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Im Test: The Dark Pictures Anthology – The Devil in Me

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The Devil in Me setzt auf die bewährte Formel der The Dark Pictures Anthology, angereichert mit einigen Neuerungen an. Kann das Staffelfinale überzeugen?

The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me wurde von Supermassive Games entwickelt und am 18. November 2022 von Bandai Namco Entertainment für PC, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S und Xbox One veröffentlicht. Es handelt sich um den viertel und letzten Teil der ersten Staffel der Horrorspiel-Anthologie, deren Spiele Man of Medan (2019), Little Hope (2020) und House of Ashes (2021), deren verbindendes Element der auf Wunsch als Tippgeber fungierende Kurator ist. Am 16. Februar 2023 wurden der Curator’s Cut, den zuvor nur Vorbestellerinnen und Vorbesteller spielen konnten, mit alternativen und zusätzlichen Szenen und der Freundespass, mit dem ihr das Spiel im Online-Koop mit einer weiteren Spielerin bzw. einem weiteren Spieler in Angriff nehmen könnt, als kostenfreie Erweiterungen veröffentlicht. Die zweite Staffel wird voraussichtlich in diesem Jahr mit dem Sci-Fi-Gruselspiel The Dark Pictures Anthology: Directive 8020 fortgesetzt werden. Grund genug für uns euch The Devil in Me näherzubringen.

Der Prolog ist während der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 angesiedelt, der Chicago World’s Fair. Das frisch verheiratete Ehepaar Jeff und Marie checkt in das World’s Fair Hotel ein, ohne zu wissen, dass es von dem Serienmörder Henry Howard Holmes geführt wird. Knapp 130 Jahre später macht sich die Filmcrew von Lonnit Entertainment im Oktober 2022 zu einer verlassenen Insel auf, um dort im Rahmen einer Dokumentation in einem dem besagten Hotel nachempfundenen Mörderschloss über H.H. Holmes zu berichten. Spätestens als der vermeintliche Hausmeister Du’Met die Insel eilig verlässt und die Crew die ersten Todesfallen entdeckt wird klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen vor sich geht und die fünfköpfige Crew, die aus dem cholerischen Regisseur Charlie Lonnit, der abtrünnigen Reporterin Kate Wilder, dem ausgeglichenen Kameramann Mark Nestor, der abgebrühten Lichttechnikerin Jamie Tiergan und der ängstlichen Praktikantin Erin Keenan besteht, muss fortan um ihr Überleben kämpfen. Die Prämisse einer mit zahlreichen Gefahren und schwierigen Entscheidungen konfrontierten Crew, die aus einem bunten Strauß von Charakteren zusammengewürfelt wurde, kennen wir bereits aus den Vorgängern wie Man of Medan oder Supermassives letztem Spiel The Quarry (2022).

Wie schon in den Vorgängern erlebt ihr das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, die sich von einer Szene zur nächsten oder teilweise in derselben ändert. Ihr könnt das Spiel zwar auch allein angehen, im lokalen Filmabend-Modus könnt ihr hingegen die Charaktere auf bis zu sieben menschliche Spielende aufteilen oder online im Geteilte Story-Modus zusammen mit einem weiteren Spielenden erleben. The Devil in Me wechselt interaktive Zwischensequenzen mit Szenen ab, in denen ihr mehr oder minder frei die verschiedenen Stockwerke des Schlosses und dessen Umgebung erkunden könnt. Es bleiben euch mitunter nur wenige Sekunden die auf dem Bildschirm angezeigten Knöpfe zu betätigen (also ein QTE; Quick-Time-Event) oder die richtige Entscheidung treffen, um das Leben eines Charakters zu retten. Das ist grundsätzlich eine spannende Idee, allerdings ist deren Umsetzung recht unausgewogen. Vermasselt ihr an manchen Stellen ein QTE, könnt ihr euch bereits von dem Charakter verabschieden. Wir hatten auch nicht das Gefühl, dass die Entscheidungen in den Dialogen den späteren Spielverlauf signifikant beeinflussen. Außerdem interagieren die Figuren etwa im Vergleich untereinander recht wenig mit dem Teenie-Horrorspiel The Quarry vom gleichen Studio. In gewisser Weise ist das auch verständlich, da sie von einem allgegenwärtigen Killer mit einer H.H. Holmes-Maske tyrannisiert und ein ums andere Mal voneinander getrennt werden.

