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Download Donnerstag

Download Donnerstag: Fate/EXTRA

Ihr steht auf rundenbasierte Japano-RPGs und seid einem fetzigen Sci-Fi-Stil gegenüber nicht abgeneigt? Dann hat Fate/EXTRA das Potenzial in eure Spielesammlung zu wandern. Ob es dieser Ehre würdig ist, erfahrt ihr im neuen Download Donnerstag.

Fate/stay night ist eine japanische Visual Novel von type-moon, die 2004 so im Mutterland eingeschlagen ist, dass ein ganzes Fate-Universum mit Mangas und Animes entstanden ist. Nun anno 2012 erscheint im PlayStation Network ein Rollenspiel, das von type-moon den Taktik-RPG-Experten Image Epoch entwickelt wurde und auf PSP und PlayStation Vita lauffähig ist. Zwar sind im Spiel diverse Charaktere aus der Franchise eingebaut, wir testen aber einmal, ob auch völlige Neulinge wie wir einen Einstieg in’s Spiel finden oder unser Gehirn die Meldung “Zugang verweigert” meldet.

Das bringt uns auch schon zum Spiel, das einen sehr technisch-geprägten Look hat. Fate/EXTRA spielt ähnlich wie die Persona-Spiele an einer japanischen High School, an der übernatürliche Dinge passieren. Uns würde interessieren, ob die Macher hinter solchen Marken wie Corpse Party und Fate ein Trauma in ihrer Schulzeit erlebt haben, dass sie es nun virtuell abbilden, dass Monster durch die Gänge patrouillieren. Wie auch immer, in Fate/EXTRA gibt es einen etwas anderen Twist, der die Jagd nach Erfahrung in den Dungeons begründet.

Und morgens grüßt das Murmeltier

Ihr beginnt das Game als männlicher Schüler, könnt weder Namen noch Geschlecht aussuchen. Schon bald merken wir, gemeinsam mit dem Protagonisten, dass hier etwas nicht stimmt. Die hübsche Lehrerin stolpert jeden Tag pünktlich um acht Uhr in’s Klassenzimmer und tut nach ihrem Sturz so, als wäre nichts geschehen. Auch die Lehrinhalte scheinen sich nie zu ändern. Erst als ein paar mysteriöse neue Schüler und Lehrer den Alltag aufrütteln, merken die Schüler plötzlich, dass hier merkwürdige Dinge vor sich gehen.

Wir wollen nicht allzu viel vom Handlungsverlauf verraten, aber ihr betretet plötzlich eine andere Dimension, in der euch ein Ritter in Empfang nimmt und euch in einen riesigen Saal führt. Dort begrüßt euch neben einer Leiche eines Mitschülers eine Marionette, die euch angreift und besiegt. Wird man in dieser virtuellen Unterwelt umgebracht, stirbt man auch wirklich, also innerhalb der virtuellen Welt von Fate/EXTRA wiederum – alles klar? Doch das Spiel ist natürlich noch nicht vorbei, es beginnt erst. Die Anfangsphase ist recht zäh und ihr werdet wie in vielen J-RPGs erst einmal mit haufenweise Dialogen über Alltagsdinge bombadiert. Ihr könnt erst einmal eine Kämpferklasse eures neuen eigenen Charakters wählen, einen Bogenschützen, Schwertkämpfer oder mit einer Pistole bewaffnete Figur. Anschließend wählt ihr Name und Geschlecht und schon erlebt ihr die selbe Szene aus der Perspektive der neuen Figur, die dem Mitschüler natürlich in die geheimnisvolle Zone folgt, aber nicht stirbt.

Puppenspielereien

Das brünette Mädel Haruka (in unserem Falle) wird von einer schrill kostümierten Figur gerettet, die der Klasse entspricht, die ihr anfangs gewählt habt. In Fate/EXTRA steuert ihr nämlich euren Krieger nicht direkt, sondern fungiert als Meister über einen Vasallen. Doch wozu das alles? Die Schüler werden von einem Megacomputer kontrolliert und die Einrichtung dient nur als Fassade für den Holy Grail War (Krieg des Heiligen Grals). Dabei handelt es sich um ein Ausscheidungsturnier zwischen allen Meistern in der Schule. Jede Woche findet ein Kampf statt und dazwischen habt ihr Zeit, euch in der Arena darauf vorzubereiten. Dort tretet ihr Abends nach der Schule ein und trainiert euren Schützling. Anders als in Persona gibt es keinen Schulalltag, den es zu absolvieren bzw. zu überstehen gilt, und tonnenweise Nebenaktivitäten – die gibt es nur im Prolog als kleinen Querverweis an die Konkurrenz.

