Der Film Leben und Sterben in L.A. feiert in diesem Jahr 35-jähriges Jubiläum. Wir blicken zurück und stellen euch die unterschiedlichen Heimkinofassungen vor.
1971 kam William Friedkins The French Connection: Brennpunkt Brooklyn mit Gene Hackmann in der Hauptrolle in die Kinos, in dem sich alles um Drogenschmuggel innerhalb New York Citys und die Beteiligung der Polizei darin dreht. Zwei Jahre später erschien Sidney Lumets Serpico und behandelte die Thematik mit Al Pacino in der Hauptrolle auf eigene Art und Weise. Im gleichen Jahr setzte Friedkin mit Der Exorzist das Publikum in Angst und Schrecken. Bis heute gelten diese Filme als Genreklassiker. Weniger bekannt, dennoch nicht minder interessant ist Leben und Sterben in L.A., der im November 1985 in den USA und im darauffolgenden März in den hiesigen Lichtspielhäusern anlief. Friedkin schrieb am Drehbuch mit und übernahm die Regie.
Story
Zur Handlung sei Folgendes gesagt: Secret Service-Agent Richard Chance (William L. Petersen) sinnt auf Rache. Sein Partner Jim Hart (Michael Greene) wurde kurz vor seiner Pensionierung umgebracht. Gemeinsam mit John Vukovich (John Pankow) jagt er denjenigen, den er für dieses Verbrechen als schuldig ansieht – den Geldfälscher Eric Masters (William Dafoe). In bester Heat-Manier entspinnt sich ein brutales Katz- und Mausspiel. Ähnlich wie im eben genannten Michael Mann-Film spielt in Leben und Sterben in L.A. die Kulisse eine zentrale Rolle. Schon in den 80ern war man daran gewöhnt, die Stadt der Engel von einem romantisierten Blickwinkel aus zu sehen. Friedkin geht hier einen anderen Weg und setzt das Geschehen größtenteils in den Hintergassen und unterhalb von Highway-Kreuzungen im östlichen Teil der US-Metropole an.
Leben und Sterben in L.A. ist ein kompromissloser Cop-Thriller, in dem eine schmutzige Hand die andere wäscht, ehe sie regungslos auf dem Boden liegen bleibt. Kompromisslos ist dabei nicht nur die Action, die in einer aufwendig inszenierten Verfolgungsjagd mündet, sondern auch der ungenierte Umgang mit Sexualität. In den 116 Minuten nimmt man das Geschehen größtenteils aus den Blickwinkeln von Chance und Masters wahr. Obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes agieren, unterscheiden sich ihre Methoden und Attitüden nicht sonderlich von einander. Der vermeintliche Gesetzeshüter verstrickt sich zusehends in Konflikte mit dem Gesetz und wird dafür von seinem Vorgesetzten Thomas Bateman (Robert Downey Sr.) mehr als ein Mal zurecht gewiesen. Die weiblichen Figuren hätte man sinnvoller in den Plot integrieren können. Bianca Torres (Laura Feuer) ist zwar Masters Partnerin, sie spielt allerdings lediglich eine kleine Rolle in der Falschgeldmasche. Im Laufe des Films werden das ein oder andere Geheimnis von Chances Lebensgefährtin Ruth Lanier (Darlanne Fluegel) offenbart.
Alle Darstellerinnen und Darsteller überzeugen ausnahmslos durch tolle schauspielerische Leistungen. Dean Stockwell verkörpert etwa den aalglatten Anwalt Bob Grimes und versucht zu seinen Gunsten sogar die Bundesagenten gegeneinander auszuspielen. John Turturro glänzt in dem Film als wieseliger Krimineller Carl Cody.
Die in Leben und Sterben in L.A. generierte dichte Atmosphäre ist auf die starken glaubwürdigen Dialoge und die ausdrucksstarken Bilder des 2018 verstorbenen niederländischen Kameramanns Robby Müller zurückzuführen. Der von der britischen Gruppe Wang Chung komponierte und eingespielte Score trägt seinen eigenen Teil dazu bei. Die treibenden Synthesizer-Melodien brachten Regisseur Friedkin sogar dazu, für den Anfang des Films neue Szenen aufzunehmen. Das hat sich gelohnt, denn das verwendete Instrumentalstück wird uns noch lange im Ohr bleiben. Friedkin wollte übrigens explizit keinen Song mit dem Filmtitel im Namen. Kurioserweise wurde aus der Intro-Musik im Endeffekt genau das. Der bislang größte Hit Wang Chungs, Dance Hall Days, wird im Film ebenfalls kurz angestimmt. AM-FMs LA LA passte ebenso perfekt in die verwendete Filmszene. Der Song ist nach dem Tod des Komponisten Jerry Leiber im Jahr 2011 allerdings verschollen.
Die Versionsunterschiede
2008 veröffentlichte 20th Century Fox Leben und Sterben in L.A. erstmals in HD-Auflösung auf Blu-ray. 2016 wurde in den USA von Shout Factory eine neue Fassung auf Basis eines 4K-Masters veröffentlicht. Das deutsche Filmlabel capelight nahm sich dies zum Anlass, diese neue Abtastung im November 2018 in Form einer Collector’s Edition in den Handel zu bringen. Wir haben uns beide Fassungen angesehen und sind unter Berücksichtigung des Alters des Films beeindruckend ob der guten Bildqualität. Beide Heimkinofassungen sind allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben.
Die restaurierte Fassung bietet ein deutlich schärferes Bild, sodass Palmen im Hintergrund durchaus zu erkennen und nicht nur matschige Silhouetten sind. Das Farbspektrum ist größer, was sich besonders in den Tagesszenen positiv bemerkbar macht. In Nachtszenen fällt es allerdings schwer, Details wahrzunehmen. Wir führen dies auf die Steigerungen von Schärfe, Schwarzwert und Kontrast zurück. Die erhöhte Bildschärfe hat ein durchgehendes Bildrauschen zur Folge, das wesentlich ausgeprägter ist als in der unschärferen 20th Century Fox-Fassung. Abhängig von dem Betrachter mag man sich daran gewöhnen. Wer mit Rauschen kein Problem hat, ist mit der capelight-Version besser beraten. Sind Farbspiel und Schärfe nicht so wichtig und das Rauschen störend, kann man der Fox-Blu-ray den Vorzug geben.
Auch der Ton wurde in der neuen capelight-Version verbessert. Auf der Fox-Blu-ray finden sich ein englischer 5.1 DTS HD Master Audio-Track, Deutsch und Französisch in 5.1 DTS und englische, deutsche, französische und holländische Untertitel sowie ein hinzuschaltbarer deutscher Begleittext, der die englisch-sprachigen Texteinblendungen übersetzt, wieder. Die capelight-Blu-ray verfügt über Englisch und Deutsch in 5.1 DTS HD Master Audio sowie eine optionale deutsche DTS 2.0-Spur und deutsche Untertitel. Der geringfügig eingesetzte deutsche Begleittext ist Teil des Films und kann selbst mit englischer Sprachspur nicht deaktiviert werden. Eines vorweg: Wir haben den Sound mit hochauflösenden DTS X 2.0-Kopfhörern überprüft. Die deutschen Tonspuren in 5.1 DTS (Fox) und DTS 2.0 (capelight) hören sich im Vergleich zur deutschen 5.1 DTS HD MA-Spur deutlich flacher, dumpfer und langweiliger an. Stellt man diesen Track dem englischen Original innerhalb von ausladenden musikalisch untermalten Sequenzen gegenüber fällt auf, dass die Übersetzung weniger basslastig ist und lauter abgemischt wurde. Die HD MA-Spur ist also deutlich besser als alle anderen deutschen Spuren, kann aber mit der Dynamik des Originals nicht mithalten. Die deutschen Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher machen eine gute Figur. Der ruppige Ton der Figuren kommt auch hier gut rüber.
Bonusmaterial
Während die Fox-Blu-ray lediglich den offiziellen Trailer als Sonderausstattung anbietet, finden sich auf der capelight-Blu-ray diverse alte (z. B. Friedkins Audiokommentar, 30-min. Making-of) und neue Extras, wie 2016 geführte Interviews mit Cast und Crew wie Debra Feuer, Stunt-Koordinator Buddy Joe Hooker und Dwier Brown, der den Doc spielte, wieder. In dem schön gestalteten Mediabook erfährt man Hintergründe zum Dreh des Films und hübsche Aufnahmen hinter den Kulissen. Besonders die eloquente filmhistorische Einordnung von Leben und Sterben in LA ist für Filmbegeisterte spannend. In dem in den Farben des Films getauchten Mediabook findet sich nicht nur die Blu-ray, sondern auch eine DVD mit dem Film (Englisch und Deutsch in Dolby Digital 5.1) und dem alten Bonusmaterial wieder. Beide Versionen sind auch einzeln ohne Mediabook inklusive der beschriebenen Extras erhältlich.
Fazit
Leben und Sterben in L.A. ist ein unkonventioneller stilsicherer Cop-Thriller mit starken Charakteren, der nicht jeden Geschmack trifft und nicht per sé an 80er-Begeisterte empfohlen werden kann. Der Film bietet unterhaltsame Dialoge und toll umgesetzte Action-Sequenzen. Die Meinungsverschiedenheiten bei Crew und Filmstudio führten zu unterschiedlichen Schnittfassungen (im Bonusmaterial enthalten) und darauf resultiert, dass sich keines der beiden Enden so richtig gut anfühlt. Mit dem gewählten Ende hat Friedkin auf jeden Fall Mut bewiesen und Filmen wie Departed – Unter Feinden und Collateral den Weg geebnet.
Leben und Sterben in L.A. wurde uns im 2-Disc-Collector’s Edition Mediabook von capelight Pictures als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Alle Screencaps und Fotos innerhalb dieser Rezension haben wir selbst angefertigt.