Loading...
Test

Im Test: Valkyria Chronicles 4

This post is a translation. Rate it!

Switch to: Englisch

Als Valkyria Chronicles 2 für die PSP angekündigt wurde, machten sich die Fans Sorgen. Der Umzug auf ein leistungsschwächeres System bedeutete, dass man vieles vereinfachen musste, um die Serie auf Handhelds zu veröffentlichen zu können. Das Endprodukt war eine weitgehend vereinfachte Version des ersten Spiels, das im überflüssigen Schulambiente angesiedelt war und einige merkwürdige zusätzliche Klassen beinhaltete. Der dritte Teil verbesserte die Spielmechanik des Originals, doch ihm bleibt bis heute die Veröffentlichung im Westen verwehrt. Die Serie trat zuletzt im letzten Jahr durch das fürchterliche Valkyria Revolution (XT Gameplay) in Erscheinung. Bei Valkyria Chronicles 4 entschieden sich die Entwickler dafür, zu den spielerischen Wurzeln des Erstlings (englischer Test) zurückzukehren und nicht viel daran zu verändern. Das stellt sich als unglückliche Entscheidung heraus, da das neue Spiel an den gleichen Problemen leidet, die die Serie seit jeher plagt, und die Neuerungen gemischte Gefühle hervorrufen.

Wie in den Vorgängern finden die Ereignisse von Valkyria Chronicles 4 während des Zweiten Europäischen Krieges statt. Dahinter verbirgt sich eine Reihe an ausgedehnten Kämpfen, die auf einer alternativen Version der Erde stattfinden. Man konzentriert sich darauf bislang nicht erzählte Geschichten an der Ostflanke Europas zu erzählen. Leutnant Claude Wallace und sein Trupp bestreiten eine Mission, die sich darum dreht das Heimatland von den eindringenden imperialen Streitkräften zu verteidigen. Das Originalspiel fokussierte sich größtenteils auf die Verteidigung gegen das Imperium, doch dadurch dass die Rollen in Valkyria Cronicles 4 umgekehrt wurden, hatten die Entwickler die Möglichkeit eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Die im Krieg gebrachten Opfer spielen eine prägende Rolle im Spiel. Der Krieg der Föderation mit der imperialen Armeen wird dabei keineswegs als Kampf zwischen Gut gegen Böse dargestellt.

Die Eröffnungskapitel versprühen die Atmosphäre des ersten Spiels, da die Einführung der Charaktere auf Karten, die denen des Erstlings ähneln, vonstatten geht. Claude ist ein liebenswerter Protagonist, doch er zerfällt als Mensch im Laufe der Handlung. Die Serie ist dafür bekannt, ein sympathisches Ensemble von Charakteren zu präsentieren. Selbst das eher mangelhafte zweite Spiel verfügte über ein paar ordentliche Figuren und das setzt sich in Teil vier fort. Einige der wichtigen Charaktere befinden sich auf Seiten des Imperiums, doch diese sind von wechselnder Qualität. Klaus Walz ist ein grimmiger wiederkehrender imperialer Panzerkommandant. Er ist ein positives Beispiel der Charaktere, doch viele andere Gegner, denen ihr gegenübertritt, stellen sich mangels Hintergrundgeschichte oder interessanter Motivationen als langweilig heraus.

In Valkyria Chronicles 4 kehrt das BLiTZ-Kampfsystem aus den Vorgängern zurück. Die Kämpfe sind rundenbasiert, doch die Aktionen der Charaktere verlaufen in Echtzeit. Jede Mission beginnt damit, dass ihr euch einen Überblick über die Karte und über die Missionsziele verschafft. Die Anzahl an Charakteren, mit denen ihr in die Schlacht zieht, ist unterschiedlich. Größtenteils seid ihr auf 10 Figuren pro Karte beschränkt. Sobald eure Soldaten ausgerückt sind, könnt ihr sie mittels Kommandopunkten (CP) befehligen. Spielbare Charaktere können lediglich eine festgelegte Distanz zurücklegen. Diese ist abhängig von ihrer jeweiligen Klasse. Daraufhin können sie eine Hauptaktion vollführen. Den meisten Klassen stehen eine Hauptwaffe und ein Ragnaid zur Verfügung. Letzteres erlaubt es euch, sobald ihr euch in einer Zwickmühle befindet, eure Truppen zu heilen. Bestimmte Klassen haben Zugriff auf eigene individuelle Ausrüstungsgegenstände. Schocktruppen dürfen einen Flammenwerfer verwenden, Techniker machen sich das Reparaturwerkzeug zu nutze, um Vehikel in den Ausgangszustand zu versetzen.

