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In dieser Woche ist eine überarbeitete Version des letztjährigen Remasters der ursprünglichen Stalker-Trilogie als Gratis-Upgrade erschienen und wir haben diese Enhanced Edition ausgiebig auf Konsolen und am PC gespielt.
Während Stalker: Shadow of Chornobyl anno 2007 Gaming-Rechner aller Art richtig forderte (und sogar manche Grafikkarte nach dem Übertakten buchstäblich zum Schmelzen brachte, RIP Radeon X800 XT), sieht der damalige Vorzeige-Shooter 18 Jahre später nicht mehr zeitgemäß aus. Im vergangenen Jahr veröffentlichte GSC Game World die Stalker: Legends of the Zone Trilogy für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One und Nintendo Switch. Die digital für rund 39,99 Euro erhältliche Spielesammlung enthält neben dem ersten Serienteil das Prequel Clear Sky (2008) und den Schlussakt Call of Prypiat (2009), die einzeln mit 19,99 Euro zu Buche schlagen. Es sollte bis zum vergangenen November dauern bis mit Stalker 2: Heart of Chornobyl endlich ein neuer Teil erschien. Vor wenigen Tagen bekamen alle Besitzerinnen und Besitzer der Trilogie auf dem PC, auf PlayStation 5 und Xbox Series X|S ein kostenloses Upgrade auf die neue Enhanced Edition spendiert. Auf dem PC ist das Spiel auf Steam, im Epic Games Store und auf GOG verfügbar und die Originalspiele erhält man beim Kauf gratis obendrauf. Die neue Version soll eine um Godrays erweiterte Beleuchtung, Screen Space Reflections, Global Illumination, kurze vorgerenderte Filmchen in 4K, schickere Skyboxen und Wasser-Shader, hübschere Charakter- und Waffenmodelle, überarbeitete Umgebungen und schärfere Texturen enthalten. Hinzu kommen unterschiedliche Grafikmodi für die einzelnen Konsolen. Soweit die offiziellen Ankündigungen, doch schauen wir doch mal, wie sich die überarbeitete Stalker-Trilogie im Praxistest macht.


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Die Grafikmodi
Wir haben Stalker: Legends of the Zone Trilogy – Enhanced Edition auf der PlayStation 5 Professional und der Xbox Series X getestet. Zwar soll man die Enhanced Editions noch einmal als separate Einträge in der Spielebibliothek vorfinden, in unserer Testversion wurden hingegen die bereits bestehenden Spiele auf die neue Fassung aktualisiert. Auf beiden Konsolen verfügen die drei separat herunterladenbaren Spiele über folgende vier verschiedene Grafikmodi:
- Qualität (Xbox Series X/PS5/PS5 Pro: natives 4K/30 FPS, Xbox Series S: natives 2K/30 FPS)
- Ausgeglichen (Xbox Series X/PS5/PS5 Pro: hochskaliertes 4K/40 FPS, Xbox Series S: hochskaliertes 2K/40 FPS)
- Leistung (Xbox Series X/PS5/PS5 Pro: hochskaliertes 4K/60 FPS, Xbox Series S: 1080p/60 FPS)
- Ultra-Leistung (Xbox Series X/PS5/PS5 Pro: hochskaliertes 2K/120 FPS)
Während der ausgeglichene Grafikmodus einen TV mit 120 Hz-Unterstützung erfordert, ist der Ultra-Leistungsmodus zusätzlich nicht auf der Xbox Series S verfügbar, mit der wir die Trilogie nicht testen konnten.


