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Test

Im Test: World War Z

Bei dem Koop-Shooter World War Z setzt Saber Interactive auf die Popularität des pausierenden Left 4 Dead, kann die Erfolgsformel allerdings nicht replizieren.

World War Z bietet Zombie-Enthusiasten als Hauptmodus die Koop-Kampagne, die man entweder offline mit drei von der Künstlichen Intelligenz (KI) gesteuerten Kompagnons oder ausschließlich online mit drei Freunden bestreitet, denn auf eine lokale Variante hat man verzichtet. Vier verschiedene Städte werdet ihr im Spiel durchstreifen – New York, Jerusalem, Moskau und Tokio. Jeder Schauplatz besteht aus jeweils zwei bis drei Level, sodass wir auf elf von Beginn an zugängliche Maps kommen.

Die Story hingt hinter den durch den gleichnamigen Hollywood-Blockbuster hoch geschürten Erwartungen weit zurück. Und nein, Brad Pitt hat kein Cameo. Eingangs und am Ende lauschen wir faden Dialogen und Ziel der einzelnen Szenarien ist es meist, eine wichtige Person zu retten oder einen Mechanismus auszulösen, der gegen die Zombieplage wirken soll.

Jedes Level könnt ihr in fünf unterschiedlichen Stufen angehen. Da euer Klassenrang zu Beginn niedrig ist, empfiehlt es sich auf “leicht” zu starten und den Schwierigkeitsgrad peu à peu zu steigern. Das Spiel gliedert die Schwierigkeitsgrade nach eurem Klassenrang, ihr müsst diesen Ratschlägen allerdings nicht folgen. Apropos Klassen: Sechs an der Zahl stehen euch zur Verfügung, darunter Schlitzer, Bastler, Höllenfürst, Schädlingsbekämpfer und Revolverheld. Jede Klasse besitzt besondere Perks. Heilt der Arzt ein Teammitglied mit einem Verbandskasten, erhält er 25 Prozent seiner eigenen Gesundheit zurück. Bei dem Schlitzer dreht sich alles um Nahkampf und so erhöht sich sein darin ausgeteilter Schaden ab Level 20 um 50 Prozent und er kann eine weitere Attacke ohne Ermüdung vollführen. Die Perks machen im Teamplay Sinn und so ergibt es sich im Laufe der Kampagne, dass man sich für eine bestimmte Richtung entscheidet.

Ein riesiges Arsenal an Schießprügeln steht euch zur Verfügung. Von verschiedenen (Maschinen-)Pistolen, über Sport- und Sturmkarabinern bis hin zu unterschiedlichen Gewehren ist alles dabei, das die Herzen von Waffennarren höher schlagen lässt. Die Eisen lassen sich in Werten wie Handhabung und Magazingröße aufwerten. Werden euch zu Beginn die Upgrades noch förmlich hinterher geworfen, gehen euch später schnell die Erfahrungspunkte aus. Kostenpflichter DLC bietet sich hier an und so könnt ihr für 2,99 Euro das Lobo-Waffenpaket mit goldenen MPs und Sturmgewehren sowie der Geißel der Untoten, einer auf Einzelduelle ausgelegte Waffe, erwerben.

Die einzelnen Klassen verfügen über einzigartige Skills, die ab Level 1, 10, 20 und 30 freigeschaltet werden. Darüber hinaus könnt ihr die durch erfolgreich absolvierte Level freigeschalteten Erfahrungspunkte auch in weitere Fähigkeiten investieren. Bei dem von uns zumeist gespielten Revolverhelden sind das häufig neue Startwaffen oder ein erweiterter Radius, in dem automatisch Untote farblich hervorgehoben werden.

Euer Loadout erinnert an Destiny 2 – ihr tragt stets eine schwere, eine leichte, eine Spezial- und eine Wurfwaffe bei euch. Das Handling der Waffen gelingt intuitiv nach Änderung der standardmäßig eingestellten Sensibilität des rechten Analog-Sticks und die Schießprügel unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise.

Wie in Left 4 Dead gilt es nach dem Absetzen am Einsatzort zum Fluchtort zu kommen und buchstäblich einen Abflug zu machen. Die unterschiedlichen Gameplay-Phasen wiederholen sich in jedem Gebiet. Das bedeutet, dass man bereits beim ersten Trip nach Japan alles sieht, das das Spiel in petto hat: Von A nach B rennen, Mechanismen in Gang setzen und Verteidigungsstellungen errichten und Schwärme an Zombies abwehren.

Letzteres ist die Besonderheit an World War Z. An vorgegebenen Punkten errichtet ihr Maschinengewehre, die teils automatisiert sind, verlegt Stacheldraht oder Elektro-Bodenfallen. Klingt spannend, doch da spielt die KI buchstäblich nicht mit. Bots können nämlich weder Verteidigungen errichten und verwenden, noch Schalter umlegen oder eine andere Tätigkeit die helfen würde, das aktuelle Missionsziel zu erfüllen. Sie dienen stattdessen als Bodyguard und Lebensretter und darin sind sie gut. Die KI verfügt augenscheinlich über unendlich Munition und levelt automatisch mit. In den Verteidigungssituationen ist uns aufgefallen, dass manchmal ein Slot fehlt und dass dieser nur wieder erscheint, wenn wir neu laden.