Die Anzahl an Klassen wurde im Vergleich zum zweiten und dritten Teil verringert, dafür stößt eine zusätzliche Klasse im Vergleich zum Aufgebot des ersten Teils hinzu. Späher sind das A und O in eurem Kader, da sie sich über weite Distanzen hinweg bewegen können. Schocktruppen kann man als geringfügige Verbesserung der Eigenschaften des Spähers sehen. Auf Kosten seiner Bewegungsfreiheit verbessert sich sein Schaden und seine Verteidigung.

Mit großer Wahrscheinlichkeit greift ihr zu einer dieser zwei Klassen, da der Rest nur situationsbedingt Vorteile bietet. Lanzenträger spielen ihre Stärken im Kampf gegen Panzer und andere Vehikel aus. Überfallt ihr hingegen eure Gegner, könnt ihr auf sie verzichten. Die Verwendung von besonders starken Waffen ist nicht nötig. Techniker versorgen eure Truppen nicht nur mit neuer Ausrüstung und reparieren Fahrzeuge, sie können als einzige Klasse tote Teamkameraden wiederbeleben. Trotzdem finden sie kaum Verwendung, außer im Bau von Leitern in ein paar Missionen. Scharfschützen teilen besonders viel Schaden über weite Distanzen aus, doch sie sind sehr langsam und auf Karten mit geringer Sichtweite so gut wie nutzlos. Die neue Klasse sind die Grenadiere. Sie sind ebenso langsam, aber sie verlangsamen das gegnerische Mörserfeuer auf effektive Weise.

Jeder, der das erste Valkyria Chronicles gespielt hat, erinnert sich sicher daran, dass Späher viel stärker waren als die übrigen Klassen. In einem Spiel, in dem ihr überwiegend feindliche Basen einnehmt, ist es wichtig, schnell zu diesen Basen zu gelangen. Jeder Soldat verfügt über sogenanntes Potential, welches ihm sowohl positive als auch negative Eigenschaften beschert. Die hohe Bewegungsreichweite des Spähers kann daher sogar verdoppelt werden. Mit dem Einsatz von Spähern kann man Großteil der Missionen im Handumdrehen ohne große Probleme bewältigen. Obwohl man sich diesem Problem angenommen und die schlechte Balance verbessert hat, ist der Späher nach wie vor bei weitem die beste Einheit des Spiels. In manchen Belangen sind sie sogar stärker geworden. Verantwortlich hierfür ist zum Beispiel der neue APC, welcher uns rästelhaft zurücklässt.

Der APC ist ein gepanzertes Fahrzeug, das Truppen über das Schlachtfeld transportiert. Er kann sich weiter als Späher bewegen und seine Panzerung ist stark genug, um Kugeln und nicht-explosive Angriffe Stand zu halten. Hintergrund für die Einführung des APCs ist unserer Empfindung nach die langsame Bewegungsgeschwindigkeit gewisser Klassen. Dadurch wurde der Späher allerdings noch nützlicher gemacht. Der größte Nachteil an dieser Klasse war bislang ihre geringe Lebensenergie und die Verteidigung. Beides ist kein Problem mehr, wenn man sie in einen APC setzt. In jeder Mission, die es erforderte eine feindliche Basis einzunehmen, setzen wir kurzerhand den APC ein, um Späher (und ab und an Schocktruppen) quer durch die Prärie zu schicken. Dadurch ist der Einsatz von Panzern in vielen Missionen widersinnig. Der hohe Schaden, den Panzer anrichten, steht nicht im Verhältnis zur Anzahl an CP, die eingesetzt werden muss, um die Kolosse von A nach B zu schicken. Anders als Lanzenträgern können Panzern keine Kommandos erteilt werden.

