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Kaum zu glauben, aber nun ist es so weit: 7 Jahre nach der ersten Ankündigung klären wir, wie gut das Remake von System Shock geworden ist.
Einige alte Hasen unter uns, werden sich noch gut daran erinnern 1994 System Shock von Looking Glass Studios gespielt zu haben. Dabei hatte das Spiel sehr viele neue Standards gesetzt, die es auch noch heute in vielen modernen Spielen gibt. Zudem wird System Shock als der geistige Vater von Bioshock erklärt. Jetzt nun fast 30 Jahre später dürfen wir uns wieder einmal mit Shodan auf der Station Citadel verabreden. Bei dem Remake wird sich sehr nahe an dem Original gehalten. Das hat gewisse Vor- aber auch Nachteile. Für die Nostalgiker unter uns ist es eine schöne Hommage um in alten Erinnerungen zu schwelgen, aber ob sich der Titel für jüngeres Publikum lohnt, wird sich zeigen müssen.
Fangen wir aber mal von ganz vorne an. Sobald ihr das Spiel startet, habt ihr die Möglichkeit ganz individuell das Spielerlebnis einzustellen. Ihr könnt die Storytiefe, Kampf-, Cyber- und Rätsel-Schwierigkeit einstellen. Und hier kommt schon das erste Duell zwischen Vertrautem und Modernisierungen. Ihr könnt die o.g. Spieloptionen am Anfang einstellen, aber nicht mehr im Laufe des Spiels. Das heißt wenn ihr merkt, dass die Kämpfe zu simpel sind, habt ihr nicht mehr die Möglichkeit es umzustellen, außer ihr beginnt wieder von vorne. Weitere Komfortfunktionen sind nicht enthalten, auch wenn mit den Urvater schon vieles in die Spielbranche neu eingeführt wurde. So wirken heute einige Waffen oder Inventarfunktionen, die damals neu und innovativ waren, recht hölzern.
Wenn ihr dann in das Spiel kommt, beginnt es mit einem recht schön gestaltetem Intro, das uns hier ein Lächeln in das Gesicht gezaubert hatte. An dieser Stelle merkt man schon eine leichte Modernität. Während der Ursprungstitel sich hier eher in einfacher Erzählstruktur zeigte, sieht man hier zu Beginn eine schön dargestellte Einleitung. In der Spielwelt angekommen zeigt sich uns ein netter “Pixellook”. Es handelt sich dabei nicht um einen einfachen Pixellook, den man von diversen Spielen kennt, sondern hier wird viel mit Pixelgruppen in der Textur gearbeitet, wodurch ein gewisser Röhrenmonitorlook erschaffen wird ohne diese künstlichen Interlacestreifen, die meist eher nerven, zu verwenden. Die Beleuchtung trägt ihren Teil dazu bei und untermalt nochmal so richtig die Atmosphäre. Was hier aber schnell vermisst wird, zumindest von den alten Spielern, ist die Musik aus dem Ursprungstitel, was aber kein Verlust ist, denn die neue Musikatmosphäre lässt den Titel irgendwie dunkler und bedrückender erscheinen. Ob dies eine stilistische oder rechtliche Entscheidung war, können wir hier nicht sagen.
Die Map wurde fast 1:1 übernommen (wir haben Secrets gefunden die es EINDEUTIG nicht im Original gab) sowie auch die Story, was sehr schön ist. Wir haben aber irgendwie die deutschen Sprachnachrichten vermisst. Diese sind für die Verständlichkeit des Spieles zwar nicht wichtig, da die Nachrichten auch per Text erscheinen, aber die deutsche Sprachausgabe hatte ihren sagen wir mal gewissen Charme. So kämpfen wir uns durch die verschiedenen Ebenen der Station Citadel und versuchen dabei in Kämpfen zu überleben. Glücklicherweise ist die Steuerung nun eher wie in einem Ego-Shooter, sodass die je nach Schwierigkeitsgrad teilweise doch knackigen Kämpfe besser von der Hand gehen. Gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden müsst ihr mit den Ressourcen Munition und Heilung sowie Stims sehr bedacht umgehen. Wir hatten den Eindruck, dass es in dem späteren Spielverlauf recht happig wird, im Gegensatz zu dem Vorbild. Das kann aber auch eine Verklärung der Vergangenheit sein. Auf der Raumstation treffen wir auch auf Schalter-Rätsel, die je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad zur echten Kopfnuss werden können.
