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Im Test: Batman – The Enemy Within – Episode 2

In der Premierenfolge der zweiten Staffel ihrer Batman-Serie betrat Telltale Games Neuland. Ob sich dieser Trend in Episode 2 „The Pact“ fortsetzt, erfahrt ihr in unserem Test.

Aus der letztjährigen Staffel von Batman: The Telltale Series kennen wir das Phänomen des Schurken der Woche. Dadurch, dass das Batman-Universum eine mannigfaltige Riege an Bösewichten bietet, bekommen alle ihren Platz im Spiel. Das ist indes nichts neues, wenn man sich Rocksteadys Batman: Arkham-Games ansieht. In The Enemy Within, der zweiten Staffel des Telltale-Abenteuers des Schwarzen Rächers, greift man erneut auf diese Erfolgsformel zurück, bietet aber gleich vier neue Figuren.

Bruce Wayne sinnt nach Rache für das Geschehene in Folge 1. Also schleußt er sich kurzerhand selbst in den sogenannten Pakt ein, der aus ikonischen Nemesisen der Marke besteht. Harley Quinn, der Joker, Mr. Freeze und Bane sind allesamt Teil dieser Organisation. Das mag zunächst an die „Children of Arkham“ aus der vorgehenden Staffel erinnern, allerdings sind die Strukturen hier direkt in Stein gemeißelt: Bane sieht sich selbst als „Brawn and Brains“, also als Anführer mit Köpfchen und Muskeln an. Die ausführende Gewalt ist allerdings Dr. Harleen Frances Quinzel und sie nimmt die Stellenbeschreibung direkt wörtlich, denn sie führt keine Gewaltenteilung durch, sondern sie tauscht Skalpell mit Hammer perforiert die Köpfe unliebsamer Zeitgenossen damit. Mr. Freeze leidet seit seinem tragischen Unfall unter stetigem Gefrierbrand und setzt alles daran, seine Frau wiederzubeleben. John Doe zeigt immer mehr Züge des späteren Jokers, ähnlich wie bei Harvey „Two Face“ Dent erleben wir hier dessen Entstehungsgeschichte.

All diese Figuren gilt es als Bruce Wayne zu manipulieren, um die wahren Ziele der Gruppe zu erfahren. Wie ihr das macht, das überlässt Telltale Games euch. Ihr könnt etwa nach Harleys Pfeife tanzen indem ihr ihr nach dem Mund redet und buchstäblich die letzten Tropfen von ihrem Slushi austrinkt. Andererseits könnt ihr auch Paroli bieten, lauft dann aber Gefahr, dass sie zum einen wie eine ständig tickende Zeitbombe plötzlich explodieren kann und dass sie in der Gruppe ein schlechtes Wort für euch einlegt. Und so läuft das auch mit den anderen Figuren. Der wahre Twist ist aber in Bruce selbst und so muss er sich – und ihr euch früher oder später als Spieler auch – die Frage stellen, ob der Zweck die Mittel heiligt und wie weit man gehen kann, ohne sich selbst zu verlieren.
In unserem Durchgang haben wir ziemlich fragwürdige Entscheidungen getroffen, auch wenn das Spiel einem meist eine Alternative anbietet. Erstmals können wir als Batman auch böse sein und erleben eine Geschichte, die an Undercover-Cop-Filme aus Ende der 90er und Anfang der 2000er wie Donnie BrascoInfernal Affairs oder Protégé erinnert. Da passt es ganz gut, dass Bruce das auffälligste Ganoven-Outfit nur möglich zusammenstellt, samt Baskenmütze und Lederjacke. Der Knopf im Ohr, mit dem er stets mit der mysteriösen The Agency in Kontakt steht, fällt glücklicherweise niemandem auf – auch nicht Bane, als er uns gegen die Hantelbank drückt und mit zwei Fragen „ausquetscht“.

Die Entscheidungen in „The Pact“ fühlen sich organischer an denn je. Viele der Dialoge bauen direkt aufeinander auf und referenzieren eure Wahl, sogar aus der ersten Staffel. Haben wir John im Arkham-Gefängnis noch aus der Patsche geholfen und die ein oder andere Missetat begangen, so greift er das im Gespräch mit seiner aus eigener Sicht Geliebten Harley auf, um uns in die Gruppe einzuschleusen. Die Anzeige, dass sich eine Beziehung zu einer Figur ändert, können wir jetzt auch teilweise nachvollziehen, da wir manche Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen und sich dadurch unser Verhältnis zu einzelnen Figuren ändert.

Doch das bewährte Batman-Gameplay besteht nicht nur Diplomatie, kommt der Dunkle Ritter denn auch zum Kämpfen? Gleich zu Beginn dürfen wir in imposant inszenierter Action direkt als Batman in die Vollen gehen und Batarrangs, Finishing-Moves und den Enterhaken einsetzen. Stets gibt uns das Spiel Alternativen für unsere Aktionen ein. Das Ganze wird flüssig animiert und die Faustschläge trommeln durch die Vibration des Controllers. Dabei bleibt es allerdings größtenteils für diese Folge für Batman. Bereits in der Premierenfolge haben wir uns gewundert, wo das Feature abgeblieben es, dass uns erlaubte, entweder in den maßgeschneiderten Anzug des Milliardärs Bruve Wayne oder in den gepanzerten Leichtmetallanzug Batmans zu schlüpfen und selbst je nach Situation zu entscheiden, wessen Talente gefragt sind. In „The Pact“ wird das zwar in einer Konversation mit Agency-Chefin Waller thematisiert, die Kleiderfrage stellt uns das Spiel allerdings zu keinem Zeitpunkt. Das mag sich in den kommenden drei Folgen ändern.

Technisch läuft die Episode reibungslos. Telltale Games bemüht sich sichtlich die Ladezeiten an nicht allzu prekären Momenten einzubauen, allerdings lädt das Spiel mitunter sehr lang. Die Qualität der englischen Synchronsprecher ist wie immer hervorragend, auch wenn Mr. Freeze nicht von Arnold Schwarzenegger und Bane nicht von Tom Hardy synchronisiert werden. Batmans Stimme hört sich an manchen Stellen eher an wie Darth Vader, da hat er wohl aus Storygesichtspunkten sogar nachvollziehbaren Gründen den Verfremdungseffekt etwas zu tief eingestellt. Ein Glück, dass wir größtenteils den Mann hinter der Maske hören – oder?

Video: Die 2. Episode im Let’s Play

Fazit

Unser begeisterter Ersteindruck der Premierenfolge von Batman: The Enemy Within bestätigt sich in der zweiten Folge, in denen die Telltale-Drehbuchautoren neue Wege gehen und uns eine Undercover-Geschichte mitsamt ikonischer Bösewichter auftischen. Die Entscheidungen fügen sich homogener in das Spiel ein und haben nachvollziehbare Konsequenzen. Spielerisch bietet „The Pact“ keine Überraschungen, wir schreien aber in keinem Moment in den Fernseher, dass es uns an Interaktivität ermangelt. Batman: The Enemy Within – „The Pact“ ist eine unterhaltsame Folge, die die Geschichte in neue Bahnen lenkt und sowohl den Hauptcharakter als auch die Bösewichter in einem neuen Licht darstellt. Wir freuen uns darauf zu sehen, wann die Beziehung zwischen John und Bruce die gleiche Wendung wie zwischen Harvey und Bruce nehmen wird und ob wir diesmal mehr Einflussmöglichkeiten auf das Ergebnis haben und sind ebenso gespannt, wo die Reise für die beiden weiblichen Darstellerinnen hingehen wird.

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