Loading...
Test

Im Test: Super Mario Bros. Wonder

Switch to: Englisch

Eine Dekade nach dem offiziellen letzten 2D-Super Mario-Plattformer für Heimkonsolen schickt sich Super Mario Bros. Wonder der neue Genreprimus zu werden.

Super Mario Bros. Wonder wurde vor einer Woche für die Nintendo Switch veröffentlicht, schlappe 11 Jahre nach New Super Mario Bros. U für die Wii U. In Europa ist es das am schnellsten verkaufte Super Mario-Spiel aller Zeiten, wie Nintendo gestern auf Social Media verlautbarte. Wir haben das Jump’n’Run für euch von Anfang bis Ende durchgespielt und geprüft, wie gut der neue Super Mario-Teil tatsächlich geworden ist.

Die Story ist wie in vielen Teilen der Serie schnell zusammengefasst: Bowser, der König der schildkrötenartigen Koopa, bedroht das Blumenkönigreich und verwandelt sich kurzerhand in ein finsteres Schloss. Eure Aufgabe ist es, an der Seite von Prinz Florian mit den quer im Königreich verteilten Königssamen die sechs Geisterpiranhas, die das Schloss verteidigen, zu beseitigen und Bowser in einem epischen Finale zu besiegen.

Das Blumenkönigreich umfasst sechs Welten sowie die Blumenwelt, die alle Welten miteinander verbindet, und hoch über den Wolken eine Spezialwelt, die ihr gegen Ende des Spiels freischaltet. Auf der Oberwelt müssen wir zwar die einzelnen Welten freischalten, können aber innerhalb der Welten immer zwischen einer kleinen Zahl an Level frei wählen. Schlappe 152 Level warten auf Hüpfspiel-Connaisseure, darunter neben klassischen Abschnitten, in denen wir es zur Zielfahne schaffen müssen (etwa die Hälfte der Level), auch ziemlich ähnlich und einfach designte Bosskämpfe gegen Bowser Jr., Wiggler-Rennen, Abzeichen-Tests, Kampfparties, Suchtrupps und Verschnaufpausen. Super Mario Bros. Wonder umfasst elf spielbare Charaktere: Mario, Luigi, Peach und Daisy unterscheiden sich lediglich in ihrem Aussehen. Wählt ihr hingegen den Gelben oder Blauen Toad, Toadette, Yoshi, den Roten, Gelben oder Hellblauen Yoshi oder Mopsie, könnt ihr nicht mehr sterben, allerdings auch keine Power-ups aufsammeln.

Die klassischen Level bieten eine Menge Abwechslung, da sich in jeder Welt nicht nur die Umgebungen von grünen Wiesen bis hin zu Lavahöhlen verändern, sondern auch nahezu jedem Level mit einer Besonderheit eine eigene Note verliehen wird – und das sogar buchstäblich. In musikalischen Level müssen wir im Takt hüpfen, hierzu passen auch die kurzen Verschnaufpausen, in denen wir klassische Super Mario-Melodien in neuem Gewandt hören und Nachhüpfen, oder bestimmte Abzeichen, mit denen wir extra Münzen sammeln, indem wir im Rhythmus bleiben. In Wiggler-Rennen gilt es, vor der namensgebenden Raupe ins Ziel zu kommen, was eine gute Herausforderung darstellt, da euch das Spiel allerlei Hindernisse in den Weg legt und die Kamera automatisch scrollt – ein gelungener Kontrast zu den Verschnaufpausen. Mit Zeitdruck habt ihr ansonsten kaum zu kämpfen, es sei denn ihr wollt mehr Münzen in den Kampfparties holen. Hier gilt es auf bis zu vier Ebenen bestimmte Gegnertypen möglichst schnell auszuschalten. Hierbei können wir uns zwischen den auch in den anderen Level verfügbaren vier Power-ups entscheiden: Feuerblume, Seifenblasenblume, Bohrerpilz und Elefantenfrucht. Jedes Power-up hat individuelle Vorteile: Während wir mit der Feuerblume flink am Boden befindliche Gegner ausschalten, eignet sich die neue Seifenblasenblume ideal, um Widersacher in der Luft auszuschalten oder eigene Plattformen zu errichten und so verborgene Bereiche zu erreichen und an extra Münzen zu gelangen. Der neue Bohrerpilz ermöglicht es uns, uns unter allerlei Oberflächen zu bohren, auch unter die Decke. Mit der Elefantenfrucht verwandeln wir uns in ein Rüsseltür und können Mauern niederreißen, Gegner wegschleudern und Wasser vergießen, um an eine Vielzahl von Goldmünzen zu gelangen oder die sprechende Blume, die uns ständig begleitet und uns gut zuredet, glücklich zu machen.