Ihr könnt euch zwar nach dem Unterricht frei durch das Schulgebäude bewegen, Schüler anquatschen, in der Cafetaria einkaufen und in der Kapelle Skillpunkte verteilen (dazu später mehr), so richtig gameplaytechnisch genutzt wird das Gebäude aber selten. Manches Mal gibt es Nebenquests, die ihr annehmen könnt. So sollt ihr eurer Lehrerin bestimmte Gegenstände aus dem Animus… wir meinen aus der Arena mitbringen. Dafür erhalten wir dann eine imposante Lampenkonstruktion für unser Klassenzimmer, das wir als Unterschlupf benutzen. Der Dungeon hat zumindest in der einen (Spiel-)Woche, die wir gespielt haben, ein täglich-gleiches Design. Die schlauchigen Gänge beherbergen fiese Monster, die an Drachen, Goblins und Käfer erinnern. Zwar bewegen die sich sichtbar durch die engen Gänge, sie zu umgehen stellt aber meist eine großer Herausforderung dar, da sie bei Sichtkontakt blitzschnell auf euch zugeschossen kommen und in einen Kampf verwickeln.

Sechs gewinnt

Die Konfrontationen laufen rundenweise ab. Ihr könnt pro Runde sechs Befehle geben – Attack (Angriff), Guard (Verteidigung) oder Break (Konter). Anfangs wählt ihr noch blind Kommandos und hofft, dass sie im Stein-Schere-Papier-Prinzip des Spiels die Aktion des Gegners schlagen. Doch in Fate/EXTRA ist Erfahrung Gold wert. Seid ihr einen Gegnertyp schon öfters gegenüber gestanden, so werden pro Runde einige Felder aufgedeckt und ihr seht, was euer Gegenüber als nächstes vorhat. Auf einen anstehenden Konter reagiert ihr beispielsweise mit einem Angriff. Nach drei erfolgreichen Schlagfolgen in Folge entfacht euer Kämpfer eine mächtige EX-Attacke. Ihr könnt eurem Helden auch gefundene Klamotten anlegen, die diesen Erfahrungseffekt verstärken und pro Runde bis zu drei Aktionen zeigen. Je nach Gegnertyp ist eine bestimmte Aktion besonders wahrscheinlich oder eine Wiederholung des Musters ist absehbar. Die mächtigen Drachen beispielsweise sind im Grunde die einfachsten Feinde. Sehr ihr drei Aktionen dieser Unholde pro Runde und diese wiederholen ihren Schlachtplan ab der zweiten dreier-Reihe, dann ist es keine Raketen-Wissenschaft, warum ihre Gattung schon einmal ausgestorben ist.

Die Arena ist in zwei Ebenen geteilt, auf beiden ihr einen Cipher (Schlüssel) finden müsst. Nur wenn ihr innerhalb der sieben Tage Vorbereitungszeit beide Schlüssel findet, werdet ihr auch für den anstehenden Kampf zugelassen. Das Gegneraufkommen in der Arena ist fair und da das Kampfsystem auf eine Mischung aus Erinnerungsvermögen, Taktik und Glück setzt, machen die Dungeon-Ausflüge auch Spaß. Das visuelle Design der Arena ist etwas bider. Zwar klingt es theoretisch ziemlich aufregend, dass ihr durch holografische Gänge durch eine Unterwasserwelt geht, es sieht aber ziemlich trist aus. Im Gegensatz zur Konkurrenz, wo die Details nochmal eine Stufe runtergeschraubt werden, muss man aber sagen, dass ihr euch in 3D durch die Welt bewegt, die Kämpfe rasant und effektvoll in Szene gesetzt und die Figuren für ein PSP-Spiel ganz schick sind. Fate/EXTRA basiert im Übrigen auf der Criware-Engine, die auch schon für die PS2- und PSP-Ableger der GTA-Serie im Einsatz war.

Es sind neben Questgegenständen auch Items verteilt und ab und an gibt es auch geheime Gänge, die durch einen Schalter oder unsichtbaren Zugangsweg zu erreichen sind. Hier ist zur Abwechslung Forschergeist gefragt. Während ihr euren Charakter auflevelt, in unserem Fall die rothaarige Schwertkämpferin Saber, trefft ihr auch ständig auf euren kommenden Gegner. Hier wird Trash Talk großgeschrieben (so wie es auch richtig ist), es gibt aber auch ein paar nette Gameplayeinfälle seitens der Entwickler. So startet der prollige Frauenschwarm unserer Schule eine Schatzjagd, in der wir so schnell wie möglich fünf (von ihm versteckte) Gegenstände finden sollen. Da er als erster startet und genau weiß, wo sich die Items befinden, ist die Überraschung nicht groß, dass wir leer ausgehen. Hoffentlich ist das in späteren Abschnitten besser umgesetzt.