Die feste Kamera aus den Vorgängern wurde von einer frei beweglichen Kamera ersetzt und es wurde ein rudimentäres Inventarsystem implementiert. Mit dem Steuerkreuz könnt ihr etwa aufgesammelte Schlüssel verwenden oder eure Taschenlampe bzw. in Marks Fall einen Kamerablitz verwenden. Die freie Kamera funktioniert im Großteil des Spiels gut, führt aber auch manchmal dazu, dass wir wichtige Spielgegenstände erst nach aufwendiger Suche entdecken. Die Areale sind deutlich weitläufiger als in den Vorgängern und unser Bewegungsrepertoire wurde erweitert. Jegliches aufkeimendes Gefühl von Freiheit wird schnell durch die vorgegebenen Wege mit wenig Erkundungsfreiraum und den fest vorgegebenen Stellen, an denen wir klettern und springen können, zunichte gemacht. Die Rätsel fügen sich gut in das Spiel ein, beschränken sich größtenteils auf einfache Hebel- und Schieberätsel.

Die Präsentation ist die große Stärke von The Devil in Me. Die Charaktermodelle sehen insbesondere in den Zwischensequenzen sehr lebensecht aus, die ein oder andere Szene, in der wir in die toten Augen der Praktikantin schauen oder unfreiwillig komische Laufanimationen beobachten, reißen uns allerdings wieder aus der sonst so dichten Atmosphäre heraus. sobald wir allerdings das Haus verlassen werden wir mit recht faden Umgebungen, der mitunter störrischen Kamera und den öfters den Weg versperrenden Computer-kontrollierten Charakteren konfrontiert. Der orchestrale Soundtrack von Jason Graves (Dead Space- und Moss-Serien) wird situativ gelungen eingesetzt und sorgt für mehr Grusel als eigentlich auf dem Bildschirm stattfindet. Richtig gegruselt haben wir uns eigentlich nie, der ein oder andere Jump Scare oder Splatter-Moment konnte uns dann doch überraschen. Die Qualität der Synchronsprecherinnen und -sprecher ist durchgängig sehr hoch. Da wir das Spiel in englischer Sprache absolviert haben, können wir die Qualität der deutschen Synchronisation nicht beurteilen.

Die Spielzeit von The Devil in Me beträgt sieben bis zehn Stunden. Anders als in den Vorgängern gibt es nur zwei verschiedene Enden, die sich allerdings auch stark voneinander unterscheiden. Hinzu kommt der derzeit gratis verfügbare Curator’s Cut, in dem ihr die Geschichte aus neuen Perspektiven erleben könnt.

Komplettes Let’s Play (3 Spieler, Filmabend, Steam Remote Play)

Fazit

Supermassive Games bereichert die bekannte Formel der The Dark Pictures Anthology im Staffelfinale The Devil in Me mit sinnvollen Neuerungen wie einem erweiterten Bewegungsrepertoire, einem rudimentären Inventarsystem und einer frei beweglichen Kamera, doch deren Implementierung im Spiel bleibt hinter ihrem Potential zurück. Die Geschichte um den Nachahmungstäter von H.H. Holmes wird top inszeniert, allerdings fehlt es ihr aufgrund des übernatürlich wirkenden Antagonisten an Glaubwürdigkeit. Hinzu kommt ein Mangel an Charaktertiefe und den Spielverlauf beeinflussenden Entscheidungen, wodurch das plötzliche überzogen dargestellte Ableben eines Charakters wegen eines fehlgeschlagenen Quick-Time-Events eher zur Belustigung als zu einem emotionalen Moment führt. Haben euch die bisherigen Teile der The Dark Pictures Anthology oder The Quarry gefallen, dürfte euch auch The Devil in Me insbesondere in der Gruppe in den lokalen und Online-Mehrspielermodi gut unterhalten.

Die Screenshots stammen von dem Hersteller. Dieser Test wurde mit der von dem Hersteller bereitgestellten PC-Version von The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me angefertigt.