Loading...
Test

Im Test: Call of Duty – Black Ops

Alex Mason und die Entwicklerschmiede Treyarch teilen ein gemeinsames Schicksal: Sie haben es nicht leicht.

Mason wird zu Beginn schon mit schweren Umständen konfrontiert, Treyarch muss sich als neuer Hauptbetreuer der “Call of Duty”-Serie beweisen. Wie ersteres in die Handlung eingebettet ist und sich Treyarch im Kalten Krieg schlägt, zeigt der ultimative Test.

Und jener erfolgt nun doch nicht wie geplant in Form eines Videos. Uns steht zum Aufnehmen eines Testvideos nur eine mittlerweile indizierte Fassung des Spiels zur Verfügung und wir sehen davon ab nun diese zu testen, da dies als Werbung ausgelegt werden könnte.

Der nachfolgende Test des Einzelspielerteils basiert deshalb ausschließlich auf der deutschen Verkaufsfassung der PC-Version, die von der USK ab 18 Jahren freigegeben wurde. Nur in einem kurzen Abschnitt kommen wir auf die Unterschiede zwischen USK- und PEGI-Fassung zu Informationszwecken zu sprechen.

Stromstöße durchzucken den Körper des Protagonisten. Durch TV-Monitore, die als Spiegel fun­gieren, erhält man einen Einblick in das mitgenommene Konterfei. Hierbei handelt es sich nicht um eine Szene der umstrittenen TV-Serie “24″. Dies sind die ersten Augenblicke von “Call of Duty: Black Ops” aus der Sicht des ehemaligen CIA-Attentäters Alex Mason zur Zeit des Kalten Krieges. Dieser soll den nicht gerade zimperlich agierenden Unbekannten im Verhörraum seine Erinnerun­gen berichten.

Mit diesem Handlungskniff versucht Treyarch die altbekannte “Call of Duty”-Tradition der Szenari­enwechsel sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Diese Reise verschlägt den Spieler zu Beginn nach Kuba. Die Mission: Das Staatsoberhaupt Fidel Castro töten. Nach einer unfreiwilligen Auseinander­setzung mit dem ansässigen Militär, das nicht gerade freundlich auf die amerikanischen Soldaten reagiert, und einer erneuten gewalttätigen Szene, in der ein Soldat einem kubanischen Soldaten ein Messer in die Hand rammt, gelingt die spektakuläre Flucht in einem kleinen PKW. Der erste Er­innerungsfetzen Masons ist geschafft.

Im weiteren Spielverlauf müsst ihr ein US-amerikanisches Flugzeug bei der Flucht schützen und dabei nicht nur den feindlichen Soldaten mit einem MG einheizen sondern auch sperrige Fahrzeu­ge von der Startbahn pusten. Bei all der Zerstörung ist es kein Wunder, dass ihr am Ende in einem russischen Arbeiterlager landet. Dort trefft ihr auf einen alten Bekannten aus dem letzten Treyarch-Spiel “Call of Duty: World at War” – Viktor Reznov. Im weiteren Spielverlauf dürft ihr sogar in des­sen Rolle schlüpfen und eine Mission kurz nach dem Zweiten Weltkrieg absolvieren – alt bekann­tes “Call of Duty”-Waffenarsenal inklusive.