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Leistung
Alle vier Grafikmodi liefen in unseren Tests in allen drei Games durchwegs flüssig, egal ob wir die vor Anomalien und mutierten Tieren strotzende Zone erkundet, einen Schrottplatz verteidigt oder uns am Lagerfeuer zu Gitarrenmusik entspannt haben. Einen detaillierten Frameratetest konnten wir bislang nicht anfertigen, da die Bildraten in allen Modi auf die o.g. Zielraten begrenzt zu sein scheinen und, anders wie etwa The Last of Us Part II Remastered oder Marvel’s Spider-Man 2 mit der Möglichkeit die Grenzen zu entfernen, keine FPS-Messungen am TV zulassen, auch wenn er VRR unterstützt. Im Menü scheint das aber nicht immer zu greifen und so haben wir etwa im Ultra-Leistungsmodus auf der Xbox Series X Werte um die 80 bis 95 FPS feststellen können. In diesem Modus gibt es auf der Xbox allerdings ein massives Problem: Screen-Tearing. Wir haben im 120 FPS-Modus in allen drei Titeln auf der Xbox Series X massive ständige Zeilenverschiebungen feststellen können und das auf zwei unterschiedlichen VRR-tauglichen Bildschirmen. Im Optionsmenü warnt GSC Game World noch davor, dass es zu Tearing kommen kann, wenn man kein VRR-taugliches Display einsetzt. In allen anderen Modi auf der Xbox und in allen vier Modi auf der PS5 Pro haben wir kein Tearing feststellen können. Stellt man die Bewegungsunschärfe aus merkt man auch, wie V-Sync in allen anderen Modi greift, nur eben nicht im Ultra-Leistungsmodus auf Xbox Series X.


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Bildqualität
Die Unterschiede in allen vier Modi halten sich in Grenzen. Den markantesten Unterschied machen die Schatten: Während im Qualitätsmodus wesentlich schärfere Schatten zu sehen sind, scheinen im Leistungs- und im Ausgeglichen-Modus eine niedrigere Einstellung zum Zuge zu kommen. Im Ultra-Leistungsmodus gibt es zwar noch Schatten, die sind allerdings so schwach und unscharf, das man sie aus der Ferne etwa kaum sieht. Auch Screen Space Reflections scheinen in diesem Modus einer stabilen hohen Bildrate zum Opfer zu fallen. Gräser und ganze Inseln werden im Wasser nicht gespiegelt. Die Bepflanzung, die in allen Modi hübsch im Wind weht, und die hohe Sichtweite scheinen hingegen in allen Modi gleich zu sein. Auch sehen die Charaktermodelle, Effekte und die Texturschärfe überall relativ ähnlich aus. Manche der Texturen, etwa die mit Einschusslöchern durchsiebte Hauswand neben dem ersten Questgeber in Shadow of Chornobyl sehen sehr verwaschen aus, ganz wie im PC-Original. Auch die Bodentexturen sind oftmals sehr unscharf, unabhängig vom gewählten Grafikmodus. Dank des klaren Bildes der Remaster können sogar eindeutig erkennen, wie die Animation der ikonischen tückischen Anomalien immer an der gleichen Stelle abbricht und von Neuem beginnt. Die Skyboxen sind zwar etwas hübscher und die Charaktermodelle sind vergleichsweise detailliert: Vernarbte ausgelaugte Gesichter, Erkennungsmarken und Ausrüstungsgegenstände sind im Gegensatz zu den Originalmodellen sichtbar. Im direkten Vergleich ist das Bild auf der PS5 Pro deutlich saturierter im Vergleich zur Xbox Series X, obwohl wir die gleichen Gammawerte verwendet haben. Alle Grafikmodi haben mit einem unruhigen Bild zu kämpfen, welches im 120 FPS-Modus noch zunimmt. Ab und an erreicht man auch Punkte in der Spielwelt, an denen das Flackern aller auf dem Bildschirm befindlichen Assets noch extremer wird. Hier muss GSC Game World noch nachbessern.

