Euch gefallen Rhythmusspiele alá Amplitude und Audiosurf? Wir haben die beiden ähnlich funktionierenden Konkurrenten Music Racer und AVICII Invector für euch angespielt.
Music Racer
Die Daten von Music Racer für PC (Steam) klingen zunächst beeindruckend: Das Spiel bietet 16 Strecken in unterschiedlichen Settings, die meist futuristisch angehaucht sind oder Retro-Flair versprühen. In einem aus zwölf Vehikeln, darunter ein Starter-Lamborghini und gegen Punkte beziehbare Fortbewegungsmittel wie das Tron-Bike oder den DeLorean aus Zurück in die Zukunft, allesamt ohne Lizenz und optisch anpassbar. Als musikalische Untermalung verwendet ihr entweder die Ingame-Musik, die aus 15 Songs besteht, YouTube-Videos, die komfortabel aus dem Spiel heraus gesucht und automatisch in das Spiel übertragen werden, oder Lieder in den Formaten MP3, FLAC, OGG oder WAV von eurer Festplatte. Als Spielmodi bietet Music Racer Standard, Hard, Zen und Cinematic an. Einen echten Unterschied zwischen dem voreingestellten Schwierigkeitsgrad und der erhöhten Stufe konnten wir nicht feststellen. In dem Zen-Modus wird keine Punktanzeige eingeblendet und es gibt, soweit wir gesehen haben, keine Hindernisse. Nach dem Level erhaltet ihr dann doch die Aufschlüsselung über eure erzielten Punkte. Cinematic ist hingegen der Replay-Modus, in dem ihr nicht in die Steuerung eures Flitzers eingreifen könnt. Obwohl das Spiel visuell eher spartanisch daher kommt, verfügt es überraschenderweise über einen Foto-Modus, der jederzeit über das Pausemenü angewählt werden kann.
In Music Racer werden auf einer dreispurigen Rennbahn weiße Kugeln platziert, die ihr einsammeln müsst. Je nach Intensität erhöht sich automatisch die Geschwindigkeit eures Autos. Ihr könnt lediglich die Spuren wechseln. Die gut funktionierende Bedienung klappte bei uns ausschließlich mit der Tastatur, obwohl das Optionsmenü und die Steam-Store-Seite “teilweise Controller-Unterstützung” suggerieren. Nun möchte man meinen, dass das Spiel die Platzierung der Sammelobjekte und Hindernisse von dem angewählten Lied abhängig macht. Diese Korrelation hat sich im Spiel allerdings nicht bestätigt. Die Platzierung der Objekte auf der Strecke scheint zufällig zu sein, lediglich das Spieltempo versucht das Spiel der Intensität des Tracks anzupassen. Selbst das funktioniert mehr schlecht als recht und in ruhigen Passagen macht sich plötzlich die Lachgaseinspritzung unseres Lambos bemerkbar. Aufgrund der Höhenunterschiede und der teils extrem hohen Geschwindigkeit sieht man die Orbs auch häufig viel zu spät.
Music Racer verfügt über Online-Ranglisten, die es erlauben euch mit euren Freunden zu messen. Dank YouTube-Unterstützung geht euch die Musik auch nie aus – außer wenn das YouTube-Plugin versagt, wie man es im Steam-Community-Hub öfters hört. In unseren Sitzungen funktionierte es allerdings tadellos. Hinzu kommt erfreulicherweise ein lokaler Splitscreen-Modus für zwei Spieler. Über Steams neues Remote Play Together-Feature funktioniert das Ganze auch online. Da das Spiel ähnlich einsteigerfreundlich wie Trackmania ist, kann man hier schnell Erfolge feiern. Music Racer fehlt es allerdings an interessanten Modi und speziellen Zielen außerhalb der Highscore-Jagd, um dauerhaft zu motivieren. Gepaart mit der kaum spürbaren Anpassung des Spielerlebnisses auf den gewählten Track können wir Music Racer als Rhythmusspiel derzeit nicht empfehlen. Sollten es die kalifornischen Entwickler von Empty Clip Studios hinbekommen, mit Patches das Spielgefühl zu verändern und mehr Modi zu liefern, werden wir hierzu einen Nachtrag liefern.
AVICII Invector
AVICII Invector setzt im Gegensatz zu Music Racer auf eine starke Lizenz. Tim Bergling, besser bekannt als AVICII, war bis zu seinem tragischen Tod im April 2018 einer der erfolgreichsten DJs der Welt. Das Videospiel bietet 25 Tracks, darunter sowohl seine bekannten Hits wie sein Smash Hit Wake Me Up, Hey Brother und Levels als auch seine Kollaborationen u. a. mit David Guetta, Dimitri Vegas & Like Mike, Kygo, Nicky Romero, Sandro Cavazza und Rita Ora. Die Songs sind in unterschiedliche thematische Welten aufgeteilt, inspiriert von der reichhaltigen Diskografie des Interpreten.
Das Spiel orientiert sich ebenfalls an dem Rennbahn-Stil, der von den oben genannten Games etabliert wurde. Die Spuren sind allerdings in einer Röhre angeordnet. Zur Bedienung mit dem Controller (wir haben das Spiel auf der Xbox One X angespielt, es ist zusätzlich für PC und PlayStation 4 erhältlich) benötigt ihr lediglich den die A-, X- und LB-Knöpfe und den linken Analog-Stick. Die Anordnung der Hindernisse und Sammelobjekte wurde perfekt auf die einzelnen Songs zugeschnitten, sodass man schnell in einen Flow kommen kann. Die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade ermöglichen Anfängern einen sanften Einstieg und bieten Profis eine echte Herausforderung. AVICII Invector gelingt diese Balance sogar noch etwas besser als Amplitude (2016). Die einzelnen Welten sind wirklich schön gestaltet und wir durchfliegen enge Canyons, schillernde Kristallhöhlen und den obligatorischen Weltraum. Die Level werden von einer seichten leicht zu vergessenden Story der Teen-Göre Pilotin miteinander verbunden, die in Cartoonsequenzen erzählt wird. In AVICII Invector können nur Einzelspieler auf die Punktejagd gehen, denn das Spiel unterstützt bis zu vier Spieler im Splitscreen. Online-Ranglisten gehören auch bei AVICII Invector zum Standard-Repertoire.
AVICII Invector ist nicht nur ein Best of des DJs in Videospielform, sondern ein gelungenes Rhythmusspiel mit großem Umfang, präziser Steuerung, herausfordernden Strecken und toller Audioqualität. Durch die große Bandbreite von AVICIIs Musik wird das Spiel so schnell nicht langweilig und die verschiedenen Schwierigkeitsgrade erhöhen den Wiederspielwert. Wir sind gespannt, was uns die schwedischen Entwickler Hello There Games als nächstes präsentieren werden.