World War Z bietet neben Waffen- auch Gegnervielfalt. Zu den schlurfenden Untoten gesellen sich Creeper (Jockey/Hunter, lauert euch auf), Hazmat (Boomer, Wissenschaftler mit Gas-Problem), Bull (Tank, Gesetzeshüter auf Steroiden) und Screamer (Witch, ruft gesellig nach untoten Freunden). Sie sind also allesamt an die Special Infected aus Left 4 Dead angelehnt.

Einen echten Wiederspielwert bietet World War Z nicht. Die Spawn-Punkte von Gegnern und Gegenständen sind bei jedem Versuch gleich und man lediglich durch die Wahl der Schwierigkeitsstufe, welche zu höherer Frequentierung von Zombies führt, und des Einsatzpunktes für sein gefundenes C4-Päckchen für etwas Abwechslung sorgen.

Neben der Koop-Kampagne gibt es im Hauptmenü auch den Modus Multiplayer. Dahinter verbergen sich eine Reihe an kompetitiven Mehrspielermodi: King of the Hill (Ziel: einen Hügel so lang wie möglich zu halten), Scavenge Raid (wer am meisten Rohstoffe einheimst, gewinnt), Schwarm-Todeskampf (Team-Deathmatch), Schwarm-Vorherrschaft (ähnlich dem Conquest-Modus in Battlefield gilt es Zonen mit seinem Team zu erobern und zu halten), Impfstoffjagd (wer den Impfstoff am längsten hält, gewinnt) und Quick Match (zufällige Partie).

Die größte Problemherde im Multiplayermodus sind das Leveldesign und der Netcode. Zwar hat man offenere Level gestaltet, als im Story-Modus, kreativ sieht allerdings anders aus. Die Modi sind zwar abwechslungsreich, bieten aber auch nichts besonderes. Könnte man sich allerdings selbst Waffen und Items zusammenbauen, etwa im Scavenge Raid, so hätten Fans von The Last of Us und Days Gone angesprochen und für einen zusätzlichen Kniff gesorgt werden können. So fühlt sich der Multiplayer als unnütz an.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man statt sechs zehn Ausrüstungsklassen, die man mit erzielten Erfahrungspunkten individualisieren kann, auffährt. Noch dazu trennt man euren Fortschritt in Koop-Kampagne und im Multiplayer, sodass man nicht belohnt wird, einen der beiden Modi intensiver zu spielen und bei Null anfangen muss. Verbindungsabbrüche und Lags sind in unseren Multiplayer-Partien vorherrschend. So macht der PvPvZ (Spieler-gegen-Spieler-gegen-Zombies) keinen Spaß.

Wäre World War Z parallel zum Kinostart des Films erschienen, hätten wir große Augen gemacht. Anno 2019 holt der Koop-Shooter niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, obwohl er nicht schlecht aussieht. Die Umgebungen sind alles andere als trist, die Animationen sehen gut aus und die Texturschärfe geht ebenfalls in Ordnung. Noch dazu pausiert das Spiel nicht um zu laden. Trotzdem wirkt alles sehr steril und klaustrophobisch klein, selbst in den Außengebieten.

Wir haben das Spiel auf der PlayStation 4 Pro getestet und wer ein substantielles Upgrade im Vergleich zu den sogenannten Base-Konsolen erwartet, für den geht die Rechnung hier nicht auf. World War Z läuft auf PS4 Pro und Xbox One X in 30 Bildern pro Sekunde in einer dynamischen 4K-Auflösung. HDR (High Dynamic Range) ist allerdings nicht enthalten. 60 Bilder pro Sekunde bleiben PC-Spielern vorbehalten. Dort kann man auch auf Ultra Widescreen-Displays spielen.

Die in dieser Thematik gelagerten Spiele verfügen häufig über eine bestechende Musikuntermalung und bauen generell viel Atmosphäre mit dem ausgegebenen Sound auf. Bei World War Z sieht das anders aus, denn für Grusel oder Spannung sorgt man weder spielerisch noch technisch (zumindest nicht gewollt). In den an einer Hand abzuzählenden Zwischensequenzen machen die englischen Synchronsprecher eine erstaunlich gute Figur.

Und ja, wir wissen, dass Zombies Zekes in World War Z heißen.

Fazit

Left 4 Dead bietet keine großartige Rahmenhandlung, aber auch nach Jahren noch gutes Gameplay. World War Z hat man hingegen schnell durchgespielt und vergessen, denn Langzeitmotivation kommt mit dem abwechslungsarmen Leveldesign und der katastrophalen Umsetzung des Multiplayers nicht auf. Wer auf Biegen und Brechen ein Left 4 Dead-ähnliches Spiel sucht und Konkurrenten wie Earthfall schon durch hat, der könnte mit World War Z einen angenehmen Abend mit Freunden verbringen, doch mehr bietet das Spiel im aktuellen Zustand nicht.