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Spielbarkeit
Startet man die drei Spiele, wird man jeweils mit einer einleitenden Nachricht des Entwicklerstudios begrüßt. Man habe zwar einige Dinge verändert, manches hat man zum Bewahren des Spielgefühls unberührt gelassen. So sind die Spiele in neun verschiedenen Sprachen spielbar und die ruppige wie charmante deutsche und englische Original-Synchros sind wieder am Start, die russischen Stimmen wurden allerdings entfernt, ebenso wie einige sowjetische Schilder. Alle drei Titel verfügen jetzt über eine Integrierung von Mod.io, Mods für die Originalspiele sind allerdings nicht kompatibel. Der Zugang über einen Konsolen-Browser ist etwas fummelig, aber es ist schön zu sehen, dass der Zugang zu Community-Inhalten nicht ausschließlich PC-Gamern vorbehalten ist. Die Konsolenversionen verfügen jetzt auch über Maus- und Tastatur-Unterstützung, was ausgesprochen gut und ohne großer Eingabeverzögerung funktioniert. Gerade im 120 FPS-Modus spielen sich die alten Stalker-Spiele etwa mit einem DualSense butterweich, das Auto-Aim wirkt allerdings etwas ruppig und die Empfindlichkeit beim Einsatz des Fernglas ist standardmäßig viel zu niedrig eingestellt. Das Gunplay ist mit dem Controller anders als in Stalker 2 ziemlich hakelig und fühlt sich trotz zahlreicher Empfindlichkeitseinstellungen und Unterstützungsoptionen zu keinem Zeitpunkt natürlich an. Einige Funktionen wie das Aufladen von Granaten wurden entfernt. Adaptive Trigger, haptisches Feedback und Touchpad werden nicht genutzt – unglücklich, denn selbst Zockende am PC könnten hiervon profitieren. Die Tastenbelegung kann am Controller nicht frei belegt werden, allerdings steht immerhin ein alternatives Layout, welches im Grunde den Sprung-Knopf von X auf R1 legt, zur Verfügung und die Tastatureingaben können wie am PC frei belegt werden, Mausknöpfe hingegen weder an PC noch auf der Konsole. Die Geschwindigkeit des Stalkers im Vollsprint ist wie im Original unglaublich hoch. Wie anno dazumal treffen euch die Feinde zielgenau aus mehreren Kilometern Entfernung und unsere Begleitpersonen bleiben zu häufig an Hindernissen hängen und sterben dann theatralisch. Das durch eure Entscheidungen in der Zone beinflussbare dezentrale Missionsdesign wirkt hingegen weiterhin kompetent, ähnlich wie in aktuellen Titeln wie Atomfall.


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PC-Version
Die Stalker-Remaster-Trilogie unterstützt Screen Space Ambient Occlusion (SSAO)-Modi wie Horizon-Based Ambient Occlusion (HBAO) und High Definition Ambient Occlusion (HDAO), Screen Space Shadows / Reflections / Global Illumination, Tessellation-Shader und MLAA-Kantenglättung. Darüber hinaus wird auch AMDs Upscaler FidelityFX Super Resolution (FSR) unterstützt, die Nvidia- und Intel-Pendants Deep Learning Super Sampling (DLSS) und Xe Super Sampling (XeSS) hingegen nicht. Die PC-Version verfügt über ähnlich satte Farben wie auf der PS5 Pro, während das Original in Sachen Lichtstimmung der Xbox Series X nahe kommt. Charaktermodelle, Sichtweite, Reflektionen und Effekte sind auf maximalen Details auf dem Niveau des Qualitätsmodus auf den Konsolen. Im 1:1-Vergleich fällt auf, dass die zusätzlichen Shader und vor allem die reichhaltigere Vegetation die Spiele grafisch aufwerten.


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Die Remaster sind deutlich hardwarehungriger als ihre Vorlagen: Während wir Teil 1 mit einer GeForce RTX 4080 Laptop GPU in maximalen Grafikdetails in 4K in 900 bis 1.000 FPS spielen können, erreichen wir in der Enhanced Edition lediglich 70 bis 100 FPS. Deutlich schlimmer trifft es schwachbrüstigere GPUs oder gar integrierte Grafiklösungen. Das 2007er-Originalspiel können wir in maximalen Grafikdetails selbst mit der Radeon 780M-iGPU größtenteils in über 60 FPS in nativem 1600p spielen. Beim Remaster bricht die Framerate in diesen Einstellungen um drei Vierteil ein und um flüssig spielen zu können, müssen wir auf mittlere Details herunterregeln und FSR im Balanced-Modus aktivieren, was die Auflösung auf 944p reduziert. Das Original sieht mit diesen Einstellungen deutlich schicker aus und Effekte wie HBAO lassen sich auch mit den zahlreichen verfügbaren Mods nachrüsten. In der Enhanced Edition hingegen klagt die Spielerschaft über Ablehnungen von Mod-Einreichungen.


