Saga of Tanya the Evil erzählt die Geschichte eines Majors, die in einen erbarmungslosen Krieg zwischen die Fronten gerät. Die Besonderheit: Sie ist ein Kind.
Der Anime-Film ist im Jahr 1926 der Vereinigungszeitrechnung angesiedelt. Dieser Begriff eröffnet zugleich, dass Saga of Tanya the Evil in einer alternativen Realität spielt. Das kaiserliche Imperium versucht sich der kommunistischen Föderation zu erwehren. Die Mitglieder einer internationalen Freiwilligenarmee und der Vereinten Nationen spielt ebenfalls eine tragende Rolle. Die Inspirationen für die Parteien und Charaktere sind oft all zu deutlich. Das Imperium etwa verwendet das Eiserne Kreuz auf Uniformen und Flugzeugen und die Hauptstadt der Föderation hört auf den Namen Mosko.
Die Armeen setzen aber nicht ausschließlich auf konventionelles zeitgenössisches Kriegsgerät wie Repetiergewehre, Haubitzen und Panzer. Die Geheimwaffen von Imperium und Freiwilligenarmee sind die Magier-Bataillone mit Energiewaffen, allen voran Major Tanya Degurechaff. Diese wendigen schlagkräftigen Einheiten entscheiden die wichtigen Schlachten in dem bitteren Konflikt. Die Hintergründe zu Magier-Bataillonen, dem Wesen X (visualisiert durch die Statue einer Jungfrau in einer Glaubensstätte) und warum ein junges Mädchen so viel über die Art des Krieges weiß, dass sie die gesamte Streitmacht des Imperiums unter Kontrolle zu haben scheint, bleiben allerdings offen. Spätestens hier macht sich bemerkbar, dass Saga of Tanya the Evil auf der gleichnamigen 12 Episoden umfassenden TV-Serie von KAZÉ basiert und an deren Ende direkt anknüpft. Ohne Vorkenntnisse bleibt so manche Frage offen, allerdings wurden wir von dem Film auch ohne den Anime zuvor gesehen zu haben unterhalten.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist der Twist zwischen Tanya und Mary Sue auf Seiten der Freiwilligenarmee. Diese Duelle lassen uns das Blut gefrieren, denn die Kämpfe wurden hochspannend inszeniert, etwa wie in Attack on Titan. Während Tanya den Krieg versucht “sachlich” zu betrachten, sieht die emotionale Lage bei Mary aufgrund ihres tragischen Schicksals etwas anders aus. Die Herausforderung an Regisseur Yutaka Uemura war es, in 115 Minuten einen Konflikt abzubilden, Charaktere einzuführen und zu entwickeln und ein sinniges Ende zu finden. Während die Schlachten nicht zuletzt auch wegen des tollen Soundtracks mitreißen, bleibt der Großteil der Charaktere eindimensional, etwa Marys Aufpasser, dem stoischen Oberstleutnant William Drake, und der unheimliche Machthaber auf Seiten der Föderation.
Auch Tanyas Motivation ist uns im Laufe des Spiels nicht ganz klar geworden. Sie wettert oft gegen den Kommunismus und pocht darauf, um jeden Preis ihre Freiheit verteidigen zu wollen. Liest man sich nicht in die Geschehnisse der Serie ein, versteht man nicht, warum Tanya in diese Position kommen konnte. Das Ende des Films ist zwar, im Gegensatz zum Großteil des eher ernsthaften Films, humoristisch gelungen, im Laufe der Monate umspannenden Reise hat sich die Hauptfigur allerdings nicht spürbar weiterentwickelt. Hinzu kommt, dass in dem Film kleinere größere Zeitsprünge und Ortswechsel stattfinden und so fällt es Nicht-Kennern der Serie manchmal schwer, den Überblick über Figuren und Parteien zu behalten.
Aus technischer Sicht ist Saga of Tanya the Evil: The Movie top. Die Charaktere wurden charismatisch gezeichnet, die Hintergründe sind detailliert und der Sound ist über jeden Zweifel erhaben. Die deutsche Synchronisation ist gelungen und die Audiokulisse inmitten der Schlachten lässt, zusammen mit den bildgewaltigen Effekten, eine beklemmende Atmosphäre aufkommen.
Fazit
Saga of Tanya the Evil: The Movie ist ein unterhaltsamer toll inszenierter Kriegsfilm, in dem interessante politische Fäden gesponnen werden. Das Setting, eine alternative Welt inmitten eines Weltkriegs, erinnert uns an erfolgreiche Vorbilder wie Valkyria Chronicles. Die rücksichtslose teils manische Hauptfigur erlaubt hingegen nur wenige Momente der Identifikation und da die meisten anderen Charaktere eher blass sind und eine auflockernde Note erst am Ende kommt, fehlte uns der emotionale Zugang zu der erzählten Geschichte, die passend zur Thematik aus vielen einzelnen Scharmützeln besteht. Die Gräuel des Krieges werden dabei nicht in den Vordergrund gestellt und Zivilisten sind während der Schlachten gar nicht Teil der Inszenierung. Kennern der TV-Serie mag sich der Film in seiner Gänze erschließen, doch auch als Neuling in der Franchise kann man unterhaltsame zwei Stunden in dieser Welt verbringen.
Dieser Film wurde uns von KAZÉ Deutschland zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt.