Auch diesemal haben wir wieder zwei Downloadgames für euch herausgepickt, bei denen Ballerfreunde und Strategen gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.
MOBA und Vertikal-Shooter – zwei Genres, die normal ihr Dasein auf dem heimischen Computer fristen. Mittlerweile sind diese Genres auch auf Konsolen angekommen und wir haben zwei gelungene Vertreter für euch angespielt.
Awesomenauts – Sei kein Frosch, sei auch mal ein Roboter oder ein Space-Affe!
Awesomenauts ist ein neuer Downloadtitel für Xbox 360 und PlayStation 3 aus dem niederländischen Hause Ronimo Games und veröffentlicht vom deutschen Publisher dtp. Die einstigen Schöpfer von Swords & Soldiers bringen nach dem Strategiespiel nun das beliebte MOBA-Genre (Massively Online Battle Arena) in die zweite Dimension. Wie etwa in League of Legends (LoL) oder Defense of the Ancients (Dota) versucht ihr auf einem ausgeglichenen Spielfeld in die Basis des Gegners einzudringen und diese zu zerstören.
Obwohl das Spiel in einem Einzelspielertutorial startet, ist es völlig auf Mehrspielerpartien ausgerichtet. Computergesteuerte Bots gibt es zwar, diese ersetzen aber nur ausgeschiedene Spieler. Ihr wählt vor jeder Partie aus einer Reihe von Charakteren aus, die genreüblich individuelle Talente haben. Der dicke Roboter Clunk (nicht zu verwechseln mit seinem “Cousin” Clank) fungiert als “Tank”, verträgt also viel, ist aber verhältnismäßig behäbig innerhalb der mehrschichtigen 2D-Levels unterwegs. Der verrückte Raumfahreraffe Yuri hingegen setzt auf Minen, Laserstrahlen und seinen Raketenrucksatz, mit dem ihr durch die Arenen huscht. Zudem gibt es noch den obligatorischen Magier, der Außerirdische Voltar, der Verbündete heilt oder Drohnen für sich arbeiten lässt.
Die lustige Riege an Kämpfern, die mit ihrer heroischen Fanfare Superhelden-Vereinigungen wie die Justice League persifliert, komplettieren Sheriff Lonestar (klassischer Soldat mit Laserwumme und Dynamitstangen), der lautlose Assassine Leon Chameleon mit Bärtchen und französischen Akzent und Froggy G, der sich mit seinem Spuckschuss und der Wirbelwindattacke durch das Sumpfghetto zum Megastar in den Arenen gemausert hat. Alle fünf Charaktere haben also jeweils eine Schuss- oder Nahkampfattacke, eine Sprung- oder Schwebefähigkeit sowie zwei Sonderfertigkeiten. Diese sind sehr gut ausbalanciert und können auch noch verbessert werden. Innerhalb der Matches sammelt ihr Solar, einen wertvollen Rohstoff, dem die Awesomenauts auf der Spur sind und mit dem ihr eure Extras stärker macht, sie länger wirken lässt oder den Cooldown verringert. Solar ist zum einen in den Levels verteilt und ihr könnt es euch durch abgeschossene Feinde verdienen.
Wie bei MOBA-Spielen üblich startet ihr die Partie oder den Wiedereinstieg nach eurem Tod in der Basis. Die Respawnzeit hängt von eurem Fortschritt auf der Karte ab. Seid ihr schon tief in die andere Basis eingedrungen, geht es recht fix. Ihr startet in einer Raumkapsel euren Weg nach unten gen Level und könnt bzw. sollt sogar möglichst viel Solar einsammeln. Dann geht es in 2D-Jump’n’Run-Manier in die Richtung der anderen Fraktion. Ihr könnt dabei unterschiedliche Wege nehmen, die auf jeder der beiden Seiten mit Geschütztürmen versehen sind, die von der KI gesteuert werden. Um nicht direkt bei der Ankunft zu sterben, müsst ihr auf automatisch gebaute kleine Arbeiterroboter warten, die einprogrammiert bekommen haben auf die feindliche Basis zuzulaufen und bei Beschuss von Geschützen ihr Schutzschild dem Spieler zur Verfügung zu stellen. Das machen die kleinen Racker ganz ordentlich und sie sind auch unersetzlich, da die Schützen an den Türmen unglaublich präzise zielen.