In Super Mario Bros. Wonder gibt es 24 Abzeichen zu sammeln, die sich in drei Arten unterteilen und die ihr entweder in Shops gegen lila Münzen kauft oder für die ihr spezielle Abzeichen-Tests absolviert. Aktionsabzeichen umfassen hilfreiche Gadgets wie die Fallschirmmütze, mit der wir über Abgründe hinweg schweben können, einen Rankenschuss, der als Enterhaken dient und uns ebenfalls weite Distanzen überwinden lässt, oder eine Schwebe-Pirouette, Stärkungsabzeichen beinhalten Belohnungsmünzen, einen Rettungssprung aus kochender Lava oder die Fähigkeit, mit dem Fühler Wunderblumen und 10er-Spezialmünzen einfacher zu finden, und Expertenabzeichen bieten euch Zugang zu einem Jet-Antrieb, zu der Sprungfeder und die Möglichkeit, euch unsichtbar zu machen. Vor jedem Levelbeginn wählen wir das passende Abzeichen. In seltenen Fällen spricht das Spiel auch eine Empfehlung für ein bestimmtes Abzeichen aus. Es kann immer nur ein Abzeichen ausgerüstet werden. Nintendo wollte das Spiel so von The Legend of Zelda abheben. Die neuen Superkräfte fügen sich gut in das klassische Mario-Gameplay ein und bietet gemeinsam mit den neuen Abzeichen die Möglichkeit, Level auf unterschiedliche Arten zu bewältigen. Selten sind wir allerdings ein Level noch einmal angegangen, um das Abzeichen zu wechseln.

In den klassischen Level können wir eine goldene Fahne sammeln, indem wir auf die Spitze des Fahnenmastes springen, sowie eine schwankende Anzahl an Wundersamen und 10er-Spezialmünzen einsammeln. Darüber hinaus klauben wir auch zahlreiche lila und Goldmünzen auf. 100 Goldmünzen bescheren uns ein Zusatzleben. Lila Münzen verwenden wir, um in Shops Zusatzleben, Abzeichen oder Aufsteller für den Mehrspielermodus zu kaufen. Wundersamen schalten Paläste und den Zugang zu neuen Welten frei. Ein großes neues Feature von Super Mario Bros. Wonder sind die Wunderblumen, die mal mehr, mal weniger gut versteckt sind und die Levelarchitektur und die Art und Weise, wie ihr mit dem Level interagiert, teils grundlegend verändert oder buchstäblich auf den Kopf stellt. So verwandeln wir uns beispielsweise in einen Gumba, jene kleine braune Wesen, die wir schon auf dem Super Nintendo gerne massenweise ausgeschaltet haben, reiten auf einer Horde wilder Geister-Gallopteros in den Nachthimmel oder tauchen den Level in einen Limbo-artigen schwarz/weiß-Look, um uns ausschließlich anhand der Augen der beweglichen Plattformen zu orientieren. In Kombination mit dem Bohrerpilz verwandeln wir uns in einen roten Wackelpudding-Mario, der an allen Oberflächen festklebt, und erleben mit die kreativsten Rätsel in einem Mario-Spiel. Die Wunderblumen sind für einige der schönsten Momente verantwortlich, die wir in Super Mario Bros Wonder erlebt haben.

Während der ca. zehn Spielstunden, die wir mit dem Spiel verbracht haben, haben wir auch zahlreiche Referenzen zu anderen Nintendo-Charakteren gefunden. Im Suchtrupp-Modus gilt es, versteckte Wundermarken zu finden. Diese Knobelpassagen haben uns einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Hier entfalten die neuen Power-ups wirklich ihre Wirkung. Gerne hätten wir mehr als die verfügbare Hand voll an Suchtrupp-Level im Spiel wiedergefunden. Passend dazu treffen wir auch Knobelexperte Captain Toad aus Captain Toad’s Treasure Tracker an der ein oder anderen Stelle im Spiel wieder.

