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Im Test: Ghost of Tsushima

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Ghost of Tsushima ist der aktuelle Titel von Sucher Punch und setzt als letztes Sony-Exklusivspiel den perfekten Schlusspunkt für die PS4.

Die aktuelle Spielegeneration neigt sich dem Ende zu und zum Jahresabschluss werden wir die neuen Konsolen in Empfang nehmen können – die Xbox Series X und die PlayStation 5. Das bedeutet zwar nicht, dass keine weiteren Spiele für die aktuellen Konsolen erscheinen werden – ganz im Gegenteil, doch Sony konzentriert sich klar auf die PS5 und plant keine weiteren PS4-Veröffentlichungen. Doch bevor die PS5 erscheinen wird, stand noch ein großer PS4-Titel an. Die Rede ist von Ghost of Tsushima, dem neuen Titel von Sucker Punch. Das Studio hat die PS4 als erstes First-Party-Studio mit einem Exklusivtitel versorgt (Infamous: Second Son). Passenderweise beendet Sucker Punch die lange Reise der PS4.

Das Spiel ist während der Shogun-Ära angesiedelt. Die mongolische Armee ist in Tsushima eingefallen und hat die Insel eingenommen. Im Vergleich zu den Samurai werden die Widersacher als ehrenlos dargestellt und sie kämpfen mit niederen Taktiken. Unser Hauptcharakter, Jin Sakai, hat den Code der Samurai nie gebrochen – bis die Invasion begann. Um diesen Gegner zu besiegen bleibt euch nichts anderes übrig, als mehr als nur ein Samurai zu sein. Ihr müsst zum Ghost werden. Wir versuchen Spoiler zu vermeiden, schließlich sollt ihr die Reise selbst erleben. Nur so viel: Jin lernt im Laufe der Geschichte zu akzeptieren, dass er seine Ehre für das Wohl der Allgemeinheit zurückstellen muss. Schließlich ist das der einzige Weg, um Frieden auf dem Eiland wiederherzustellen und seine Familie und Freunde zu beschützen.

Ghost of Tsushima ermutigt euch dazu, in den Kämpfen kreativ vorzugehen. Direkte Angriffe ebnen euch den Weg, einen Einstieg in das komplexe Kampfsystems zu finden. Euer Kampfstil hängt von dem jeweiligen Gegnertyp ab und so ändert sich auch das Timing der Paraden und Ausweichschritte. Euer Gegner versucht auf clevere Weise euch einzukreisen und hetzt euch gleich mehrere Angreifer auf den Leib. So seid ihr schnell im Hintertreffen. Das Ausweichen ist etwas zu übermächtig und so mussten wir im gesamten Spiel nicht einmal parieren. Verdrängt man die Existenz der Ausweichmechanik, werden die Kämpfe wesentlich fordernder und unterhaltsamer. Ihr könnt Gegner auch zu einem Duell herausfordern. Darin müsst ihr euch in Geduld üben und den Knopf zum richtigen Zeitpunkt loslassen, um euren Gegenüber mit einem Hieb niederzustrecken. Eure Feinde lernen im Verlauf des Spiels dazu und ärgern euch mit Täuschungsmanövern und schnelleren Aktionen. Insbesondere im letzten Spielabschnitt ist der Sieg in einem Duell beinahe unmöglich.

Der kreativere Weg ist euch die Schleichmechaniken zunutze zu machen. Ihr könnt euch verstecken und Gegner von hinten ausschalten, sie ablenken, mit Pfeil und Bogen aus der Ferne abschießen, ihnen Bomben und Kunai entgegen werfen und sie mit Gift unmittelbar töten oder sie dazu bringen, aus Wut andere Feinde zu attackieren. Im Kampf stehen euch zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, doch die Mongolen könnten sich eurer Taktik noch besser anpassen. Im Kampf geht die Künstliche Intelligenz (KI) bemerkenswert schlau vor: Sie umzingeln euch, verwenden Schilder und greifen euch im richtigen Moment an. Außerhalb der Auseinandersetzungen ist KI allerdings plötzlich richtig doof. Größtenteils schleichen wir unbemerkt an Wachen vorbei, was rasch zu Situationskomik führt. Die Entwickler wollten die Spieler augenscheinlich dazu motivieren, leise vorzugehen, doch eine größere Herausforderung wäre wünschenswert gewesen.