Die Schlachten in Awesomenauts spielen sich sehr dynamisch und schnell. Das liegt zum einen an der äußerst präzisen Steuerung und am Leveldesign. Es gibt Sprungfedern, die euch blitzschnell zur anderen Basis oder in die eigene katapultieren, Verstecke zum Ausharren und sogar Monster, die mit der gut getimten Aktivierung eines Schalters den eben noch so aufsäßigen Gegner verspeisen – wie Sarlacc in Star Wars: Battlefront. Die Vielfalt an Upgrades ermöglicht es auch die Bewegung bezüglich Geschwindigkeit und Sprungverhalten den eigenen Vorstellungen anzupassen. Wird es einmal knapp mit der Lebensenergie, könnt ihr an festen Punkten innerhalb der Arenen erscheinende Gesundheitspakete einsammeln oder diese kleinen Kreaturen nahe eurer oder der gegnerischen Basis entnehmen. Dauert das zu lange, könnt ihr euch mit dem rechten Schulterbutton auch MOBA-typisch an den Start katapultieren lassen, was euch aber einige Zeit schutzlos allen Gefahren ausliefert.
Von Beginn an sind nicht alle Charaktere freigeschaltet. Je nach eurem Spielerrang habt ihr eine Hand voll Figuren zur Auswahl, die laut den Entwicklern noch Neuzugänge in künftigen (kostenpflichtigen?) Updates erhalten sollen. Hier sollte Ronimo Games vorsichtig vorgehen, da übermächtige Bezahlklassen schnell die Balance aushebeln und die Gemüter der Spieler erhitzen. Durch Erfahrungspunkte könnt ihr außerdem auch neue Talente erlernen.
Die Präsentation von Awesomenauts gefällt uns sehr gut. Das animalische und extraterrestrische Design von Charakteren und Levels ist eine gelungene Abwechslung zum Fantasyeinerlei, das meist bei MOBA-Spielen vorherrscht. Hintergründe und Figuren geizen auch nicht mit Details und auch die Effekte werden schön knallig dargestellt. Die Musikuntermalung wird einem zwar nicht dauerhaft im Ohr bleiben, verrichtet ihren Job aber tadellos. Auch die deutsche Übersetzung ist gelungen.
Kommen wir zur wohl wichtigsten Frage: Richtet sich Awesomenauts nur an MOBA-Spieler und lässt Anfänger außen vor oder ist es eher ein auf den kleinsten Nenner heruntergebrochenes MOBA-Game? Die Wahrheit liegt wohl wie so meist irgendwo dazwischen. Neulinge bekommen eine tolle Einführung geboten und können sich im Trainingsmodus erst einmal offline austoben. Inwieweit die Freischaltungen MOBA-Profis dauerhaft motivieren, können wir noch nicht abschätzen. Die Anzahl an Charakteren ist noch recht überschaubar und an Fertigkeiten gibt es zwar große Abwechslung, aber eine recht kleine Auswahl.
Ein Split-Screen-Modus ist ebenfalls vorhanden, um Couch Potatoes MOBA entgültig schmackhaft zu machen.
Awesomenauts vereint zum ersten Mal gelungen die Genre Side-Scroller und MOBA. Selbst totale Genreneulinge finden den Einstieg schnell und etwas fortgeschrittenere Spieler bekommen eine recht breite Palette an Möglichkeiten in Sachen Klassen und Talenten serviert. Wer also immer schon einmal in MOBA-Spiele reinschnuppern wollte, das aber an der Konsole und in Form eines hübschen 2D-Side-Scroller bevorzugt, sollte Awesomenauts definitiv einmal Probe spielen. Auch in punkto Teamtaktik ist dort durch die Figuren-spezifischen Fertigkeiten einiges möglich, was den Anschaffungspreis von 800 Microsoft-Punkten bzw. 9,99 Euro rechtfertigt.