Die Missionen spielen sich allesamt sehr abwechslungsreich, aber reichlich uninnovativ. So schützt ihr befreundete Kameraden aus Distanz mit einer Explosivpfeile verschießenden Armbrust, macht ganze vietnamesische Dörfer im Cockpit eines Hind-Helikopters dem Erdboden gleich, flüchtet in einer actiongeladenen Raserei auf einem Motorrad und weht dabei Gegner mit einer Schrotflinte ab und schützt einen verbündeten Panzer mittels sinnvoller Platzierung eines Leuchtsignals, das der Luftunterstützung ein Ziel gibt. Gegnermassen, die ihr “Moorhuhn”-artig ausknipst gibt es seri­entypisch auch häufig. So wird ein vietnamesischer Stützpunkt von einer Feindwelle nach der an­deren attackiert und eure Aufgabe ist es, diese so lange wie möglich abzuwehren. Besonders klug stellt sich die KI hierbei allerdings nicht an. Deckung wird allgemein nur selten gesucht. Hier setzt Treyarch auf Masse statt Klasse. Besonders stark gepanzerte Speznas-Einheiten sollen hier beispielsweise in der Flucht aus dem russischen Gefängnis für Abwechslung sorgen. Diese sind aber nach einer gezielten Schrotladung schon am Boden. Wie zu erwarten ist auch in diesem Fall der Gegnerstrom nicht endend. Für Auflockerung sorgt auch ein Flug in einem Überwachungsflugzeug der Air Force, Codename „Big Eye“. Doch keine Angst: Hierbei handelt es sich nicht um eine Abwandlung der kontrovers diskutierten „Tod von oben“-Mission aus “Call of Duty 4″. Ihr müsst ein Bodenteam durch feindliche Linien lotsen und springt dabei selbst des öfteren in deren Rolle.

Über die KI-Macken und die innovationsarme Spielmechanik trösten wiederum wie eh und je die brachial inszenierten Skriptereignisse hinweg. Die Landung auf einer Basis der US-Streitkräfte in Vietnam wird mit einer Unmenge an durch die Luft schwirrenden Cobra-Hubschraubern dargestellt, während nebenbei der 60er-Jahre-Hit „Fortunate Son“ von Creedance Crearwater Revial aus den Boxen dröhnt. An anderer Stelle soll Mason und seine Crew dein Vorfall eines in Laos abgeschos­senes feindlichen Flugzeugs mit brisanter Fracht an Board in einer Nacht- und Nebel-Aktion unter­suchen. Da die amerikanischen Boote schon bald gesichtet werden, schießt ihr euch fortan den Weg frei und lauscht dabei einem Song der Rolling Stones.

Die Gewaltdarstellung des Spiels ist sehr explizit. In der ungeschnittenen PEGI-Version wird der Spieler gezwungen dem vermeindlichen Gegner eine Glasscherbe in den Mund zu legen und mehrmals zuzuschlagen. Gegner reagieren nicht nur auf die Künstliche Intelligenz bezogen nach Explosio­nen kopflos, denn Gliedmaßen sind in der unzensierten Version von “Black Ops” abtrennbar. Doch auch in der deutschen Fassung werden Abschüsse häufig in Zeitlupensequenzen dargestellt. Die Folterszene am Anfang des Spiels ist ebenso enthalten. Es ist daher nicht verwegen zu sagen, dass Treyarch der Effekthascherei be­zichtigt werden darf und die Darstellung der Gewalt das ein oder andere Mal etwas übertrieben er­scheint.

In Sachen technischer Umsetzung ist “Call of Duty: Black Ops” angestaubt. Die Grafikengine aus dem Jahr 2007 zaubert häufig matschige Texturen auf den Bildschirm und die Charaktere sind auch teils etwas grob dargestellt. Aufgrund des Faktes, dass an jeder Ecke eine spektakuläre Ex­plosion oder ein übertriebener Überstrahleffekt zu sehen ist, mag dies im Eifer des Gefechtes je­doch gerne nicht auffallen und wird so geschickt kaschiert. Soundeffekte und die passende Musikuntermalung tragen zur Atmosphäre bei.

Fazit

“Call of Duty: Black Ops” ist der erwartet brachial inszenierte Ego-Shooter. Innovationspreise ge­winnt Treyarch mit dem knapp sechs Stunden kurzen durch Levelschläuche bugsierenden Spiel nicht. Trotzdem wird dies geschickt durch die exzellente Inszenierung und die motivierende Ge­schichte wett gemacht. Die kurze Spielzeit und der aufgrund der Linearität des Spiels kaum vorhandene Wiederspielwert machen “Black Ops” zu einem kurzen und knackigen Vergnügen für Fans der Serie.

Call of Duty: Black Ops
System: PC, PS3, Xbox 360, Wii; DS
Verwendetes System: PC
Preis: ca. 35 – 70 Euro
Genre: Ego-Shooter
Entwickler: Treyarch (Call of Duty: World at War); n-Space
Publisher: Activision