugs. So werden manche Missionen nicht angezeigt, NPCs laufen des öfteren gegen Wände und verhalten sich allgemein etwas dämlich. Besonders ärgerlich ist allerdings ein Bug, welcher das Voranschreiten in der Hauptstory unmöglich macht, da schlichtweg keine weiteren Missionen eben jener verfügbar gemacht werden. Aufgrund dessen mussten wir beispielsweise einen neuen Spieldurchlauf anfangen, was natürlich vor allem bei Spielern die etwas weniger Zeit investieren können für Ärger sorgen dürfte.

Hach, wie schnell die Zeit vergeht

In diesem Zusammenhang ist es auch noch erwähnenswert eine weitere Besonderheit von State of Decay zu erwähnen: Die Spielwelt ändert sich dynamisch, selbst wenn ihr nicht spielt. Dies bedeutet, dass Bauvorhaben beispielsweise nicht im Ingame-Zeitverhältnis erledigt werden, sondern in Echtzeit. Wenn also 24 Stunden für derartige Verbesserungen angezeigt werden, so müsst ihr beispielsweise bei der Erforschung neuer Boni auch so lange warten. Allerdings wird die Bauzeit von Gebäuden und deren Verbesserung meist aufgrund eines fehlenden Bauteils gestoppt, welches ihr entweder besorgen könnt oder eben auch nicht. Falls ihr euch die Arbeit machen solltet, wird die Zeit bis zur Fertigstellung drastisch reduziert. Wer also nur für ein halbes Stündchen pro Tag zocken kann, muss keine Angst davor haben, dass es Ewigkeiten dauert bis sich letztendlich etwas tut. Jedoch hat dieses System auch einen Haken: Nicht nur die Bauzeit orientiert sich an der realen Uhr, auch andere Spielmechaniken werden durch dieses Feature beeinflusst. Wenn ihr beispielsweise das Spiel verlasst und ein kranker Überlebender unter euch weilt, so kann es durchaus sein, dass eben jener an seiner Erkrankung stirbt und eure Gruppe fröhlich dezimiert. Natürlich kann dieses Risiko wie gesagt durch eine Exekution oder einer guten Versorgung durch Medikamente reduziert werden. Wirklich sicher seid ihr jedoch nie. Auch andere Gebäude innerhalb eurer Basis sind von diesem System betroffen, allerdings solltet ihr diese Zusammenhänge wohl lieber selbst entdecken.

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Letztendlich überwiegt bei State of Decay definitiv die Vielzahl an positiven Aspekten. Die randomisierten Missionen ähneln sich allesamt, an dem letztendlichen Spielspaß kann dies jedoch nicht rütteln. Gerade weil mit diesem Titel das doch recht aufgeblähte Themengebiet Zombieapokalypse einen neuen und vor allem originellen Anstrich verpasst bekommt. Die Vielfältigkeit welche bei dem Ausbau der eigenen Basis vorhanden ist sowie das ständige Abschätzen des Risiko/Nutzen-Faktors übt eine ganz eigene Anziehung aus und auch die sich in Echtzeit ständig verändernde Spielwelt macht was her. Da stört es auch nicht sonderlich dass die Geschichte eher die gängigen Klischees abhakt, dazu hat State of Decay einfach ein zu ansprechendes Konzept.

Fazit: State of Decay richtet sich ganz klar an Spieler, welche Experimente lieben. Zwar kann dieser Titel nicht gerade durch eine bestechende Grafik oder einem technisch einwandfreien Zustand brillieren, jedoch wird dies durch frische Konzepte locker wieder wett gemacht. Wer nur einen kleinen Funken für übel riechende Untote übrig hat, für den führt kein Weg um State of Decay vorbei. Man merkt dass bei Undead Labs wirklich fähige Leute am Werk sind, welche hoffentlich bei einem Nachfolger und mit einem höheren Budget die Mängel dieses Titels beheben können. Wünschenswert ist dies allemal, zumal zukünftige Ableger einen Mehrspielermodus beinhalten sollen, welcher hier leider nicht integriert wurde.

State_of_Decay_BoxartState of Decay 
Genre: Open World-Survival Adventure
System: Xbox 360, PC (geplant!)
Getestete Version: Xbox 360
Preis: 1600 Microsoft Points (Xbox Live)
Entwickler: Undead Labs
Publisher: Microsoft Studios

One comment
  1. wildbillhickock

    sounds like 1 heck of a game and its only 1600 msp which is not a bad deal from the sound of the game review

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