Auch der Cyberspace begegnet uns mit all seinem Arsenal, welches wir schon damals erlebten, wieder. Im Cyberspace rätseln wir eher nicht, sondern müssen nur Programme töten oder, ähm, löschen und Knotenpunkte ausschalten. Dies hat dann Auswirkung auf Dinge wie Barrieren oder Türen auf der Raumstation. Doch der noch größerer Gegner ist das Inventar, das recht klein ausfällt. So wie im Ursprungstitel müssen wir uns auch hier sehr gut überlegen was wir mit nehmen. Zudem ist auch nicht jedes Item wirklich in erster Linie nützlich. Glücklicherweise wird Müll auch als Müll ausgewiesen. Dieser lässt sich aber auch noch recyceln und daraus Credits gewinnen, sprich alles auf der Station hat einen gewissen Wert. So kann man mit den Credits unter anderem Medikamente, Munition oder sogar Waffenupgrades holen. Gerade ab dem Midgame wird das Inventarmanagement sehr wichtig. Dadurch müssen wir im späteren Spielverlauf darüber nachdenken, ob man eine kleinere Waffe für eine Railgun opfert. Apropos Waffen und Munition: Die im Spiel enthaltenen Gegner reagieren unterschiedlich empfindlich darauf. So beschießt man natürlich Mutanten anders als Roboter oder Pflanzengegner.
Auch der Rollenspielanteil wird nicht vernachlässigt. Ihr werdet in System Shock keine Werte für den Charakter vergeben können, aber ihr erhaltet im Spiel Upgrades. So könnt ihr unter anderem schneller laufen, höher springen oder bekommt doch kleine Inventarupgrades. Wie wir schnell merken, fordert das Spiel den Spieler gleich auf mehreren Ebenen. Dies wirkt sich je nach gewählten Schwierigkeitsgrad natürlich anders aus. Außerdem verzichtet System Shock auf moderne “Nehmen wir den Spieler an die Hand”-Spielmechaniken. System Shock richtet sich dort gerade eher an Spieler, die sich gerne im Survival-Bereich aufhalten.
Fazit
Doch wie hat uns System Shock hinterlassen? Es war schön, Shodan nach all den Jahren wieder in den digitalen Allerwertesten zu treten. Es war wieder ein Erlebnis ein Spiel, in dem man nicht ständig bis zum finalen Endboss an die Hand genommen wird, in der Hand zu haben. Aber ein klein wenig Kur in Sachen Quality of Life wäre schön gewesen, wie es etwa die Remaster von Day of the Tentacle oder Command & Conquer vorgemacht haben. Die Grafik fanden wir sehr schön und vor allem sehr passend. Dies wird natürlich nicht jeden Geschmack treffen, was völlig klar ist. Was wir eher vermissten, waren die alten Musiktitel, auch wenn die neuen eine noch bedrohlichere und düstere Atmosphäre unterstreichen.
Alles in Allem fühlten wir uns bei dem Titel, den uns Nightdive Studios hier bietet, recht positiv abgeholt. Für alle, die sich aber unsicher sind ob sich der Anschaffungspreis von 39,99 Euro lohnt, können gerne die komplette erste Ebene im Spiel in einer Demo auf Steam erkunden. So hat jeder die Chance zu sehen, ob sich der Titel vom Erscheinungsbild und Handling lohnt.
System Shock ist im Epic Games Store, auf GOG und auf Steam erhältlich. Portierungen für macOS, Linux, PS5, PS4, Xbox Series X|S und Xbox One sind in Planung.
Der Publisher hat uns das Spiel für den PC zur Verfügung gestellt. Wir haben die Screenshots selbst erstellt.