Vor rund 16 Monaten veröffentlichte SEGA den Motorsport Manager für iOS- und Android-Geräte. Ende des Jahres folgt die PC-Umsetzung, die wir uns näher ansehen durften.
Auf der gamescom präsentierte uns die japanische Firma mit dem freundlichen blauen Igel als Maskottchen eine frühe Version der Rennsport-Simulation. Man erklärte uns die Grundbausteine des Spiels und führte uns tiefer in die Thematik ein. Am Ende erhielten wir einen Preview Steam-Code, den wir flux nach der gamescom direkt aktiviert und seither durchgespielt haben.
Die drei Säulen des Motorsport Managers sind das Management des Teams, der Bau einer ordentlichen Infrastruktur und die Rennleitung. Zu Beginn entscheiden wir uns für eine von drei Ligen – einer europäisch geprägten Meisterschaft, einem asiatischen Ableger oder der Königsklasse des Motorsports. Aufgrund der Abstinenz von Lizenzen wundert es uns nicht, dass auch die Teams Fantasienamen haben, jedoch an reale Rennlager anhand der Teamfarben, Fahrer und Namen angelehnt wurden. Hinter Steinmann Motorsport verbergen sich die Silberpfeile und die Scuderia erkennt jeder Tifosi.
Wir entscheiden uns für das Panther Race Team mit dem russischen Piloten Nicolai Surikov und der australischen Rennfahrerin Zoe Sharp. Denn im Motorsport Manager fahren beide Geschlechter mit – finden wir super! Hinzu gesellt sich die schweizerische Testfahrerin Camille Piaget. Als Manager des Teams stehen euch eine Reihe an mächtigen Tools zur Verfügung: Ihr könnt neue Fahrer, Mechaniker und Ingenieure scouten, euren Standort durch neue oder verbesserte Gebäude aufwerten, neue Sponsoren an Land ziehen und Journalisten Interviews geben.
Das Menüdesign ist bei all diesen Punkten schön übersichtlich. Über einen weiteren Punkt dürfen wir neue Teile für unsere Autos entwickeln oder bestehende verbessern und dabei per Schieberegler an jedem Kalendertag neu entscheiden, ob wir eher in Richtung Stabilität oder Performance gehen.
Bei Panther handelt es sich um ein renomiertes Rennteam, wo man nicht gleich die halbe Mannschaft ersetzen muss, aber durchaus noch Spielraum nach oben ist. Nach unserem Einstand beim Vorstand steht auch schon bald das erste Rennen an. Jedes Rennwochenende besteht aus 20-minütigem Training, 10-minütigem Qualifying und dem Rennen (auf Wunsch bis zu 7, 18 Runden oder die volle Renndistanz). Es obliegt dem Spieler, ob er die ersten beiden genannten Tagesordnungspunkte simulieren möchte oder hautnah dabei sein möchte und akribisch Instruktionen mit seiner Maus vergibt.
Im Training kann man auch die hübsche Camille testen lassen, was der Wagen aktuell so hergibt. Die Setups sind nicht wie etwa in F1 2016 vordefiniert, diese solltet ihr im Training auf jeder Strecke neu für jedes Auto herausfinden, denn jeder Bolide ist mit individuellen Teilen ausgestattet und jeder Fahrer hat Vorlieben. Sobald wir eine Runde absolviert haben und die Fahrer in der Box eintreffen, seht ihr ob diese mit dem Setup anhand des Handlings, der Aerodynamik und der Geschwindigkeitsbalance zufrieden sind. Falls nicht, müsst ihr wieder ein paar Regler verschieben. Das Spiel gibt anhand eines farblich markierten Balkens kleine Hinweise auf ein optimales Setup, das Feintuning von Front- und Heckflügel sowie Bremsen bleibt euch überlassen.
Doch der Motorsport Manager macht auch Laune, wenn man sich nur auf das Rennen konzentriert. Die Boxenstrategie bestimmt ihr on-the-fly. Ihr wählt vor dem Rennen die gewünschte Reifenmischung (Super Soft, Soft, Medium, Hart, Intermediates und Regenreifen) aus, checkt das Setup ein letztes Mal und los geht’s. Im Rennen sind primär zwei Schaltregler von Bedeutung: Der Reifenverschleiß und der Benzinverbrauch. Beide Optionen dürft ihr separat unter “Strategy” regeln. Eine aggressive Fahrweise nutzt die Reifen schneller ab und steigert deren Temperatur. Mit einem fetteren Treibstoffgemisch könnt ihr auf langen Geraden am Konkurrenten vorbeiziehen, habt dann aber weniger Sprit im Tank.
