Vergangene Woche ist Heavy Rain, Quantic Dreams Vorzeigespiel der PS3, als rundumverbesserte PS4-Fassung digital und im Handel erschienen, wir prĂŒfen, was wirklich besser ist und ob das Spiel nichts in seiner IntensitĂ€t ĂŒber die Jahre eingebĂŒĂt hat.
Heavy Rain war ein sehr ambitioniertes Projekt von David Cage. Basierend auf den Erfahrungen, die Cage mit Fahrenheit/Indigo Prophecy gesammelt hatte, wollte er einen Multi-Millionen-Blockbuster fĂŒr Sony produzieren, in dem man in die Haut von gleich mehreren Protagonisten schlĂŒpft, die jederzeit sterben können.
Das Action-Adventure erzĂ€hlt die Geschichte des Origami-Killers. Er wartet bis das Regenwasser am höchsten steht und ertrĂ€nkt seine wehrlosen Opfer damit. PrimĂ€r dreht sich alles um Ethan Mars, Vater von zwei Söhnen und glĂŒcklicher Ehemann. Doch schnell wird aus der Idylle ein Albtraum, als Ethans Sohn Jason bei einem Autounfall ums Leben kommt, gleich zu Beginn des Spiels.
Von da an ist der Ton gesetzt und das Spiel besticht ĂŒber eine Ă€uĂerst bedrĂŒckende Stimmung, die hier und da wieder aufgelockert wird, etwa wenn Ethan sich mit seinem zweiten Sohn Shaun wieder annĂ€hert oder als Ethan die junge Reporterin Madison Paige kennenlernt.
Madison ist ebenso an der Geschichte des Origami-Killers interessiert und verfolgt ihre eigenen Interessen bei der Jagd nach dem Serienmörder. Sie ist auf einer hochgezĂŒchteten Maschine unterwegs von Schauplatz zu Schauplatz. Diese gestalten sich meist einigermaĂen weitlĂ€ufig â von Apartementkomplexen ĂŒber Tatorte bis hin zu Fabrikanlagen. Daneben gibt es noch den Privatdetektiv Scott Shelby und den FBI-Agenten Norman Jayden, die alle ihre eigenen Ziele im Bezug auf den Origami-Mörder verfolgen.
Doch Heavy Rain lebt nicht nur von den schillernden Charakteren, vor allem die stete Interaktion auch zwischen vermeintlichen Zwischensequenzen macht das Spiel so packend. Das Spiel besteht zum GroĂteil aus Quick-Time-Events. Das nervt in den meisten Spielen, doch Quantic Dream hat es hinbekommen, dass man (meist) nicht frustriert den Controller beiseite schlĂ€gt. Die Pad-Kommandos sind homogen in die Spielwelt eingebettet und nach einer gewissen Lernphase versteht man ziemlich genau, was das Spiel von einem möchte.
Gleiches gilt nicht unbedingt fĂŒr die PlayStation Move-Steuerung. Das Original-PS3-Spiel konnte man noch mit Sonys patentierten EistĂŒten spielen, da der Move jetzt primĂ€r als EingabegerĂ€t fĂŒr das kommende PlayStation VR dient, fĂ€llt diese UnterstĂŒtzung ab. Das ist aber kein Beinbruch, denn mit den Sticks und Aktionstasten spielt sich das Abenteuer deutlich angenehmer.
Heavy Rain bietet eine spannende Geschichte, die sich erst gegen Ende hin auflöst und alle FĂ€den, die ĂŒber die einzelnen zusammenhangslos erscheinenden Episoden gesponnen wurden, in einem furiosen Finale zusammenfĂŒhrt. Besonders gut gefĂ€llt uns das “Pacing”, also die Geschwindigkeit der Abfolge der Ereignisse. Es gibt ruhige Momente voller Trauer und Schmerz, hektische Autoverfolgungsjagden und spannende Detektivsequenzen.
Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein in Heavy Rain. Es gibt einige technische Ungereimtheiten wie Clipping-Fehler und ĂbergangsmĂ€ngel und auch die Steuerung in den freien Sequenzen ist nach wie vor fern eines Idealzustandes. Mit R2 und dem linken Analog-Stick bewegt ihr die Charaktere, allerdings meist eher etwas unbeholfen. Das Abenteuer ist mittlerweile raus aus der PubertiĂ€t, doch die Steuerung ist noch im Strampel-Status. Zumindest funktioniert die Steuerung gut in Ăbergangswechseln der Kamera-Perspektiven, die man des öfteren durchschalten kann. Vergleicht man aber aktuelle Spiele mit Ă€hnlichem Gameplay, siehe Life is Strange, wirkt die Erkundung in Heavy Rain stĂŒmperhaft.