Technische Unzulänglichkeiten wie ab und an anzutreffende Glitches werden von der wunderschönen künstlerischen Präsentation aufgewogen. Aus Liebe zur japanischen Kultur zollte Sucker Punch auch der Kameraarbeit von Akira Kurosawa Tribut, insbesondere mit einem reinen Schwarz-/Weiß-Modus. Der Foto-Modus ermöglicht es euch, Luft zu schnappen und ungestört eine Szene bestmöglich darzustellen. Der Modus ist überraschend gut ausgearbeitet und wir empfehlen euch, ihn mindestens einmal während des Durchspielens auszuprobieren. Die Musik ist so außerordentlich stimmungsvoll geworden, dass wir den Soundtrack von Ghost of Tsushima aus der Feder von Ilan Eshkeri als Anwärter für einen der besten seiner Art in diesem Jahr handeln. Besonders stechen dabei die Melodien zu Beginn des Spiels und im Finale hervor, die dadurch besonders stark im Gedächtnis haften bleiben und eine emotionale Wirkung zeigen.

Die Geschichte ist weder besonders originell noch erinnerungswürdig, auch wenn es wie erwähnt ein paar einprägsame Momente gibt. Sehr gut gelingt es dem Spiel, die Nebengeschichten zu erzählen, insbesondere die Mythischen Geschichten. Wir empfehlen euch, die Welt so gut es geht zu erkunden und jede Aufgabe zu erfüllen, die ihr findet. Dadurch verbessert ihr nicht nur die Werte und Fähigkeiten eures Charakters, ihr erlebt dann auch den besten Teil des Spiels. Die Mythischen Geschichten füllen die Spielwelt von Ghost of Tsushima mit Leben und erweitern die Lore mit vielen Details, etwa zu Einzelschicksalen innerhalb der Zivilbevölkerung als auch zur Entwicklung eurer Mitstreiter und den Mythen und Legenden Tsushimas. Wenn wir die Hauptgeschichte behandeln dürfen wir nicht unerwähnt lassen, dass das Finale auf höchstem Niveau niedergeschrieben wurde. Ohne zu viel zu verraten könnt ihr das Ende mit eurer Entscheidungsgewalt maßgeblich beeinflussen. Nachdem wir beide Enden gesehen haben überrascht es uns, dass beide Möglichkeiten im Einklang mit dem Originalwerk stehen und zu Jins Entwicklung passen.

Fazit

Ghost of Tsushima war meine (Francesco) Überraschung des Jahres. Es ist kein perfektes Spiel, aber das endgültige Spiel macht so viel richtig, dass man über die Fehler hinwegsehen kann. Dieses Spiel ist eine Liebeserklärung an die japanische Kultur und Historie und setzt für die PlayStation 4 den idealen Schlusspunkt, wenn auch noch ein paar Spiele dafür erscheinen werden. Es ist nicht weit davon entfernt, ein absolutes Meisterwerk zu sein und ich bin mir sicher, dass jeder Spieler es noch lange im Herzen weitertragen wird. Nicht viele Spiele bringen mich dazu, die Hauptgeschichte zunächst außen vor zu lassen und mich zum Großteil mit den vielen bedeutsamen Nebengeschichten zu beschäftigen. Wenn ihr Action-Adventures mögt und eine PS4 euer Eigen nennt, ist Ghost of Tsushima ein absoluter Pflichtkauf. Es verneigt sich vor der PS4 und ist eines der besten Videospiele, die die aktuelle Generation hervorgebracht hat.