Velocity – Twin-Stick is so yesterday…
Velocity ist das lang erwartete zweite Projekt von FuturLab, den britischen Machern des PSN-Hits Coconut Dodge. Schon seit letzter Woche können PlayStation Plus-Abonnenten den Arcade-Shooter auf ihrer PlayStation 3, PlayStation Vita und PlayStation Portable zocken. Obwohl man beim Entwicklerstudio die minis-Plattform als relativ zugkräftig im Gegensatz zum AppStore, auf dem “jeder eine App hochladen kann”, wäre etwas mehr Aufmerksamkeit der Gamergemeinde für PS minis-Games, die meist unter dem Radar der meisten Spieler schwirrt, doch wünschenswert.
Das finden wir auch und stellen euch regelmäßig gelungene Games der minis-Plattform vor, die ihr auf PS3 und den beiden Sony-Handhelds zocken könnt. Gelungene Probanten sind zum Beispiel Where Is My Heart?, 1000 Tiny Claws, Monsters (Probably) Stole My Princess und Hungry Giraffe. Es ist doch schade, wenn die Macher von fantastischen minis gezwungen sind die Pforten zu schließen (Cohort Studios / Me Monstar: Hear Me Roar!) oder künftig für teurere Plattformen zu entwickeln (Frima Studios / Zombie Tycoon). Um den Bekanntheitsgrad der minis also zu erhöhen, will FuturLab mit Velocity “das beste minis-Spiel” kreiert haben. Mal sehen, ob sie das geschafft haben.
Velocity ist auf den ersten Blick ein klassischer Arcade- bzw. Vertikal-Shooter. Mit eurem Quarp Jet ballert ihr massenhaft Zetachron getaufte Aliens ab und rettet in verwinkelten Levels Verbündete, die in den Weiten des Weltalls festsitzen. Anders als die meisten Shoot’em-Ups steuert ihr den Raumgleiter nicht etwa mit beiden Analog-Sticks, sondern bedient die Bordgeschütze mit den Aktionstasten und könnt euch daher nicht drehen. Laser-MG und Bomben werden mit der Zeit automatisch stärker, um den Gegnerhorden Herr zu werden.
Die Besonderheit an Velocity ist auch gleich die Bewegung eures Jets. Ihr könnt nämlich mit der Quadrat-Taste den Short Form Teleport, kurz SFT. Der Name ist womöglich eine Anspielung an FTL (Faster-than-light speed), die aus Mass Effect bekannte Überlichtgeschwindigkeit. Haltet ihr den Knopf gedrückt und zielt mit dem Analog-Stick hinter eine Barriere, so teleportiert ihr euch blitzschnell dorthin und überwindet so kinderleicht Hindernisse. Der zweite Kniff, den man sich zur Gemüte führen muss, ist der Scroll Boost. Im Gegensatz zur Konkurrenz bestimmt ihr die Geschwindigkeit, mit der der Bildschirm nach oben geschoben wird, selbst und könnt euch somit einen Geschwindigkeitsschub verpassen. Das Leveldesign ist so gestrickt, dass der Pfad häufig in einer Sackgasse endet und ihr in verschiedene Quadranten hüpfen könnt. Das erzeugt in Verbindung mit lang gezogenen Geraden, in denen der Scroll Boost zum Einsatz kommt, für eine schnelle und eingängige Spielmechanik.
Innerhalb der 50 Missionen gibt es drei Auftragsmodelle, die in späteren Abschnitten auch verknüpft werden. In “Search & Rescue” rettet ihr Überlebende vor einem düsteren Schicksal in den Weiten des Alls, bei “Hostile Forces” schaltet ihr die entweder gut verschanzten stationären Gegner mit gezielten Bombenwürfen oder ganze Schwärme an Insektoiden mit eurem MG aus. Und bei “Critical Urgency” müsst ihr einen auf Rennpiloten machen und so schnell wie möglich zum Ausgang gelangen.
Das Gameplay wird stetig abwechslungsreicher und die Zonen komplexer. Während es zu Beginn noch die größte Herausforderung ist, eine Hand voll Gegner zu treffen, einigermaßen fix Hindernisse hinter sich zu lassen und im Geschwindigkeitsrausch gestrandete Piloten nicht zu übersehen, werden später noch Rätselelemente in die bunte Mischung aufgenommen.
