Das Wochenende steht vor der Tür und ihr seid in Feierlaune, doch knapp bei Kasse? Computerspiele sind doch so viel günstiger und günstiger im Vergleich, möchte man meinen.
Party Hard ist diese Woche auf Steam für den PC erschienen. Es wurde von Pinokl Games entwickelt und tinyBuild published das blutige Spielchen. Es gilt 12 Parties zu crashen und das auf grausamste Art, denn ihr übernehmt die Rolle eines Serienkillers, der – je nach Anlass – 20 – 60 Menschen umbringen muss.
In gewissen Zügen erinnerte uns Party Hard beim ersten Anspielen (siehe Gameplay-Video unten) stark an Hotline Miami (Review Steam/PSN): Ihr habt eine vergleichsweise simple Optik aus der isometrischen 2D-Perspektive, seid ein möglichst ungesehener Serienkiller, müsst alle Menschen im Level zum Fortschreiten umbringen und das blutige Gemetzel wird von clubbiger Elektro-Musik untermalt.
Der Täter ist mit einem Messer bewaffnet und kann auf keinerlei Schusswaffen zurückgreifen. Das bedeutet ihr müsst immer nah an eure Opfer herankommen, was kein Problem darstellt. Einzig die Rausschmeißer treten euch bei Sichtkontakt sofort zusammen und ihr dürft das Level neu laden. Problematisch ist, dass sobald eine Person entdeckt, dass ihr gerade jemandem die Lichter auspustet oder eine Leiche finden, alarmieren sie mit dem nächst platzierten Telefon sofort die Ordnungshüter. Seid ihr in direktem Sichtkontakt mit dem aufgescheuchten Menschen, so erscheinen Handschellen über eurem Kopf und ihr wisst, dass der anrückende Polizist euch solange verfolgen wird bis er euch schnappt (und dann dürft ihr wieder neu laden). Also solltet bei einem Kill möglichst allein mit der Person sein und dann schnell das Weite suchen.
Hat man in HLM eine große Auswahl an Masken und Waffen, so beschränkt man sich in Party Hard auf ein paar zufällig spawnende Koffer und einen Händler, der ganz im Sinne des Resident Evil 4-Händlers mit “whadare ya buying?” euch frisches Arsenal anbietet. Zu den Power-ups zählen Bomben und Granaten (tödlich/betäubend), beschleunigende Stiefel und frische Klamotten. Rauchgranaten erlauben in einem bestimmten Umkreis unerkannt zu agieren und neue Kleidung eliminiert euren Fahndungslevel.
Das Leveldesign erlaubt euch auf verschiedene Arten vorzugehen. Auf der Halloween-Party etwa gibt es einen Raum mit einem Sarg, in dem ihr Leichen verstecken könnt. Allerdings befindet der sich gleich am Eingang des Hauses und ist hoch frequentiert. Schnelligkeit ist gefragt. Nebenan ist der Eingang zu einem Kellergewölbe, das euch blitzschnell in den Garten befördert – zurück geht’s aber nicht mehr. Diese Durchgänge gibt es zuhauf, etwa auf der Bootsparty oder der Bikerparty. Benutzt ihr die Abkürzungen jedoch zu häufig, kommt ein leibhaftiger Super Mario und verschließt den Durchgang, um in eine Röhre zu plumpsen und wieder zu verschwinden (umbringen kann man ihn nicht). Die Durchgänge sind besonders praktisch, um dem bemitleidenswerten Polizisten zu entkommen. Der gibt nämlich mit einem gepfefferten “Sch**ß drauf” auf, wenn er euch zu lange hinterher läuft. Andererseits wenn ihr zu viele Polizisten killt – was echt schwer ist, da ihr nur die Umgebung dafür hernehmen könnt, euer Messer bleibt wirkungslos – treten schnellere Kollegen auf den Plan und am Ende sogar SWAT-Teams und schwarzbekleidete Geheimagenten.
Wir haben das Nutzen der Umgebung angesprochen und das ist elementar im Spiel, da es neben dem Standardmesser und Granaten keinerlei Waffen gibt. Spontan haben wir uns an die brutalen Umgebungskills von Sleeping Dogs (Review) erinnert gefühlt, denn bei Party Hard bleibt kaum ein Mittel verschont, unschuldig feiernden Menschen brutal ein Ende zu setzen. Das beginnt mit umstürzenden Bäumen, geht über losrollende Golf-Caddys/Bikes und endet mit einem regelrechten Folterraum auf der Halloween-Party. Die Umgebung setzt ihr dabei mit der Y-Taste am Controller ein – das Spiel steuert sich sehr präzise mit einem Konsolen-Controller (wir haben das PS4-Pad als emuliertes Xbox 360-Pad benutzt) -, was nicht immer 100-prozentig klappt. Uns sind etwa 6 Clipping-Fehler aufgefallen, bei denen der Einsatz des Inter- bzw Exterieurs nicht geklappt hat, wir haben die Fehlerchen direkt an den Entwickler gemeldet.