Es handelt sich bei dem Spiel um eine Neu-Veröffentlichung fĂŒr die aktuelle Konsolengeneration, was hat sich also getan? Die Download-Erweiterung Der TierprĂ€perator (The Taxdermist) wurde nahtlos in’s Spiel integriert. Das Extra-Kapitel spendiert Madison einen Ausflug in ein sehr unheimliches Haus, war auch schon in der Move-Edition fĂŒr die PS3 integriert. Die Steuerung blieb – im Guten wie im Schlechten – unangetastet. So bleibt das SpielgefĂŒhl identisch. Einzig Texturen und Charaktermodelle hat man einer Frischzellenkur unterzogen. Heavy Rain sieht genauso beeindruckend aus, wie zur Ur-Veröffentlichung auf der PS3. Charaktere wirken plastisch und Umgebungen scharf, Lichteffekte machen etwa in zerfallenen GebĂ€ude mit herumfliegenden Staubkörnern (kein Blockbuster kommt heutzutage ohne aus) einiges her. Die Filmsequenzen, besonders die entscheidende zu Beginn als Jason vom Auto erfasst wird, blieben hingegen unangetastet. Sie sind pixelig und grob, da hĂ€tten wir uns mehr erwartet. GlĂŒcklicherweise sind diese “FMVs” (Full Motion Videos) sehr selten und somit fĂ€llt dies spĂ€ter kaum mehr in’s Gewicht.
Unser Playthrough – das gesamte Spiel in 7 Videos
Fazit
Heavy Rain geht auch in der neuen Version unter die Haut. Das Drama wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzĂ€hlt und wurde in weiten ZĂŒgen zeitgemÀà auf die aktuelle Technik abgestimmt. Klar gibt es diverse kleine MĂ€kel, etwa die hakelige Steuerung in den Erkundungssequenzen, kleinere Logikfehler im Story-Ablauf oder teils fehlende Entscheidungsfreiheit. Das tritt bei der hochwertigen PrĂ€sentation einer eindrucksvollen Geschichte in den Hintergrund. Selbst wenn ihr das Spiel bereits damals durchgespielt hat, packt euch die AtmosphĂ€re gleich wieder. Das liegt auch an der geschickt eingesetzten Musik mit GĂ€nsehautgarantie. Heavy Rain ist ein Spiel, das gerne untergehen mag im Remaster-Wahn. Das sollte es aber auf keinen Fall. Es ist genau das, was es sein will, ein interaktives Drama, in dem VaterqualitĂ€ten bis auf’s ĂuĂerste getestet werden, eure Nerven einem Drahtseilakt unterzogen werden. Wir können euch daher nur an’s Herzen zu legen, dem Spiel eine Chance zu geben.
Heavy Rain ist in einer Collection mit Quantic Dreams darauffolgendem Spiel und weiteren PS4-Remaster Beyond: Two Souls, ein weiteres PS4-Remaster auf Disk zum Preis von 60 Euro zu haben, beide Spiele gibt es im PlayStation Store digital gemeinsam fĂŒr 40 Euro oder einzeln fĂŒr 30 Euro im zum Download. Mehr zu Beyond: Two Souls fĂŒr die PS4 bald auf XTgamer.de und unseren Twitch/YouTube-KanĂ€len.
Heavy Rain
Genre: Action-Adventure
System: PS4 (getestet), PS3
Preis: 30 Euro (PSN)
Entwickler: Quantic Dream (Fahrenheit, Beyond: Two Souls)
Publisher: Sony
We took the screenshots off of our YouTube walkthrough, the image in-game is a bit more detailed and clear. This game was provided by the publisher for review purposes, check our review policy for details.
Exxoz Zockt
Sehr schönes SPiel. Ich selber war ja die ganze Zeit dabei im Stream. Lustiger weise wurde es schon sehr sher spĂ€t und ich wollte schon lange schlafen đ Aber da sieht man die QualitĂ€t wie sehr das Spiel in der Story fesseln konnte. Schade das solche Spiele all zu oft nur fĂŒr Konsole raus kommen. Das gleiche auch wie zB mit ” The Last Of Us “. Aber irgendwann hoffe ich mal das der eine oder andere Interissante Titel portiert wird.
ps. XT weiter so đ und klau mir die NĂ€chte *fg*