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Spielerisch entspricht die PC-Version denen auf den Konsolen. Das niedrigere Ducken erfordert immer noch, eine zusätzliche Taste noch gedrückt zu halten. Manuelle Speicherstände lassen sich im Remaster merkwürdigerweise nicht mehr benennen. Die Stalker-Remaster-Trilogie wurde aufgrund dieser Unzulänglichkeiten von der Spielerschaft nicht gerade positiv aufgenommen und hatte zur Veröffentlichung „größtenteils negative“ Bewertungen auf Steam, was sich zwischenzeitlich immerhin zu „ausgeglichen“ geändert hat. Es bleibt zu hoffen, dass GSC Game World die Performance der Stalker-Remaster-Trilogie auf dem PC drastisch verbessert.


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Fazit
Die Enhanced Edition der Stalker-Trilogie schlägt sich auf PS5 Pro und Xbox Series X ganz gut, während die Performance auf dem PC zu Wünschen übrig lässt. Während die markante Atmosphäre der Originale gut eingefangen wird, spielen sich die Ego-Shooter mit dem Controller nicht perfekt. Das Managen des Inventars und die Bedienung des Mod-Browsers sind etwas frickelig, das fällt allerdings nicht all zu schwer ins Gewicht. Die Unterstützung von Maus und Tastatur kann da helfen. Die Auswahl an Grafikmodi ist für Besitzerinnen und Besitzer eines 120 Hz-TVs groß, alle anderen erhalten im Grunde nur einen Qualitäts- und Leistungsmodus wie im letztjährigen Original-Remaster, allerdings garniert um überarbeitete Texturen, Modelle, Beleuchtung und Reflektionen. Im Direktvergleich fallen die hübschen Godrays direkt ins Auge, alles andere ist nettes Beiwerk. Während man im sich fluffig spielenden 120 FPS-Ultra-Leistungsmodus Abstriche in punkto Bildqualität machen muss – von fehlenden Reflektionen, geringerer Schattenqualität und einem insgesamt etwas weicheren Bild -, überzeugt uns der 60 FPS-Leistungsmodus mit hoher Bildqualität bei flüssiger Bildrate. Der ausgeglichene 40 FPS-Modus scheint dem 30 FPS-Qualitätsmodus ebenbürtig zu sein. Selbst auf Zoom-Stufe 500 Prozent sehen die Schattenwürfe und Charaktermodelle identisch aus.
Für all diejenigen, die über ein 120 Hz-Panel verfügen und die bestmögliche Bildqualität wollen, ist der 40 FPS-Modus daher ideal. Es ist also für jeden etwas dabei, allerdings hätten wir uns insgesamt ein größer ausfallendes visuelles Upgrade gewünscht. Die PS5 Pro hat kräftigere Farben als der etwas ausgebleichte Look auf der Xbox Series X, welcher dem Original näher ist. Mit dem Gamma-Regler kann man das nicht unbedingt ändern, denn damit wird das Bild eher milchiger und über- bzw. unterbelichteter. Die Trilogie ist nach dem Gratis-Update etwas (Konsolen-Update) bis deutlich hübscher (PC) geworden und eine stabile Maus- und Tastatur-Unterstützung sowie ein 120 FPS-Modus sind tolle Features der Konsolenversion, aber auf Xbox ist er derzeit wegen des ständigen Tearings ungenießbar und die Games sind mit geringer Texturschärfe, faden Landschaften, Asset-Flackern, unausgewogener Künstlicher Intelligenz und störrischem Gunplay weiterhin weit davon entfernt zeitgemäß zu sein. Trotzdem gebührt GSC Game World Anerkennung dafür, die Klassiker auf aktuellen Systemen spielbar zu halten und mit kostenlosen Updates zu versorgen. Wir sind gespannt, wo die Reise für die Shooter-Serie hingehen wird.
GSC Game World hat uns Stalker: Legends of the Zone Trilogy – Enhanced Edition für PlayStation 5 und Xbox Series X|S zur Verfügung gestellt. Die Screenshots haben wir auf PS5 Pro, Xbox Series X und PC erstellt. Während wir die Screenshots zu Vergleichszwecken unkomprimiert aufgenommen haben, haben wir sie aus Platzgründen für diesen Beitrag etwas komprimieren müssen (90 Prozent Bildqualität).