Diese beiden Regler gilt es also ständig im Blick zu behalten, ebenso wie der Zustand der einzelnen Teile unter dem Punkt “Condition”. Meldet der Fahrer, dass ein Teil des Frontflügels abgefallen ist, wäre ein Pitstop empfehlenswert. Unter “Pit” dürft ihr entsprechende Anweisungen zum Reifen- und Teilwechsel und Tanken geben. Gepaart mit den unterschiedlichen Streckenbedingungen und dem dynamischen Wetter sorgt das für spannende Rennen. In Beijing haben wir uns etwa zu Runde 9 hin auf die vorderen Plätze gebracht. Dann setzte plötzlich starker Regen ein und das Fahrerfeld wechselte auf Intermediates. Wir verpassten jedoch den richtigen Zeitpunkt auf echte Regenreifen zu wechseln und endeten nicht auf Platz 1 und 2, sondern auf den Rängen 5 und 16.
Das Interessante am Gameplay ist, dass eure Entscheidungen direkt Auswirkungen haben. Was uns weniger gut gefällt, ist dass die Künstliche Intelligenz in der aktuellen Vorabversion manches Mal noch zu zögerlich beim Überholen ist und erst fünf Mal in’s Heck des Vordermannes fährt (nur optisch, Schaden gibt’s dafür glücklicherweise keinen). Ein paar Fehler gibt’s in der aktuellen Fassung auch noch, etwa dass die hilfreiche Anzeige im Setup-Menü, wie zufrieden die Fahrer mit den einzelnen Setups sind, nur die Meinung zum letzten Setup anzeigt, auch bei den älteren. Das macht es ungemein schwerer, die richtige Abstimmung zu erreichen. Doch sicherlich arbeiten die Entwickler an einer Lösung dieses Bugs. Eine glaubwürdigere Sound-Kulisse und etwas Musik würde der sonst tollen Präsentation zuträglich sein. Ein weiterer Störfaktor ist, dass ihr das Wetter per F-Taten-Druck direkt ändern könnt, was euch nicht nur einen beachtlichen Vorteil einbringt, sondern auch eine Betätigung von F12 für einen Screenshot zur Lotterie macht.
In unserer Fassung sind 6 Strecken spielbar, weitere 10 stoßen später noch hinzu. Die Kurse sind realen Vorbildern nachempfunden, tragen aber andere Städtenamen. Bislang dürfen wir im Luxushafen von Doha anlegen (fast wie Monaco), den Rundkurs von Milan befahren (Monza), auf dem Stadtkurs in Singapur racen (erinnert an den realen Kurs), den industriellen Teil Pekings unsicher machen (Abu Dhabi), Yokohama besuchen (Suzuka) und über den von Fichten gespickten Kurs in München (Nürburgring) brettern.
Über den Verlauf der Saison gibt es auch diverse Regeländerungen, bei denen ihr durch eure Stimme aktiv mitwirken könnt. Manch einer möchte euch dabei beeinflussen. Ihr entscheidet, ob ihr das Bestechungsgeld annehmt und damit eure Fabrik erweitert oder eine weiße Weste behaltet und im nächsten Rennen zurückliegt. Zudem könnt ihr von anderen Teams und Sponsoren Angebote erhalten. Zufallsereignisse wie die Scheidung von Zoe oder der Beitritt von Camille bei einem Kult lockern das Geschehen aus und lassen die Schweizerin in einem gänzlich neuen Licht erscheinen. Eine Steam Workshop-Integration ist geplant. Hiermit könnt ihr eigene Fahrer, Autos und Teams in’s Spiel importieren und mit anderen teilen.
Vorabfazit
SEGA beweist mit Football Manager und Eastside Eishockey Manager, dass sie viel Herzblut in die Entwicklung von Sportsimulationen investieren. Der Motorsport Manager ist der Asphalt gewordene Traum eines jeden Rennsportfans. Helft ihr einem kleinen Team von unten nach ganz oben oder folgt ihr dem Tiki-Taka-Modell und springt auf der Karriereleiter zu erfolgreicheren Teams ab? Es bleibt euch überlassen. Das Gameplay ist so abwechslungsreich und komplex, motiviert dabei ungemein durch Entwicklung der Teamausrüstung, Moraleinflüsse, spannende Rennen und eine intuitive Bedienung. Wenn jetzt noch die kleinen Nicklichkeiten ausgemerzt werden, wird aus einer guten Rennsportsimulation eine großartige, die wir hoffen bald in der Vollversion spielen zu können.
We took the screenshots ourselves using an early Steam release of the game. This game was provided by the publisher for review purposes, check our review policy for details.
Exxoz Zockt
Echt solides Antestberichtschen… auch wenn es nicht mein pers. Genre ist 🙂