Apropos Umgebungen: Bei jedem Neuladen eines Levels bleibt die Grundstruktur der Räume zwar gleich, allerdings befindet sich beispielsweise wo eben noch ein prächtiges Bad war, plötzlich ein Schlafzimmer mit anderen Möglichkeiten… das Haus unsicherer für die Gäste zu gestalten. Das bringt etwas Schwung rein, allerdings sind die Änderungen marginal und sollten etwas größer ausfallen, um den Wiederspielwert zu erhöhen.
Bei solch einem Spiel kommt es – unserer Meinung nach – besonders auf die Herausforderung, die Künstliche Intelligenz (KI) und die Musik an. Die Entwickler schaffen es von Party zu Party den Schwierigkeitsgrad zu steigern und man muss sich mehr und mehr Gedanken machen, wie man die Meute unbemerkt von dannen schafft (Tipp: versteckt die Leichen in Eistruhen, Gullis oder Mülltonnen). Leider muss man sehr oft lange warten, bis die Partygäste zufällig an die Stelle stolpern, wo man sie auch umbringen kann, ohne den ganzen Bundesstaat in Alarmbereitschaft zu setzen (so fühlt sich das an, wenn über 60 Pixelköpfen Ausrufezeichen in Metal Gear-Manier erscheinen).
So wird das Spiel mit seinen 12 Level unnötig auf teils über eine Stunde mit einer Gesamtspielzeit von knapp 7-8 Stunden gestreckt. Das hemmt den Spielfluss ganz schön ordentlich und passt nicht zur treibenden Musikuntermalung, die einem fetziges Gameplay vorgaukelt.
Die Auswahl der Musik ist wirklich klasse, wenn man Freund elektronischer Tanzmusik ist, die in vielen Indie-Spielen wie Hotline Miami, Zenzizenzic (Gameplay) oder eben auch hier gern eingesetzt wird.
Die KI ist nicht sonderlich intelligent – Polizisten geben, obwohl sie direkt vor euch stehen, plötzlich die Jagd auf, Passanten sehen euch überraschenderweise durch einen pixelbreiten Schlitz über mehrere Meter, regen sich aber nicht einmal, obwohl neben ihnen gerade 10 Menschen am Stück vom Dach geworfen werden (Zivilcourage adieu!). Schade, trotzdem funktioniert das Spiel auch mit der schwachen KI, könnte aber an manchen Ecken aber etwas intelligentere Computermenschen benötigen.
Im Spiel ist eine Funktion eingebaut, die besonders für Livestreamer, wie uns, ein Freudenfest ist. Mit Dead Nation, Daylight oder killallzombies gibt es schon ein paar PS4-Spiele mit Twitch-Integration. Nun ist mit Party Hard auch der erste PC-Vertreter am Start, soweit uns das bekannt ist. Es gibt alle paar Minuten Abstimmungen, welches Event als nächstes ausgelöst werden soll, und mit den Befehlen #1, #2 und #3 können die Twitch-Zuschauer entscheiden, ob als nächstes etwa ein mit Sonnenbrille bekleideter Bär im Cabrio vorfährt, eine Gruppe Go-Go-Girls den Anblick versüßt oder ein SWAT-Einsatztrupp die Party crasht. Diese Interaktivität mit dem Publikum bringt frischen Wind in die Partien (harrharr), macht das Spiel aber auch schwerer – wie ihr im Gameplay Video unten seht.
Party Hard ist zwar in 12 Parties unterteilt, es gibt aber eine übergreifende Geschichte. Zwischen den Parties erfahrt ihr immer mehr über die Jagd eines besonders widerspenstigen Ordnungshüters nach dem Serienkiller und dessen Motivationen. Die Sequenzen werden durch stimmungsvolle Standbilder untermalt, allerdings lässt die Qualität der englischen Sprecher zu wünschen übrig (eine andere Sprachausgabe und Textsprache gibt es nicht).
XT Gameplay: 1st Party
Fazit
Für Party Hard zahlt man ca. 13 Euro, das macht einen knappen Euro pro Party. So günstig kommt man, zumindest in der Großstadt, auf keine Party mit so guter Musik, und das ganz ohne Schweißgeruch und Platzangst. Doch wenn die Party jedes Mal Überlänge hat und sich der eine Song ständig wiederholt, dann überlegt man sich schon sehr, ob einem diese Veranstaltung das wert ist. Das Spielprinzip funktioniert und macht Laune, allerdings gibt es an vielen Stellen Verbesserungspotential – etwa bei der Bewaffnung, den Leerlaufphasen und der KI. Falls ihr allerdings Spiele mögt, bei denen ihr taktisch vorgehen müsst und die euch auch mal frustriert in Controller/Tastatur beißen lassen, dann solltet ihr Party Hard eine Chance geben. Aktuell schont der Launch-Rabatt auf Steam mit einem Verkaufspreis von 9 Euro bis 1. September euer Portmonee etwas.
Alle Screenshots wurden von uns persönlich anhand der Steam-Version für den PC erstellt.
Party Hard
Genre: Puzzle-Action
System: PC
Preis: ca. 13 Euro (ca. 9 Euro bis 1.9.2015)
Entwickler: Pinokl Games
Publisher: tinyBuild Games
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