Der Plattformer verfügt sowohl über einen lokalen Drop-in/Drop-out-Mehrspielermodus für bis zu vier Spielende, bei dem alle Charaktere auf einem Bildschirm zusammengepfercht werden, als auch über einen Online-Modus, in dem wir die Geister von anderen Spielenden sehen und uns gegenseitig mit Aufstellern vor Fallen warnen oder auf Verstecke hinweisen können. Dabei können wir sogar gelungene Hinweise mit einem Herz belohnen und so unseren Online-Rang steigern, ähnlich wie in Death Stranding. Beide Mehrspielervarianten können euch bei kniffligen Stellen helfen, da ihr nach einem Fehler nicht direkt sterbt, sondern in einer Blase wieder im Spiel erscheint und von anderen Spielenden wieder ins Spiel zurückgeholt werden könnt. Die ohnehin hohe Reizüberflutung erreicht mit vier Spielenden aber auch ihren Höhepunkt und dürfte nicht für alle eine Bereicherung der Spielerfahrung darstellen. Der lokale Mehrspielermodus eignet sich etwa dazu, um gemeinsam mit kleinen Geschwistern mit einem unkaputtbaren Yoshi das Spiel zu erleben, allerdings weniger für ernsthafte Jump’n’Run-Enthusiasten.

Super Mario Bros. Wonder ist eine technische Meisterleistung: Das Spiel läuft fast ausnahmslos flüssig in 1080p und in 60 Bildern pro Sekunde, abgesehen von ein paar kleineren Schwankungen in der Bildrate in der Oberwelt, und sieht großartig aus. Die Umgebungen strotzen vor Details, die Level sind teils riesig und die Animationen sind butterweich. Einzig an den zwar sehr hübschen, aber mit sichtbaren Zacken versehenen Charakter-Sprites, insbesondere auf der Oberwelt, merkt man, dass die Nintendo Switch ihr Limit langsam erreicht hat. Die Ladezeiten sind stets kurz und knackig. Im Handheld-Modus läuft das Spiel ebenso stabil in 60 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 720p.

Die Klangkulisse steht der visuellen Präsentation in nichts nach: Während der Soundtrack aus einer Mischung aus klassischen und neuen orchestralen Themen, Patapon-artigen Gesangseinlagen und treibenden Tracks der Marke Hotline Miami besteht, macht Kevin Afghani als neuer Synchronsprecher von Mario und Luigi und Nachfolger von Charles Martinet eine gute Figur und auch die sprechende Blume, von der wir zunächst erwartet haben irgendwann ziemlich genervt zu werden, fügt sich gut in das Spieldesign ein und sogar gar für den ein oder anderen Lacher. Die klassischen Soundeffekte wurden um neue Abwandlungen ergänzt und sorgen zusammen mit der großartigen Musik für ein tolles Klangerlebnis.

Fazit

Super Mario Bros. Wonder ist ein fantastisches 2D-Jump’n’Run mit ausgeklügeltem Leveldesign, gelungenen Neuerungen in punkto Wunderblumen, Abzeichen und Power-ups, großartiger Präsentation und überzeugender Technik. In ca. zehn Stunden habt ihr allerdings auch schon fast alles vom Spiel gesehen. Ein paar zusätzliche Level pro Welt hätten dem Spiel nicht geschadet. Möglicherweise hat man aber bewusst auf Füllmaterial verzichtet und es haben nur die besten Level ins Spiel geschafft. Der Schwierigkeitsgrad ist grundsätzlich ziemlich niedrig angesetzt und in der Spezialwelt dürften Profis erstmals etwas gefordert werden. Wir können Super Mario Bros. Wonder allen Nintendo Switch-Besitzenden und Jump’n’Run-Fans bedenkenlos empfehlen.

Wir haben die Screenshots auf der Nintendo Switch im TV-Modus aufgenommen. Der Publisher hat uns ein Testmuster von Super Mario Bros. Wonder zur Verfügung gestellt.