Valkyria Chronicles 4 verfügt über eine neue Spielmechanik, durch die die leitende Einheit bis zu zwei Einheiten befehligen kann, ihr zu folgen. Der Einsatz dieser Fähigkeit erfordert Spezialpunkte (SP). Diese Ressource kann ein Mal pro Runde eingesetzt werden. Da einer eurer Anführer ein Späher ist, könnt ihr im Endeffekt den verdoppelten Bewegungsradius dieser Klasse vielfach aneinander reihen. Der Rückrufbefehl, der euch bestimmte Vorteile im Gegenzug zum Einsatz von CP beschert, kann dazu eingesetzt werden, den einzigen echten Schwachpunkt der Späher auszumerzen, ihre geringe Verteidigung.

Den Entwicklern war augenscheinlich bewusst, wie unausgewogen die Klassen sind. In bestimmten Missionen erwarten euch einige Überraschungen, wie plötzlich erscheinende Gegner oder ein besonders mächtiges Vehikel, das Soldaten auf einen Schlag ausschaltet. Problematisch daran ist, dass diese Gimmicks für gewöhnlich viel zu stark dafür sind, um in der ersten Konfrontation mit ihnen klar zu kommen. Mit großer Wahrscheinlichkeit verfügt ihr nicht über die passenden Einheiten oder sie sind schlecht positioniert und scheitert kläglich während der Gegner am Zug ist. Statt an seiner Taktik festzuhalten empfiehlt es sich hierbei einen älteren Speicherstand zu laden oder die Mission komplett von vorn anzugehen. Das liegt auch daran, dass eure Bewertung und die damit verbundenen Belohnungen am Ende einer Mission fast ausschließlich von der Anzahl eurer benötigten Züge abhängt.

Zumindest knüpft das Spiel an die exzellente Optik und den großartigen Soundtrack der Vorgänger an. Valkyria Chronicles Remastered zeigte, dass ein guter visueller Stil wichtiger ist als eine Fülle von Polygonen. Die strahlenden Charakterdesigns und Umgebungen sehen im Zusammenhang mit allgegenwärtigen skizzenhaften Filter fantastisch aus. Manche Teile der Karten wie Gestein oder Ruinen sehen etwas grob aus, doch der visuelle Stil zieht sich wie ein roter Faden durchs Spiel. Eine optische Pracht sind die Schneelevel. Soldaten und Vehikel hinterlassen für lange Zeit erkennbare Spuren im Schnee. Der Soundtrack bewegt sich auf dem Niveau des Originals, doch ein erkennbarer Anteil der Musikstücke stammt aus den Vorgängern. Das wäre bei wenigen Beispielen nicht ausschlaggebend. Schlachten verlieren hingegen an Bedeutung, da viele der Kampfmelodien aus den Vorgängern entliehen wurden.

Fazit

SEGA gelang es, die Valkyria Chronicles-Serie zurück zu ihren Wurzeln zu bringen, doch es gehört mehr dazu ein wirklich großartiges Spiel zu erschaffen. Zwischen den Veröffentlichungen des ersten Teils und des aktuellen Spiels liegen zehn Jahre, doch eine Weiterentwicklung lässt sich in der Serie kaum feststellen. Eine großartige Geschichte und die wunderschöne Optik können das schlechte Kampfsystem nicht verbergen. Wir können nur hoffen, dass die Entwickler bei Valkyria Chronicles 4 auf Nummer sicher gegangen sind und dass das nächste Spiel jene Neuerungen mit sich bringt, die die Serie dringend benötigt.