Durch Erfahrungspunkte schaltet ihr Levelaufstiege frei, die euch Skillpunkte bescheren. Die Fähigkeitspunkte verteilt man auf die Werte eures Knechts, die sich in Stärke, Verteidigung, Agilität, Magie und Glück untergliedern. Dies geschieht etwas umständlich bei zwei reichlich unfreundlichen Schwestern in der Kapelle. Vergesst also nicht eure Punkte zu verteilen, sonst gibt es auch keine neuen Spezialfähigkeiten. Unsere Saber beherrscht beispielsweise eine Barrage an Nahkampfattacken auf den Feind niederzuprasseln, was doppelten Schaden und einen Niedergang unserer Manapunkte verursacht.

Grinding – bei Tony Hawk’s cool, in Rollenspielen nicht so

Und hier sind wir auch schon bei einem Problem, auf das wir in unserer knapp siebenstündigen Spielsitzung gestoßen sind. Als wir dem ersten Zwischengegner gegenüber treten. stellen wir erstaunt fest, dass dieser über das 4-Fache unserer Lebenspunkte verfügt. Obwohl wir die Schlüssel schon zwei Tage vor dem Kampf gefunden haben, sind wir weiterhin fleißig jeden Tag brav in die Arena gegangen. Grinding, also das wiederholte Ausführen einer immer gleichen Tätigkeit, ist an sich nicht sehr spaßig, in Fate/EXTRA aber besonders nervig. Entscheidet ihr euch also dafür, nicht den Levelausgang zu betreten, sondern die wieder erscheinenden Monster erneut auf’s Korn zu nehmen, müsst ihr sehr lange warten, bis die besiegten Gegner wieder erscheinen. Anders ist es aber, wenn ihr einmal beim Erkunden eine falsche Abzweigung nehmt und zurück lauft und euer eben in einem harten Kampf besiegter Gegner wieder putzmunter umherflattert. Von daher haben wir meist pro Tag so viel geleistet, wie unsere Heldin imstande war. Dank teils verteilten Gesundheitsbrunnen und dem erwähnten Drachenkiller-Trick waren das schon recht viele Kämpfe.

Und nun stehen wir also diesem völlig übermächtigen Gegner gegenüber. Habt ihr mindestens einen Tag vorher gespeichert, könnt ihr zwar noch einmal neuladen, eine Lösung soll das ja aber nicht sein. Wir stehen also Sir Francis Drake, bekannt aus Funk und Fernsehen (zuletzt Uncharted), in einem etwas eigenwilligen Re-Design für Fate/EXTRA gegenüber und das größte Problem ist nicht sein übermächtiger Gesundheitsbalken, sondern die Stärker seiner (Spezial-)Attacken. Ebenfalls doof: Ihr könnt die Zauberenergie eures Kämpfers nicht wieder aufladen, dafür gibt es einfach keine Items, zumindest in dem Teil, den wir gespielt haben. Brot hilft zwar das Mana eures Meister aufzufüllen, das aber nur in drei Punkte-Schritten, während der Heilzauber (Zauber des Meister nennen sich in Fate/EXTRA Codecasts) 30 Punkte kostet. Und da man nur einen Codecast oder einen Gegenstand pro Runde einsetzen kann, sehen wir ziemlich alt aus. Mit Müh’ und Not haben wir den ersten Weltumsegler dann doch im dritten Anlauf bezwungen – ein Bossfight, der es in sich hatte.

Ersteindruck

Als Vorabfazit nach knapp sieben Stunden bleibt ein zwiegespaltener Eindruck. Das Kampfsystem ist einfach zu erlernen, schwierig zu meistern, die (komplett englischsprachigen und bis auf ein paar Wortfetzen nicht vertonten) Dialoge mit anderen Duellanten sind amüsant und der Storytwist am Anfang ist gut gemacht. Doch leider ist das Schulgebäude sehr steril, man lernt zu Beginn wenig Spezialangriffe und die Balance im ersten Bosskampf ist total misslungen. RPG-Profis werden damit wenig Probleme haben und wenn ihr euch etwas reinfuchst und 100-prozentig konzentriert, stellen die Zwischengegner auch kein unüberwindbares Hindernis dar, für einen ersten Zwischengegner ist dieser aber doch sehr mächtig gehalten. In Sachen Umfang erwarten wir buchstäblich großes, haben wir doch gerade einmal sieben Spieltage in sieben Stunden gemeistert. Das Spiel kostet im PSN 30 Euro. Auch wenn Drakes Spanische Armada uns gehörig zugesetzt hat, können und wollen wir nicht verleugnen, dass Fate/EXTRA ein gutes rundenbasiertes Rollenspiel ist, dessen Story nicht besonders viel Tiefgang zu bringen scheint, aber das Charakterensemble mit in Anime-Kreisen bekannten Figuren und echten Persönlichkeiten eine interessante Mischung ergibt.

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