Um voranzukommen oder Verbündete zu erreichen, wollen zuerst Schalter aktiviert werden. Diese müsst ihr im richtigen Winkel und später sogar in der richtigen Reihenfolge treffen. Hierzu hilft euch der Long Form Teleport (LFT). Werft ihr diesen ab, könnt ihr euch später über die hilfreiche Karte, bei der das Spiel pausiert, an diesen Punkt zurücksetzen lassen und die andere Route in Angriff nehmen, um in der auf der Karte ersichtlichen Abfolge Schaltgeräte zu bedienen.
Und auch das fügt sich erstaunlich homogen ins Spielgeschehen mit ein. Dieses Element nimmt zwar etwas Tempo raus, das ist aber gar nicht weiter schlimm, da noch mehr Taktik von Nöten ist und die älteren Gamer (18+ ;-]) auch hin und wieder zum Verschnaufen Zeit finden. Diese Spielmechanik gefiel den Entwicklern wohl so gut, dass sie sie noch weiter ausgebaut haben und ihr im weiteren Spielverlauf sogar miteinander verbundene Schalternetzwerke bedienen müsst. Wie im gesamten Spielverlauf werden die neuen Spielelemente ausreichend erklärt und man bekommt behutsam schwierigere Aufgaben serviert.
Selbst wenn man kein absoluter Shooter-Crack ist, kann man in Velocity schnell Erfolge feiern. Pro Level gibt es drei verschiedene Medaillen und Abzeichen zu holen. Bronze, Silber und Gold richten sich nach eurer Bestzeit und die Anzahl der geretteten Menschen entscheidet über eure Orden. Zusätzlich gibt es noch Erfahrungspunkte durch viele Abschüsse und wenig eingesteckte Treffer zu holen, die neue Levels freischalten und euch bei einer Bestbewertung innerhalb einer Session eine “Perfect”-Auszeichnung verleihen. Schön ist, dass ihr das aber nicht müsst, um die beste Medaille und den besten Orden pro Level zu holen und ihr die Levels mehrmals angehen könnt, um zum Beispiel die Bestzeit zu knacken oder jeden letzten Überlebenden zu finden. Apropos Finden: In den Stages sind auch Relikte versteckt, mit denen ihr Retro-Minigames freischaltet. Dort spielt ihr beispielsweise einen klassischen 2D-Shooter mit Minimaloptik und hoher Kniffligkeit bei der Bedienung.
Die Jungs und Mädels bei FuturLab verfügen wohl über ein gesundes popkulturelles Wissen und geizen nicht mit Anspieleungen an Film, Literatur und Persönlichkeiten. In Emmet’s Base müsst ihr 80 Überlebende bergen, The Oppenheimer erlaubt euch die Pulse Bombs mal richtig krachen zu lassen (also der Auftrag, nicht der Schöpfer der Atombombe) und in Goddard’s Run müsst ihr ganz wie Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg im Film Noir-Klassiker Breathless der gleichnamigen Regielegende (nur mit einem D) ordentlich Gas geben.
Stilistisch kann Velocity aufgrund der Ausrichtungsplattform natürlich nicht mit der feinen HD-Optik eines Jamestown mithalten, es besitzt aber einen stimmigen Science-Fiction-Look, der gepaart mit dem hervorragenden Elektroniksoundtrack eine gute Figur macht und deutlich besser als in den qualitativ mäßigen offiziellen Videos aussieht. Besonders schmuck sind die Zwischensequenzen, die in Form von schönen Standbildern eine simple Geschichte erzählen. Leider hat man diese schnell unbeabsichtigt weggeklickt und kann sie beim erneuten Angehen nicht mehr ansehen. Schade ist auch, dass das Game nicht frei von Fehlern ist und wir uns gern mal in Wänden verfangen oder aus mysteriösen Gründen an den Anfang des Levels katapultiert haben. Das ist aber eine extreme Seltenheit und auch aufgrund der kurzen Levels (ca. 1 – 5 Minuten) daher nicht weiter dramatisch.
Velocity bietet dank der Teleportfähigkeiten und manuellem Scrollen einen frischen Ansatz im Genre der Vertikal-Shooter, den sich nicht nur Fans des Genres zum geringen Preis von 4,99 Euro einmal zu Gemüte führen sollten. Noch dazu ist er für Besitzer eines PlayStation Plus-Abos (egal ob in Europa oder Nordamerika) seit zwei Wochen kostenlos downloadbar.
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